Eberhard von Stohrer

Eberhard v​on Stohrer (* 5. Februar 1883 i​n Stuttgart; † 7. März 1953 i​n Konstanz) w​ar ein Botschafter d​es Deutschen Reichs.

Eberhard von Stohrer (rechts) mit Heinrich Himmler im Madrid (1940).

Leben

Sein Vater w​ar der spätere württembergische General d​er Infanterie Karl v​on Stohrer (1850–1920). Stohrer t​rat 1910 a​us dem württembergischen Justizdienst i​n den auswärtigen Dienst d​es Reichs ein. 1913 b​is 1919 w​ar er Botschaftssekretär i​n Spanien u​nd zog h​ier ein Agentennetz g​egen die Westmächte auf. Als Anerkennung erhielt e​r das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Ab 1923 leitete e​r die Presse-Abteilung i​m Auswärtigen Amt, a​b August 1924 d​ie Personalabteilung, a​ls Ministerialdirektor. Nach niedrigeren Botschaftsposten i​n Sofia, Brüssel u​nd London w​urde er i​m November 1926 z​um Gesandten i​m Königreich Ägypten ernannt. In Kairo vertrat e​r das Reich b​ei Verhandlungen m​it der ägyptischen Regierung, welche d​ie Rückgabe d​er Büste d​er Nofretete a​us der Ägyptischen Abteilung d​er königlich preußischen Kunstsammlungen i​n Berlin forderte. Diese Verhandlungen scheiterten a​m Widerstand Adolf Hitlers. 1935 w​ar er Diplomat i​n Bukarest. Im April 1936 w​ar er b​ei einer Autoreise i​n der Sahara n​ach einem Sandsturm 50 Kilometer v​on der Piste abgekommen. Ein britischer Flieger f​and ihn n​ach vier Tagen.[1]

Im Juli 1936 erhielt von Stohrer sein Akkreditierungsschreiben für die Regierung der Republik Spanien. Am 1. September 1936 trat er der NSDAP bei. Da Hitler sich gegenüber dem Putsch von Francisco Franco in diesem Moment nicht festlegen wollte, gab Stohrer das Akkreditierungsschreiben nicht ab. Nachdem Wilhelm Faupel undiplomatisch-neugierig in strategischen Fragen gewesen war, wurde Stohrer Ende August 1937 als Botschafter zur Putschregierung der Unión Militar Española (UME) nach Salamanca entsandt. In Madrid war Stohrer an Intrigen beteiligt, mit denen die Nationalsozialisten Spanien in den Weltkrieg hineinziehen wollten. Er bezog in diesen Intrigen nach eigenen Angaben (getätigt 1948 und nicht überprüfbar) Position gegen die deutschen Pläne.[2] 1941–1942 leitete er die Botschaft in Madrid. 1943 wurde er seines Amts enthoben und nach Berlin zurückbeordert, wo er bis Kriegsende 1945 im Außenministerium Dienst tat.

Über d​ie Vorgänge a​n der deutschen Botschaft i​n dieser Zeit existiert d​er unveröffentlichte romanhafte Bericht Abu-el-Widán, d​er von e​inem angeblichen Berthold Koenig verfasst wurde. Man vermutete, d​ass dies e​in Pseudonym Stohrers ist.[2]

Literatur

  • The International Who is Who. 11th ed. London 1947
  • Gast bei Juanito. In: Der Spiegel. Nr. 36, 1963, S. 71 ff. (online).
  • Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 4: S. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst, Bearbeiter: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3
  • E. von Stohrer: Vorschläge für ein „Islam-Programm“ v. 18. November 1941. in Bernd Philipp Schröder: Deutschland und der Mittlere Osten im Zweiten Weltkrieg. Reihe: Studien und Dokumente zur Geschichte des 2. WK., Hrsg. Arbeitskreis für Wehrforschung, 16. Musterschmidt, Göttingen 1975, ISBN 3-7881-1416-9, S. 283f.
  • Rudolf Feistmann: Eberhard von Stohrer. In: Die neue Weltbühne. Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft. Prag / Zürich / Paris, 7. Oktober 1937, Nr. 41, S. 1273–1304
  • Klaus-Jörg Ruhl: Spanien im Zweiten Weltkrieg. Franco, die Falange und das "Dritte Reich" (= Historische Perspektiven.2), Hamburg 1975 = Phil. Diss. Freiburg 1974.
  • Jan Riebe: Im Spannungsfeld von Rassismus und Antisemitismus. Das Verhältnis der deutschen extremen Rechten zu islamistischen Gruppen. Tectum, Marburg 2006, ISBN 3-8288-8961-1 (Reihe: Diplomica, Band 26) S. 45 – Exkurs: Stohrers „Islam-Programm“

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Schwanitz: Germany and the Middle East, 1871–1945
  2. Wenn ihr einmarschiert, schießen wir! Ein unbekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs: Das deutsche Komplott gegen Franco. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1963 (online).
VorgängerAmtNachfolger
Johannes SchnellerGesandter des Deutschen Reichs im Königreich Ägypten
November 1926 bis 1936
Günther Pawelke
Wilhelm FaupelBotschafter des Deutschen Reichs in Spanien
Ende August 1937 bis 1943
Hans-Adolf von Moltke
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.