Computer-Strategiespiel
Ein Computer-Strategiespiel ist ein Computerspiel, dessen Bewältigung vor allem strategisches oder taktisches Geschick erfordert. Dabei übernimmt der Computer entweder die Rolle eines Gegenspielers oder er bietet eine Plattform, auf der mehrere Spieler mit- bzw. gegeneinander spielen können („Multiplayer“). Zu den Computer-Strategiespielen zählen sowohl Adaptionen herkömmlicher Strategiespiele als auch ganz neue Spiele, die nur auf dem Computer existieren.
Man unterscheidet nach Ralf Vollbrecht drei Arten von Computer-Strategiespielen: Rundenbasierte Strategiespiele („TBS-Spiele“), Echtzeit-Strategiespiele („RTS-Spiele“) und Aufbau-Strategiespiele.[1]
Rundenbasiertes Strategiespiel (TBS-Spiel)
In rundenbasierten Strategiespielen (engl. turn based oder kurz TBS) führen die Spieler ihre Züge oft in einzelnen Runden nacheinander aus, ähnlich wie z. B. beim Schach. Andere Rundenstrategiespiele, wie z. B. Age of Wonders, erlauben neben diesem klassischen Modus eine simultane Planung und Zugausführung, um die Wartezeit insbesondere in Multiplayer-Partien zu verkürzen. Weitere Spielsysteme trennen Zug- und Aktionsphase (z. B. History Line), um Hot-Seat-Spiele zu ermöglichen, oder geben allen Spieleinheiten Initiativwerte, um die Reihenfolge des Zuges zu dynamisieren (z. B. Heroes of Might and Magic V).
Besonders häufig in Computer-Rollenspielen anzutreffen sind fortlaufende Rundensysteme, bei denen Spieleinheiten einen ständigen Nachschub an Aktionspunkten erhalten, diese aber in kurzen Zeitphasen verbrauchen. Somit läuft die Handlung für den Betrachter wie in Echtzeit ab, die Spielmechanik basiert aber auf Runden und ist damit jederzeit pausierbar. Beispiel hierfür ist z. B. Dragon Age: Origins, ein solches System wird aber auch im Spiel Jagged Alliance unter dem Namen Plan & Go eingeführt. Dem starren Beginn und Ende einer Runde wird dabei durch die manuelle Pausenfunktion des Spielers und automatischer Pause bei auftretenden Events (z. B. entdeckte Gegner) und erforderlichen Gegenreaktionen (z. B. Beschuss der eigenen Einheiten) dynamisiert.
Da die Spieler nicht unter Zeitdruck stehen, ist eine genauere Planung der Aktionen möglich. Deswegen sind rundenbasierte Strategiespiele meist komplexer als Echtzeit-Strategiespiele und decken oft auch gesellschaftliche Aspekte wie Diplomatie und Politik ab. Die eigentlichen kriegerischen Aspekte treten oft in den Hintergrund und werden weitaus abstrakter dargestellt als in Echtzeit-Strategiespielen.
Die Palette reicht dabei von Spielen auf
- taktischer Ebene wie beispielsweise Panzer General oder die Battle-Isle-Reihe
- über planetenweite Spiele, in denen man eine Nation anführt, wie die sehr bekannte Civilization-Reihe
- bis hin zu Spielen, die sich über ganze Galaxien im Weltraum erstrecken (zum Beispiel die Master-of-Orion-Reihe).
- auch die rogue-ähnlichen Spiele fallen in diese Kategorie
- Spiele aus seitlicher Perspektive, bei denen die Ballistik im Vordergrund steht, wie Worms.
Wesentlicher Bestandteil vieler Computer-Strategiespiele ist die Gewinnung und/oder Verwaltung von Ressourcen, als Strategie im Sinne der militärischen Definition. Kommen insbesondere bei militärischen Strategiespielen wie Panzer General oder Panzer Corps nur militärische Bausteine im Sinne von Verbänden und Einheiten, die im Sinne einer Spielseite zu Großverband zusammengefasst werden, zum Einsatz, handelt es sich im militärischen Sinn um ein Taktikspiel wie sie auch zur Schulung von militärischen Führungskräften eingesetzt werden. Bei den im Sinn von Computerspielen als Taktikspiel bezeichneten Ego-Shootern handelt es sich um Computerspiele zur Darstellung des Feuerkampfes von Einzelnen oder Teileinheiten im Sinne von mehreren Personen, meist in einem Multiplayerrollenspiel.
Verbreitet sind Multiplayerfunktionen, um gegen andere menschliche Spieler antreten zu können. Dabei stehen inzwischen natürlich LAN- und Internet-Funktionen an erster Stelle. Doch gerade durch die Rundenbezogenheit ermöglichen rundenbasierte Strategiespiele auch andere Spielfunktionen wie Hotseat oder E-Mail-Spiele.
Echtzeit-Strategiespiel (RTS-Spiel)
Echtzeit-Strategiespiele (engl. Real time strategy oder kurz RTS) sind Computer-Strategiespiele, bei denen alle Spieler ihre Handlungen gleichzeitig ausführen.
Deshalb reduzieren Echtzeit-Strategiespiele die Komplexität von Spielabläufen und stellen das schnelle Reagieren und strategische Planen unter Zeitdruck in den Vordergrund.
Mit den wachsenden technischen Möglichkeiten überflügelten die Echtzeit-Strategiespiele die rundenbasierten in kommerziellen Erfolg und Bekanntheitsgrad und stehen heute in der Aufmerksamkeit der Spieler hinter dem Genre der Ego-Shooter. Dabei haben die Echtzeit-Strategiespiele die rundenbasierten nicht verdrängt, sondern sprachen mit dem hohen Tempo der Spiele ein grundsätzlich anderes Publikum an. Ein Subgenre der Echtzeit-Strategiespiele ist der Tower Defense, welches vor allem durch die hohe Spielgeschwindigkeit Anklang bei Spielern findet. Tower Defense wurde durch Flashgames und Titel wie Starcraft, oder Warcraft 3 popularisiert, das System wird aber auch in MMORPG Titeln (zum Beispiel Dragonica) verwendet.
Aufbaustrategie-Spiel
Aufbaustrategie-Spiele sind Computer-Strategiespiele, in denen der Aufbau (zum Beispiel einer Stadt) im Vordergrund steht. Es sind oft Einzelspieler-Titel und verglichen mit anderen Strategiespielen spielen Militärstrategie und Kämpfe eine untergeordnete Rolle. Aufbaustrategie-Spiele ähneln Wirtschaftssimulationen.
Einzelnachweise
- Ralf Vollbrecht: Computerspiele als medienpädagogische Herausforderung In: Jürgen Fritz: Computerspiele(r) verstehen. Zugänge zu virtuellen Spielwelten für Eltern und Pädagogen. Bundeszentrale für politische Bildung, 2008, S. 13. ISBN 9783893318322. Online hier, abgerufen am 18. Januar 2020.