Geiselstein (Vogelsberg)
Der Geiselstein, früher Grisselfels genannt, ist eine etwa 19 Millionen Jahre alte Felsformation aus Basanit[1] am Taufstein (773 m ü. NHN), der höchsten Erhebung des Mittelgebirges Vogelsberg. Er liegt nahe Lanzenhain im hessischen Vogelsbergkreis. Die bizarre und etwa 20 m[1] hohe Formation befindet sich zwischen der 700- und 705-m-Höhenlinie;[2] auf ihm liegt mit 720 m Höhe die höchste Stelle des Stadtgebiets von Herbstein. Die Felsen sind von Buschwerk bewachsen.
Geographische Lage
Der Geiselstein erhebt sich im Naturpark Vulkanregion Vogelsberg in bewaldetem Gebiet des Naturraums Oberwald. Knapp 2 km[2] nördlich vom Gipfel des Taufsteins liegt er im äußersten Westen des Stadtgebiets von Herbstein in der Gemarkung von Lanzenhain, das sich 4,2 km ostnordöstlich befindet. Westlich unterhalb der Felsformation verläuft die Grenze zur Stadt Schotten mit der 4 km südwestlich gelegenen Ortschaft Breungeshain. Nördlich schließt sich das Gemeindegebiet Lautertals mit dem 4,5 km nordöstlich befindlichen Ortsteil Eichelhain an und nordwestlich das Stadtgebiet von Ulrichstein mit der 4,5 km nordwestlich liegenden Ortschaft Feldkrücken. Westlich unterhalb der Felsen fließt ein quellnaher Abschnitt des Ellersbachs, einem Zufluss der Alten Hasel; etwas jenseits davon entspringt der Main-Zufluss Nidda. Etwa 1000 m westnordwestlich der Felsen liegt der Gipfel des Sieben Ahorn (752,7 m).
Geologie
Der Geiselstein ist ein etwa 20 m[1] hoher, nord-süd-ausgerichteter, mauerartiger, 40 bis 50 m[1] breiter Dyke (Gang), der auf einer Länge von über 200 m[1] aus seiner Umgebung hervortritt.
Die Felsformation besteht aus geomorphologisch aufschlussreichen, langgestreckten Basanitplatten,[1] die am Südende der Felsklippe flach bis halbsteil nach Ostnordosten einfallen. Sie stellt einen vulkanischen Durchbruch entlang der von Wilhelm Schottler als Geiselsteinspalte[3] bezeichneten Formation dar, die vom Felsen Stein westlich von Engelrod (Lautertal) bis zur Alten Burg (616,8 m) südöstlich von Kaulstoß (Schotten) verläuft.
Mineralogisch handelt es sich bei diesem Block- und Säulengipfel – den Willi Schulze als „schönsten gangförmigen Durchbruch im Oberwald (des Vogelsberges)“[4] charakterisiert – um einen Basanit von feinkörnigem bis dichtem, porphyrischen Gefüge. Er besteht aus Nephelin-Leucit-Basanit und weist einen hohen Anteil an Magnetit (Magneteisenstein) auf. In der teilweise glasigen Grundmasse treten vor allem Klinopyroxen-Einsprenglinge auf. Zudem sind Olivineinsprenglinge von einer Größe unter 1 cm[1] und in geringen Anteilen Plagioklas, Nephelin und Analcim vorhanden.[1]
Wegen seines hohen Magnetitanteils wird der Geiselstein auch als „Nordpol des Vogelsbergs“ bezeichnet: Daher richtet sich die Nadel eines vor Ort befindlichen Kompass nicht am arktischen Magnetpol (auch: magnetischer Nordpol) der Erde aus, sondern auf die Felsformation.
Natur
Schutzgebiete
Der Geiselstein liegt im Nordosten des Naturschutzgebiets In der Breungeshainer Heide (CDDA-Nr. 81991; 1974 ausgewiesen; 64,37 ha groß), im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Hoher Vogelsberg (FFH-Nr. 5421-302; 38,6136 km²) und im Vogelschutzgebiet Vogelsberg (VSG-Nr. 5421-401; 636,4497 km²).[2]
Flora
Das Pflanzenkleid rund um die Blockhalde des Geiselsteins besteht aus naturnahen Bergahornbeständen, die mit Buche, Esche, Bergulme, Spitzahorn und Vogelbeere vermischt sind. Buchen rücken zugunsten von Bergahorn in den Hintergrund. Farne in großer Anzahl umgeben den Felsen. Im frühen April ist das Gebiet um die Anhöhe von blühenden Märzenbechern durchzogen.
Verkehr und Wandern
Etwa 1000 m südwestlich vorbei am Geiselstein verläuft die Landesstraße 3291, die Feldkrücken im Nordwesten mit dem Taufstein und dem Hoherodskopf im Südosten verbindet; an der Straße liegt der Wandererparkplatz Niddaquelle. Dort und an der Felsformation vorbei führt der mit einem grünen „H“ gekennzeichnete Höhenrundweg Vogelsberg, ein Premiumwanderweg der Extratouren Vogelsberg. Etwa 350 m südöstlich der Felsen verläuft zwischen dem Taufstein und Lanzenhain der Europäische Fernwanderweg E3. Weiträumig um die Formation herum führt der Vulkanring Vogelsberg des Vogelsberger Höhen-Clubs.
Einzelnachweise
- „6 – Geiselstein“ in: Geotope im Vogelsberg, zuletzt abgerufen am 22. November 2014, auf hlug.de (PDF; 3,35 MB)
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Wilhelm Schottler: Der Vogelsberg… (siehe Abschnitt Literatur)
- Willi Schulze: Gießener Geographischer Exkursionsführer (siehe Abschnitt Literatur)
Siehe auch
Literatur
- Willi Schulze und Harald Uhlig (Hrsg.): Gießener Geographischer Exkursionsführer, Band 3, Gießen 1982
- Bauschmann, Braun, Helfrich: Der Vogelsberg in Farbe, Kosmos-Reiseführer Natur, Stuttgart 1980
- Wilhelm Schottler: Der Vogelsberg – Notizblatt der Hessischen Geologischen Landesanstalt zu Darmstadt, V. Folge, 18. Heft, Darmstadt 1937
- Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie: Der Vogelsberg – Geotope im größten Vulkangebiet Mitteleuropas, ISBN 978-3-89026-359-5