Günter Lamprecht

Günter Hans Lamprecht (* 21. Januar 1930 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler.

Günter Lamprecht
Günter Lamprecht (links), Hilde Ziegler (rechts) in Der Tod zu Basel von Urs Odermatt, 1990

Leben

Lamprecht wurde als Sohn eines Taxifahrers geboren und wurde nach einer abgebrochenen Dachdeckerlehre zunächst Orthopädiehandwerker. Während seiner Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel spielte er ab 1954 bereits kleinere Rollen bei Regisseuren wie Hans Lietzau und Erwin Piscator am Berliner Schillertheater. Sein erstes festes Theaterengagement folgte dann am Schauspielhaus Bochum, von wo aus er zum Theater Oberhausen wechselte, an dem er von 1959 bis 1961 engagiert war.[1] Er spielte auf der Bühne die Männer aus dem Volk, den Kowalski in Endstation Sehnsucht und den John in Gerhart Hauptmanns Die Ratten.

Erste Fernsehrollen hatte er vor allem in Fernsehinszenierungen von Theaterstücken, wie zum Beispiel 1968 neben Willy und Lucy Millowitsch in dem Schwank Der Meisterboxer. 1973 wirkte er in der ZDF-Serie Kara Ben Nemsi Effendi mit, 1975 spielte er die Hauptrolle in dem Zweiteiler Stellenweise Glatteis nach dem gleichnamigen Roman von Max von der Grün. 1977 stellte er in Peter Beauvais' Drama Rückfälle einen Alkoholiker dar. 1979 besetzte ihn Rainer Werner Fassbinder in Die Ehe der Maria Braun und anschließend als Franz Biberkopf in der Verfilmung von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz. Diese bedeutende Rolle war sein Durchbruch und er wurde mit viel Kritikerlob und internationalen Auszeichnungen bedacht. Popularität erlangte er außerdem in den 1990er-Jahren durch die Rolle des Berliner Tatort-Kommissars Franz Markowitz. Der Charakterdarsteller spielte auch in vielen kleineren Film- und Fernsehrollen, darunter Die große Flatter (1979), Das Boot (1981) und Comedian Harmonists (1997).

Lamprecht war zunächst mit der Schauspielerin Gisela Zülch verheiratet, später mit Claudia Amm befreundet, mit der er noch heute zusammen ist. Am 1. November 1999 wurden Lamprecht und seine jetzige Lebensgefährtin von einem 16-Jährigen bei dessen Amoklauf in Bad Reichenhall angeschossen und schwer verletzt. Der Schauspieler beauftragte danach den Anwalt Rolf Bossi damit, die Eltern des Täters straf- und zivilrechtlich zu verklagen. Es kam jedoch zu keiner Anklageerhebung; auch über eine womöglich erfolgreiche Schadenersatzforderung gibt es keine Informationen. Noch fünf Jahre nach der Tat klagte Lamprecht über Alpträume und schlaflose Nächte als Folge der Tat.[2][3]

Seine Erlebnisse während der Zeit des Nationalsozialismus und in den Nachkriegsjahren erzählte Günter Lamprecht in dem Buch Und wehmütig bin ich immer noch. Eine Jugend in Berlin.[4] 2007 erschien mit Ein höllisches Ding, das Leben der zweite Teil seiner Autobiografie. Der Titel ist ein Zitat aus Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz. In seiner Wahlheimat Schloss Rösberg bei Bornheim engagiert er sich ehrenamtlich für soziale und karitative Zwecke und für die Bewahrung der Umwelt. Seit 1994 ist er Schirmherr des Künstlerprojekts „ASTRONAUTENKOST“ in Solingen. Er ist politisch aktiv und unterstützt in Wahlkämpfen die SPD.

Filmografie (Auswahl)

Wolfram Berger (links), Günter Lamprecht (rechts) in Der Tod zu Basel von Urs Odermatt, 1990

Hörspiel

Literatur

  • Günter Lamprecht: Und wehmütig bin ich immer noch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-462-03106-6.
  • Günter Lamprecht: Ein höllisches Ding, das Leben. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 3-462-03777-3.
  • Mertina Kern, Felix Grützner, Und wehmütig bin ich immer noch. Ein Gespräch mit dem Schauspieler Günter Lamprecht über Angst und Trauer. In: Leidfaden, 2. Jahrgang, 2013, Heft 2, S. 75–76.

Auszeichnungen

Commons: Günter Lamprecht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrea Rickers: Hier ist es menschlich, WAZ 20. September 2010
  2. Eltern des Amokläufers von Reichenhall sollen vor Gericht. In: Spiegel Online. 17. November 1999, abgerufen am 29. November 2014.
  3. http://www.heimatzeitung.de/cho/archiv/734318_Motiv-bis-heute-unklar.html
  4. Schauspieler Günter Lamprecht. Abgerufen am 29. November 2020.
  5. Auf anspruchsvolle Weise unterhalten. Shakespeares Hamlet als Hörspiel für Kinder: Clüversborsteler komponierte die Musik. In: Rotenburger Rundschau, 26. Mai 2003
  6. Günter Lamprecht. (Memento des Originals vom 13. Februar 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kundendienst.orf.at In: kundendienst.orf.at, abgerufen am 26, November 2010.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.