Downsizing (Film)
Downsizing (dt.: „Verkleinerung“ oder „Gesundschrumpfung“) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Alexander Payne aus dem Jahr 2017. Die Science-Fiction-Tragikomödie basiert auf einem Originaldrehbuch von Regisseur Payne und Jim Taylor und stellt ein einfaches amerikanisches Ehepaar aus dem Mittleren Westen (dargestellt von Matt Damon und Kristen Wiig) in den Mittelpunkt. Während in der Welt eine Krise der Überbevölkerung herrscht, beschließt es, seine Körpergröße mit wissenschaftlichen Mitteln verkleinern zu lassen.
Film | |
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Titel | Downsizing |
Originaltitel | Downsizing |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Länge | 135 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 0[1] |
Stab | |
Regie | Alexander Payne |
Drehbuch | Alexander Payne, Jim Taylor |
Produktion | Alexander Payne, Mark Johnson, Jim Taylor |
Musik | Rolfe Kent |
Kamera | Phedon Papamichael |
Schnitt | Kevin Tent |
Besetzung | |
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Der Film eröffnete am 30. August 2017 die 74. Internationalen Filmfestspiele von Venedig.[2] Der Kinostart in den USA war am 22. Dezember 2017. In Deutschland kam Downsizing am 18. Januar 2018 in die Kinos.[3]
Handlung
Der Film folgt dem Leben von Paul Safranek. Der einfach gestrickte und gutmütige Physiotherapeut aus Omaha träumt mit seiner Frau Audrey von einem besseren Leben. In Norwegen gelingt es Wissenschaftlern unter Dr. Jorgen Asbjørnsen, ein radikales Verfahren („zellulare Miniaturisierung“[4]) zu entwickeln, mit dem sie die Menschheit auf eine Körpergröße von fünf Zoll (12,7 cm) schrumpfen lassen können. Auf diese Weise lassen sich die Lebenshaltungskosten enorm senken. Die Wissenschaftler glauben, damit einen langfristigen Weg gefunden zu haben, um dem zunehmenden Ressourcenverbrauch der stetig wachsenden Weltbevölkerung begegnen zu können. So entsteht in Norwegen eine Kolonie aus künstlich verkleinerten Menschen, die ihrerseits auch entsprechend verkleinerten Nachwuchs zur Welt bringen.
Diese kontroverse Behandlungsmethode wird in den USA mit einigem Erfolg vermarktet. Die reduzierten Bedürfnisse der Menschen nach der Miniaturisierung sollen auch Durchschnittsbürgern ein sorgenfreies Luxusleben ermöglichen. Diesen Verlockungen folgend, beschließen Paul und seine Frau, sich der Miniaturisierung zu unterziehen.[2][5] Audrey macht jedoch kurz vor der Behandlung einen Rückzieher und Paul wird alleine geschrumpft.
Während das Verfahren bald missbraucht wird – so lassen afrikanische Diktatoren rivalisierende ethnische Gruppen schrumpfen und das Heimatschutzministerium ist alarmiert über verkleinerte Terroristen im Hosentaschenformat, die ungehindert die US-Grenzen passieren[4] –, zieht Paul in ein luxuriöses Haus in der abgeschirmten Miniaturengemeinde Leisureland in New Mexico. Ein Jahr später hat die Routine des Alltags ihn wieder eingeholt. Er arbeitet in einem Callcenter als frustierter Kundenberater für Möbel und Heimtextilien, weil er nach einer teuren Scheidung gezwungen ist, wieder Geld zu verdienen, und sein Diplom in diesem Staat nicht anerkannt wird. Bei einer Party freundet er sich mit seinem Nachbarn Dušan und dessen Geschäftspartner Kapitän Konrad an. Die beiden Europäer genießen ihr neues Leben mit vielen Frauen, Alkohol und anderen Drogen. Eine entscheidende Wende in Pauls Leben tritt ein, als er nach der durchzechten Nacht die Bekanntschaft mit der vietnamesischen Reinigungskraft Ngoc Lan macht. Die Frau war in ihrem Heimatland eine Dissidentin, wurde durch die dortige Regierung zwangsverkleinert und mit anderen politischen Gefangenen in einer Fernsehverpackung in die USA abgeschoben, wobei sie als einzige überlebte, aber eines ihrer Beine verlor. Er erkennt, dass die Beinprothese nicht passt, und bietet an, sie zu reparieren, soll dies aber bei der sehr bestimmenden Frau daheim machen. Paul wird so auf einen ihm unbekannten Teil der scheinbar perfekten Miniaturwelt aufmerksam – riesige Mietshäuser mit armen Einwanderern, die sich hinter einer hohen Mauer außerhalb des geschützten Leisureland befinden.[6][7] Bei diesen Gebäuden handelt es sich um einfache Bürocontainer in Normalgröße. Für verkleinerte Menschen umgebaut, verfügen diese nun über etwa 15 Stockwerke ohne Aufzug. Die Lage der Menschen dort ist trostlos. Ngoc Lan pflegt eine an Krebs erkrankte Frau und versorgt die Nachbarn mit abgelaufenen Lebensmitteln und Medikamenten aus dem luxuriösen Teil von Leisureland versorgt. Paul tut sein Möglichstes, um sie zu unterstützen, kommt dabei jedoch schnell an seine Grenzen. Nachdem er beim Reparaturversuch versehentlich Ngocs Prothese zerstört hat, muss er ihr gezwungenermaßen beim Putzen helfen.
Dušan und Konrad wollen eine Reise zur norwegischen Ursprungskolonie unternehmen und Paul mitnehmen, um ihn von seinem Putzeinsatz zu erlösen, Ngoc Lan kann die drei aber überreden, sie mitzunehmen. Ihr Schicksal war nämlich auch Dr. Jorgen Asbjørnsen zu Ohren gekommen, sodass sie schon länger eine Einladung von ihm hat. Auf der Reise entwickelt sich eine Beziehung zwischen Paul und Ngoc Lan. Die Bewohner der Kolonie glauben, dass aufgrund des in der Antarktis massiv austretenden Methans das Ende für die Erdbevölkerung gekommen ist. Sie ziehen sich deshalb in ein in den Jahren zuvor erschaffenes unterirdisches Gewölbesystem zurück. Während Konrad und Dušan das für ein Hirngespinst der in ihren Augen sektenartig lebenden Norweger halten, entschließt sich Paul, mitzugehen. Im letzten Moment jedoch überlegt er es sich anders und kehrt mit Ngoc Lan nach Leisureland zurück, wo sie für ihre hilfsbedürftigen Mitbewohner da sind.
Entstehungsgeschichte
Downsizing ist nach Inside Out (1991), Baby Business (1996), Election (1999), About Schmidt (2002) und Sideways (2004) das sechste verfilmte Drehbuchprojekt von Alexander Payne und Jim Taylor. Die ursprüngliche Idee zum Film kam von Taylor und seinem Bruder, die sich darüber lustig machten, wie viel komfortabler das Leben für den Menschen wäre, wenn er seine Körpergröße schrumpfen ließe.[5] Payne und Taylor arbeiteten während Paynes Pause von der Kinoleinwand zwischen Sideways und The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (2011) zweieinhalb Jahre an dem Skript.[8] Es sollte ursprünglich vor 2006 fertiggestellt werden.[9] Payne bezeichnete es als „eine große, gemäldeartige Science-Fiction-Sozialsatire“ und als „ein episches Meisterwerk“, für das ursprünglich Reese Witherspoon (Election) und Paul Giamatti (Sideways) als Hauptdarsteller sowie Sacha Baron Cohen vorgesehen waren. Er zog dann aber die Filmprojekte The Descendants und Nebraska (2013) vor.[8] In einem im November 2011 geführten Interview mit Charlie Rose gab Payne an, das „sehr schwierige“ Drehbuch zu Downsizing im Mai oder Juni 2009 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise fertiggestellt zu haben. Er habe aber zu diesem Zeitpunkt wenig Hoffnung gesehen, den Film finanziert zu bekommen.[10]
Neben Drehbuch und Regie wirkte Payne auch als Produzent an Downsizing mit und vertraute auf den Kameramann Phedon Papamichael, den Filmeditor Kevin Tent sowie den Filmkomponisten Rolfe Kent, mit denen er bereits an vorangegangenen Spielfilmen zusammengearbeitet hatte. Als Executive Producer war Megan Ellison beteiligt.[2] Für weitere Rollen wurden u. a. Joaquim de Almeida, Laura Dern, Patrick Gallagher, Neil Patrick Harris, Margo Martindale, Niecy Nash und Pepe Serna verpflichtet.[11]
Der Film wurde von den Gesellschaften Ad Hominem Production und Gran Via Productions produziert und wird wie Paynes vorheriger Film Nebraska von Paramount Pictures vertrieben.[2]
Hintergrund
Die Idee der Miniaturisierung von Menschen, um die begrenzten Reserven, die für das menschliche Leben auf unserer Erdkugel existieren, für längere Zeit zur Verfügung zu haben, wurde bereits mehrfach behandelt, unter anderem von Helmut Routschek 1976 in seinem Roman Expedition Mikro und von Richard M. Weiner 2006 in seinem Roman Das Miniatom-Projekt.[12] In letzterem findet der Schrumpfungsprozess durch Verkleinerung der Atome statt, mit Hilfe des größten Teilchenbeschleunigers der Welt am CERN.
Physikalisch und biologisch ist eine skalierte Miniaturisierung, wie im Film dargestellt, nicht möglich, da sich körperliche Eigenschaften komplett verändern würden. Allein das Problem der Nahrungsaufnahme wäre durch die nach der Schrumpfung größer gewordene Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen, die viel mehr Wärme abgibt als zuvor, nicht zu bewältigen. Verkleinerte Menschen müssten beinahe während des gesamten Wachzustandes essen, um ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten.[13]
Rezeption
Nach seiner Uraufführung erhielt Downsizing im anglo-amerikanischen Raum sehr durchwachsene Kritiken, die deutsche Fachpresse zeigte sich derweil überwiegend angetan von Paynes Film:
Andreas Borcholte (Spiegel Online) sah in Downsizing „eine perfekte Wahl für die Festival-Eröffnung“ in Venedig. Er bezeichnete den Film als möglichen Mitfavoriten für die Oscarverleihung 2018 und prophezeite auch einen Erfolg an den Kinokassen. Die Prämisse von Paynes Regiearbeit sei „umwerfend wie witzig“. Sie bilde „die Basis für ein ins Private wie Politische ausgreifendes Epos, das Satire und Science-Fiction ist, zugleich aber auch großes Hollywood-Erzählkino und Moralstück über den Zustand der conditio humana. Es ist eine Art Spielberg-Update für Erwachsene und für unsere Zeit, eine Begegnung der Dritten Art, die nicht ins All nach Aliens Ausschau hält, sondern buchstäblich mit der Lupe ganz tief in den Menschen hinein.“ Es handle sich um eine „radikale Änderung“ im Themenspektrum des Regisseurs und um sein „bisher kühnstes Projekt“.[14]
Susan Vahabzadeh (Süddeutsche Zeitung) lobte die „grandiose Grundidee“ des Films. Downsizing sei „zumindest zu zwei Dritteln, komisch und genial“, der Film spiele „wie alle richtig gute Science-Fiction, in der Zukunft und meint die Gegenwart“. Vahabzadeh kritisierte den nicht so originellen Wechsel zur Romanze, dennoch stecke in Paynes Film „ein Meisterwerk“.[15]
Dietmar Dath (Frankfurter Allgemeine Zeitung) bemerkte ebenfalls einen Stimmungswechsel im Film. „[…] aus der skurrilen Komödie in der Tradition von ‚Honey, I shrunk the kids‘ (1989)“ werde „etwas anderes, anstrengenderes, sehr viel Besseres […], intelligent vorbereitet, und zwar mit Details, in denen es einerseits was zum Lachen, andererseits Grund zum Fürchten“ gebe. Das „Gelungenste“ sei an Downsizing der „Wechsel zwischen verschiedenen Wahrnehmungstemperaturen, etwa Pathos einerseits und Komik andererseits, Sprünge vom Sozialrealismus ins Wunderbare“, auch zeige Paynes Satire eine „auf maximale Schärfe polierte sarkastische Klinge“. Dath resümierte, der Film sei „kein monumentaler Meilenstein der Kunst […], aber […] aufgeweckte Unterhaltung“.[16]
Auf der Website Rotten Tomatoes hält der Film eine Bewertung von 51 Prozent, basierend auf 201 englischsprachigen Kritiken und einer Durchschnittswertung von 5,7/10.[17] Auf Metacritic erhielt der Film eine Bewertung von 63 Prozent, basierend auf 45 ausgewerteten Kritiken.[18]
Auszeichnungen
Downsizing konkurrierte im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig um den Goldenen Löwen, den Hauptpreis des Festivals, blieb aber unprämiert. Die US-amerikanische Filmkritikervereinigung National Board of Review nahm Downsizing in seine Liste der besten Kinofilme des Jahres auf. Bei der Verleihung der Golden Globe Awards 2018 und der Screen Actors Guild Awards 2018 folgte je eine Nominierung für Nebendarstellerin Hong Chau.
Weblinks
- Downsizing bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Downsizing bei Metacritic (englisch)
- Downsizing in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Downsizing. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 174765/K).
- Downsizing by Alexander Payne is the opening film of the 74th Venice Film Festival. (Memento des Originals vom 18. Juli 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. La Biennale di Venezia; abgerufen am 16. Juli 2017.
- Downsizing (2017) – Release Info. IMDb; abgerufen am 16. Juli 2017.
- Downsizing review – Matt Damon thinks small in Alexander Payne’s miniature masterpiece. The Guardian; abgerufen am 30. August 2017.
- Alexander Payne – Downsizing. La Biennale di Venezia; abgerufen am 30. August 2017.
- Downsizing, Venice Film Festival review: Matt Damon’s shrinking comedy is big on ideas. telegraph.co.uk; abgerufen am 30. August 2017.
- ‚Downsizing‘ Review. Hollywood Reporter; abgerufen am 30. August 2017.
- Matt Damon downsizing with Alexander Payne. The Guardian; abgerufen am 16. Juli 2017.
- Oscars 2012: Alexander Payne on ‘The Descendants’. Telegraph; abgerufen am 30. August 2017.
- Auftritt von Alexander Payne in der Charlie Rose Show, 28. November 2011, 11:00 PM EST (Interview-Transkript; abgerufen via Nexis).
- Downsizing (2017) – Full Cast & Crew. IMDb; abgerufen am 16. Juli 2017.
- Das Miniatom-Projekt: Ein Wissenschafts- und Kriminalroman. Verlag LiteraturWissenschaft.de, Marburg 2006, ISBN 3-936134-14-6.
- Das passiert, wenn man Menschen schrumpfen würde. In: quarks.de. 4. Oktober 2018, abgerufen am 24. Januar 2022 (deutsch).
- Venedig: Eröffnungsfilm ‚Downsizing‘ bei den Filmfestspielen 2017. Spiegel Online; abgerufen am 31. August 2017.
- Filmfestival Venedig – Zwergenaufstand. Süddeutsche.de; abgerufen am 31. August 2017.
- Alexander Paynes ‚Downsizing‘ eröffnet das Filmfest Venedig. FAZ; abgerufen am 31. August 2017.
- Downsizing. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 7. Januar 2018 (englisch).
- Downsizing. In: Metacritic. CBS, abgerufen am 7. Januar 2018 (englisch).