Gürzenich (Düren)
Gürzenich (Dürener Platt Jüzzenich) ist ein Stadtteil der Kreisstadt Düren, 35 Kilometer östlich von Aachen in NRW. Der Ort war bis zur Gebietsreform 1972 selbstständige Gemeinde. Gürzenich hat eine Grundschule sowie ein reges Vereinsleben.
Gürzenich Stadt Düren | |
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Höhe: | 131 m ü. NHN |
Fläche: | 8,54 km² |
Einwohner: | 6163 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 722 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 52355 |
Vorwahl: | 02421 |
Lage von Gürzenich in Düren | |
Geschichte
Die Herren von Gürzenich wurden erstmals in einer Urkunde aus 1143 als Curtiacum erwähnt. Im 13. Jahrhundert starben sie aus.
Die Burg Gürzenich wird 1232–1240 von Caesarius von Heisterbach erwähnt. Sie stand dort, wo 1953 der Bauernhof Kreuder war.
Die Adelsfamilie der Grafen Schellart ist in Gürzenich erstmals um 1350 oder 1353 erwähnt. Die Grafen bestimmten im Mittelalter das Dorfleben, und deren Nachkommen sind noch heute im Besitz großer Gebäudeflächen im Ort sowie Waldflächen am südlichen Ortsrand.
Früher hieß der Ort Curtiniacum, das heißt „Heim des Curtinus“. Er entstand in der Zeit der keltisch-germanischen Verschmelzung, also etwa 300 vor Christus. Gürzenich ist einer der ältesten Orte des Kreises.
Es soll eine Verbindung des Ortsnamens Gürzenich mit der Familie Gürzenich in Köln geben, die aber nicht eindeutig geklärt ist. Der Kölner Gürzenich diente den Herren von Gürzenich als Stadthaus, in welchem sie bei Besuchen der Stadt Köln einkehrten. Später wurde das Stadthaus aufgegeben und zerfiel. Die Stadt Köln machte es zu einem Saal für Feierlichkeiten. Im Volksmund hielt sich aber der Name Gürzenich.
Zwischen Gürzenich und Schevenhütte liegt die Ruine des Kreuzherrenklosters Schwarzenbroich., das 1340 von Werner von Merode gegründet wurde. Es lag an der alten Pilgerstraße, die von Düren über Gürzenich, Derichsweiler, Schevenhütte zum Wallfahrtsort Kornelimünster führte. Zum Kloster gehörten zahlreiche Ländereien auch in Gürzenich, darunter der Weiherhof, wo das Kloster noch heute vorhandene Fischteiche anlegte und betrieb.
Das Kreuzherrenkloster wurde wie andere Klöster im französisch besetzen Rheinland 1802 mit einer Verordnung der französischen Regierung zur Säkularisation aufgehoben, und die verbliebenen Mönche mussten das Kloster verlassen.[2] Durch Kriegszerstörung und Verfall stehen heute vom Kloster lediglich noch Fundament- und Mauerreste.
Auch in Gürzenich hat es vor 1933 eine große jüdische Gemeinde gegeben. Sie umfasste 50 Personen.[3] Viele in Gürzenich geborene jüdische Bürger wurden von den Nazis ermordet.[4]
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte die Gemeinde Gürzenich verwaltungstechnisch zum Amt Birgel.[5] Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurden das Amt Birgel sowie die Gemeinde Gürzenich aufgelöst. Gürzenich wurde am 1. Januar 1972 in die Kreisstadt Düren eingegliedert.[6]
Siehe auch
Religion
Allgemeines
Die Vereine gehen in ihren Wurzeln teilweise bis ins Mittelalter zurück, so der Schützenverein und der Armbrustschützenverein. Jüngere Vereine sind der Turnverein Gürzenich (mit seiner Handballmannschaft in den Jahren um 1960 in der Bundesliga spielend), der Fußballverein GFC Düren 09 in der Landesliga sowie die Freiwillige Feuerwehr (mit eigenem Feuerwehrhaus). Des Weiteren gibt es in Gürzenich seit 1910 die Maigesellschaft, deren Maifest traditionell am Pfingstwochenende auf dem Schützenplatz im Gürzenicher Wald stattfindet.
Gürzenich war bis 1954 mit einer Straßenbahnlinie an Düren angebunden. Nördlich von Gürzenich wurde vom 27. Mai 1941 bis zum 28. Februar 1956 (unterbrochen durch den Krieg) Braunkohle abgebaut. Der Tagebau Düren hinterließ bis Ende der 1960er Jahre eine offene Grube, die anschließend mit Wasser gefüllt wurde und heute unter dem Namen Dürener Badesee ein äußerst beliebtes Naherholungsziel für die Dürener Bevölkerung darstellt.
Etwa einen Kilometer südlich des Ortes, noch zu Gürzenich gehörend, befindet sich ein von der Bundeswehr genutztes Depot, in dem vor allem Waffen und Material für den etwa 15 Kilometer entfernten Luftwaffen-Fliegerhorst in Nörvenich gelagert wurden. Das 150 ha große Depot wurde 2009 geschlossen. Dort befinden sich unter anderem 66 Bunker, die eventuell einer anderen Nutzung zugeführt werden können.[7]
Unternehmen
Siehe Mohaba
Verkehr
Geschichte
Vom 6. Oktober 1908 an wurde Gürzenich von der Straßenbahnlinie 3 der Dürener Kreisbahn (DKB) bedient. Die Strecke führte durch die heutige Valencienner Straße und die heutige Schillingsstraße und endete in Höhe der Kirche mit einem Umsetzgleis.
Daneben hatte Gürzenich einen Güterbahnhof in der Nähe der Bahnstrecke Düren – Aachen. Die Stichstrecke zum Güterbahnhof zweigte etwa an der heutigen Straße Papiermühle (vormals Mühlenweg) von der Straßenbahnstrecke nach Gürzenich ab. Am Breuer’s Häuschen gab es ein Verbindungsgleis zur Ringbahn. Der Gürzenicher Güterbahnhof hatte ein Lade- und Umsetzgleis, und es gab einen Anschluss an die Bahnstrecke Düren – Aachen. Über diese Gleisverbindung wurde von 1944 bis zur Wiederherstellung der Rurbrücke der Ringbahn der gesamte Güterverkehr in Richtung Rölsdorf und Lendersdorf abgewickelt. Auch wurden in Rölsdorf stationierte Straßenbahnwagen von und zur Hauptwerkstatt nach Distelrath geschleppt.[8]
Gegenwart
Der Ort wird jede halbe Stunde von der AVV-Linie 213, sowie im vorderen Teil von den Linie 296 und 297 des Rurtalbus angefahren. Zusätzlich verkehrt die Linie 239 im Schülerverkehr von und zur Gesamtschule Mariaweiler. Am Wochenende verkehr außerdem ein Nachtbus. Bis zum 31. Dezember 2019 wurden die Linien 213 und 239 von der DKB, die Linie 296 vom BVR Busverkehr Rheinland bedient.
Linie | Verlauf |
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213 | Düren Kaiserplatz – Gürzenich – Birgel / Derichsweiler / Gürzenich Wald |
239 | Birgel – Gürzenich – Derichsweiler – Konzendorf – Echtz – Echtz Badesee – Mariaweiler – Gesamtschule |
296 | Düren Bf/ZOB – StadtCenter – Kaiserplatz – Gürzenich – Derichsweiler – Schlich – Merode – Pier – Jüngersdorf – Langerwehe Holzstr. – Langerwehe Bf – Luchem – Inden/Altdorf – Lamersdorf – Lucherberg / Frenz |
297 | Düren Bf/ZOB – StadtCenter – Gürzenich – D’horn Rothaus – Obergeich – Langerwehe Markt – Langerwehe Bf |
N4 | Nachtbus: nur in den Nächten Fr/Sa und Sa/So Düren Bf/ZOB → Kaiserplatz → Mariaweiler → Schophoven → Inden/Altdorf → Lamersdorf → Langerwehe → Gürzenich |
Baudenkmäler
- Weiherhof
- Wohnhaus Schillingsstraße 329
- Schillingspark
- Fischerhäuschen im Schillingspark
- Mona-Lisa-Turm im Schillingspark
- Wohnhäuser Schillingsstraße 333 und 335
- Ehemaliger katholischer Friedhof mit Grabplastik von Ludwig Schwanthaler
- Wohnhäuser Schillingsstraße 52 und 54
- Schlosskapelle
- Trierbach
- Wohnhaus Schillingsstraße 106
- Breuer’s Häuschen
- Wohnhaus Schillingsstraße 205
- Kreuders Hof
- Katholische Pfarrkirche
- Johanneskreuz
- Wegekreuz Schillingsstraße
- Wegekreuz Neue Aue
- Schillingsstraße 84
- Jüdischer Friedhof
Berühmte Gürzenicher
- Martin Fehr (1905–1978), Lehrer, Erfinder und Autor
- Max von Schillings (1868–1933), Komponist, Dirigent und Theaterintendant
- Carl Georg Schillings (1865–1921), Fotograf, Großwildjäger und Tierschützer
- Dieter Hermann Schmitz (* 1963), Universitätslektor und deutscher Buchautor
- Rudolf Schock (1915–1986), Opern-, Lied- und Operettensänger
- Thomas Roeb (* 1964), Autor und Hochschullehrer
- Petra Terhoeven (* 1969), Historikerin
- Hans Klaus von Werder (1892–1972), Offizier
Weblinks
Einzelnachweise
- https://www.dueren.de/kultur-tourismus/stadtportraet/zahlen__fakten?sr=7584
- Paul Fabianek: Folgen der Säkularisierung für die Klöster im Rheinland – Am Beispiel der Klöster Schwarzenbroich und Kornelimünster, 2012, Verlag BoD, ISBN 978-3-8482-1795-3, Seite 15 und Anlage (Verordnung "Arrêté portant suppression des ordres monastiques et congrégations régulières dans les départemens de la Sarre, de la Roër, de Thin-et-Moselle et du Mont-Tonnerre")
- Bernd Hahne in Synagogen im Kreis Düren, herausgegeben 2013 von der Arbeitsgemeinschaft der Geschichtsvereine im Kreis Düren, 2013, ISBN 978-3-930808-12-0
- Regina Müller: Um Heimat und Leben gebracht, Düren 1989, ISBN 3-927312-02-9, S. 82–103
- Dieter Mätschke: Heimatbuch Birgel. Düren 1981, S. 121.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 306.
- Altes Munitionsdepot: Ein Spielplatz für Natur und Stadtplaner. In: az-web.de. Abgerufen am 30. August 2012.
- Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 4: Nordrhein-Westfalen – Südlicher Teil. EK-Verlag, Freiburg 1997, S. 51.