Gerhard Grüneberg
Gerhard Grüneberg (* 29. August 1921 in Lehnin; † 10. April 1981 in Berlin) prägte als SED-Funktionär die Landwirtschaftspolitik der DDR in den 1960er und 1970er Jahren. Durch ihn geriet die Landwirtschaft in der DDR in eine tiefe Produktionskrise.
Leben
Grüneberg absolvierte nach dem Besuch der Volksschule von 1936 bis 1939 eine Maurerlehre und arbeitete bis 1941 in diesem Beruf. Bis 1945 war er Soldat der Wehrmacht und kam in englische Kriegsgefangenschaft. Bis Ende 1945 arbeitete er als Maurer in Oldenburg.
1946 siedelte er in die Sowjetische Besatzungszone über und trat der SED bei. Er besuchte die Kreisparteischule Niederbarnim und die Landesparteischule in Schmerwitz bei Wiesenburg/Mark und war von 1947 bis 1949 bei der SED-Kreisleitung Guben, von 1949 bis 1952 bei der SED-Landesleitung Brandenburg und von 1952 bis 1958 bei der SED-Bezirksleitung Frankfurt (Oder) tätig. Von 1952 bis 1958 absolvierte er ein Fernstudium an der Parteihochschule Karl Marx und erwarb ein Diplom als Gesellschaftswissenschaftler.
Seit 1958 war Grüneberg Abgeordneter der Volkskammer. Im gleichen Jahr wurde er als Kandidat in das Zentralkomitee (ZK) der SED kooptiert und zum Sekretär des ZK gewählt. 1959 wurde er Kandidat und 1966 Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED. Von 1960 bis 1981 war er dort als Nachfolger von Erich Mückenberger Sekretär für Landwirtschaft. In dieser Position war er maßgeblich an der Durchsetzung der Industrialisierung der Landwirtschaft in Großbetrieben, getrennt nach Pflanzen- und Tierproduktion, beteiligt. In der Folge verschlechterte sich „die Versorgung mit Lebensmitteln […] drastisch. Norbert F. Pötzl zufolge wurde die DDR-Landwirtschaft einzig durch den Tod Grünebergs im April 1981 vor dem totalen Zusammenbruch bewahrt.“[1]
1962 und 1963 war er Mitglied des Präsidiums des Ministerrates, ab 1963 des Rates für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft und ab 1966 des Präsidiums des Forschungsrates der DDR.
Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.
Auszeichnungen
- 1959 Vaterländischer Verdienstorden (VVO) in Silber[2]
- 1964 VVO in Gold[3]
- 1971 Ehrenspange zum VVO in Gold[4]
- 1979 Karl-Marx-Orden[5]
Schriften
- Agrarpolitik der Arbeiterklasse zum Wohle des Volkes. Ausgewählte Aufsätze 1957–1981. Berlin (Ost) 1981.
- Auf sozialistische Art leiten, arbeiten und leben. Berlin (Ost) 1959.
- Die marxistisch-leninistische Agrarpolitik von der gegenseitigen Bauernhilfe und demokratischen Bodenreform zur Ausarbeitung und Anwendung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung in der Landwirtschaft der DDR. Berlin (Ost) 1965.
- Zu einigen Fragen der Agrarpolitik der SED. Urania-Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1975.
Literatur
- Michael Heinz: Gerhard Grüneberg und Georg Ewald – ein ungleiches Führungspaar der SED-Agrarpolitik. In: Detlev Brunner, Mario Niemann (Hrsg.): Die DDR – eine deutsche Geschichte. Wirkung und Wahrnehmung. Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3506771957, S. 219–238.
- Siegfried Kuntsche, Helmut Müller-Enbergs: Grüneberg, Gerhard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Louis Gerber: Erich Honecker: Biographie Teil 5; Artikel vom 4. Mai 2003 basierend auf: Norbert F. Pötzl: Erich Honecker. Eine deutsche Biographie; DVA, 2002; zum agrarhistorischen Hintergrund vgl. Andreas Dix, "Freies Land". Siedlungsplanung im ländlichen Raum der SBZ und der frühen DDR 1945 bis 1955. KölnVerlag: Böhlau Verlag 2002. ISBN 3-412-14001-5
- Neues Deutschland, 4. Oktober 1959, S. 3
- Neues Deutschland, 6. Oktober 1964, S. 5
- Hohe Auszeichnung verliehen, In: Neues Deutschland, 29. August 1971, S. 1
- Neues Deutschland, 2. Oktober 1979, S. 3