Eduard Castle
Eduard Castle (* 7. November 1875 in Wien, Österreich-Ungarn; † 8. Juni 1959 ebenda) war ein österreichischer Germanist, Literaturhistoriker und Theaterwissenschaftler.
Leben
Eduard Castle studierte Germanistik bei Jakob Minor und Richard Heinzel, Geschichte bei Max Büdinger und Geographie bei Albrecht Penck an der Universität Wien. 1897 promovierte er zum Dr. phil. und arbeitete danach an Mittelschulen in Wien und Görz.
1907 habilitierte Castle sich für neuere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Wien. 1915 wurde er dort ordentlicher Professor, und er erhielt 1913 auch die Venia legendi in Gestalt einer außerordentlichen Professur ad personam an der Technischen Hochschule Wien. Seine österreichische Grundhaltung brachte ihn wissenschaftlich in Gegensätze zu Vertretern der alldeutschen Literaturbetrachtung, sodass er sich erst langsam mit seinen Lehrmeinungen durchzusetzen vermochte. 1929 übernahm Castle auch eine Lehrverpflichtung an der Wiener Konsularakademie.
Castle widmete sein Leben der Forschung und Lehre, veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke, wobei er sich unter anderen mit Joseph Schreyvogel, Ferdinand Raimund, Adalbert Stifter, Richard Kralik, Peter Rosegger, Anton Wildgans und Franz Werfel, aber auch mit Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Gerhart Hauptmann beschäftigte. Er gab die Werke von Nikolaus Lenau (sechs Bände, 1910–1923), Ferdinand Raimund (sechs Bände, 1924), Ludwig Anzengruber (20 Bände, 1922) und Franz Grillparzer (sechs Bände, 1923) heraus.
Vom Anschluss Österreichs 1938 bis zum Ende Naziherrschaft 1945 wurde Castle von den Machthabern aus dem Dienst entlassen und zum Schweigen verurteilt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Castle maßgeblich an der Wiederaufnahme des Studienbetriebs an der Universität Wien beteiligt. Er war Mitarbeiter an der 1899 von J. W. Nagl und J. Zeidler begonnenen Deutsch-Österreichischen Literaturgeschichte (Band 3: 1935, Band 4: 1937) und Herausgeber österreichischer Klassiker, tätig in größtenteils führenden Positionen im Wiener Goethe-Verein, in der Grillparzer-Gesellschaft, der Adalbert-Stifter-Gesellschaft und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Castle wurde 1949 in den Ruhestand versetzt. Er wurde am Ober Sankt Veiter Friedhof bestattet.[1]
Auszeichnungen
Veröffentlichungen
- als Autor
- Die Isolierten, Wien 1899
- Nikolaus Lenau, 1902
- Lenau und die Familie Löwenthal. Briefe und Gespräche, Gedichte und Entwürfe, Leipzig: Max Hesse 1906
- Fürst Schwarzenberg, 1925
- Der große Unbekannte. Das Leben von Charles Sealsfield, Wien 1943
- Dichter und Dichtung aus Österreich, 1952
- als Herausgeber
- Ludwig Anzengruber: Gesammelte Werke. (20 Bde.).
- Franz Grillparzer: Werke. (6 Bde.).
- Anastasius Grün: Gesammelte Werk. (6 Bde.).
- Nikolaus Lenau: Werkausgabe. (6 Bde.).
- (mit Fritz Brukner) Ferdinand Raimund: Werke. (6 Bde.).
- Chronik des Wiener Goethe-Vereins. 1933 ff.
- Anmerkungen und Register zu Eckermanns Gespräche mit Goethe. 1916.
Literatur
- Matthias Bauer: Eduard Castle als akademischer Lehrer. Dissertation, Universität Wien 1982.
- Herwig Würtz (Hrsg.): Eduard Castle. Sein Beitrag zur Erforschung der österreichischen Literatur. Wien 1995 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung).
- Andreas Huber: Eduard Castle. In: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938. Universität Wien, Stand: 4. März 2019.
Weblinks
- Literatur von und über Eduard Castle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eduard Castle im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien