Dreidecker (Schiff)
In der Schifffahrt ist Dreidecker die Bezeichnung für den Typ eines Linienschiffs mit drei Batteriedecks. Diese Art von Schiffen waren vom 17. bis zum 19. Jahrhundert gebräuchlich. Die Zählung der Batteriedecks ist unabhängig von der Anzahl und Zählung der Schiffsdecks. Verschiedentlich (z. B. bei der schwedischen Svärdet) werden Back und Schanz zu einer Batterie zusammengefasst, oder ein Schiff mit drei Decks hat nur zwei durchgehende Batterien und zusätzlich Geschütze auf Back und Schanz (z. B. die niederländische Gouden Leeuw). Deshalb kann es zu unterschiedlichen Interpretationen kommen, ob ein Schiff tatsächlich ein Dreidecker ist oder nicht.
Bei den Dreideckern handelt es sich um Linienschiffe 1. und 2. Ranges. Das einzige erhaltene Exemplar eines Dreideckers ist das Flaggschiff Admiral Nelsons, die HMS Victory.
Daneben gab es auch Handelsschiffe der englischen und niederländischen Ostindiengesellschaften, die von Zeitgenossen als Dreidecker angesprochen wurden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchte man die Betriebskosten pro Fracht zu senken, um bei kleineren Gewinnspannen profitabler zu arbeiten und ein weiteres Warenspektrum aus Ostasien in Europa anbieten zu können. Eine Idee bestand darin, einzelne Schiffe größer zu bauen und die Kuhl zu schließen. Damit sollte sowohl mehr Ware pro Schiff und Fahrt nach Europa gelangen als auch Schiff, Ladung und Besatzung weniger den Elementen ausgesetzt werden. Allerdings stiegen die Anschaffungs- und Unterhaltskosten gegenüber bisherigen Retourschiffen. Deshalb waren die Handelsschiff-Dreidecker unrentabel und wurden nach den napoleonischen Kriegen in dieser Form nicht mehr ausgeführt.
Dreidecker-Linienschiff (Auswahl)
Dänemark
- Fredericus Quartus, 110 Kanonen (1699–1732)
Deutschland
- Adler von Lübeck, 138 Geschütze (1567–1570)
Frankreich
- Royal Louis, 104 Kanonen (1669–1667)
- Tonnant-Klasse, 2 Schiffe, 70–76 Kanonen (1681–1692)
- Foudroyant-Klasse, 2 Schiffe, 90-Kanonen (1691–1692)
- Ville de Paris, 90 Kanonen (1764–1782)
- Bretagne, 100 Kanonen (1767–1796)
- Terrible-Klasse, 2 Schiffe, 110 Kanonen (1780–1807)
- Commerce de Marseille-Klasse, 15 Schiffe, 118 Kanonen (1790–1885)
- Napoléon-Klasse, 9 Schiffe, 90 Geschütze (1850–1889)
Großbritannien
- Prince Royal, 55–92 Kanonen (1610–1666)
- Sovereign of the Seas, 102 Kanonen (1638–1697)
- Royal Charles, 100 Kanonen (1673–1767)
- Coronation, 90 Kanonen (1685–1691)
- Victory, 100 Kanonen (1737–1744)
- HMS Britannia, 100 Kanonen (1778–1825)
- HMS Victory, 100 Kanonen, seit 1778
- London-Klasse, 4 Schiffe, 98 Kanonen (1778–1839)
- Caledonia-Klasse, 9 Schiffe, 120 Kanonen (1808–1914)
Schweden
- Svärdet, 86–94 Kanonen (1662–1676)
- Riksäpplet, 84–91 Kanonen (1663–1676)
- Riks-Nyckeln, 84–88 Kanonen (1665–1679)
- Kronan, 126 Kanonen (1672–1676)
Spanien
- Santa-Ana-Klasse, 8 Schiffe, 112 Kanonen (1785–1816)
Siehe auch
Literatur
- Ingrid G. Dillo: De nadagen van de Verenigde Oostindische Compagnie 1783–1795. Schepen en zeevarenden. Bataafsche Leeuw, Amsterdam 1992, ISBN 90-6707-296-6