Ecce Cor Meum
Ecce Cor Meum (lateinisch Siehe, mein Herz) ist das vierte klassische Album und das zweite Oratorium von Paul McCartney. Gleichzeitig ist es einschließlich der Wings-Alben, der Fireman-Alben, der klassischen Alben, der Livealben und Kompilationsalben das 39. Album von Paul McCartney nach der Trennung der Beatles. Es wurde am 25. September 2006 in Großbritannien und am 26. September 2006 in den USA veröffentlicht.
Entstehung
Die Planungen für das Album begannen im Jahr 1997, als Paul und Linda McCartney das Magdalen College in Oxford besuchten. Anthony Smith, der in den Jahren von 1998 bis 2005 Leiter des Instituts war, trat an Paul McCartney heran und fragte ihn, ob er für die Eröffnung eines neuen Konzertraumes im College etwas komponieren könne. Er stellte sich dabei ein Chorwerk „im Stile Händels“ vor.[1] Die Inspiration für den Titel fand Paul McCartney, als er in einer New Yorker Kirche eine Statue sah, unter der „Ecce Cor Meum“ stand. Durch den Tod von Linda McCartney im Jahr 1998 verzögerte sich die Fertigstellung des Projekts.
Die erste Version wurde 2001 vom Chor des Magdalen College unter Leitung von Bill Ives im Sheldonian Theatre in Oxford aufgeführt. McCartney musste danach noch mehrmals Hand an das Stück anlegen, da die Chorpassagen zu lang waren und den Sängern „sprichwörtlich die Puste aus[ging]“.[2]
Die Aufnahmen zum Album fanden vom 13. bis 17. März 2006 in den Abbey Road Studios statt. Dieses Oratorium in vier Sätzen wurde von John Fraser produziert und orchestriert, der lateinische und englische Text wurde für Sopransolo, gemischten Chor, Knabenchor und Orchester vertont. Das Album wurde mit der Sopran-Solistin Kate Royal, den Knaben des „Magdalen College Choirs“ und dem Chor des King’s College aus Cambridge sowie der Academy of St. Martin in the Fields unter Leitung von Gavin Greenaway aufgenommen. Es erschien am 25. September 2006. Es ist außerdem eine DVD erhältlich, die neben dem Livekonzert auch die Entstehung des Albums dokumentiert. Der große kommerzielle Erfolg beziehungsweise Platzierungen in den offiziellen Albumcharts blieben dem Album verwehrt, allerdings erhielt Paul McCartney den Classical BRIT Award für das „Album des Jahres“ im Jahr 2007.[3]
Die überarbeitete Fassung wurde am 3. November 2006 in London in der Royal Albert Hall uraufgeführt. In Deutschland wurde das lateinisch-englische Oratorium zum ersten Mal am 27. Oktober 2007 in Siegen aufgeführt. An der Aufführung beteiligten sich die Philharmonie Südwestfalen, der Philharmonische Chor Siegen, der Chor des städtischen Musikvereins Hamm und der Knabenchor der Chorakademie Dortmund.[4] Weitere Konzerte folgten, unter anderem in der Berliner Philharmonie.[5][6]
Covergestaltung
Das Cover wurde von der Firma DEWYNTERS gestaltet. Die Fotos im CD-Begleitheft stammen von Harry Borden. Der CD liegt ein 24-seitiges (Deluxe Version: 52-seitiges) bebildertes Begleitheft bei, das Information zum Album, zu den Liedern und die Liedtexte enthält.
Titelliste
- Spiritus – 12:00
- Gratia – 10:50
- Interlude (Lament) – 3:56
- Musica – 15:14
- Ecce Cor Meum – 14:50
Bedeutung der Liedtexte
Spiritus
Mit Spiritus (lateinisch für ‚Geist‘), dem ersten Satz des Werkes, behandelt Paul McCartney in Form eines Lobliedes für Gott das Thema Liebe. Dabei wird der Heilige Geist besonders betont. Im Gesang danken Chor und Solist Gott für seinen Geist, der uns lehrt zu lieben und versucht, den Hörer zum Nachdenken darüber anzuregen, was ein Fehlen dieser Liebe bedeuten würde.
Gratia
Auch Gratia (lateinisch für ‚Gnade‘, auch ‚Dank‘) hat hymnischen Charakter. Im Vergleich zum ersten Satz liegt hier die Betonung allerdings nicht auf dem Heiligen Geist, sondern auf Jesus Christus, der im Stück als das wegweisende Licht dargestellt wird: “[…] this guiding light will burn so bright […]” (Zitat aus dem Liedtext von Gratia). Zum Vergleich die Aussage des Evangelisten Johannes: „Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.“ (Johannes 1,5 ) und „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren […]“ (Johannes 8,12 ).
Interlude (Lament)
Hierbei handelt es sich um eine instrumentale Überleitung.
Musica
Der längste Satz des Werkes, dessen Name zu deutsch Musik bedeutet, behandelt eine transzendente Verbindung von Licht und Musik. Der Komponist versucht auszudrücken, dass es auch mittels der Musik möglich ist, zum wahren Licht, das heißt zu Jesus Christus, zu finden. Hier besteht ein Rückbezug zum zweiten Satz, Gratia.
Sonstiges
Ecce Cor Meum wurde später auch das Motto, das Paul McCartney für sein offizielles Wappen verwendete.[7]
Wiederveröffentlichungen
Singleauskopplungen
Aus dem Album wurde keine offizielle Single ausgekoppelt. In Europa und den Vereinigten Staaten wurde die Promo-Single Gratia veröffentlicht.[8]
Literatur
- Luca Perasi: Paul McCartney: Recording Sessions (1969–2013). L.I.L.Y Publishing, Milan, Italy, ISBN 978-88-909122-1-4, S. 398.
Weblinks
- Weitere Informationen zum Album
- Offizielle Homepage: Ecce Cor Meum
- Konzertbericht und Fotos (Memento vom 25. Mai 2013 im Internet Archive) von der Premiere
- Musikvideo Ecce Cor Meum
Einzelnachweise
- Ecce Cor Meum. auf der Offiziellen Website von Paul McCartney
- Wencke Nottmeyer: CD-Besprechung: Paul McCartney: Ecce cor meum. auf Kultura Extra, 15. Oktober 2006.
- Arifa Akbar: McCartney tops Sting in Classical Brit awards. In: The Independent. 4. Mai 2007.
- Donnernder Applaus für deutsche Premiere von „Ecce Cor Meum“. Konzertbericht auf DerWesten.de
- Vergangene Konzerte (Memento vom 1. Februar 2017 im Internet Archive) des Chorus Berlin e. V.
- Im Programm: Paul McCartney „Ecce Cor Meum“. Pressemitteilung des Chorus Berlin e. V., Sommer 2008. (PDF; 80 kB)
- Ex-Beatle granted coat of arms. In: BBC News. 22. Dezember 2002.
- Promotion-CD-Single Gratia / Gratia (Radio Edit)