Dorfkirche Kussen
Die Dorfkirche in Kussen (russisch Кирха Куссена Kircha Kussena) ist ein massives Bauwerk aus Feldsteinen und stammt aus dem Jahre 1743. Bis 1945 war sie evangelisches Gotteshaus für die Einwohner im Kirchspiel des damals ostpreußischen und heute Wesnowo genannten Ortes in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)).
Dorfkirche Kussen (Кирха Куссена) | |
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Die Restmauern der Kussener Dorfkirche | |
Baujahr: | 1742 bis 1743 |
Einweihung: | 23. Juni 1743 |
Bauherr: | Evangelische Kirchengemeinde in Kussen (Kirchenprovinz Ostpreußen, Kirche der Altpreußischen Union) |
Lage: | 54° 45′ 21″ N, 22° 20′ 49″ O |
Standort: | Wesnowo Kaliningrad, Russland |
Zweck: | Evangelisch-lutherische Pfarrkirche |
Gemeinde: | Nicht mehr vorhanden. Die Ruinenreste der Kirche verfallen. |
Geographische Lage
Das heutige Wesnowo liegt im Osten der Oblast Kaliningrad an der Regionalstraße R 508 (27A-027) zwischen Dobrowolsk (Pillkallen, 1938 bis 1946 Schloßberg) und Gussew (Gumbinnen) an der Einmündung einer von Lunino (Lengwethen, 1938 bis 1946 Hohensalzburg) kommenden Nebenstraße. Eine Bahnanbindung besteht nicht. Die Restmauern der Kirche befinden sich innerorts an der rechten Seite der Straße nach Lunino.
Kirchengebäude
Eine erste Kirche stand in Kussen bereits 1586, doch ihr Baujahr wird noch vor der Mitte des 16. Jahrhunderts anzusetzen sein[1]. Im Jahre 1531 nämlich erhob Herzog Albrecht von Preußen den Ort zu einem Kirchdorf, und Bischof Georg von Polenz legte 1538 den Standort für ein Gotteshaus fest. Auf Weisung des preußischen Königs Friedrich der Große wurde die alte Kirche 1742/1743 durch einen Neubau ersetzt, der am 23. Juni 1743 eingeweiht wurde.
Bei der Kussener Dorfkirche[2] handelt es sich um einen massiven aus Feldsteinen errichteten Bau mit einem hölzernen Dachturm. Im Jahre 1790 wurden Erweiterungsbauten vorgenommen.
Der Kircheninnenraum war flach gedeckt, und die umlaufenden Emporen wurden von je sieben Pfeilern getragen. Der Kanzelaltar war ohne jegliche Verzierungen. Der Taufstein sowie die Altargeräte wurden erst nach 1900 in die Ausstattung aufgenommen.
Die Kirche hatte eine Orgel, die 1700 von Johann Josua Mosengel erbaut wurde[3]. Offensichtlich wurde die Orgel beim Neubau der Kirche 1743 in die neue Kirche übernommen, da sie im Kircheninventar des Jahres 1785 erwähnt wird[4]. Wann sie verloren ging, ist nicht zu ermitteln.
Das Geläut bestand aus zwei Glocken aus dem Gussjahr 1922.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche ohne Schaden[1]. Nach 1945 wurde das Gotteshaus allerdings als Lagerhalle für landwirtschaftliche Geräte zweckentfremdet. In dieser Zeit ging der Turm verloren. Die Anbauten im Osten und Westen gab es nicht mehr, das Dach fiel ein. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude nicht mehr benutzt und verfällt seither.[5] Im Jahre 2008 stand nur noch ein Teil der Kirchenmauern, bis 2016 stürzte auch die verbliebene Giebelwand ein.
Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde[6] in Kussen wurde 1586 gegründet, nachdem die Bevölkerung dort zunächst von dem Pfarrer aus Kattenau (heute russisch: Sawety) betreut wurde[7]. Gehörte sie anfangs zur Inspektion Insterburg (Tschernjachowsk), so war sie dann bis 1945 in den Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.
Das Kirchspiel Kussen bestand aus 34 Orten, Ortschaften und Wohnplätzen und zählt 1925 5.500 Gemeindeglieder. Die Pfarrstelle war von 1585 bis 1945 ununterbrochen besetzt.
Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung im Zusammenhang des Zweiten Weltkrieges sowie die nachfolgende restriktive Religionspolitik der Sowjetunion brachten das kirchliche Leben in Wesnowo zum Erliegen. Heute hier lebende evangelische Kirchenglieder wohnen im Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen), die zur Propstei Kaliningrad[8] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört.
Kirchspielorte
Zum weitflächigen Kirchspiel der Kussener Dorfkirche gehörten[6][9]:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | |
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Antmirehlen 1935–1946: Werben | Saltykowka | Kalbassen | Schwaighöfen | Orlowskoje | ||
Bednohren | Stahnsdorf (Ostpr.) | Kiggen | Steinershöfen | Murawjowo | ||
Belsen | Kischenbannies | Bühlerhof | Stalingradskoje, dann: Dalneje | |||
Bludszen 1936–1938 Bludschen | Vierhöfen (Ostpr.) | Fewralskoje | Klein Henskischken | Kleinhensken | ||
*Bruszen 1936–1938 Bruschen | Kiesfelde | Wesnowo | Kögsten | Michelfelde | Nowinki | |
Budszuhnen 1936–1938 Budschuhnen | Eschenhöhe | *Kussen | Wesnowo | |||
Budupönen | Buden | Petrowskoje | *Laugallen | Lorenzen | Petrowskoje | |
Dauden | Podlesnoje | Meschkuppen | Bärenhöfen | Kuprino | ||
*Draugupönen 1938–1939 Deihornswalde | ab 1939: Dreihornswalde | *Mingstimmehlen | Mingen | Kuprino | ||
*Duden | Dudenwalde | Denissowo | Mingstimmen | Wiesenbrück | Medwedkino | |
Eggleningken | Kiefernberg | Murawjowo | *Radszen 1936–1938 Radßen | Radenau | ||
*Eymenischken-Baltadonen | Weizenfelde | Schwarballen | Grundweiler | Drosdowo | ||
Eymischken-Wassaken | Stutbruch | Dimitrowo | Septinlöpen 1928–1946 Siebenlinden | Petrowskoje | ||
*Henskischken | Hensken | Schelannoje | *Spullen | Fewralskoje | ||
Heinrichsfelde | Urblaugken | Urlau | Wesnowo | |||
*Jänischken | Hansruh | Saosjornoje | Wallindszen 1936–1938 Wallindschen | Wallinden | Romaschkino | |
Jodszen 1936–1938 Jodschen | Ackermühle | Nagornoje | Wassantkehmen | Wildnisrode | Wesnowo |
Pfarrer
Zwischen 1585 und 1945 amtierten an der Kussener Dorfkirche 20 evangelische Geistliche[7]:
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Literatur
- Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 98–99.
- Kühnast: Nachrichten über Grundbesitz, Viehstand, Bevölkerung und öffentliche Abgaben der Ortschaften in Littauen nach amtlichen Quellen. Band 2, Gumbinnen 1863, S. 469–481.
Weblinks
Einzelnachweise
- Wesnowo - Kussen
- Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 109, Abb. 480 und 481
- Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen. Band II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008, S. 239
- Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen. Band II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008, S. 106
- Erwin Spehr, Die Kirche von Kussen und ihr Verfall
- Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 485
- Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 79
- Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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