Dries van Agt
Andreas Antonius Maria (Dries) van Agt (* 2. Februar 1931 in Geldrop) ist ein niederländischer Politiker der Christdemokraten. Er war von 1977 bis 1982 Ministerpräsident.
Leben
Van Agt wurde 1931 als Sohn eines Textilfabrikanten in Geldrop (Noord-Brabant) geboren. Nach dem Abitur am Augustinianum in Eindhoven studierte er Jura an der Katholieke Universiteit Nijmegen (heute Radboud-Universität) und promovierte dort 1955. Danach war er bis 1957 Rechtsanwalt in Eindhoven und arbeitete anschließend bis 1962 im Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei und danach bis 1968 im Justizministerium. Von 1968 bis 1971 war er Professor für Strafprozessrecht an der Katholischen Universität Nimwegen.
1995 bis 1996 hatte er eine Gastprofessur für Internationale Beziehungen an der Universität Kyōto in Japan inne.
Bekannt ist van Agts Vorliebe für den Radsport.
Politik
Vom 6. Juli 1971 bis zum 11. Mai 1973 war er für die Katholische Volkspartei (KVP) Justizminister im Kabinett Biesheuvel und danach im Kabinett Den Uyl bis zum 19. Dezember 1977 zusätzlich stellvertretender Ministerpräsident.
Van Agt stand zuweilen im Mittelpunkt heftiger Auseinandersetzungen, etwa als er eigenmächtig die Abtreibungsklinik Bloemenhove schließen lassen wollte, oder durch sein unbeholfenes Auftreten in der so genannten „Menten-Affäre“, in deren Verlauf er beinahe hätte zurücktreten müssen. 1972 löste er Entrüstung aus, als er drei in Breda inhaftierte NS-Kriegsverbrecher begnadigen wollte. In einer Pressekonferenz erklärte er, dass ihm die Bestrafung der Kriegsverbrecher aus zwei Gründen wenig bedeute: „Ich bin erstens zu jung, habe im Krieg nie gelitten, und zweitens bin ich Arier.“ Dies löste noch größere Empörung aus und nach Demonstrationen gegen die Entscheidung zur Begnadigung erklärte van Agt: „Hätte ich gewusst, wieviel Emotionen noch wach sind – ich hätte die Begnadigung nicht angeregt.“[1]
Am 19. Dezember 1977 wurde er Ministerpräsident der Niederlande und stand bis zum 4. November 1982 drei Kabinetten vor. Im zweiten Kabinett kam es zu einem erneuten Aufeinandertreffen mit Joop den Uyl, der dann als Vizepremier und Superminister für soziale Angelegenheiten unter van Agt dienen musste. Die charakterlichen und politischen Differenzen und Auseinandersetzungen waren so groß, dass van Agt noch 1987 der Zutritt zu den Uyls Beerdigung von dessen Familie verwehrt wurde.
Von 1982 bis 1983 war van Agt Abgeordneter in der Zweiten Kammer und danach bis 1987 Beauftragter der Königin in der Provinz Noord-Brabant. Von 1987 bis 1989 vertrat er die Europäische Gemeinschaft in Japan und bis 1995 in den USA. Seit März 2009 engagiert er sich für das neu gegründete Russell-Tribunal zur Palästinafrage. Seit einigen Jahren exponierte er sich als heftiger Gegner Israels und dessen Politik gegenüber Palästinensern.
Literatur
- Andreas AM van Agt, in: Internationales Biographisches Archiv 02/1995 vom 2. Januar 1995, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Mr. A.A.M. (Dries) van Agt, Parlement & Politiek