Friedrich Ludwig Lindner
Friedrich Ludwig Lindner (* 23. Oktober 1772 in Mitau im polnischen Lehnsherzogtum Kurland; † 11. Mai 1845 in Stuttgart) war ein deutscher Journalist, Schriftsteller und Mediziner.
Herkunft
Seine Eltern waren der Arzt Ehregott Friedrich Lindner (1733–1816) und dessen Ehefrau Henriette Marie Wirth (1744–1807).
Leben
Er ließ sich nach Studium in Mitau und Jena und Aufenthalten in Würzburg, Göttingen und Berlin 1800 als Arzt in Wien nieder. 1802 führte er in Brünn die Pockenschutzimpfung ein, 1809 ging er als Mitarbeiter von Friedrich Justin Bertuch nach Weimar und lehrte an der Universität Jena bis 1814 als Professor der Philosophie.
Nachdem er wegen der Veröffentlichung von brisanten Geheimpapieren August von Kotzebues aus Weimar ausgewiesen worden war, erregte sein 1820 in Stuttgart pseudonym erschienenes und auf Initiative König Wilhelms I. von Württemberg entstandenes Manuscript aus Süddeutschland großes Aufsehen. Es forderte eine weitere Mediatisierung der kleinen Länder in Deutschland auf die vier Mittelstaaten Bayern, Sachsen, Hannover und Württemberg, die als Drittes Deutschland gemeinsam ein Gegengewicht zu den Großmächten Preußen und Österreich bilden sollten.
Das Erscheinen der Geheimen Papiere 1824, deren Verfasserschaft ihm trotz einiger Zweifel zugeschrieben wurde, führte zu Lindners Vertreibung aus Stuttgart. Er kam über Augsburg nach München, wo er – seit 1828 zusammen mit Heinrich Heine – die Politischen Annalen redigierte.
Lindner war ein Gegner des preußischen Staatsphilosophen Hegel und versuchte, diesen beim Wort zu nehmen und ihn in seinem Drama Der absolute Stiefel mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.
Er gab auch verschiedene Werke zur Länder- und Völkerkunde heraus.
Familie
Er heiratete im Jahr 1810 Elise Reiffinger (1789–1864) aus Hüningen.
Werke
- Manuscript aus Süd-Deutschland. Herausgegeben v. George Erichson. London, James Griphi (d. i. Stuttgart, J. B. Metzler), 1820 online.
- Geheime Papiere. Stuttgart, Friedrich Franckh, 1824
- Oesterreichs Stellung im Zeitalter Franz des Ersten. Stuttgart 1835
- Der von Hegel'scher Philosophie durchdrungene Schuster-Geselle oder der absolute Stiefel. Drama in zwei Auftritten. Stuttgart 1844
- The absolute boot : or, The journeyman cobbler steeped in Hegel's philosophy. Translated and with an introduction and notes by Lawrence S. Stepelevich. North Syracuse, N.Y.: Gegensatz Press, 2008.
Literatur
- Julius von Eckardt: Lindner, Friedrich Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 703 f.
- Eduard Fehre: Leben und Schriften des Kurländers Friedrich Ludwig Lindner mit besonderer Berücksichtigung des „Manuscripts aus Süddeutschland“. In: Baltische Monatsschrift. 37. Jahrgang, Neue Folge, Band 42 (1895), Heft 8/9–11, S. 531–582, 671–699, 756–788 (Digitalisat).
- Otto-Heinrich Elias: Friedrich Georg Ludwig Lindner. Arzt, Geheimagent, Publizist (1772–1845). In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegeben von Max Miller † und Robert Uhland. Band 15, Kohlhammer, Stuttgart 1983, S. 155–202.
- Konrad Feilchenfeld: Lindner, Friedrich Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 610 f. (Digitalisat).
- Hermann F. Weiss: Ernst Ludwig von Berger und Friedrich Ludwig Lindner. Ein Beitrag zu Friedrich von Hardenbergs Freundes- und Bekanntenkreis. In: Euphorion. Bd. 94 (2000) 1, S. 113–121.
- Die baltischen Provinzen Russlands, politische und culturgeschichtliche Aufsätze. S.306f
Weblinks
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Friedrich Ludwig Lindner. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
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