Eberstein (Kärnten)
Eberstein (slowenisch Svinec[1]) ist eine Marktgemeinde mit 1216 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2021) im Bezirk Sankt Veit in Kärnten.
Marktgemeinde Eberstein | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Kärnten | |
Politischer Bezirk: | St. Veit an der Glan | |
Kfz-Kennzeichen: | SV | |
Fläche: | 65,24 km² | |
Koordinaten: | 46° 48′ N, 14° 34′ O | |
Höhe: | 580 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.216 (1. Jän. 2021) | |
Bevölkerungsdichte: | 19 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9372 | |
Vorwahlen: | 0 42 64 | |
Gemeindekennziffer: | 2 05 04 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Unterer Platz 1 9372 Eberstein | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Andreas Grabuschnig (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021) (15 Mitglieder) |
||
Lage von Eberstein im Bezirk St. Veit an der Glan | ||
Eberstein | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geographie
Die Gemeinde liegt im mittleren Görtschitztal am Fuße der Saualpe. Sie ist Teil der Norischen Region.
Katastralgemeinden
Die Gemeinde ist in zehn Katastralgemeinden (Baumgarten, Eberstein, Gutschen, Hochfeistritz, Kaltenberg, Kulm, Mirnig, Rüggen, St. Oswald, St. Walburgen) gegliedert.
Ortschaften
Das Gemeindegebiet umfasst folgende zehn Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2021[2]):
- Baumgarten (10)
- Eberstein (Svinec[1]) (669)
- Gutschen (40)
- Hochfeistritz (74) samt Aich
- Kaltenberg (31)
- Kulm (18)
- Mirnig (33)
- Rüggen (0)
- St. Oswald (87)
- St. Walburgen (254) samt Micheldorf
Zählsprengel
Für statistische Zwecke werden zwei Zählsprengel unterschieden:
- 000 Eberstein (umfasst die Ortschaften Eberstein, Kulm, und den nördlichen Teil der Ortschaft Gutschen)
- 001 Eberstein-Umgebung (umfasst die Ortschaften Baumgarten, Hochfeistritz, Kaltenberg, Mirnig, Rüggen, St. Oswald, St. Walburgen, und den südlichen Teil der Ortschaft Gutschen)
Geschichte
Das heutige Gemeindegebiet war, wie Funde belegen, schon in der Römerzeit besiedelt. So sind beispielsweise in die Fassade des Schlosses Eberstein römische Grabsteine aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. eingebettet. Funde römischer Meilensteine belegen, dass von Hüttenberg aus durch das Görtschitztal und somit durch das heutige Gemeindegebiet von Eberstein eine Nebenstraße zum Transport des für das Römische Reich wichtigen Norischen Eisens (Ferrum Noricum) geführt hat.
Im 11. Jahrhundert wurde die Burg Hocheberstein erbaut und das Dorf Eberstein zur Versorgung der Burg gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt wird das heutige Schloss Eberstein im 12. Jahrhundert als untere Burg. Ihre Besitzer, Dienstleute der Grafen von Görz-Tirol, wurden 1152 erstmals genannt. Die Herren von Eberstein starben im Jahr 1457 aus, ihr Erbe trat Moritz Welzer an, der damit den landespolitisch wichtigen Kärntner Zweig der Familie begründete. Diese emigrierten im Zuge der Gegenreformation in deutsche Gefilde, so dass im Jahr 1630 Burg und Herrschaft an die Grafen Christalnigg übergingen.
Der bereits 1474 als Markt bezeichnete Ort erlangte ab dem Spätmittelalter Bedeutung durch Hammerwerke, die ab dem 17. Jahrhundert von den Grafen Christalnigg mit Erzen aus Hüttenberg und Lölling beliefert wurden. Die Eisenverarbeitung wurde Ende des 19. Jahrhunderts eingestellt, der Eisenabbau am Hüttenberger Erzberg erst 1978.
Der 1850 gebildeten Ortsgemeinde wurden 1871 die Gemeinde Hochfeistritz und 1887 die Katastralgemeinde St. Walburgen angeschlossen. Das Recht zur Führung der Bezeichnung Marktgemeinde wurde Eberstein 1956 bestätigt.
Bürgermeister der Gemeinde Eberstein waren
- Franz Bein († 1868), Bürgermeister 1850–1853?
- Bartlmä Nußdorfer (1818–1904), Bürgermeister 1853?–1891
- Leopold Tschemernigg (1858–1896), Bürgermeister 1891–1896
- Jakob Talakerer (1852–1909), Bürgermeister 1896–1909
- Georg Kraschitz (1861–1945), Bürgermeister 1909–1919
- Lorenz Sortschan (1869–1955), Bürgermeister 1919–1920
- Anton Groier (1861–1935), Bürgermeister 1920–1924
- Anton Godl (1887–1974), Bürgermeister 1924–1934 und 1939–1945
- Anton Godl (1898–1975), Gemeindeverwalter 1934–1936, Bürgermeister 1936–1948
- Josef Kanz (1883–1958), Gemeindeverwalter 1938–1939[3]
1928 wurde die vielleicht bis ins Mittelalter zurückreichende Ebersteiner Commune, eine bürgerliche Vereinigung, aufgelöst und durch die politische Gemeinde übernommen. Bis zuletzt hatte die Commune sich um die Friedhofsverwaltung, Wasserversorgung, Straßenbeleuchtung, Forstwirtschaft und den Wirtschaftsausschuss gekümmert. 1934 kommt es rund um den Putschversuch der Nationalsozialisten zu Gefechten im Gemeindegebiet.[3]
Während der deutschen Besetzung Österreichs im Zweiten Weltkrieg wurden die Zeugen Jehovas der Gemeinde verfolgt: Leonhard Rutter wurde als Wehrdienstverweigerer ins KZ Dachau deportiert und dort getötet, Johann Obweger jun. wurde ins KZ Dachau deportiert, Johann Obweger sen. und Franz Obweger wurden inhaftiert. Des Weiteren kam Hermine Obweger in ein Umerziehungsheim nach Waiern/Feldkirchen, weil ihre Eltern sich geweigert hatten, sie nach nationalsozialistischen Prinzipien zu erziehen.[4] Ab 1944 sind Partisanen im Gemeindegebiet aktiv.[3]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Die Gemeinde hatte von 1981 bis 1991 und auch weiter bis 2001 eine leicht positive Geburtenbilanz, aber die Wanderungsbilanz war so stark negativ, dass die Bevölkerungszahl insgesamt zurückging. Seit 2011 sind beide Bilanzen negativ, die Geburtenbilanz mit −84 deutlich stärker als die Wanderungsbilanz mit −4.[5]
Staatsbürgerschaft, Religion
Laut Volkszählung 2001 hatte Eberstein 1.505 Einwohner, davon besaßen 96,9 % die österreichische Staatsbürgerschaft. 88,0 % der Bevölkerung bekannten sich zur römisch-katholischen und 2,0 % zur evangelischen Kirche, 6,6 % waren ohne religiöses Bekenntnis.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Pfarr- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau in Hochfeistritz (spätgotische Wehrkirche)
- Pfarrkirche Hl. Oswald in St. Oswald
- Pfarrkirche Hl. Walburga in St. Walburgen mit ehemaligem Karner
- Gotische Filialkirche Hl. Andreas in Mirnig
- Schloss Eberstein mit der Georgskirche
- Ruine Gillitzstein
- Ehemaliges Hochofenwerk in Eberstein
- Felsentor
- Das im Ortsteil Gutschen westlich des Bahnhofs gelegene Felsentor diente als Richtstätte, vom unweit davon gelegenen Galgen sind die beiden Pfeiler erhalten und stehen unter Denkmalschutz.
- Die im Talmuseum Lachitzhof aufliegende Chronik berichtet, dass am 23. Mai 1747 Philipp Lackner wegen Viehdiebstahls am Strang erhängt wurde.
- Am 26. Juni 1826 wurde die Barschaft von Barbara Schöffmann am Landgericht Eberstein hinterlegt. Sie wurde des Kindsmordes angeklagt und soll dann auch hingerichtet worden sein, wofür es aber keine Belege gibt.
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Gemeinde ist neben der Land- und Forstwirtschaft auch der Fremdenverkehr, größtenteils im Sommer als Sanfter Tourismus, mit etwa 15.000 Nächtigungen (Stand 2017) pro Jahr von wirtschaftlicher Bedeutung.[6]
Der für die Kies- und Schottergewinnung bedeutsame Dolomit wird seit Jahrhunderten im Tagbau direkt über dem Ort abgebaut. In geologischer Hinsicht ist dieser Berg mit dem Kathreinkogel in Schiefling am Wörthersee verbunden, wo auch Dolomit aus dem Berg gebrochen wurde.
Der Kärntner Caritasverband betreibt in Eberstein das Pflegeheim Anna mit 49 Pflege- und Betreuungsplätzen in 34 Einzelzimmern und acht Doppelzimmern.[7]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus 15 Mitgliedern.
Büergermeister
Direkt gewählter Bürgermeister ist Andreas Grabuschnig (ÖVP).[8]
Wappen
Das Wappen der Herren von Eberstein ist auf Siegeln von 1319 und 1321 überliefert. Kaiser Friedrich III. verlieh nach deren Aussterben ihr Wappen 1458 an Moritz Welzer von Eberstein, das damals als von Silber und Rot geviert mit einem wachsenden schwarzen Eber als Helmzier beschrieben ist. Da bei Gemeindewappen keine Helmzier vorgesehen ist, wurde der Eber auf einem Fels als Herzschild eingefügt; es erfüllt somit auch die Funktion eines „redenden“ Wappens.
Die heraldische Beschreibung des Wappens lautet: „Hauptschild geviert von Rot und Silber. Mittelschild: in Gold auf schwarzem Felsen ein nach rechts gewandter schwarzer, silber bewehrter, rot gezungter Eber.“[10]
Wappen und Fahne wurden der Gemeinde am 16. April 1968 verliehen. Die Fahne ist Rot-Gelb-Schwarz mit eingearbeitetem Wappen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Karl Siegl (1820–1903), Jurist und Politiker, Mitglied des Abgeordnetenhauses 1861–1862[11]
Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten
- Marco Haller (* 1991), Radsportler
Weblinks
- Marktgemeinde Eberstein
- 20504 – Eberstein (Kärnten). Gemeindedaten, Statistik Austria.
Einzelnachweise
- Ortsnamenverzeichnis (Memento des Originals vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 146 kB), abgerufen 27. Februar 2014.
- Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2021 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2021), (xlsx)
- Walter Wohlfahrt: Eberstein und seine Bürgermeister von 1850 bis 1950. in: Carinthia I, 1992. S. 269ff.
- Gerti Malle: Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht. Widerstand und Verfolgung der Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus in Kärnten. Kitab, Klagenfurt, 2011.
- Statistik Austria, Ein Blick in die Gemeinde Eberstein, Bevölkerungsentwicklung. Abgerufen am 14. Februar 2019.
- Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Eberstein, Übernachtungen. (pdf) Abgerufen am 23. Juni 2019.
- Caritas Kärnten, Pflegeheim Haus Anna. Abgerufen am 23. Juni 2019.
- Amt der Kärntner Landesregierung (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen 17. März 2015
- Gemeinderatswahl 2021. Land Kärnten, abgerufen am 7. November 2021.
- zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 78
- Siegl, Karl. In: www.parlament.gv.at. Abgerufen am 17. November 2021.