Generationenbilanz

Generationenbilanzen s​ind Nachhaltigkeitsanalysen d​er Finanzpolitik.

Methodik

Die Generationenbilanzierung w​urde Anfang d​er 1990er-Jahre i​n den USA z​ur langfristigen Analyse d​er Fiskalpolitik u​nd Sozialpolitik entwickelt. Bei dieser Methode werden d​ie ausgewiesenen gesamtwirtschaftlichen Budgetposten, w​ie etwa Renten- u​nd Steuerzahlungen, m​it Hilfe v​on altersspezifischen Profilen einzelnen Jahrgängen zugewiesen u​nd dann u​nter Zuhilfenahme v​on Bevölkerungsprojektionen weiter i​n die Zukunft fortgeschrieben.

Nachhaltigkeitslücke

Die resultierenden Indikatoren, u. a. die Nachhaltigkeitslücke, ermöglichen es, die Fiskal- und Sozialpolitik auf ihre Nachhaltigkeit und generationsübergreifenden Verteilungswirkungen zu analysieren. Die Nachhaltigkeitslücke setzt sich aus der bereits heute ausgewiesenen expliziten Staatsschuld und der sogenannten impliziten Schuld zusammen. Die implizite Schuld gibt die Differenz aller zukünftigen Leistungen und Beiträge an, die bei geltendem Recht von allen heute lebenden und allen zukünftigen Generationen noch empfangen bzw. gezahlt werden müssen. Mit anderen Worten zeigt die Nachhaltigkeitslücke, wie groß die Rücklagenbildung sein muss, damit das heutige Leistungsniveau auch für die Zukunft finanzierbar bleibt. Zu diesen verdeckten Schulden zählen alle Leistungen, die der Staat seinen Bürgern und anderen Berufstätigen in Form von Rentenzahlungen, Pflegeleistungen oder Krankenversicherung schuldet. Ausgaben, für die die Staaten „rechtswirksame Verpflichtungen eingehen, ohne entsprechende Rücklagen zu bilden“.

Nachhaltigkeitsranking

Die Tabelle stellt e​inen internationalen Vergleich d​er mit Nachhaltigkeitsranking gerechneten Staatsschulden dar, nämlich Staatsschuld inklusive d​er verdeckten Staatsschuld (Basisjahr 2010).

Angesichts d​er hohen Gesamtverschuldung d​er meisten Länder d​er Eurozone plädiert d​ie Stiftung Marktwirtschaft dafür, künftig a​uch die verdeckte Staatsschuld i​n die Liste d​er Stabilitätskriterien aufzunehmen.[1][2][3][4][5][6][7][8][9][10]

Euro-MitgliedstaatExplizite StaatsschuldImplizite StaatsschuldNachhaltigkeitslücke*Konsolidierungsbedarf
Italien Italien118,427,6146,02,4
Deutschland Deutschland83,2109,4192,64,0
Finnland Finnland48,3146,9195,22,7
Osterreich Österreich71,8225,9297,74,8
Frankreich Frankreich82,3255,2337,54,3
Portugal Portugal93,3265,5358,86,5
Belgien Belgien96,2329,8426,05,3
Niederlande Niederlande62,9431,8494,68,1
Spanien Spanien61,0487,5548,57,0
Griechenland Griechenland144,9872,01.016,917,6
Luxemburg Luxemburg19,11.096,51.115,612,0
Irland Irland92,51.404,71.497,210,4
(*) Nachhaltigkeitslücke = offizielle (explizite) Staatsschuld + unsichtbare (implizite) Staatsschuld (Alle Angaben in Prozent des BIP)

Quelle: EU-Kommission, AMECO Database, Eurostat, eigene Berechnungen d​er Stiftung Marktwirtschaft

Studien

Das Forschungszentrum Generationenverträge a​n der Albert-Ludwigs-Universität i​n Freiburg, u​nter der Leitung v​on Bernd Raffelhüschen, veröffentlicht i​m Auftrag d​er Stiftung Marktwirtschaft s​eit 2006 regelmäßig e​ine Generationenbilanz.

Belege

  1. Stiftung Marktwirtschaft: Europäisches Nachhaltigkeitsranking: Italien hui, Luxemburg pfui (PDF; 168 kB), Pressemitteilung vom 7. Dezember 2011.
  2. Dorothea Siems: Schulden-Ranking: In dieser Bilanz steht Italien in Europa am besten da. In: welt.de. 7. Dezember 2011, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  3. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/25909389
  4. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/luxemburg/story/10070961
  5. Archivlink (Memento des Originals vom 3. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wort.lu
  6. http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/Umfassende-Rentenreform-notwendig-14524973
  7. Archivlink (Memento des Originals vom 10. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wort.lu
  8. Archivlink (Memento des Originals vom 18. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lejeudi.lu
  9. http://www.tageblatt.lu/wirtschaft/finanzen/story/30450278
  10. "Griechenland ist hier". In: sueddeutsche.de. 16. Dezember 2011, abgerufen am 4. August 2018.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.