Friedrichstraße (Bayreuth)
Der nördliche Teil der Friedrichstraße in Bayreuth ist mit seinen einheitlich gestalteten Sandsteinbauten die Prachtstraße der Stadt. Er wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts zusammen mit dem Jean-Paul-Platz angelegt und überdauerte im Wesentlichen unverändert die Zeiten.
Geschichte
Unter Markgraf Georg Friedrich Karl wurde die Siedlungstätigkeit außerhalb der alten Stadtmauern verstärkt. Die Friedrichstraße entstand südlich der Stadt auf dem Gelände „vor dem Neuen Thor“. Bereits 1730 ließ der Markgraf beim Fronhof ein neues Stadttor errichten und eine breite Straße anlegen. Sie führte in geradliniger Verlängerung der heutigen Sophienstraße zum von ihm in Auftrag gegebenen und von Johann David Räntz gebauten Waisenhaus. Zunächst trug sie die Bezeichnung Neue Gasse.[1] Bauwillige sollten dort ein kostenloses Grundstück und eine mehrjährige Steuerbefreiung erhalten. Dieses Konzept wurde aber erst unter Georg Friedrich Karls Nachfolger, seinem Sohn Friedrich, verwirklicht.
Friedrich ließ das Neue Tor verschönern und gab ihm seinen Namen. Bis zu dessen Abriss im Zuge der Erweiterung der Stadt im Jahr 1752 hieß die Ortslage „Vorstadt vor dem Friedrichstor“, die Straße entsprechend „Vor dem Friedrichstor“. Seit 1752 trägt sie den Namen Friedrichstraße.[2]
Die repräsentative barocke Straße war in gerader Linie auf das entfernt gelegene Schloss Thiergarten ausgerichtet.[2] Bauwillige mussten sich den Vorgaben der markgräflichen Verwaltung beugen. Es war eine gerade Straßenflucht einzuhalten, die Häuser waren aus Sandstein in massiver Bauweise und meistens zweistöckig zu errichten.
1752 wurde das Neue Tor abgebrochen und an das südliche Ende der Straße, vor dem Abzweig Moritzhöfen, versetzt. Im Bereich der Häuser Nr. 2 und 3 bzw. 5 wurde die alte Stadtmauer abgerissen und der Stadtgraben teilweise verfüllt.
In der Friedrichstraße lebte von 1804 bis zu seinem Tod im Jahr 1825 der Schriftsteller Jean Paul. Zunächst wohnte er im Haus Nummer 10, ab 1813 im Haus Nummer 5, wo er 1825 verstarb.
Im Zeitraum 1989–1990 wurde die Straße saniert. Sie erhielt ein Straßenpflaster aus Fichtelgebirgsgranit, verbreiterte Gehwege mit integrierten Fahrradwegen und eine besser zum historischen Rahmen passende Beleuchtung.[3]
Östliche Straßenseite
- Friedrichstraße 1 und 1½: Die eingeschossigen Gebäude waren ursprünglich Wagenremisen und beherbergen heute ein Reisebüro.
- Friedrichstraße 3 und 5: Es handelt sich um ein Doppelhaus, das ab 1753 entstand und sich seit 1817 bzw. 1920 im Besitz der Familie Schwabacher befand. Jean Paul wohnte dort von 1813 bis zu seinem Tode im Jahr 1825, im Garten befindet sich dessen berühmte „Dichterlaube“. Geplant ist, das Jean-Paul-Museum vom Chamberlainhaus in das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu verlagern.[4]
- Friedrichstraße 7: Der sogenannte Ellrodtsche Gartenportikus war ursprünglich hinteres Zufahrtstor zum Grundstück des markgräflichen Ministers Ellrodt. Nach mehreren Um- aus Ausbauten entstand daraus ein Wohnhaus. Es war Stammhaus der Firma Sigikid. Nach langem Leerstand wurde es ab 2005 renoviert.
- Friedrichstraße 15: Erbaut im Jahr 1738; 1742 an den Markgrafen verkauft, Sitz der 1742 gegründeten Akademie, die aber schon im Folgejahr aufgrund von Schwierigkeiten im Zusammenleben der Studenten mit der Bevölkerung nach Erlangen verlegt wurde und aus der die Universität Erlangen hervorging. Von 1814 bis 1841 wohnte dort Maria Anna Thekla Mozart, Mozarts „Bäsle“ bei Tochter und Schwiegersohn, der Leiter der dort untergebrachten Posthaltung war. Nach teilweiser Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es wieder aufgebaut.
- Friedrichstraße 17: Im Hintergebäude befand sich das erste Oratorium der wenigen Katholiken – zunächst hauptsächlich am Hof angestellte italienische und französische Künstler – in Bayreuth. Es diente als solches von 1749 bis 1813, als die Katholiken nach dem Verkauf des Markgraftums Bayreuth an Bayern[5] eine eigene Kirche erhielten. Erbaut wurde das Oratorium von Joseph Saint-Pierre unter der Auflage, dass das Gebäude nicht als Kirche zu erkennen sein durfte. Aus diesem Grund musste er die bereits fertiggestellten hohen Fenster durch Sandsteinriegel horizontal teilen.[6]
- Jean-Paul-Platz: Dieser Platz teilt die östliche Häuserzeile in zwei Teile; dort endet die Ludwigstraße. Seit 1841 steht dort anstelle des in die Ludwigstraße versetzten Waisenhausbrünnleins das im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. errichtete, von Ludwig Schwanthaler[7] geschaffene Jean-Paul-Denkmal. 1934 musste es dem zunehmenden Verkehr weichen und wurde in die nördliche Hälfte des Platzes versetzt. Im Zuge der Renovierung von Friedrichstraße und Jean-Paul-Platz wurde es 1991 wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückversetzt.
- Ludwigstraße 31: Als markgräfliche Reithalle von Joseph Saint-Pierre um 1748 erbaut, wurde die Halle 1761 verlängert und als Theater verwendet. Im Juli 1870 wollte der 1844 gegründete Liederkranz dort das dritte fränkische Bundessängerfest veranstalten, aufgrund des abrupten Kriegsbeginns wurde es jedoch kurzfristig abgesagt.[8] Im Dritten Reich wurde die Halle von den Nationalsozialisten als Versammlungs- und Festhalle ausgebaut und erhielt später nach dem bayerischen NSDAP-Ministerpräsidenten Ludwig Siebert den Namen Ludwig-Siebert-Festhalle. Eingebaut wurden eine Orgelempore und zwei Emporen an den Längsseiten, so dass insgesamt 2000 Personen Platz finden konnten. Außerdem entstanden der sogenannte Balkonsaal und ein Vorbau zum Jean-Paul-Platz hin, der seitdem den Haupteingang bildet. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs brannte das Gebäude aus, nur die Außenmauern blieben stehen. Ab 1950 diente es als Behelfskino und seit 1965 ist es die Bayreuther Stadthalle.
- Friedrichstraße 19: Ursprünglich Haus des Oberstallmeisters, heute Versicherungsgebäude.
- Friedrichstraße 21: Treskow-Palais, erbaut 1752.[9]
- Friedrichstraße 23–27: Drei gleiche, aneinandergebaute Häuser unter einer Dachflucht, in der Nr. 23 die Gaststätte „Mann’s Bräu“.[10]
- Friedrichstraße 29: 1752 von Johann Rudolf Heinrich Richter erbaut und im 19. Jahrhundert im Bereich des Walmdachs einseitig aufgestockt. 1877 gründete dort Georg Amos ein Kolonialwarengeschäft, dessen Ladeneinrichtung sich im Museum Industriekultur in Nürnberg befindet.[11]
Westliche Straßenseite
- Friedrichstraße 2: Liebhardtsches Palais, heute Steingraeber-Haus, Sitz der Pianofabrik Steingraeber & Söhne
- Friedrichstraße 10: bis 1813 Wohnhaus Jean Pauls
- Friedrichstraße 14: anfangs Waisenhaus, dann Gymnasium, jetzt Verwaltungsgebäude (zunächst Gesundheitsamt, heute Polizeigebäude)
- Friedrichstraße 16: ehemals von-Meyernsches-Palais, 1750 nach Plänen von Joseph Saint-Pierre für Johann Gottlob von Meyern erbaut, dann Sitz der nur von 1756 bis 1763 bestehenden Akademie der freien Künste und Wissenschaften; seit 1949 Sitz des Verwaltungsgerichts; das Nebengebäude war zeitweise Stallung für Offizierspferde der in Bayreuth stationierten 6. bayerischen Chevauleger-Regimentes; nach Renovierung ist es heute das Nebengebäude II des Amtsgerichts.
- Friedrichstraße 18: Ursprünglich herrschaftliches Mulzhaus,[12] ab 1761 unter Bauleitung des Carl von Gontard zu einem repräsentativen Herrenhaus umgebaut. Ab 1842 bis ca. 1975 Schule, zuletzt Städtische Wirtschaftsschule und vorübergehend Stadtbücherei. 1982/83 entkernt; unter Erhaltung der Außenfassade zum Amtsgerichtsgebäude II umgebaut.
- Friedrichstraße 20: Dieses Haus bildet den Abschluss der Bebauung aus markgräflicher Zeit. Architekt war Hofbaumeister Mader. Es dient Wohnzwecken.
- Friedrichstraße 22: Dort befanden sich das Friedrichstor und das Pflasterzollhaus. Letzteres wurde 1891 abgerissen.
- Friedrichstraße in der Abenddämmerung
- Hauptfassade des von-Meyernschen-Palais, seit 1949 Verwaltungsgericht
- Ellrodtscher Gartenportikus, Friedrichstraße 7
- Ehemalige Wagenremise (Friedrichstraße 1½) und Friedrichstraße 3 und 5 (Jean-Paul-Haus)
- Südliche Friedrichstraße „extra muros“
Weblinks
Literatur
- Kurt Herterich: Im historischen Bayreuth. Verlag Ellwanger, Bayreuth 1998, ISBN 3-925361-35-9.
Einzelnachweise
- Will von Poswik, Herbert Conrad: Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1974, S. 12.
- Rosa und Volker Kohlheim: Bayreuth von A-Z. Lexikon der Bayreuther Straßennamen. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S. 47.
- Friedrichstraße in neuem Glanz in: Nordbayerischer Kurier vom 21. Juli 2015, S. 10.
- Schwabacher-Haus im Fokus der Stadt in: Nordbayerischer Kurier vom 30. April 2021, S. 11.
- Eva-Maria Bast, Heike Thissen: Bayreuther Geheimnisse. 1. Auflage. Bast Medien Service, Überlingen 2014, ISBN 978-3-9816796-1-8, S. 32.
- Eva-Maria Bast, Heike Thissen: Bayreuther Geheimnisse, S. 34 ff.
- Klaus Fröba: Bayreuth. Eine historische Bilderreise. Sutton, Erfurt 2021, ISBN 978-3-96303-295-0, S. 56.
- Bernd Mayer: Bayreuth wie es war. Blitzlichter aus der Stadtgeschichte 1850–1950. 2. Auflage. Gondrom, Bayreuth 1981, S. 33 f.
- Kurt Herterich: Im historischen Bayreuth, S. 130.
- Kurt Herterich: Im historischen Bayreuth, S. 132.
- Bernd Mayer: „Do host dein Dreeck vom Heischmann“ in: Heimatkurier 1/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 7.
- Bayreuth – Friedrichstrasse 18 bei markgrafenkultur.de, abgerufen am 27. November 2021