Eduard Meyer (Orgelbauer)

Eduard Meyer (* 1806; † 4. Dezember 1889) war ein deutscher Orgelbauer im Königreich Hannover.

Leben

(Friedrich) Eduard Meyer wurde als Sohn des Hoforgelbauers Ernst Wilhelm Meyer und seiner Frau Christiane Meyer geb. Jochmus in dem Jahr geboren, als sein Vater sich in Hannover niederließ. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Carl Wilhelm (* 1808; † 5. Januar 1882) leitete er ab 1838 die väterliche Werkstatt in Hannover und teilte sich mit ihm die Aufgaben: Während Eduard für das künstlerische Konzept verantwortlich war, übernahm Carl Wilhelm die technische Planung und die Ausstattung.[1] Eduard war der eigentliche Geschäftsnachfolger seines berühmten Vaters und nahm auch nach außen dessen Stelle ein.[2] Stärkster Konkurrent der Meyer-Werkstatt war bis 1833 Christian Bethmann, danach Philipp Furtwängler aus Elze.[3] Während letzterer in großer Anzahl produzierte und stilistisch eher progressiv ausgerichtet war, baute Meyer seine frühromantischen Werke traditionell und in Kontinuität zum spätbarocken Orgelbau.[4] 1870 musste die Werkstatt geschlossen werden,[5] nachdem aus ihr etwa 100 Orgelneubauten hervorgegangen waren.[6]

Werkliste

Kursivschreibung gibt an, dass die Orgel nicht oder nur noch das historische Gehäuse erhalten ist. In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1840 Heiligenloh Ev. Kirche II/P 14 Sieben Register erhalten[7]
1841 Celle St. Ludwig II/P 31 Zusammen mit dem Bruder Carl Wilhelm; mehrfach umgebaut, 1998 Rekonstruktion durch Martin ter Haseborg; einige Register erhalten[8]Orgel
1837–1842 Bergen an der Dumme Pauluskirche II/P 16 Nach Plänen (1837) und mithilfe seines Vaters, verzögert durch den Kirchenbrand 1840; 1917 Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken; 1949 Austausch des Salicional 8′ durch Emil Hammer; 1968/69 Renovierung der Orgel und 1986 Restaurierung der beiden Pedalzungen durch Albrecht Frerichs; 1992 Restaurierung durch Martin Hillebrand; weitgehend erhalten (14 Register)[9][10]
1842 Jesteburg St. Martin I/P 10 1978 Restaurierung durch Martin Haspelmath
1843 Drakenburg Ev.-ref. Kirche I/P 10 Unter Einbeziehung älterer Orgelteile aus St. Martin zu Nienburg (1562); Renovierung 1977; 4 Register von 1562 und 4 von Meyer erhalten, 2 Register von 1977[11]
1843 Hodenhagen-Hudemühlen Gutskirche I/P 9 1981–1983 Restaurierung durch Martin Haspelmath[12]
1844 Helgoland St. Nicolai II/P 14 1945 zerstört.[13]
1845 Klein Berkel St. Johannis II/P 12
1845 Wustrow (Wendland) St. Laurentius I/P 1915 durch Orgel der Firma P. Furtwängler & Hammer ersetzt (II/P/19); Prospekt von Meyer erhalten
um 1848 Grohnde Ev.-ref. Kirche II/P 18 [14]
1849 Walsrode Stadtkirche II/P 26 1972–1974 Restaurierung durch Martin Haspelmath; weitgehend erhalten[15]
1849 Celle Reformierte Kirche II/P 12 (14) Unter Einbeziehung von Registern aus dem 18. Jahrhundert; zum großen Teil erhalten[4]
1850 Intschede St. Michaelis II/P 16 1984 Restaurierung durch Martin Haspelmath, 2010 grundlegende Restaurierung durch Orgelbau Jörg Bente[16]; weitgehend erhalten[17]
1851 Brünnighausen Ev.-luth. Kirche II/P 14 [18]
1850–1852 Mellendorf St.-Georgs-Kirche II/P 11 1956 ersetzt[19]
1850–1853 Lüneburg St. Johannis, große Orgel
III/P 51 Umdisponierung, Erweiterung des Tonumfangs, neue Klaviaturen und Windladen; sechs Register ganz und sechs teilweise von Meyer erhalten → Orgeln von St. Johannis (Lüneburg)
1853 Eldingen St.-Marienkirche II/P 16 Mitte des 20. Jahrhunderts einschneidende Umbauarbeiten; letzte Restaurierung 2012 durch Orgelbauwerkstatt Udo Feopentow; erhalten mit Rekonstruktionen[20]
1854 Rehburg-Loccum Kloster Loccum
1854 Rehburg Friederikenkapelle I/P 8 1979 Restaurierung durch Martin Haspelmath[21]
1854 Handorf St. Marien II/P 19 1954 klangliche Umgestaltung etlicher Register durch Alfred Führer; 1987/88 Restaurierung auf den ursprünglichen Zustand durch dieselbe Firma; weitgehend erhalten[22]
1856 Barskamp St.-Vitus-Kirche II/P 17 Zum großen Teil erhalten
1855–1856 Hannover Marktkirche III/P 46 Unter Einbeziehung älterer Register, u. a. von Christian Vater, 1943/44 zerstört[23]
1856 Lemgow-Predöhl Hohe Kirche II/P 17 Bis auf zwei Register original erhalten[24][25]
1856–1857 Drennhausen St. Marien II/P 16 Vollständig erhalten[26]
1857 Husum (bei Nienburg) Ev.-luth. Jacobi-Kirche II/P 15 Am 5. Juni 1856 Gutachten zu Meyers Kostenvoranschlag durch den Hoforganisten Enckhausen in Hannover, der Verbesserungen forderte; 2000 Überarbeitung durch Jörg Bente[27]
1858 Eddesse Ev. Kirche I/P 10 1959 ersetzt, aber 4 Register in Neubau übernommen
1859 Wunstorf St. Cosmas und Damian III/P 37 Orgel Größte erhaltene Meyer-Orgel; 1939/1940 eingreifende Umdisponierung durch die Firma Emil Hammer Orgelbau; zum großen Teil erhalten[28],

22 Register original und zwei weitere in Teilen erhalten

1860 Wennigsen (Deister) Kloster Wennigsen, Klosterkirche
1861 Marienwerder (Hannover) Kloster Marienwerder, Klosterkirche
1861 Odagsen St. Pankratii II/P 15 Erhalten[29]
1863 Sievershausen (Lehrte) St.-Martins-Kirche II/P Unter Verwendung eines Gehäuses von 1800; 1905 und 1939 umgebaut[30]
1864 Müden (Örtze) St. Laurentius
II/P 17 Besonderheit, eine zu- und abschaltbare Kopplung des oberen Manuals an ein Keyboard mit 176 Orgelregistern
1865 Barsinghausen Kloster Barsinghausen, Klosterkirche Nicht erhalten
1865 Stederdorf (Peine) Ev. Kirche II/P 13 1961 Renovierungsumbau durch Lothar Wetzel mit Umdisponierung
1865–1866 Ebstorf Klosterkirche II/P 20 [31]
1866 Natendorf Kirche zu Natendorf [32]
1867 Rehburg Ev.-luth. Kirche II/P 15 Am 30. Oktober 1865 Kostenvoranschlag durch Meyer; am 12. Mai 1866 Vertrag mit Meyer, der zwei weitere Register umfasste; 1986 Restaurierung durch Martin Haspelmath;[33] nachdem die Kirchendecke abgesackt war und bereits auf der Orgel auflag, musste die komplette Einrichtung ausgebaut und die Kirche gesichert werden; 2000 technische Sanierung und klangliche Instandsetzung durch Orgelbau Bente; 12 Register erhalten[34]
1869 Mariensee Klosterkirche St. Marien
II/P 16 restauriert 1995

Literatur

  • Axel Fischer: Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel. Hrsg.: Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Paulus-Kirchengemeinde Bergen. Köhring, Lüchow 1992.
  • Konrad Gebhardt und andere: Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel in der St. Laurentius-Kirche zu Müden / Örtze. Hrsg.: Kuratorium der St. Laurentius-Stiftung. Eigenverlag, Müden-Faßberg 2014.
  • Michael Christian Müller: Orgeldenkmalpflege. Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser. Niemeyer, Hameln 2003, ISBN 3-8271-8029-5.
  • Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974–1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1 (2 Teile: Backmoor-Groothusen, Hage-Wiesens).
  • Winfried Topp, Uwe Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke 2: Peter Tappe / Martin Haspelmath. Pape Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-921140-57-9.
  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.

Einzelnachweise

  1. Müller: Orgeldenkmalpflege. 2003, S. 60.
  2. Axel Fischer: Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel. 1992, S. 25.
  3. Vogel: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 84.
  4. reformiert-celle.de: Orgel in Celle, abgerufen am 14. Januar 2018.
  5. Vogel: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 300.
  6. Axel Fischer: Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel. 1992, S. 26.
  7. Orgel in Heiligenloh, abgerufen am 10. März 2016.
  8. Orgel in Celle, St. Ludwig (PDF-Datei; 388 kB), gesehen 21. November 2014.
  9. NOMINE e. V.: Orgel in Bergen, gesehen 21. Dezember 2011.
  10. Fischer: Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Meyer-Orgel. 1992.
  11. Michael Christian Müller, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege: Orgeldenkmalpflege. Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser. Niemeyer, Hameln 2003, ISBN 3-8271-8029-5, S. 73.
  12. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 158.
  13. Gerald Drebes: Die Helgoländer Vorkriegsorgel von Ernst Wilhelm Meyer & Söhne (1844). In: Ars Organi. Jg. 68, 2020, S. 186–188 (online).
  14. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 210, 238.
  15. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 96f.
  16. bente-orgelbau.de: Orgel in Intschede
  17. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 171f.
  18. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 224.
  19. Orgel in Mellendorf (Memento vom 14. Dezember 2005 im Internet Archive), abgerufen am 10. März 2016 (PDF-Datei; 343 kB).
  20. NOMINE e. V.: Orgel in Eldingen, abgerufen am 14. Januar 2018.
  21. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 145.
  22. Siehe den Restaurierungsbericht von Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 481–504.
  23. orgel-information.de: Die Orgeln der Marktkirche in Hannover, abgerufen am 14. Januar 2018.
  24. NOMINE e. V.: Orgel in Lemgow, gesehen 21. Dezember 2011
  25. Siehe den Restaurierungsbericht von Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 785–813.
  26. Siehe den Restaurierungsbericht von Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 248–272.
  27. bente-orgelbau.de: Orgel in Husum, gesehen 9. Januar 2012.
  28. Orgelatlas Ostwestfalen-Lippe: Orgel in Wunstorf, gesehen 21. Dezember 2011.
  29. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 132, 225.
  30. feopentow-orgelbau.de: Orgel in Sievershausen (PDF-Datei; 726 kB), gesehen 21. Dezember 2011.
  31. NOMINE e. V.: Orgel in Ebstorf, gesehen 21. Dezember 2011.
  32. Christian Wiechel-Kramüller: Kirchen, Klöster und Kapellen im Landkreis Uelzen. WIEKRA Edition, Suhlendorf 2015, ISBN 978-3-940189-14-1, S. 115.
  33. Topp/Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000. S. 187.
  34. bente-orgelbau.de: Orgel in Rehburg, gesehen 23. Dezember 2011.
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