Eugen Dyckerhoff
Eugen Julius Richard Dyckerhoff (* 8. Mai 1844 in Mannheim; † 4. August 1924 in Biebrich) war ein deutscher Bauunternehmer und Betonpionier.
Leben
Dyckerhoff war der Sohn des Zementfabrikanten Wilhelm Gustav Dyckerhoff. Dieser gründete zunächst ein Zementwerk bei Wiesbaden (aus dem die Dyckerhoff AG hervorging) und beteiligte sich dann 1865 in Karlsruhe an der Gründung der Gesellschaft zur Herstellung von Betonprodukten Lang & Cie, der späteren Dyckerhoff & Widmann KG. Ein Jahr später trat der Kaufmann Eugen Dyckerhoff in die Firma ein. Er hatte im väterlichen Zementwerk Erfahrungen gesammelt, wo er im Labor der Firma unter seinem Bruder Rudolf – einem Chemiker – gearbeitet hatte. Angeregt durch Besuche bei Betonherstellern im Ausland (Niederlande, Österreich, Frankreich) entwickelte er in eigenen Versuchen in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Rudolf den Stampfbeton.[1]
Da die Firmenteilhaber das für die weitere Entwicklung nötige Kapital nicht bereitstellen wollten, holte Dyckerhoff 1869 den Karlsruher Geschäftsmann Gottlieb Widmann (1817–1894) in die Firma, dessen Tochter Adele Widmann (1848–1915) er im selben Jahr heiratete. Anfangs produzierte die Firma Skulpturen sowie Rohre, Behälter und Pflasterungen. Besonders mit ihren Rohren war sie erfolgreich, da Dyckerhoff hohe Qualitätsstandards setzte. Fabriken in Biebrich, Nürnberg, Chemnitz (später verlegt nach Dresden) entstanden. 1880 unternahm Dyckerhoff ausgedehnte Versuche mit Gewölben aus Beton, um den Werkstoff auch im Tragwerksbau populärer zu machen, und präsentierte auf der Gewerbeausstellung 1880 in Düsseldorf eine Fußgängerbrücke aus Beton, die große Aufmerksamkeit fand. Der erste größere Auftrag war ein großer Hochbehälter für die Wiesbadener Wasserwerke 1882 und auch Brücken folgten, unter anderem eine kleine Brücke von 10 m Spannweite in Seifersdorf 1882, die noch heute steht und 1898/99 ein Eisenbahn-Viadukt im Chemnitztal.[2] Auch im Hochbau konnte Dywidag Beton erfolgreich einsetzen, 1908 bis 1910 entstand die Garnisonskirche in Ulm von Theodor Fischer aus Beton und 1911/12 die Jahrhunderthalle in Breslau. 1907 wurde Dyckerhoff und Widmann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt mit Dyckerhoff als Aufsichtsratsvorsitzendem.
Dyckerhoff war von 1899 bis 1911 Vorsitzender des 1898 gegründeten Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins. Er war Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und im Rheingau-Bezirksverein des VDI.[3]
Ehrungen
- 1902: Verleihung des Titels eines Kommerzienrats durch Wilhelm II.
- 1911: Ehrendoktor (Dr.-Ing. h. c.) der Technischen Hochschule Charlottenburg
- 1911: Ehrenvorsitzender des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins
- 1913: Ernennung zum Geheimrat
- 1921: Ehrenbürger der TH Karlsruhe
- 1924: Ehrensenator der TH Darmstadt[4]
Literatur
- Knut Stegmann: Zu den deutschen Anfängen des Bauens mit Beton. Der Stampfbetonpionier Eugen Dyckerhoff (1844–1924). In: Beton- und Stahlbetonbau 106 (2011), Heft 6, S. 415–424. doi:10.1002/best.201100021
- Knut Stegmann: Early Concrete Constructions in Germany – A Review with Special Regard to the Building Company Dyckerhoff & Widmann. In: Karl-Eugen Kurrer, Werner Lorenz und Volker Wetzk (Hg.): Proceedings of the Third International Congress on Construction History. Band 3. Berlin, 2009, S. 1371–1378. ISBN 978-3-936033-31-1 Artikel als PDF
- Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (Hg.): Fünfzig Jahre Deutscher Ausschuß für Stahlbeton 1907–1957. Berlin, 1957, S. 35f.
Weblinks
- Barahona, José: Eugen Julius Richard Dyckerhoff (1844-1924). In: Great-Engineers, 2010/2012.
- Dyckerhoff, Eugen Julius Richard. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Stegmann, 2011, S. 416–418.
- Stegmann, 2009, S. 1375–1376.
- Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1914. Berlin 1914, S. 340.
- Auszeichnungen Dyckerhoffs (Memento des Originals vom 1. Oktober 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei der Brandenburgischen Technischen Universität.