Erich Hoffmann (Radsportler)

Erich „Wüste“ Hoffmann (* 10. Juni 1912 i​n Mittenwalde; † 31. Mai 1990 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Radrennfahrer. Er w​ar Profisportler v​on 1934 b​is 1950.

Erich Hoffmann
Zur Person
Spitzname Wüste
Geburtsdatum 10. Juni 1912
Sterbedatum 31. Mai 1990
Nation Deutsches Reich Deutsches Reich
NS-Staat Deutsches Reich
Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Deutschland 1946 Deutschland
Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland
Disziplin Bahn / Straße
Karriereende 1950
Letzte Aktualisierung: 8. Januar 2018

Biographie

Das radsportlerische Talent v​on Erich Hoffmann f​iel dem i​n den 1930er Jahren populären Sechstage-Fahrer Willy Funda (1906–1988) auf, a​ls Hoffmann m​it dem Fahrrad z​ur Arbeit fuhr. Funda ermutigte Hoffmann, d​er schon m​it 15 Jahren i​n die SPD eingetreten war, 1931 z​um Eintritt i​n den Rad- u​nd Kraftfahrerbund „Solidarität“.[1] 1932 wechselte Hoffmann z​um Berliner Radsport-Club Derby. 1934 entschied e​r sich, seinen Lebensunterhalt a​ls Berufsfahrer z​u verdienen. Mit 21 Jahren w​ar er d​er jüngste deutsche Radsport-Profi. In d​en folgenden Jahren n​ahm Hoffmann, d​er zum Berliner Publikumsliebling avancierte[1], a​n nationalen u​nd internationalen Flieger-, Steher-, Bahnrad-, Verfolgungs- u​nd Straßenrennen teil. Wegen seiner scheinbaren Unverwüstlichkeit u​nd seinem Durchhaltevermögen erhielt e​r vom Publikum d​en Spitznamen „Wüste“.[1]

Bei d​en UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1929 i​n Zürich belegte Hoffmann i​m Straßenrennen Platz acht. 1934 gewann e​r den Straßenpreis v​on Schlesien, 1937 w​urde er Zweiter b​ei Berlin–Cottbus–Berlin u​nd 1943 Dritter d​er deutschen Stehermeisterschaft.

Als d​er Zweite Weltkrieg ausbrach, w​urde Hoffmann w​egen seines Status a​ls Sportler zunächst n​icht eingezogen, sondern musste e​rst ab 1943 seinen Militärdienst ableisten.[1] Nach Ende d​es Krieges setzte e​r seine Karriere f​ort und gewann 1946 d​as erste Rennen a​uf der Werner-Seelenbinder-Kampfbahn i​n Neukölln u​nd wurde Zweiter v​on Rund u​m Berlin. Im Mai 1946 begann e​r auch wieder Steherrennen a​n der Rolle v​on Walter Gedamke z​u fahren.[2] 1948 w​urde er gemeinsam m​it Karl Weimer deutscher Vize-Meister i​m Zweier-Mannschaftsfahren. Bei e​inem Steherrennen i​n Erfurt 1949 verletzte s​ich Hoffmann schwer, gewann a​ber schon d​rei Monate später d​as Rennen u​m das Blaue Band a​uf der Werner-Seelenbinder-Bahn.[3]

Im Jahr 1950 erklärte Erich „Wüste“ Hoffmann d​as Ende seiner Profilaufbahn. Beim Goldenen Rad i​m Mai 1950 stellte e​r noch einmal a​cht neue Bahnrekorde a​uf und überschritt a​ls erster d​ie Grenze v​on 70 Kilometer p​ro Stunde i​n diesem Rennen. Insgesamt konnte e​r auf 500 Siege i​n 2000 Rennen zurückblicken.[1]

Hoffman b​lieb dem Radsport weiter erhalten, zunächst a​ls Fahrradhändler u​nd später a​ls Fabrikant v​on Leichtmetallfelgen. Zudem fungierte e​r als Sportlicher Leiter u​nd Geschäftsführer d​es Berliner Sechstagerennens i​m Sportpalast.[4]

Erich Hoffmann w​ar verheiratet m​it einer Tochter d​es Radrennfahrers Oscar Kuschkow (1896–1922), Gerda, u​nd lebte i​n Berlin-Neukölln.[5] Im Alter v​on 77 Jahren s​tarb er 1990 i​n Berlin.

2017 richtete d​as Deutsche Technikmuseum i​n Berlin d​ie Ausstellung Wüüüste! Erich „Wüste“ Hoffmann u​nd der Berliner Radsport 1934 b​is 1950 aus.[1] Der Nachlass Erich Hoffmanns befindet s​ich im Historischen Archiv d​es Deutschen Technikmuseums.

Palmarès

Siege (Auswahl)

  • 1935: Mannschaftsrennen in der Deutschlandhalle
  • 1937: Stunde der Giganten in der Deutschlandhalle
  • 1943: Stehermeisterschaft in Nürnberg
  • 1944: 60 km-Mannschaftsrennen in Magdeburg
  • 1946: Blaues Band in Berlin-Neukölln
  • 1946: Großer Preis von Berlin
  • 1950: Berliner Stehermeisterschaft
  • 1950: Goldenes Rad in Berlin

Sonstige Rennen (Auswahl)

Literatur

  • Wolfgang Helfritsch/Heinz Boehm/Achim Mahling: Vom „Nudeltopp“ zur „Ufo-Halle“. 120 Jahre Radsportstätten in Berlin. Historisches und Kurioses. Luisenstädtischer Bildungsverein, Berlin 1997.
  • Stefan Paul: Wüüste! Schrien alle. Erich Hoffmann und die Werner-Seelenbinder-Kampfbahn. In: Bezirksamt Neukölln von Berlin (Hrsg.): Kringeldreher und Strampelbrüder. Radfahren in Neukölln. Berlin 1997, S. 22–25.
  • Werner Ruttkus/Wolfgang Schoppe: Rundenkreisel & Berliner Luft. Auf den Spuren des Berliner Sechstagerennens. Berlin 2012.

Einzelnachweise

  1. Deutsches Technikmuseum – Wüüüste! Erich „Wüste“ Hoffmann und der Berliner Radsport. In: sdtb.de. 7. Januar 2018, abgerufen am 8. Januar 2018.
  2. Illustrierter Radsportexpress. Nr. 3/1947. Express-Verlag, Berlin 1947, S. 4.
  3. Paul, Wüüste! Schrien alle, S. 24.
  4. Ruttkus/Schoppe, Rundenkreisel & Berliner Luft, S. 351.
  5. Technoversum – PM: Wüüüste! Erich „Wüste“ Hoffmann und der Berliner Radsport. In: sdtb.de. 8. Januar 2018, abgerufen am 8. Januar 2018.
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