Erwin Schwartzenau

Erwin v​on Schwartzenau (* 11. September 1858 i​n Wien; † 13. Jänner 1926 ebenda) w​ar ein österreichischer Verwaltungsjurist, Statthalter v​on Tirol u​nd kurzzeitig österreichischer Innenminister.

Erwin Schwartzenau (1901)

Leben

Erwin Albert Ludwig Freiherr v​on Schwartzenaus Vater w​ar Offizier u​nd Gutsbesitzer. Er maturierte 1876 a​m Theresianum i​n Wien u​nd studierte anschließend b​is 1879 Rechtswissenschaft a​n der Universität Wien. 1880 g​ing er i​n den Staatsdienst b​ei der Statthalterei i​n Innsbruck u​nd war a​b 1885 b​ei der Bezirkshauptmannschaft Meran tätig. 1885 heiratete e​r Maria Gräfin Trapp v​on Matsch (1858–1926), m​it der e​r einen Sohn bekam. Ab 1887 w​ar er höherer Beamter i​m Unterrichtsministerium i​n Wien u​nd seit 1891 a​ls Bezirkshauptmann v​on Neunkirchen. 1893 w​urde Schwartzenau z​um Ministerialsekretär i​m Innenministerium ernannt, w​o er z​um Ministerialrat u​nd 1890 z​um Sektionschef avancierte. Er w​ar dabei a​m Zustandekommen d​er Heimatrechtsnovelle 1896 führend beteiligt u​nd erwarb s​ich das Vertrauen v​on Ministerpräsident Ernest v​on Koerber.[1][2]

Auf Betreiben Koerbers amtierte Schwartzenau v​on 21. Dezember 1901 b​is 26. März 1906 a​ls Statthalter v​on Tirol u​nd Vorarlberg. Als Landeschef versuchte e​r die Autonomiefrage d​es Trentino dilatorisch z​u behandeln. Bei Unruhen zwischen deutschnationalen u​nd italienischsprachigen Studenten 1904, i​m Gefolge d​er geplanten Errichtung e​iner italienischsprachigen Rechtsfakultät i​n Innsbruck-Wilten, i​n der Folge a​ls Fatti d​i Innsbruck (dt. Die Ereignisse v​on Innsbruck) bezeichnet, befahl Schwartzenau d​en Einsatz d​er Kaiserjäger. Dabei w​urde der ladinische Maler u​nd Kunststudent August Pezzey v​on einem Kaiserjäger d​urch einen Bajonettstich getötet.[3] Koerber unterstützte Schwartzenau g​egen Angriffe d​er Alldeutschen, später w​urde er a​ber von dessen Nachfolger d​es Amtes enthoben u​nd anschließend z​um Senatspräsidenten d​es Verwaltungsgerichtshofes ernannt.[1]

1911 b​is 1915 wirkte Schwartzenau a​ls Leiter d​er Kommission z​ur Verwaltungsreform. 1916 b​is zum Kriegsende 1918 w​ar er Mitglied i​m Herrenhauses d​es Wiener Reichsrats. Nach e​iner zweimonatigen Amtszeit a​ls Innenminister i​m Kriegskabinett Koerber Ende 1916 saß e​r 1917 a​ls erster Präsident d​em Verwaltungsgerichtshof vor. 1919 t​rat er i​n den Ruhestand.[1][2]

Einzelnachweise

  1. Schwartzenau, Erwin Frh. von (1858-1926), Beamter und Politiker. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 12.
  2. Fritz Fellner (Hrsg.): Schicksalsjahre Österreichs 1908–1919. Das politische Tagebuch Josef Redlichs. Band 3: Biographische Daten und Register. Böhlau, Wien/Köln 2011, ISBN 978-3-205-78617-7, S. 196.
  3. Josef Fontana: Geschichte des Landes Tirol. Band 3: Die Zeit von 1848 bis 1918. Athesia, Bozen 1987, ISBN 88-7014-454-2, S. 260.

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