Europäische Fernhochschule Hamburg
Die Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) ist eine deutsche private Fernhochschule mit Sitz in Hamburg. Sie nahm 2003 ihren Betrieb auf und bietet Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsrecht und Psychologie an.[5][6][7] Die Hochschule ist staatlich anerkannt und vom Wissenschaftsrat akkreditiert. Die Studiengänge sind durch die FIBAA akkreditiert und werden in der Regel berufsbegleitend absolviert.[8] Sie gehört zur Deutschen Weiterbildungsgesellschaft und ist eine mittelbare Tochtergesellschaft der Stuttgarter Klett Gruppe.[9]
Europäische Fernhochschule Hamburg | |
---|---|
Gründung | 2003[1] |
Trägerschaft | privat |
Ort | Hamburg |
Land | Deutschland |
Präsident | Marcus Bysikiewicz[2] |
Studierende | 7.025 (WS 2016/17)[3] |
Mitarbeiter | 117 (2016)[3] |
davon Professoren | 13 (2016)[3] |
Netzwerke | Verband der Privaten Hochschulen[4], European Association for Distance Learning |
Website | www.euro-fh.de |
Geschichte
Die Europäische Fernhochschule Hamburg wurde am 21. November 2001 in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung ins Handelsregister beim Amtsgericht Hamburg eingetragen. Zweck des Unternehmens war der „Aufbau und (...) Betrieb der in Gründung befindlichen Europäischen Fernhochschule“. Das Unternehmen wurde Teil der Deutschen Weiterbildungsgesellschaft, zu der auch das Institut für Lernsysteme sowie die Fernakademie für Erwachsenenbildung gehören.[10] Im März 2003 wurde die Hochschule durch Beschluss der Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung staatlich anerkannt. Er wurde im August desselben Jahres durch den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg noch einmal bestätigt.[11] Die Europäische Fernhochschule Hamburg begann anschließend, den Studiengang „Europäische Betriebswirtschaftslehre“ durchzuführen.[1]
Zum ersten Präsidenten wurde Jens-Mogens Holm ernannt.[12] Von Beginn an konnte das Studium an der Hochschule gemäß dem Hamburgischen Hochschulgesetz unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Hochschulreife absolviert werden.[5] Ein Jahr nach der Gründung verzeichnete man rund 1.000 Studenten.[12] 2004 führte die Europäische Fernhochschule Hamburg ihren ersten MBA-Studiengang ein.[13] Außerdem wurden Kurse in Bereichen wie zum Beispiel Marketing oder Controlling angeboten, die zwischen vier und zehn Monaten dauern. Die erreichten Credits konnten später auf ein Studium angerechnet werden.[14]
In den Jahren 2003 bis 2005 wurde in Peking ein Studienzentrum eingerichtet, an dem Studenten einen Auslandsaufenthalt absolvieren können.[15][16] Zwei Jahre später bezog die Europäische Fernhochschule Hamburg gemeinsam mit Schwestergesellschaften wie zum Beispiel dem Institut für Lernsysteme und Fernakademie für Erwachsenenbildung ein gemeinsames Gebäude in Hamburg-Rahlstedt.[17] Seitdem zählt Rahlstedt zu den wichtigsten deutschen Standorten für Fernschulen.[18] Ferner arbeitet die Europäische Fernhochschule Hamburg seit 2005 mit Partnerhochschulen im Ausland zusammen. Derzeit sind es acht, unter anderem aus China, den Vereinigten Staaten und Großbritannien.[19][20]
2010 hatte die Europäische Fernhochschule Hamburg über 5.000 Studenten.[21] Im selben Jahr lobte man im Rahmen einer Kooperation mit der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Bielefeld erstmals ein Promotionsstipendium aus.[22] 2012 nahm man einen aktualisierten Online-Campus in Betrieb, der unter anderem virtuelle Arbeitsgruppen umfasste.[23] Später führte die Europäische Fernhochschule Hamburg außerdem ein Angebot ein, das auch Vorlesungen am Standort in Hamburg beinhalten kann.[24] 2012 hatte die Stiftung Warentest in einem anderen Test einen Fernlehrgang für Betriebswirtschaft mit der Note 1,8 bewertet.[25]
Organisation
Das Präsidium besteht aus einem Präsidenten und maximal vier Vizepräsidenten. Der Präsident und mindestens einer der Vizepräsidenten müssen Professoren der Hochschule sein. Während der Präsident das Präsidium leitet und die Europäische Fernhochschule Hamburg nach außen vertritt, fungieren derzeit zwei der Vizepräsidenten gleichzeitig als Geschäftsführer der Trägergesellschaft. Die Verwaltung der Hochschule wird von einem Kanzler geleitet, den die Trägergesellschaft vorschlägt. Die Selbstverwaltung der Europäischen Fernhochschule Hamburg nimmt der Senat wahr, dem acht Professoren angehören.[26] 2013 beurteilte der Wissenschaftsrat die Leitung, Organisation und Verwaltung als „weitgehend hochschulgemäß und in sich konsistent“.[27]
Die Hochschule wird von einem Kuratorium in wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen beraten.[28] Darüber hinaus hat sie einen Expertenbeirat „Finance und Management“ mit hochrangigen Vertretern aus Wissenschaft und Praxis installiert, der die Hochschule in wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen berät, um die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis aktiv zu fördern.[29]
Forschung
Die Forschungsschwerpunkte der Hochschule sind in den Bereichen "Psychologie", "Gesellschaft, Bildung & Soziales" sowie "Wirtschaft, Digitalisierung & Management" angesiedelt und werden in Forschungsclustern zusammengefasst. Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter gehen ihren Forschungsaktivitäten sowohl im Rahmen individueller Einzelprojekte als auch in interdisziplinären Forschungsclustern in Kooperation mit Partnereinrichtungen nach. Die an der Euro-FH eingerichteten Forschungscluster sind:[30]
- Human Resource Management und Corporate Learning im Zeichen der Digitalisierung (HRCL)
- Lebenslanges und selbstgesteuertes Lernen (LSL)
- Zukunft von Wirtschaft, Digitalisierung und Management (ZWDM)
- Psychische Gesundheit und Resilienz in Arbeit, Bildung und Gesundheitsversorgung
Studiengänge
Derzeit (04/2019) bietet die Euro-FH 25 Bachelorstudiengänge[31], 21 Masterstudiengänge[32] sowie 41 Zertifikatslehrgänge[33] an. Die Europäische Fernhochschule Hamburg arbeitet ohne Semesterbetrieb.[34] Eine Ausnahme bildet lediglich der Bereich Abendstudium, in dem die Bachelorstudiengänge "Psychologie (B.Sc.)" und „Betriebswirtschaftslehre & Wirtschaftspsychologie (B.A.)“ mit begleitenden Vorlesungen in Hamburg, das jeweils zum 15. März oder 15. September aufgenommen werden kann.[35] Die Europäische Fernhochschule Hamburg stellt allen Studenten das für ihren Studiengang notwendige Material zur Verfügung. Studenten werden von Lehrbeauftragten – sogenannten Tutoren – betreut, die zum Beispiel auch eingesandte Aufgaben kontrollieren. Prüfungen werden in zwölf Zentren durchgeführt, davon zehn in Deutschland sowie an jeweils einem Standort in Österreich (Wien) und der Schweiz (Zürich). Darüber hinaus können Studenten im Ausland Klausuren auch an deutschen Konsulaten und Botschaften, Goethe-Instituten und anerkannten Deutschen Schulen ablegen.[36] Prüfungen und Klausuren können seit Beginn der Covid-19-Pandemie auch online mittels Proctoring abgelegt werden.[37]
Kooperationsbeziehungen und Partnerhochschulen
Die Euro-FH unterhält Partnerschaften und Kooperationsbeziehungen zu Hochschulen im In- und Ausland[38]:
|
An den Hochschulen außerhalb Deutschlands sind im Rahmen der Bachelor- und Masterstudiengänge internationale Seminare vorgesehen.
Zusammenarbeit mit dem Ziel des Austauschs und der Weiterentwicklung von Studiengängen/Kursen bestehen darüber hinaus auch mit dem Institut für Lernsysteme (ILS) sowie der Fernakademie für Erwachsenenbildung (beide ebenfalls Unternehmen der Klett Gruppe), dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) und Anbietern von Fach-Lehrgängen und Weiterbildungen wie Eins Plus und ABELS KALLWASS STITZ.[39]
Kritik
2014 geriet die Hochschule aufgrund ihrer MBA-Programme in die Kritik. Die Journalistin Bärbel Schwertfeger bemängelte auf Spiegel Online insbesondere die niedrigen Zulassungskriterien in Verbindung mit aggressivem Marketing. Bei der Studienberatung würde es sich eher um ein „Verkaufsgespräch“ handeln. In testweise durchgeführten Gesprächen würden falsche Auskünfte erteilt, insbesondere was die Vergleichbarkeit des Master of Business Administration der Europäischen Fernhochschule Hamburg mit Abschlüssen anderer Einrichtungen betrifft. So sei es auch in Deutschland „keineswegs egal, wo man einen MBA macht.“ Man zeige sich zudem „großzügig“ bei der Anrechnung früherer Leistungen und Weiterbildungen. Statt eines Erststudiums, wie es der MBA eigentlich voraussetzt, würde „eine Berufsausbildung, Berufs- und Führungserfahrung und ein drei Module umfassendes Master-Einstiegsprogramm“ genügen. Der Graduate Management Admission Test der Europäischen Fernhochschule Hamburg sei nach Ansicht der Journalistin „Augenwischerei“, da als Alternative auch ein telefonisches Interview mit einer Professorin angeboten werde.[40] Schwertfeger erwähnte in ihrem Artikel auch einen Test der Stiftung Warentest vom Februar 2014, der die Beratungsqualität der Europäischen Fernhochschule Hamburg als „niedrig“ einstufte.[41]
Die Euro-FH wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme als „einseitig und ungerechtfertigt“ zurück.[42]
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Euro-FH geht an den Start. In: Hamburger Morgenpost, 30. April 2003, S. 16.
- Leitung der Hochschule. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 13. Juli 2018.
- Private Hochschulen 2016 (PDF) Statistisches Bundesamt. Abgerufen am 7. Januar 2018.
- Die Partner der Euro-FH. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Europäische Fernhochschule. In: taz Hamburg, 3. Mai 2003, S. 29.
- Horst Grimm: Studieren auf dem Sofa. In: Westdeutsche Zeitung, 28. November 2009.
- Fernstudium an der Euro-FH: Bachelor, Master und MBA. Abgerufen am 8. April 2019.
- Yvonne Scheller: Endlich Geld verdienen, erst mal studieren - oder vielleicht beides?. In: Die Welt, 15. Januar 2005, S. 12.
- Rainer Jung: Schulbuchverlage suchen nach neuen Geschäftsfeldern. In: Frankfurter Rundschau, 8. Januar 2005, S. 12.
- Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag. 21. November 2001. Abgerufen am 16. Januar 2015: „Amtsgerichts Hamburg, HRB 81795“
- Neue Hochschule. In: Hamburger Abendblatt, 19. März 2003, S. 11.
- Neue Euro-FH hat bereits 1000 Studierende. In: Rheinische Post, 18. September 2004.
- Schweizer Intensivprogramm - Schnuppern für Designer - Büffeln neben dem Job. In: Financial Times Deutschland, 4. Juni 2004, S. 32.
- Neue Kurse an der Euro-FH. In: Financial Times Deutschland, 3. September 2004, S. 32.
- 8 attraktive Auslandsstandorte. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Mit lächelnder List sein Ziel erreichen. In: Hamburger Morgenpost, 18. September 2006, S. 21.
- Bildungszentrum in Hamburg-Rahlstedt eingeweiht. In: Immobilien Zeitung, 6. Oktober 2008.
- Edgar Hasse: Rahlstedt ist das bundesweite Zentrum für Fernschulen. In: Hamburger Abendblatt, 4. Dezember 2014, S. 12.
- Stellungnahme zur Akkreditierung der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) (PDF) Wissenschaftsrat. S. 39-40. 26. April 2013. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- 8 attraktive Auslandsstandorte. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Edgar Hasse: Schöne Karriere dank Fernhochschule. In: Die Welt, 30. März 2010, S. 31.
- Stipendium zu vergeben. In: Westfalen-Blatt, 23. Juli 2010.
- Kirstin von Elm: Nichts für Groupies: Pauken wie die Promis. In: Berliner Morgenpost, 29. Januar 2012, S. 7.
- Fernstudium mit Direktvorlesungen. In: Sächsische Zeitung, 15. Juni 2013, S. 43.
- Test Fernkurse Betriebswirtschaft der Stiftung Warentest. In: test Spezial Karriere 2012, S. 42–45 und test.de vom 6. Dezember 2011
- Stellungnahme zur Akkreditierung der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) (PDF) Wissenschaftsrat. S. 23-26. 26. April 2013. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Stellungnahme zur Akkreditierung der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) (PDF) Wissenschaftsrat. S. 12. 26. April 2013. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Erfahrene Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 23. Januar 2015.
- „EURO-FH Expertenbeirat“ (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) , Mitglieder des Expertenbeirats Finance und Management
- Europäische Fernhochschule: Forschung an der Euro-FH. In: Webseite. Europäische Fernhochschule, abgerufen am 21. März 2021.
- Gabriel Fellenberg: Fernstudium an der Euro-FH: Bachelor, Master und MBA. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
- Gabriel Fellenberg: Fernstudium an der Euro-FH: Bachelor, Master und MBA. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
- Fernstudium an der Euro-FH: Bachelor, Master und MBA. Abgerufen am 8. April 2019.
- So funktioniert Ihr Studium. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Fernstudium an der Euro-FH: Bachelor, Master und MBA. Abgerufen am 8. April 2019.
- 12 Prüfungszentren und monatliche Prüfungstermine. Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- https://www.euro-fh.de/so-funktioniert-ihr-fernstudium/pruefungen-pruefungszentren/
- 8 attraktive Auslandsstandorte der Euro-FH im Überblick und vorgestellt. Abgerufen am 11. März 2017.
- Partner der Europäischen Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 19. März 2017.
- Bärbel Schwertfeger: Das Geschäft mit dem Massen-MBA. Spiegel Online. 16. Dezember 2014. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Fernstudienberatung MBA: Selten gut beraten. Stiftung Warentest. 7. Februar 2014. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- Stellungnahme der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) (PDF) Europäische Fernhochschule Hamburg. Abgerufen am 29. April 2015.