Feuerwehr Solingen
Die Feuerwehr Solingen besteht aus einer Berufsfeuerwehr und einer Freiwilligen Feuerwehr. Sie wird als Stadtdienst 37 geführt.
Feuerwehr Solingen | |
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Amt der Stadt Solingen | |
Feuer- und Rettungswache I | |
Berufsfeuerwehr | |
Gründungsjahr: | 1947 |
Standorte: | 3 FuRW, 1 RW |
Mitarbeiter: | 217[1] (200 Beamte im feuerwehrtechn. Dienst, 17 Beamte und Angestellte in der Verwaltung) |
Fahrzeuge: | 70 |
Freiwillige Feuerwehr | |
Gründungsjahr: | 1863 |
Abteilungen: | 10 |
Aktive Mitglieder: | 247[1] |
Fahrzeuge: | 35 |
Jugendfeuerwehr | |
Gründungsjahr: | 1974 |
Gruppen: | 7 |
Mitglieder: | 77[1] |
Fahrzeuge: | 2 |
www.solingen.de/de/verwaltung/37-feuerwehr-7917963/ |
Geschichte
Anfänge des Feuerlöschwesens in Solingen
Im Jahr 1840 wurden durch den Solinger Schützenverein drei Abteilungen eines freiwilligen Brandcorps aufgestellt. Diese ersten Einheiten agierten ohne eigene gemeinsame Führung, da diese durch den damaligen Bürgermeister untersagt wurde. Stattdessen wurde das Brandcorps dem staatlichen Pflicht-Brandcorps unterstellt. Am 24. November 1863 bildeten die Solinger Turner eine freiwillige Lösch- und Rettungskompanie, die neben dem Brandcorps bestand. Dieses Nebeneinander wurde durch die Feuerlöschordnung von 1871 durch Bürgermeister Gustav van Meenen mit der Bildung der städtischen Freiwilligen Feuerwehr Solingen aufgehoben. Bereits ab 1897 stellte die Bau-Commission der Stadt Solingen fest, dass eine Berufsfeuerwehr fehlte. Aus Kostengründen wurde die Aufstellung einer Berufsfeuerwehr in den folgenden Jahrzehnten immer wieder abgelehnt.
Nach der Städtevereinigung im Jahr 1929 verfügte die neue Großstadt Solingen über 30 Löschzüge mit über 1.000 Feuerwehrmännern. Trotz eines eingeholten Gutachtens folgte die Stadt Solingen den Empfehlungen zur Einrichtung einer Berufsfeuerwehr nicht. Mit einem im Jahr 1935 durch die Provinzialregierung veranlassten Probealarm zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit wurde der Freiwilligen Feuerwehr attestiert, den Ansprüchen voll zu genügen. Selbst nach den Änderungen der Feuerlöschgesetze und Erlasse in den Jahren 1933 und 1942 wurde keine Berufsfeuerwehr gegründet, da seit 1934 die Freiwillige Feuerwehr in den Luftschutz bzw. den Sicherheits- und Hilfsdienst als Luftschutz-Polizei eingegliedert worden war. Allerdings waren schon 1934 zwölf hauptamtliche Feuerwehrmänner in den städtischen Dienst übernommen worden.[2] Der größte Einsatz in der Geschichte der Solinger Feuerwehr stand 1944 im Zusammenhang mit den Luftangriffen auf Solingen. In je einem Luftangriff am 4. und 5. November 1944 wurde die Solinger Altstadt komplett zerstört. Ein großer Flächenbrand vernichtete in der Folge auch die meisten noch unbeschädigten Gebäude im Umkreis.[2]
Nachkriegszeit und Gründung einer Berufsfeuerwehr
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Solingen wurde auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung am 19. April 1945 ein Feuerwehr-Notdienst mit 80 Feuerwehrmännern, die als Beamte auf Widerruf eingestellt wurden, eingerichtet. Die Geräte und Feuerwachen wurden von der Luftschutz-Polizei übernommen. Der bisherige Leiter des Feuerwehr-Notdienstes, Paul Hammesfahr, wurde am 22. März 1946 durch Oberstadtdirektor Berting zum Brandrat ernannt und mit der Aufstellung einer Berufsfeuerwehr betraut. Als Feuerwachen wurden die ehemaligen Feuerwehrhäuser der Freiwilligen Feuerwehr aus Vorkriegszeiten an der Katternberger Straße (Solingen-Mitte), der Brunnenstraße (Solingen-Ohligs) und der Raffaelstraße (Solingen-Wald) mit jeweils zwei Löschgruppen und Sonderfunktionen für Sonderfahrzeuge und den Rettungsdienst geplant. Daneben wurden neun Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr mit jeweils 28 Feuerwehrmännern und fünf Werkfeuerwehren genehmigt. Auf Grund der Topographie Solingens mit fehlenden Verkehrsverbindungen zwischen den Höhenrücken wurde mit der Aufstellung von drei Wachen in Gruppenstärke eine Sonderregelung durch die Bezirksregierung genehmigt, die noch heute Bestand hat. Nach der fristlosen Entlassung von Brandrat Hammesfahr im August 1946 in Folge eines Entnazifizierungsverfahrens (mit vollständiger Rehabilitierung im Jahr 1949) wurde am 1. März 1947 Brandingenieur Fritz Schummel aus Wuppertal zum Brandrat und Leiter der Berufsfeuerwehr bestellt. Als Gründungsdatum der Berufsfeuerwehr gilt der 10. September 1947, an dem der Feuerwehr-Notdienst aufgelöst und die Berufsfeuerwehr mit 76 Feuerwehrbeamten durch den Hauptausschuss der Stadt Solingen beschlossen wurde.
In den folgenden Jahren wurden die Feuerwachen an der Katternberger Straße und in Ohligs baulich für die Belange einer Berufsfeuerwehr mit Wach- und Ruheräumen und den benötigten Werkstätten umgebaut. Mitte der 1960er Jahre wurde die Feuerwache III (Wald) in die neu errichteten Gebäude – die erste Feuerwache nach Ende des Krieges – am Frankfurter Damm verlegt. Im Jahr 1966 wurde an der Feuerwache III eine Atemschutzübungsstrecke in Dienst genommen. Neben den Gebäuden wurde der Fahrzeugpark stetig modernisiert und erweitert. Ebenso wurde der Ausbau der Funk-Kommunikation für den Fahrzeug- und Einsatzstellenfunk vorangetrieben.
Im November 1974 folgt Branddirektor Manfred Liene auf den in den Ruhestand getretenen Schummel. Mit der Gebietsreform 1975 wurde die Stadt Burg an der Wupper in die Großstadt Solingen integriert. Damit wurde die Freiwillige Feuerwehr Burg zur Löschgruppe 8 der Freiwilligen Feuerwehr Solingen. In den 1980er Jahren wurden die Wachen I (Solingen) und II (Ohligs) um neue Fahrzeughallen für Großfahrzeuge und Ruheräume erweitert. 1987 wird die Frauengruppe der Freiwilligen Feuerwehr gegründet. Am 22. April 1989 ereignete sich der vom Umfang her größte Brand der Solinger Nachkriegsgeschichte am Schulzentrum Vogelsang. Am 1. April 1991 trat der Leitende Branddirektor Frank-Michael Fischer als Nachfolger von BD Liene seinen Dienst an. 1992 wurden die ersten Wechselladerfahrzeuge und die dazugehörigen Abrollbehälter bei der Feuerwehr in Dienst gestellt. Der am 29. Mai 1993 verübte Mordanschlag von Solingen war gerade für die Solinger Feuerwehr ein einschneidendes Ereignis und einer ihrer bedeutendsten Einsätze seit der Nachkriegszeit.
Seit Mitte der 2000er Jahre bildet die Feuerwehr Solingen bei überörtlicher Hilfe größeren Umfangs zusammen mit Kräften der Feuerwehren Wuppertal und Remscheid die Bereitschaft 5 des Regierungsbezirks Düsseldorf.
Seit dem 12. März 2007 betreiben die Feuerwehren Solingen und Wuppertal eine gemeinsame Leitstelle am Standort der Hauptfeuerwache in Wuppertal. Am 9. April 2016 wurde Frank-Michael Fischer feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger als Leiter der Solinger Feuerwehr ist seither der Leitende Branddirektor Ottmar Müller.
Berufsfeuerwehr
Die Berufsfeuerwehr Solingen ist mit einer Personalstärke von ca. 200 Feuerwehrangehörigen eine mittelgroße Berufsfeuerwehr in Nordrhein-Westfalen. Sie gliedert sich in die fünf Abteilungen 37-1 (Einsatzdienst), 37-2 (Technische Dienste), 37-3 (Vorbeugender Brandschutz), 37-4 (Allgemeine Verwaltung) und 37-5 (Rettungsdienst).
Standorte
Zur Berufsfeuerwehr Solingen gehören drei Feuer- und Rettungswachen (FuRW) und eine Rettungswache (RW) am Klinikum Solingen.
Im September 2017 veröffentlichte die Stadt Solingen das „Standortkonzept Berufsfeuerwehr Solingen 2030“. Darin ist vorgesehen, die bestehenden Wachen sukzessive abzureißen und an den gleichen Standorten durch neue Gebäude zu ersetzen. Die Gesamtinvestitionssumme wird auf 59 Mio. Euro geschätzt.[3] Die ersten Maßnahmen sollen 2020 mit dem Neubau der Feuer- und Rettungswache II im laufenden Betrieb beginnen.[4]
- Feuer- und Rettungswache I
Die Feuer- und Rettungswache I an der Katternberger Straße ist die Hauptwache der Berufsfeuerwehr Solingen. Hier sind die Stadtdienstleitung und die Fachabteilungen untergebracht. Ferner befinden sich im Gebäude die Kfz-Werkstatt, die Schlauchwerkstatt und die Funk- und Elektrowerkstatt sowie die Kleiderkammer. Die Wachstärke beträgt zehn Funktionsstellen, davon acht im Brandschutz und zwei im Rettungsdienst. Weitere zwei Funktionen des Führungsdienstes sind an der Wache 1 angesiedelt.
Die acht Funktionsstellen im Brandschutz besetzen fest ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20 (kurz: HLF 20) und eine Drehleiter (DLK 23-12) oder im Bedarfsfall ein Tanklöschfahrzeug (TLF 4000) oder ein geländegängiges Mehrzweckfahrzeug (MZF). Im Rettungsdienst wird ein Rettungswagen (RTW) durch die Feuerwehr Solingen besetzt. Der Führungsdienst besetzt einen Einsatzleitwagen (ELW 1).
Weitere Rettungswagen werden durch das Deutsche Rotes Kreuz besetzt.
- Feuer- und Rettungswache II
Die Feuer- und Rettungswache II befindet sich an der Brunnenstraße im Stadtteil Ohligs. Dort befinden sich die Buchbinderei, die Schuhmacherei und die Schlosserei. Die Wachstärke beträgt zehn Funktionsstellen, davon acht im Brandschutz und zwei im Rettungsdienst. Die zwei Funktionsstellen im Brandschutz besetzen fest ein HLF 20 und eine DLK 23-12 oder im Bedarfsfall ein TLF 4000. Im Rettungsdienst wird ein Rettungswagen durch die Feuerwehr Solingen besetzt. Ein weiterer Rettungswagen wird durch Personal einer Hilfsorganisation besetzt.
- Feuer- und Rettungswache III
Die Feuer- und Rettungswache III befindet sich am Frankfurter Damm im Stadtteil Wald. Dort sind die Atemschutzwerkstatt, die Schreinerei, die Schlosserei, die Desinfektionsanlage für die Rettungsdienstfahrzeuge untergebracht.
Die Wachstärke beträgt zwölf Funktionsstellen, davon acht im Brandschutz, zwei für Sonderfahrzeuge und zwei im Rettungsdienst. Die acht Funktionsstellen im Brandschutz besetzen fest ein HLF 20 und eine DLK 23-12. Zwei Funktionsstellen besetzen je nach Einsatzlage den Rüstwagen, den Feuerwehrkran oder Wechselladerfahrzeuge. Im Rettungsdienst wird ein Rettungswagen durch die Feuerwehr Solingen und ein weiterer durch Personal einer Hilfsorganisation besetzt.
Der Innenhof der Wache dient als Landeplatz für Hubschrauber der Luftrettung, da das Klinikum Solingen über keinen eigenen Landeplatz verfügt.
- Rettungswache Klinikum
An der Rettungswache sind zwei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) stationiert.
Feuerwehrschule
Im Gebäude der Feuer- und Rettungswache 3 unterhält die Feuerwehr Solingen die Feuerwehrschule. Dort werden der Grundlehrgang der Berufsfeuerwehr und die standortbezogenen Lehrgänge für die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr angeboten. So werden u. a. die Truppmann- und Truppführer-Ausbildung, die Atemschutzaus- und -fortbildung, die Maschinistenausbildung für Löschfahrzeuge und Drehleitern, die Ausbildungen zum Thema CBRN-Gefahrenabwehr u.v.m. durchgeführt. Der Feuerwehrschule ist auch die Fahrschule der Feuerwehr Solingen angegliedert, die in den Führerscheinen der Klassen C und CE ausbildet.
Freiwillige Feuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr Solingen besteht aus insgesamt zehn Einheiten mit ca. 260 ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen. Ein Teil der Löscheinheiten unterhält eine eigene Jugendfeuerwehr.
Eine Alarmierung der Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr erfolgt rund um die Uhr per Digitalem Meldeempfänger (DME). Entsprechend dem Einsatzstichwort der Alarm- und Ausrückeordnung werden die freiwilligen Einheiten entweder direkt zusammen mit der Berufsfeuerwehr alarmiert oder bei veränderten Einsatzlagen oder -dauern nachalarmiert. Bei länger andauernden Einsätzen erfolgt die Besetzung der verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr ebenfalls durch Alarmierung der freiwilligen Einheiten.
Die Freiwillige Feuerwehr gliedert sich in die folgenden Einheiten:
- Löscheinheit 1 (Merscheid-Ohligs)
- Löscheinheit 2 (Rupelrath)
- Löscheinheit 3 (Mangenberg)
- Löscheinheit 5 (Böckerhof)
- Löscheinheit 6 (Gräfrath)
- Löscheinheit 7 (Wald)
- Löscheinheit 8 (Burg)
- Umweltschutzzug
- Musik- und Versorgungseinheit
- Jugendfeuerwehr (zurzeit sieben Gruppen)
- Informations- und Kommunikationseinheit (kurz IuK, sie setzt sich aus Teilen der BF und der FF zusammen)
Werkfeuerwehren
Neben der Berufsfeuerwehr sowie den Freiwilligen Feuerwehren wurden im Jahre 1947 auch fünf Werkfeuerwehren im Solinger Stadtgebiet eingerichtet bzw. genehmigt, von denen heute nur noch eine besteht. Werkfeuerwehren wurden nur in den wenigen Großbetrieben der Solinger Industrie eingerichtet. Der ab den 1970er Jahren einsetzende, industrielle Strukturwandel hatte den Abbau vieler Arbeitsplätze, die Schließung von Fabriken und die Auslagerung von Unternehmen zur Folge. Dadurch wurden auch die meisten der bestehenden Werkfeuerwehren aufgelöst.
Über eine Werkfeuerwehr verfügten folgende Unternehmen:
Unternehmen | Branche | Standort | Bemerkungen |
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Kronprinz, heute Accuride | Automobilzulieferer | Solingen-Ohligs, Weyerstraße | Werkfeuerwehr mit 27 Mitarbeitern bestehend[6] |
C. Grossmann Stahlguss | Gießerei | Solingen-Wald, Wittkuller Straße | Werkfeuerwehr aufgelöst |
Kortenbach & Rauh | Schirmhersteller | Solingen-Wald, Weyerstraße | Werkfeuerwehr aufgelöst |
P. D. Rasspe Söhne | Landtechnik | Solingen-Mitte, Stöcken | Werkfeuerwehr aufgelöst |
Rettungsdienst
Der Träger des Rettungsdienstes in Solingen ist die Stadt Solingen. Neben der Berufsfeuerwehr sind die Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund am Rettungsdienst und Krankentransport beteiligt. Beide Hilfsorganisationen unterhalten jeweils eine eigene Rettungswache im Stadtgebiet.
Literatur
- Feuerwehr Solingen: 50 Jahre Berufsfeuerwehr Solingen. Eigenverlag (1997), ohne ISBN.
Weblinks
Einzelnachweise
- Feuerwehr Solingen. Klingenstadt Solingen, 18. September 2020, abgerufen am 12. August 2021.
- H. Rosenthal: Solingen. Geschichte einer Stadt, Bd. 3
- Stadt Solingen: Masterplan 2030: Die Solinger Feuerwehr macht sich fit für die Zukunft. 15. September 2017, abgerufen am 23. Mai 2018.
- Klingenstadt Solingen - Masterplan Berufsfeuerwehr: nächste Schritte. Abgerufen am 21. Januar 2019.
- WF-NRW. Abgerufen am 27. September 2021.
- Stadt Solingen: Jahresbericht der Feuerwehr Solingen 2020, S. 4