Filialkirche St. Radegund am heiligen Wasser
Die Filialkirche St. Radegund am heiligen Wasser, oft auch einfach Kirche zum Heiligen Wasser genannt, ist eine denkmalgeschützte römisch-katholische Filial- und Wallfahrtskirche in der zur Gemeinde Kainach bei Voitsberg gehörenden Ortschaft Hadergasse in der Weststeiermark. Die der heiligen Radegund gewidmete Kirche gehört zum Seelsorgeraum Voitsberg in der Diözese Graz-Seckau und ist der Pfarre Kainach unterstellt. Als Wallfahrtskirche spielt sie nur eine lokale Rolle.
Die Ursprünge des Wallfahrtsortes und der Verehrung der angeblich heilsamen Quelle neben der Kirche lassen sich zumindest bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen, als mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen wurde. Die Existenz einer bereits vorchristlichen Kultstätte oder eines Quellenheiligtums wird vermutet, konnte bisher aber nicht belegt werden. Möglicherweise wurde bereits ab dem Mittelalter die heilige Radegund an der Quelle neben der Kirche verehrt, aber auch dies konnte bisher nicht nachgewiesen werden. In kirchlichen Quellen taucht der Ort erstmals mit dem Beginn des Kirchenbaues im Jahr 1659 auf, der laut der Gründungslegende an dem Standort erfolgte, an dem ein Bauer eine Radegundstatue in einem Baum entdeckte. Die Kirchweihe erfolgte 1669 durch den Abt des Stiftes St. Lambrecht und die Kirche entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort, wobei die Pilger zu großen Teilen aus der näheren Umgebung sowie aus Geistthal und Sankt Pankrazen stammten. Die Pilger kamen zur Genesung von Krankheiten, gegen die das angeblich heilsame Quellwasser neben der Kirche hilft, sowie zur Abwehr von Tierseuchen und brachten aus Dankbarkeit zahlreiche Votivgaben dar. Von diesen Gaben haben sich etwa 30 Stück erhalten, darunter Bilder, die erfolgte Wunderheilungen beschreiben.
Der einfache Kirchenbau hat einen kräftigen Kirchturm. Auf dem in der Mitte des 17. Jahrhunderts von der Werkstatt von Balthasar Prandtstätter gefertigten Hochaltar befindet sich eine Statue der heiligen Radegund, bei der es sich um jene Statue aus der Gründungslegende handeln soll. Bemerkenswert ist auch ein 1713 gemaltes Bild, das die Gründungslegende sowie andere biblische Geschichten rund um das Thema Wasser und Quellen zeigt. Neben der Kirche befindet sich die sogenannte Bründlkapelle, bei der es sich um eine kapellenartige Brunnenstube handelt. In ihr befindet sich eine steinerne Darstellung des Gnadenstuhles, wobei aus einem Rohr in der Seitenwunde des gekreuzigten Christus das angeblich heilsame Wasser der Quelle fließt.
Standort
Die Kirche steht an der Westseite des 1118 m ü. A. hohen Lukaskogels, auf einer Seehöhe von rund 910 Metern, in der Streusiedlung Hadergasse im Nordosten der Gemeinde Kainach bei Voitsberg. Bis zur am 1. Januar 2015 durchgeführten steiermärkischen Gemeindestrukturreform gehörte sie zum Gemeindegebiet von Gallmannsegg. Zur Kirche führt der Heiligen Wasser Weg, eine Sackgasse, die in südliche Richtung von dem von Gallmannsegg über den Forstbauerngraben und den Almgraben nach Geistthal führenden Forstbauergrabenweg abzweigt. Etwa 50 Meter südwestlich der Kirche befindet sich das Gasthaus Heiligen Wasser. Direkt westlich der Kirche, auf der gegenüberliegenden Seite der Zufahrtsstraße, befindet sich die Bründlkapelle mit einer unterhalb der Kirche entspringenden Quelle, der eine heilende Wirkung nachgesagt wird.[1]
Geschichte
Mögliche Ursprünge der Verehrung
Ab wann die Quelle und das aus ihr sprudelnde, vermeintlich heilsame Wasser bekannt und auch verehrt wurden, ist nicht bekannt. Die deutsche Historikerin Dorothée Kleinmann, die sich mit der Verehrung der heiligen Radegund im deutschsprachigen Raum beschäftigte, hält bereits ein vorchristliches Quellenheiligtum der Kelten und später auch der Römer für möglich. Archäologische oder schriftliche Belege für diese Annahme gibt es aber nicht. Die Römer betrieben aber in der Nähe, bei Gallmannsegg, einen Marmorsteinbruch und es gibt Funde von römerzeitlichen Tempeln in der Gegend, wie etwa am Zigöllerkogel bei Köflach sowie am Heiligen Berg bei Bärnbach.[2][3]
Das obere Kainachtal und damit auch die Gegend um die heutige Kirche waren Teil einer im Jahr 1000 erfolgten Schenkung des Kaisers Otto III. an den Markgrafen Adalbero von Eppenstein. Anlässlich der 1076 erfolgten Gründung des Stiftes St. Lambrecht durch Markwart IV. von Eppenstein erhielt das Kloster Teile des oberen Kainachtals als Schenkung. Durch eine weitere Schenkung durch Graf Heinrich III., den letzten der Eppensteiner, im Jahr 1103 kamen die von den Eppensteiner gegründeten Eigenkirchen sowie all ihre Besitzungen an der Kainach in den Besitz des Stiftes. Für das Jahr 1202 sind Rodungen im Kainachtal belegt; ob es damals bereits eine Verehrung der heiligen Radegund in der Gegend gab, ist allerdings nicht bekannt. Kleinmann beschreibt die Quelle aber als typisch für einen Radegundkult, da diese nahe an der Grenze des Pfarrsprengels von Kainach sowie unweit einer im Mittelalter und der frühen Neuzeit wichtigen Handelsstraße, die von Voitsberg entlang der Kainach und über den Gleinalmsattel in das obere Murtal führte, lag. Mit Sicherheit lässt sich eine Bekanntheit der Quelle allerdings erst für das 17. Jahrhundert belegen.[3][4]
Ab dem 17. Jahrhundert
Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde 1659 begonnen, nachdem der Gründungslegende nach ein Bauer auf dem Weg nach Kainach in einem Baum neben der als heilkräftig beschriebenen Quelle eine Statue der heiligen Radegund gefunden hatte.[3] Die Weihung auf Radegund ist dennoch ungewöhnlich, da im 17. Jahrhundert die Verehrung dieser Heiligen nicht mehr sehr verbreitet war und ihre Attribute anderen Heiligen, wie etwa Maria zugesprochen wurden. Eine bereits zuvor an dieser Stelle erfolgte Verehrung der Heiligen scheint daher wahrscheinlich und der Bau der Kirche fällt in die Zeit der Gegenreformation und kann als Versuch der Machtstabilisierung der katholischen Kirche in der Gegend gedeutet werden.[4] Der fertig gestellte Kirchenbau wurde am 16. November 1669 schließlich von Franz von Kaltenhausen, Abt des Stiftes St. Lambrecht, der heiligen Radegund geweiht. Als großer Förderer des Kirchenbaues trat der aus Kainach stammende und in Mariazell als Händler für Wallfahrtsandenken tätige Johann Feiertag, gelegentlich auch Georg Feyertag genannt, auf.[5][6]
Die Kirche war von Beginn an eine der Pfarre Kainach unterstellte Filialkirche mit einigen, über das Jahr verteilten Messtagen. Ursprünglich gab es Gottesdienste am Ostermontag, dem Radegundistag (13. August) sowie dem Augustinusfest (28. August). Nach der Weihe der Kirche pilgerten auch zahlreiche Menschen in Form einer Prozession am Festtag des heiligen Johannes des Täufers, dem 24. Juni, zum heiligen Wasser. Diese Pilgerfahrt ging auf den Stifter Johann Feiertag zurück, der an diesem Tag seinen Namenstag feierte, und kam bald nach seinem Tod ab. Der Pfarrer Lambert Millpacher versuchte 1730 vergeblich diesen Brauch wieder einzuführen. Um 1840 gab es eine jährliche Prozession von Kainach zur Kirche. Die meisten Menschen pilgerten mit dem Wunsch der Abwehr von Tierkrankheiten und Seuchen zum heiligen Wasser und brachten häufig Votivgaben aus Eisen, Holz oder Papier als Opfer dar.[5][6]
Aus dem Jahr 1705 ist bekannt, dass eine Kanzel im Außenbereich der Kirche errichtet wurde. Im Jahr 1892 erfolgte eine erste Renovierung der Kirche, wobei das Dach, der Turm sowie das Mesnerhaus neu mit Schindeln eingedeckt wurden. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Zentralkommission für Kunst- und Denkmalpflege kam es 1914 zu einer umfangreichen Renovierung des Außen- und Innenbereiches. Der Innenraum wurde 1975 erneut renoviert und 1988 wurden neue Kirchenbänke aufgestellt. Eine Sanierung der Außenfassade erfolgte 1997.[5][7]
Das Dach sowie der Zwiebelhelm der Kirche wurden im Juli 2015 durch eine umgestürzte Tanne schwer beschädigt. Der unter Naturschutz stehende Baum stand direkt neben der Kirche und wurde während eines Unwetters durch den starken Wind umgeworfen.[8]
Architektur und Ausstattung
Außen- und Innenarchitektur
Die etwa 20 Meter lange einschiffige Kirche ist nach Nordosten ausgerichtet. Der kräftige Kirchturm mit Zwiebelhelm ist in dieser Richtung an die Kirche angebaut. Das Dach sowie der Zwiebelhelm sind mit rund 14.000 Schindeln aus Lärchenholz gedeckt. Der Turm verfügt an seiner nordöstlichen Seite über einen ebenerdigen Eingang. Ein weiterer, erhöht gelegener Turmzugang befindet sich an seiner südöstlichen Seite, der über eine überdachte Außentreppe erreichbar ist. Der Zugang zur Kirche erfolgt über ein Portal an der südwestlichen Mauer. An der nordöstlichen Mauer des Langhauses befindet sich ein weiteres Portal.[9][1][6][7]
Die dreijochige Saalkirche wird von einem auf Gurten ruhenden Kreuzgratgewölbe überspannt. Die einfachen Wandpilaster haben Gesimskapitelle. Die hölzerne Empore befindet sich an der südwestlichen Wand des Langhauses und wurde um 1860 errichtet. Der Zugang zur Empore erfolgt über eine Wendeltreppe auf der rechten Seite des Langhauses. Auf Höhe der Empore befindet sich mittig ein einfaches vergittertes Fenster. Das nordöstliche Joch der Kirche ist als Altarraum gestaltet. Auf jeder Seite des Kirchenschiffes befinden sich jeweils zwei einfache mit Gittern versehene Fenster. Davon liegt jeweils eines der Fenster im Langhaus und das andere im Altarraum.[9][5]
Altarraum
Der Hochaltar wurde vermutlich im Zeitraum zwischen 1730 und nach 1750 errichtet und stammt aus der Judenburger Werkstätte des Balthasar Prandtstätter. Auf dem Hochaltar steht eine farblich gefasste Statue der heiligen Radegund, die sie in weltlicher Bekleidung und mit Zepter und Krone zeigt. Dabei soll es sich um dieselbe Statue handeln, die der Bauer der Gründungslegende nach in einem Baum vorfand. Eine Statue der heiligen Maria, die mittig vor der Radegundfigur auf dem Altar steht, wurde 1873 in Stiwoll renoviert. Vor der Marienstatue befindet sich ein von zwei Engelfiguren flankiertes Kruzifix. Auf der linken Seite des Hochaltares steht eine spätgotische Statue des heiligen Sebastian, die aus der Zeit um 1500 stammt und später überschnitzt wurde. Den oberen Abschluss des Hochaltares bildet eine Figur des heiligen Augustinus. Auf der Rückseite des Altares hängen die meisten der rund 30 erhaltenen Votivgaben der Kirche. Im Altarraum links des Hochaltares steht eine Figur des heiligen Florian, während sich auf der rechten Seite des Altares zwei Figuren befinden, welche die Heiligen Augustinus und Sebastian darstellen.[5][1][6]
Ein marmornes Relief, welches im rechten Bereich des Altarraumes angebracht ist, zeigt eine Darstellung des Fegefeuers und stammt vermutlich aus der Zeit um 1670.[9] Ein mit Öl auf Holz gemaltes Bild der heiligen Kümmernis, welches rechts des Hochaltares an der Rückwand des Altarraumes hängt, wurde im späten 18. Jahrhundert oder der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffen. Das Bildnis wurde möglicherweise von der Darstellung der Heiligen im Buchhaus in Geistthal beeinflusst. Die Heilige wird in dem 36 Zentimeter hohen und 26 Zentimeter breiten Bild in ihren Kleidern ans Kreuz genagelt dargestellt. Vor dem Kreuz kniet ein Geiger, den Kopf zur Gekreuzigten hin erhoben.[5][10]
Die Kanzel im linken Teil des Altarraumes wurde 1650 von Abraham Engelleitner aus Judenburg geschaffen und befand sich bis 1744 in der Pfarrkirche Köflach, ehe sie an die Kirche zum Heiligen Wasser abgetreten wurde. Der Opferstock neben der Kanzel wurde laut einer auf ihm angebrachten Inschrift 1715 aufgestellt.[9] Eine Statue, die den heiligen Rochus darstellt, wurde im August 1897 von den Arbeitern der zwei in der Nähe situierten Marmorsteinbrüche des Franz Grein an der rechten Seite des Altarraumes aufgestellt.[5][6]
Die Gestaltung des Altarraumes spiegelt unter anderem die Bedeutung der Kirche als bäuerliches Wallfahrtsziel bei Augenleiden, aber auch bei anderen Krankheiten wieder. So werden Radegund und Augustinus dargestellt, die als volkstümliche Augenpatrone gelten und bei Augenleiden angerufen wurden. Der Volkskundler und Kulturhistoriker Leopold Kretzenbacher nahm an, dass die heilige Kümmernis bei der Kirche auch lokal als Augenpatronin verehrt wurde. Neben den Augenpatronen werden mit Rochus und Sebastian auch zwei Pestpatrone, die für Schutz vor Krankheiten angerufen wurden, sowie Florian als Schutzpatron gegen Feuer dargestellt.[10]
Langhaus
Am rechten Pfeiler am Übergang des Langhauses zum Altarraum befindet sich ein Kruzifix mit einer Darstellung der Mater Dolorosa. Auf der gegenüberliegenden linken Seite befindet sich am Pfeiler eine Figur, die den heiligen Johannes den Täufer mit einem Kreuzstab darstellt. Neben der Johannesfigur hängt ein Kruzifix. Weiters findet man einige weitere barocke Statuen sowie einige Votivbilder im Langhaus.[5][6]
Votivbilder
An der linken Mauer des Langhauses hängt ein mit Rahmen 201 Zentimeter breites und 133,5 Zentimeter hohes Votivbild, das vom Händler Johann Feiertag gestiftet wurde.[11] Es wurde 1713 gemalt sowie 1862 erneuert und zeigt in vier Bildern die Gründungslegende der Kirche, von der Auffindung der Statue der heiligen Radegunde neben einer heilbringenden Quelle über den Bau einer kleinen Kapelle und die Errichtung des Hochaltares bis zur Stiftung des Kirchenbaues durch Feiertag selbst. Neben der Gründungslegende werden auch fünf Quellen und Wasserstellen aus dem Neuen Testament gezeigt. So sieht man die Quelle, an der Maria und Josef auf der Flucht nach Ägypten ihren Durst stillten, wie Dismas dem Jesuskind begegnet, die Taufe Jesu im Jordan, wie Jesus am Jakobsbrunnen von einer samaritanischen Frau Wasser begehrt sowie die Heilung eines Blindgeborenen am Teich von Siloah. Daneben gibt es auch zwei Darstellungen, die aus dem Alten Testament stammen. Diese zeigen, wie Mose Wasser aus einem Felsen am Berg Horeb schlägt und sich Naaman der Syrer siebenmal im Jordan wäscht. Am unteren rechten Rand des Bildes ist eine Kirche dargestellt, wobei es sich um die alte Pfarrkirche von Kainach handeln könnte.[9][12][13]
Neben dem Bild mit der Gründungslegende hängen noch weitere Votivbilder im Langhaus. Vier aus dem 19. Jahrhundert stammende Votivbilder auf der rechten Seite des Langhauses berichten mittels Text über die hier erfolgten Heilungen. Bis zumindest ins 19. Jahrhundert wurden zahlreiche eiserne, hölzerne und papierene Votivgaben, die Bienenkörbe, Schweinegruppen oder Totenkronen darstellten, aber auch gedruckte Heiligenbilder und ein abgeschnittener Haarschopf zur Kirche gebracht. Teilweise befinden sich die Votivgaben heute in Sammlungen. Die meisten der eisernen Votivgaben wurden von der am Weg von Sankt Pankrazen und Großstübing neben dem ehemaligen Gasthaus Abrahamwirt gelegenen Abrahamschmiede gefertigt.[14][12]
Orgel
Das Orgelpositiv mit einem Manual und vier Registern lässt sich durch eine Inschrift auf das Jahr 1780 datieren und steht auf der Empore im südwestlichen Teil des Langhauses.[15]
Glocken
Der Turm trug ursprünglich wahrscheinlich zwei Glocken. Je nach Quelle wurde eine Glocke 1720 von Anton Weyer gegossen, während die zweite Glocke aus dem Jahr 1857 stammte. Der Historiker und Volkskundler Ernst Lasnik gibt in seiner 2006 veröffentlichten Ortschronik an, dass die Glocke von 1720 im Jahr 1857 umgegossen wurde. Am 6. Oktober 1916, also während des Ersten Weltkrieges, musste die größere der beiden Kirchenglocken abgeliefert werden. Auch während des Zweiten Weltkrieges musste die Kirche am 28. Jänner 1942 eine Glocke für Kriegszwecke abnehmen.[5][7]
Ob nach dem Zweiten Weltkrieg die alten Glocken ersetzt wurden, ist nicht bekannt.
Nutzung
Die Kirche dient seit ihrem Bau als reine Filial- und Wallfahrtskirche, die der Pfarre Kainach unterstellt ist. Es werden nur an fünf ausgewählten Tagen fixe Gottesdienste abgehalten. Diese finden am Ostermontag, dem Pfingstmontag, zu Maria Himmelfahrt (15. August), am Augustinisonntag (um den 28. August) sowie im Herbst beim Almabtrieb als Haltermesse statt. Zusätzlich werden Gottesdienste im Rahmen einer Wallfahrt abgehalten. Die meisten Wallfahrer stammen aus der Gegend um Kainach, es findet aber auch ein lokaler Zuzug aus Geistthal und Sankt Pankrazen statt. Als Motiv für die Wallfahrt gilt die Heilung von Krankheiten aber auch die Abwehr von Tierseuchen durch das heilige Wasser.[14][1][6]
Rezeption
Sagen und Erzählungen
Die Kirche wurde der Gründungslegende nach an dem Ort errichtet, an der ein vorbeiziehender Bauer eine Statue der heiligen Radegund in einem Baum vorfand. Bei der Statue auf dem Hochaltar soll es sich um dieses Fundstück handeln und ein 1713 gemaltes Wandbild zeigt diese Gründungslegende.[3] Über die Heilkraft des Quellwassers berichtet eine andere Sage, die unter anderem vom Walter Kainz in seinem Buch Volksdichtung aus dem Kainachtale im Jahr 1936 veröffentlicht wurde. Laut dieser ließ sich einmal eine blinde Frau zu einer Quelle, welche bereits damals wegen ihrer Wirkung gegen Augenleiden bekannt war, führen. Sie kniete an der Quelle nieder und begann zu beten, wobei sie sich immer wieder ihre Augen mit dem Quellwasser benetzte. Als sie von ihrem Gebet aufstand und ihre Augen öffnete, konnte sie wieder sehen. Die Nachricht von diesem Wunder verbreitete sich, so dass immer mehr Menschen mit Augenleiden zur Quelle pilgerten. Aufgrund des Zustromes an Pilgern wurde mit dem Bau einer kleinen Kapelle begonnen, die schon bald zu einer kleinen Kirche, der heutigen Filialkirche, ausgebaut wurde.[16][17] In einer anderen Version der Sage wird ein Flößer anstatt einer Frau geheilt.[6]
Das Wasser der Quelle soll auch mehrere Monate nach dem Abfüllen in Flaschen nicht abgestanden, sondern immer noch frisch schmecken.[18]
Musik
Von den Pignitter Buam, einer Volksmusikgruppe aus Voitsberg, stammt das Lied Beim Heiligen Wasser, welches sich um die Kirche und die Sage um das heilsame Wasser dreht. Komponiert wurde es von Gottfried Pignitter junior, während der Text von Gottfried Pignitter senior stammt. Es wurde unter anderem auf dem Album 20 Jahre der Gruppe im Jahr 1995 veröffentlicht.[19]
Wappen
Das am 8. November 1999 verliehene und von Heinrich Purkarthofer entworfene Gemeindewappen der bis 2014 eigenständigen Gemeinde Gallmannsegg nimmt unter anderem auf die Filialkirche St. Radegund am heiligen Wasser und die Bründlkapelle Bezug. Die Blasonierung lautet: „In rotem Schild mit einem durch eine silberne Zinnenleiste an den Flanken und im Schildfuß gesäumten grünen Bord ein mit einem roten flammenden Herzen belegter silberner Brunnstein mit seitlich abfließendem Wasser, überhöht von einer barocken silbernen Krone.“ Der Brunnstein mit dem aus ihm fließenden Wasser und dem flammenden Herzen bezieht sich auf den heiligen Augustinus und verweist damit auf die Bründlkapelle. Die darüber schwebende silberne Krone ist ein Verweis auf die heilige Radegund und damit auf die ihr geweihte Filialkirche.[20]
Bründlkapelle
Etwas unterhalb der Kirche und der Zufahrtsstraße befindet sich die offene und um 1850 aus Holz gezimmerte Bründl- oder Heiligenwasserkapelle, auch Augustinibründl genannt. Die Bründlkapelle wurde später als die Kirche errichtet, so gibt es einen Bericht aus dem Jahr 1682, der ein einfaches Kreuz an der Heilquelle beschreibt. Aus dem Jahr 1705 ist bekannt, dass es einen hölzernen Kapellenbau bei der Quelle gab. Die Quelle selbst war damals in drei Rohre gefasst, aus denen das Wasser floss. Später wurden diese Rohre durch eine Skulptur der Heiligen Dreifaltigkeit als Quellfassung ersetzt, welche sich aber bereits 1739/40 im Inneren der Kirche befand, wie aus damaligen Protokollen hervorgeht. Die heutige Bründlkapelle wurde um 1850 gebaut. Im Jahr 1997 wurden zusammen mit der Instandhaltung der Kirchenfassade auch die Bründlkapelle sowie die dort befindliche Gnadenstuhlsfigur saniert.[5][6]
Bei der Bründlkapelle handelt es sich um eine kapellenartige Brunnenstube, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist. In ihr befindet sich eine derb gearbeitete Steingruppe aus dem ersten Viertel oder dem Ende des 18. Jahrhunderts, welche die pestschutzgewährende Heilige Dreifaltigkeit in Form eines Gnadenstuhls darstellt und ursprünglich farblich gefasst war. Die Gestaltung des Gnadenstuhles ähnelt dem Typus des Sonntagberger Gnadenstuhles.[10] Eine Inschrift am steinernen Becken, das das aus der Steingruppe fließende Wasser auffängt, verweist auf das Jahr 1866. Einst wurde das gesamte Wasser der Quelle durch die Steingruppe geleitet und floss aus den Wundmalen Christi. Aufgrund der Frostgefahr tritt das Quellwasser aber mittlerweile vor der Quelle, an einer Steinmauer, welche die Zufahrtsstraße stützt, aus einem Betonrohr ans Tageslicht. Die Fließrichtung des Wassers lässt darauf schließen, dass es unterhalb oder hinter der Kirche entspringt. Zur Gnadenstuhlsfigur führt eine Metallleitung und durch ein Rohr fließt das Wasser aus der Seitenwunde Christi. Das überschüssige Wasser kann frei abfließen. Neben dem Brunnen steht auch noch ein Opferstock in der Kapelle.[9][14][1][6]
Die Schüttung der Quelle ist nicht sehr hoch, reicht aber aus um Flaschen aufzufüllen.[18]
Literatur
- Ernst Reinhold Lasnik: Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Gemeinde Kainach, Gemeinde Gallmannsegg, Gemeinde Kohlschwarz, Kainach/Gallmannsegg/Kohlschwarz 2006, S. 337–339.
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 175.
Weblinks
Einzelnachweise
- Dorothée Kleinmann: Radegunde: Eine europäische Heilige. Verehrung und Verehrungsstätten im deutschsprachigen Raum. Verlag Styria, Graz 1998, ISBN 3-222-12639-9, S. 141.
- Dorothée Kleinmann: Radegunde: Eine europäische Heilige. Verehrung und Verehrungsstätten im deutschsprachigen Raum. Verlag Styria, Graz 1998, ISBN 3-222-12639-9, S. 138.
- Dorothée Kleinmann: Radegunde: Eine europäische Heilige. Verehrung und Verehrungsstätten im deutschsprachigen Raum. Verlag Styria, Graz 1998, ISBN 3-222-12639-9, S. 139.
- Dorothée Kleinmann: Radegunde: Eine europäische Heilige. Verehrung und Verehrungsstätten im deutschsprachigen Raum. Verlag Styria, Graz 1998, ISBN 3-222-12639-9, S. 140.
- Ernst Reinhold Lasnik: Die Filial- und Wallfahrtskirche „Zum Heiligen Wasser“. In: Ernst Reinhold Lasnik (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Gemeinde Kainach, Gemeinde Gallmannsegg, Gemeinde Kohlschwarz, Kainach/Gallmannsegg/Kohlschwarz 2006, S. 337.
- Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 84.
- Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 85.
- Abplanen des Daches – Kirche „Zum Heiligen Wasser“. www.ff-baernbach.at, 18. Juli 2015, abgerufen am 28. November 2021.
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 175.
- Leopold Kretzenbacher: St. Kümmernis in Innerösterreich. Bilder, Legenden und Lieder. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark. Nr. 44. Graz 1953, S. 139 (historischerverein-stmk.at [PDF]).
- Ernst Reinhold Lasnik: Die Filial- und Wallfahrtskirche „Zum Heiligen Wasser“. In: Ernst Reinhold Lasnik (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Gemeinde Kainach, Gemeinde Gallmannsegg, Gemeinde Kohlschwarz, Kainach/Gallmannsegg/Kohlschwarz 2006, S. 339.
- Ernst Reinhold Lasnik: Die Filial- und Wallfahrtskirche „Zum Heiligen Wasser“. In: Ernst Reinhold Lasnik (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Gemeinde Kainach, Gemeinde Gallmannsegg, Gemeinde Kohlschwarz, Kainach/Gallmannsegg/Kohlschwarz 2006, S. 338.
- Kainach, Filial- und Wallfahrtskirche "Zum Heiligen Wasser". www.sagen.at, abgerufen am 14. August 2021.
- Gustav Gugitz: Kärnten und Steiermark. In: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 4. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1956, S. 155.
- Gottfried Allmer: Orgelbau in der Weststeiermark. In: Principal – Verein der Orgelfreunde (Hrsg.): Principal. Band 15, 2012, S. 6.
- Heligenwasser bei Kainach. www.sagen.at, abgerufen am 14. August 2021.
- Was die Heimat erzählt. Die Weststeiermark: Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. In: Franz Brauner (Hrsg.): Steirische Heimathefte. Nr. 12. Leykam-Verlag, Graz 1953, S. 55–56.
- Siegrid Hirsch, Wolf Ruzicka: Heilige Quellen. Steiermark und Kärnten. Freya Verlag, 2016, ISBN 978-3-99025-261-1, S. 71.
- Pignitter Buam – 20 Jahre. www.discogs.com, abgerufen am 16. August 2021 (englisch).
- Gernot Peter Obersteiner: Die in den Jahren 1999 und 2000 verliehenen steirischen Gemeindewappen. (PDF) In: Mitteilungen des steiermärkischen Landesarchivs. Abgerufen am 16. August 2021.