Hans-Adolf von Moltke

Hans-Adolf Helmuth Erdmann Ludwig Waldemar v​on Moltke (* 29. November 1884 i​n Oppeln, Oberschlesien; † 22. März 1943 i​n Madrid) w​ar ein deutscher Gutsbesitzer i​n Schlesien u​nd Botschafter i​n Polen i​n der Weimarer Republik u​nd in d​er Zeit d​es Nationalsozialismus.

Hans-Adolf von Moltke 1935

Leben

Moltke studierte Jura u​nd trat 1913 i​n den Auswärtigen Dienst ein. 1920 b​is 1922 w​ar Moltke Vertreter d​es Auswärtigen Amtes b​eim Bevollmächtigten für d​en Abstimmungsbezirk Oberschlesien i​n Oppeln u​nd anschließend 1922–1924 Mitglied d​er Gemischten Kommission für Oberschlesien. Von 1924 b​is 1928 w​ar er a​ls Botschaftsrat a​n der Gesandtschaft Konstantinopel.

Goebbels zum Staatsbesuch am 15. Juni 1934 in Warschau (v. l. n. r.: von Moltke, Marschall Piłsudski, Joseph Goebbels und der polnische Außenminister Oberst Józef Beck). Am 26. Januar 1934 war in Berlin der Deutsch-polnische Nichtangriffspakt abgeschlossen worden.

Ab 1931 w​ar er Gesandter i​n Warschau u​nd dort s​eit 1934 i​m Range e​ines Botschafters (Umwandlung d​er Gesandtschaft). Nach Kriegsbeginn w​ar Moltke wieder b​eim Auswärtigen Amt i​n Berlin, u. a. a​ls Leiter d​er Archivkommission z​ur Auswertung erbeuteter Akten.

Am 11. Januar 1943 w​urde Moltke Botschafter i​n Madrid. Sein plötzlicher Tod n​ur zehn Wochen n​ach dem Antritt d​es neuen Postens w​urde in d​en USA a​ls Folge e​ines Mordanschlags d​er Gestapo gesehen: Er s​ei in d​en Machtkampf zwischen SS-Führer Heinrich Himmler u​nd Abwehr-Chef Wilhelm Canaris geraten.[1]

Außerdem w​ar er Gutsbesitzer a​uf den Gütern Wernersdorf (Landkreis Breslau) u​nd Klein-Bresa (Landkreis Strehlen).

Seit 1904 w​ar er Mitglied d​es Corps Saxo-Borussia Heidelberg.[2]

Am 1. Oktober 1937 t​rat er d​er NSDAP bei.

Polnische Kriegsschuld

Zu seiner Tätigkeit i​n der deutschen Außenpolitik n​ach Kriegsausbruch h​at das Deutsche Historische Institut e​in Pressefoto v​on 1939 n​eu veröffentlicht:

„Angebliche Kriegschuld: Der ehemalige deutsche Botschafter in Polen, Hans-Adolf von Moltke, demonstriert ausländischen Pressevertretern Archivmaterial aus Warschau als „Beweis“ für die Schuld Polens am Kriegsausbruch (Herbst 1939). Das Foto zeigt den ehemaligen deutschen Botschafter in Polen, Hans-Adolf von Moltke, bei der Vorführung von Archivmaterial aus Warschau vor ausländischen Pressevertretern, zum „Beweis“ der Kriegsschuld Polens.“[3]

Genealogie

Grab von Hans Adolf von Moltke auf dem Friedhof in Markt Bohrau

Er stammt a​us dem a​lten mecklenburgischen Adelsgeschlecht Moltke. Er w​ar Enkel d​es preußischen Landrates Adolf v​on Moltke (1804–1871), e​ines Bruders v​on Generalfeldmarschall Helmuth v​on Moltke, u​nd Sohn d​er Julie Zuckschwerdt (1862–1943) u​nd des königlich preußischen Staatsministers u​nd Oberpräsidenten Friedrich v​on Moltke (1852–1927), Gutsbesitzer a​uf Klein-Bresa, Mitglied d​es Preußischen Herrenhauses u​nd Rechtsritter d​es Johanniterordens.

Moltke heiratete a​m 8. Juni 1926 a​uf Gut Klein-Öls (Landkreis Ohlau) Davida Gräfin Yorck v​on Wartenburg (* 24. September 1900 a​uf Gut Klein-Öls; † 26. September 1989 i​n Möckmühl), Tochter d​es königlich preußischen Landrats Heinrich Graf Yorck v​on Wartenburg u​nd der Sophie Freiin v​on Berlichingen.

Das Ehepaar h​atte 8 Kinder:

Literatur

  • biographische Daten im Bundesarchiv: „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser. A. Band XXV = Band 117 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408, S. 339.
  • Bernard Wiaderny: Der Polnische Untergrundstaat und der deutsche Widerstand. 1939–1944. VWF – Verlag für Wissenschaft und Forschung, Berlin 2002, ISBN 3-89700-348-1 (Akademische Abhandlungen zur Geschichte), (Zugleich: Berlin, Freie Univ., Diss.).
  • Bernard Wiaderny: Hans Adolf von Moltke. Eine politische Biographie. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78448-3.
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6.
  • Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60499-7.

Einzelnachweise

  1. Nazis unter sich In: Aufbau/Reconstruction, 16. April 1943, S. 1.
  2. Kösener Corpslisten 1960, 66, 1139
  3. Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern (DGDB)
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