Eugène Deschenaux
Eugène Deschenaux (* 16. Juni 1874 in Romont; † 28. Mai 1940 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker (CVP) und Richter.
Leben
Er war katholisch und von Romont. Seine Eltern waren Romain Deschenaux, Bankier und dann Staatseinnehmer, und Julie geb. Perroud, Hausfrau, aus einer Notabelnfamilie von Châtel-Saint-Denis. Er heiratete 1906 Valentine Hartmann (geb. 1880), Tochter des Henri-Théobald, aus einer Familie von Juristen, die in Freiburg und Villars-sur-Glâne Gemeindeämter ausübten.
Eugène Deschenaux studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, Paris, Berlin und München, wo er zudem ausgezeichnete Deutschkenntnisse erwarb. 1897 schloss er seine Studien mit dem Lizentiat ab. Gleichzeitig leistete er seinen Militärdienst und stieg in den Rang eines Majors auf.
Von 1900 bis 1904 war er als Anwalt tätig, bevor er zum Präsidenten des Bezirksgerichts Saane ernannt wurde. 1901 wurde er als Konservativer in den Grossen Rat gewählt, aus dem er 1919 zurücktrat.
1909 wurde er mit 35 Jahren in den Staatsrat gewählt. Zehn Jahre lang leitete er die Justiz- und Polizeidirektion. Daneben sass er nicht nur im Grossen Rat, sondern auch im Nationalrat (1911–1919), wo er in der Kommission für die Erarbeitung des neuen Bundesstrafgesetzbuches mitarbeitete. Zudem wurde er 1907 in den Verwaltungsrat der kantonalen Hypothekarkasse berufen. 1917 übernahm er das Präsidium der Staatsbank (FSB) und der Konservativen Volkspartei der Schweiz (ab 1912: Konservative Volkspartei, heute: Christlichdemokratische Volkspartei). Darüber hinaus war er Präsident des Schweizerischen Katholischen Volksvereins. In der Presse wurde er als «volkstümlicher Regierungsvertreter» bezeichnet.
Das Jahr 1919 bedeutete eine Wende in Deschenaux’ Laufbahn: Er wurde Bundesrichter. Dieses angesehene Amt verdankte er nicht nur seinen anerkannten juristischen und sprachlichen Kenntnissen, sondern auch den Verbindungen, die er im Nationalrat hatte knüpfen können. Aufgrund dieser beruflichen Neuorientierung musste er auf das Präsidium der FSB und alle politischen Ämter verzichten. 1921 trat er zudem aus dem Verwaltungsrat der Hypothekarkasse zurück. Dagegen blieb er Mitglied des Verwaltungsrats der privaten Banque commerciale fribourgeoise (BCF).
Als die Letztere 1922 in Konkurs ging, reichte Deschenaux seinen Rücktritt als Bundesrichter ein. Um dieses moralische und finanzielle Drama zu bewältigen, nahm er 1925 seine Anwaltstätigkeit wieder auf, übte jedoch keine politische Tätigkeit mehr aus. Das von Tuor kommentierte Bundesstrafgesetzbuch wurde von ihm ins Französische übersetzt. Am 28. Mai 1940 starb er in Freiburg im Alter von 66 Jahren.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
- Erich Gruner: Die schweizerische Bundesversammlung 1848–1920. Francke, Bern 1966, Band 1, S. 388.
- La Liberté, 28. Mai 1940
- Monatrosen 84, 1940, 12