Gerhard Maeß
Gerhard Siegfried Werner Maeß (* 27. Oktober 1937 in Magdeburg; † 25. Juni 2016[1]) war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer auf dem Gebiet der Numerischen Mathematik.
Leben
Gerhard Maeß machte sein Abitur 1955 in Magdeburg und studierte danach Mathematik und im Nebenfach Physik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nach dem Diplom 1960 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Mathematik und Mechanik der Akademie der Wissenschaften der DDR. An der Humboldt-Universität zu Berlin wurde er 1965 mit einer Arbeit über Quantitative Verfahren zur Bestimmung periodischer Lösungen autonomer nichtlinearer Differentialgleichungen zum Dr. rer. nat. promoviert.[2]
Im Anschluss war er dort bis 1970 auch Lehrbeauftragter. Nebenberuflich war er Fachredakteur am Zentralblatt für Mathematik.
Er war seit 1970 Hochschuldozent an der Universität Rostock und habilitierte sich 1976 an selbiger über die iterative Lösung linearer Gleichungssysteme. 1980 wurde er zum Professor für Numerische Mathematik berufen, 2003 emeritiert.
Maeß war von 1990 bis 1998 Rektor der Universität Rostock. Maeß‘ Prorektor Gerhard Henninghausen[3] dokumentierte in der „Rostocker Universitätszeitung“ in 1991 als Autor des Artikels „Unter dem Dach der Universität“ die Eingliederung von zwei Hochschulen aus Warnemünde und Güstrow, deren Rechtsnachfolger die Universität in Rostock wurde : In der Amtszeit von Gerhard Maeß als Rektor erfolgte in 1991 auf Beschluss der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern die Übernahme der universitären Ausbildung der international bekannten Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow (IHS) , die seit 1990 als Hochschule für Seefahrt Warnemünde-Wustrow (HfS) unter dem Rektorat von Jürgen Lüsch[4] stand und die Universität Rostock wurde Rechtsnachfolger der Ingenieurhochschule.[5] Der in der „Außenstelle Warnemünde“ verbleibende und nicht mehr universitär, sondern nunmehr als Fachhochschule neu ausgerichtete „Fachbereich Seefahrt“ wurde ebenfalls in der Amtszeit von Gerhard Maeß als Rektor ab 1992 als neuer Fachbereich der Hochschule Wismar zugeordnet.[6]
Das Leben von Gerhard Maeß war in seiner Amtszeit als Rektor der Universität Rostock somit auch eine gesellschaftliche Umbruchphase in der Deutschlands Know-how für die Maritime Wirtschaft, welches sich in der Universitäts-, See- und Hafenstadt Rostock mit universitären Bildungsabschlüssen der einstigen „IHS“ Warnemünde-Wustrow z. B. an der World Maritime University (Malmö) orientierte, einerseits durch die Eingliederung der ehemaligen Ingenieurhochschule mit Übernahme der Warnemünder „Seefahrt-Studenten“ gesichert wurde und andererseits im Rahmen einer Hochschulerneuerung ab 1992 in Warnemünde neu beginnende Studiengänge für zukünftige Seeleute dann mit dem Bildungsabschluss einer Fachhochschule beendet werden. Ebenfalls in der Amtszeit von Gerhard Maeß als Rektor der Universität Rostock wurde in 1991 auf Beschluss der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern auch die „Pädagogische Hochschule Güstrow“ in die Universität Rostock eingegliedert.[7]
In die durch die Deutsche Wiedervereinigung von gesellschaftlichem Umbruch und Hochschulerneuerung geprägte Amtszeit von Gerhard Maeß als Rektor ist zeitlich ebenfalls einzuordnen auch die in 1995 beendete Tätigkeit von schlussendlich nicht nur einer „Ehrenkommission der Universität“[8], welche in 1992 dem Mediziner Horst Klinkmann "mangelnde persönliche Eignung" testierte und daher seine Entlassung als Professor wegen seiner politischen Aktivitäten in dem historischen Staat DDR empfahl.
In 1992 erfolgte unter dem Rektorat von Gerhard Maeß auch die Gründung der „Fakultät für Ingenieurwissenschaften“, deren Gründungs-Dekan Otto Fiedler war.[9][10]
„Rektor besuchte Universität von Tennessee: Kooperation vereinbart. Alma Mater hat mit 53 ausländischen Universitäten Verträge“ berichtete die in Rostock erscheinende Norddeutsche Neueste Nachrichten (NNN) in der Ausgabe vom 18. Juni 1993 über einen Arbeitsbesuch von Gerhard Maeß auf Einladung in den USA, dessen Höhepunkt die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der East Tennessee State University (ETSU) und der Universität Rostock war und somit durch Arbeitskontakte das Spektrum der internationalen Zusammenarbeit beider Universitäten erweiterte.
Von 2000 bis 2004 war Maeß im Rahmen der akademischen Selbstverwaltung ein Ombudsmann. Er engagierte sich für die Deutsch-Japanische Gesellschaft und für das Musikleben in Mecklenburg-Vorpommern.
Ehrungen
- Ordre des Palmes Académiques, Officier (1993)
- Bundesverdienstkreuz am Bande (15. Oktober 1998)[11]
- Ehrenmedaille der Agrarwissenschaftlichen Universität Debrecen (1998)
- Ehrenbuch der Hansestadt Rostock (1998)
- Kulturpreis der Hansestadt Rostock (1999)
- Ehrensenator der Universität Rostock (1999)
Ehrenämter
- 1990–1994 Wissenschaftsrat
- 1990–1998 Hochschulrektorenkonferenz (Senat, Ständige Kommission Strukturplanung)
- 1990–1998 Senat der Max-Planck-Gesellschaft
- ab 1990 Vorstandsmitglied im Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes
- ab 1990 Gründungs-, Vorstands- und Verwaltungsausschussmitglied der Gesellschaft der Förderer der Universität Rostock
- 1991–1998 Mitglied des Kuratoriums des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung
Beiräte
- 1996–2001 Institut für Hochschulforschung Wittenberg
- 2002–2006 HRK-Stiftung
- Förderverein des Volkstheaters Rostock
Schriften
- mit Helmut Kiesewetter: Elementare Methoden der numerischen Mathematik. Berlin und Wien 1974.
- Vorlesungen über Numerische Mathematik. Berlin und Basel 1984 und 1988
- mit Gerlind Birke und Raimond Strauss: Computergraphik. Berlin 1995. ISBN 3-464-57370-2
Literatur
- Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1995
- Kurzbiografie zu: Maeß, Gerhard Siegfried Werner. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Ingrid Rieck: Trauer um Professor Gerhard Maeß. Universität Rostock, Pressemitteilung vom 2. Juli 2016 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 2. Juli 2016.
- Promotion A: Quantitative Verfahren zur Bestimmung periodischer Lösungen autonomer nichtlinearer Differentialgleichungen.
- Gerhard Henninghausen in Deutsche Nationalbibliothek unter https://d-nb.info/gnd/140883525
- IHS/HfS Rektor Jürgen Lüsch (Maritimer Transport) - Nachweis unter: http://cpr.uni-rostock.de/site/professoren_ihs
- „Unter dem Dach der Universität … Seit dem 1.Oktober 1991 … Hochschule für Seefahrt Warnemünde-Wustrow auf Beschluss der Landesregierung von Mecklenburg Vorpommern in die Universität Rostock eingegliedert.“ In: Rostocker Universitätszeitung, Hrsg. Rektor der Universität Rostock, 15. Ausgabe, 11. Oktober 1991 - DNB bibliografischer Nachweis unter : DNB 015837270
- „Unter dem Dach der Universität … Warnemünde … dieser Fachbereich wird ab 1992 einer Fachhochschule angegliedert“. In: Rostocker Universitätszeitung, Hrsg. Rektor der Universität Rostock, 15. Ausgabe, 11. Oktober 1991 - DNB bibliografischer Nachweis unter : DNB 015837270
- „Unter dem Dach der Universität … Seit dem 1.Oktober 1991 sind die Pädagogische Hochschule Güstrow und die Hochschule für Seefahrt Warnemünde-Wustrow auf Beschluss der Landesregierung von Mecklenburg Vorpommern in die Universität Rostock eingegliedert“. In: Rostocker Universitätszeitung, Hrsg. Rektor der Universität Rostock, 15. Ausgabe, 11. Oktober 1991 - DNB bibliografischer Nachweis unter : DNB 015837270
- „Die Ehrenkommissionen an der Universität Rostock: Reden anlässlich der Beendigung der Tätigkeit der Ehrenkommissionen am 30.06.1995 und Bericht der Ehrenkommission der Universität Rostock“ , [Hrsg.: Gerhard Maess], Rostock, 1996 - DNB bibliografischer Nachweis unter : DNB 947448578
- Otto Fiedler in Deutsche Nationalbibliothek unter https://d-nb.info/gnd/140866051
- Otto Fiedler: „Neugründung der Fakultät für Ingenieurwissenschaften 1992“ in Landesbibliographie Mecklenburg-Vorpommern unter https://lhwis.gbv.de/DB=2.1/XMLPRS=N/PPN?PPN=336157789 sowie im sowie im Catalogus Professorum Rostochiensium unter http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00001413
- Bundespräsidialamt