Dorfkirche Birkenwerder
Die evangelische Dorfkirche in Birkenwerder im Landkreis Oberhavel im Land Brandenburg wurde 1847 bis 1849 nach Plänen von Julius Manger in Anlehnung an Kirchenentwürfe von Friedrich August Stüler erbaut. Erweiterungen an der Ostseite der Kirche erfolgten 1880 und 1930. Das Kirchengebäude steht seit 1994 unter Denkmalschutz.[1] Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Berlin Nord-Ost in der EKBO.[2]
Kirche in Birkenwerder | |
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Ansicht der Kirche von Südwesten | |
Baujahr: | 1847–1849 |
Einweihung: | 28. Oktober 1849 |
Baumeister: | Julius Manger |
Architekt: | Friedrich August Stüler |
Bauherr: | Kirchengemeinde |
Länge: | 21 m |
Platz: | 306 Personen |
Lage: | 52° 41′ 22,85″ N, 13° 16′ 48,69″ O |
Anschrift: | Hauptstraße 52 Birkenwerder Brandenburg, Deutschland |
Zweck: | evangelisch Gottesdienst |
Landeskirche: | EKBO |
Webseite: | kirche-birkenwerder.de |
Lage
Das Kirchengebäude befindet sich in der Ortsmitte und hat die Adresse Hauptstraße 52 (einem Abschnitt der Bundesstraße 96). Das zugehörige Pfarrhaus ist nicht weitab und trägt die gleiche Adresse.
Architektur
Außen
Das Kirchengebäude ist ein gelber unverputzter Ziegelbau im neoromanischen Rundbogenstil mit italienischen Einflüssen.[1] Ein Satteldach bildet den Abschluss.
Der Westturm ist oberhalb des Kirchenhauptgebäudes achteckig ausgeformt und mit einer Spitzhaube abgeschlossen. Auf der Turmspitze erhebt sich über dem Knauf ein mehrere Meter hohes metallenes Kreuz. Der Übergang vom Turm zum spitzen Dach wird allseits von Ziergiebeln betont.
Im Turm ist eine Uhr mit vier Zifferblättern nach außen installiert und die Glockenstube eingerichtet. Dort hängen zwei Kirchenglocken. Aus einer Darstellung im Internet lässt sich ableiten, dass die Gemeinde im Zweiten Weltkrieg eine der beiden Glocken als Metallspende des deutschen Volkes abliefern musste. Erst im Jahr 1961 kam eine neue zweite Glocke in den Turm.[1]
Südlich neben dem Kirchturm ist der Westfassade mit dem Portal eine offene Arkadenhalle vorgesetzt. Auf der Ostseite der Kirche befinden sich die halbkreisförmige Apsis und an deren Scheitel die nachträglich errichtete Sakristei, daneben jeweils ein kleiner rechteckiger funktionaler Anbau. Die beiden Anbauten verfügen über je einen eigenen Eingang von außen.
Innen
Eine Kassettendecke, von der ein Kronleuchter herabhängt, und mit hellem Holz verkleidete Wände bilden einen Teil des Kirchenraumes.[3] In der Altarnische gibt es das hohe Bogenfenster sowie fünf Okuli, die Tageslicht in die Apsis hineinlassen.
Ausstattung
Chor, Altar, Taufe
In der Mitte des Chores steht, erhöht auf einem zweistufigen Podium, ein einfacher länglicher Altartisch, geschmückt mit zwei Altarkerzen. Dahinter ziert ein kleines Kruzifix die Fensterfläche, die sich in eine cremefarbene Wandfläche einfügt.
Auf dem Kirchenboden zentral vor dem Altarbereich gibt es einen achteckigen Taufstein in klassizistischer Manier, mit Streifen und senkrechten rechteckigen Flächen in den Farben dunkelgrau, weiß, blau und rot verziert.[4]
Sitze, Fenster und Weiteres
Manger hatte die Kirche mit Sitzplätzen für 306 Personen (Kirchenbänke mit Mittelgang) ausgelegt, einige gesonderte Patronatsplätze gab es auch. Doch um die Plätze gab es Streitigkeiten, der Gemeindekirchenrat hatte sie im November 1849 verlost, nachdem die Schulzen von Birkenwerder, Hohen Neuendorf und Bergfelde vorher gesetzt worden waren. Das Königliche Rentamt Oranienburg bestätigte den Sitzplan, der aber auch danach ständig korrigiert und geändert wurde. Es ging vor allem darum, dass die einheimischen Bauern und ihre Söhne, die Kossäten und Knechte sich Plätze trotz der Planung „einfach angeeignet hätten“, wie Manger anmerkte. Weil sich innerhalb von knapp 30 Jahren nach der Kircheinweihung durch weitere Zuzügler die Zahl der Einwohner von Birkenwerder fast verdoppelt hatte, gab es weiteren Streit um die Kirchensitze, die von den Altpächtern und ihren Familienmitgliedern verteidigt wurden. Erst eine Verfügung der Königl. Regierung in Potsdam von 1896 brachte Ruhe in die Angelegenheit: der Gemeindekirchenrat sicherte zu, dass die Kirchenstühle für das Patronat und für den Pfarrer nebst dessen Familien weiter reserviert blieben, die Sitzordnung wurde dagegen freigegeben.[5]
Im Kirchenraum gibt es eine Empore, auf der die Jugendlichen sitzen konnten.[5][6]
Alle kleinen und größeren Kirchenfenster sind rundbogig. Die Sprossenfenster sind leicht ornamentiert und mit nur wenigen kleinen Farbmustern versehen.
Wandbilder stellen den Kreuzweg dar.
Zudem befinden sich an den Wänden im Inneren der Kirche Gedächtnistafeln für die in den Befreiungskriegen (1813–1818), im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) und in weiteren Feldzügen gestorbenen Gemeindemitgliedern aus Birkenwerder, Hohen Neudorf und Bergfelde.[7]
Orgel
Die Kirche erhielt erst 1968 eine zweimanualige Orgel, die auf der Westempore ihren Platz fand. Es ist ein Instrument mit modern gestaltetem Prospekt aus der Werkstatt von W. Sauer aus Frankfurt (Oder) mit dem Werkverzeichnis Opus 1839.[8]
Die Orgel wurde in den Jahren 2020/21 umfassend repariert, wozu alle Pfeifen und Spielwerke ausgebaut worden waren. Alle Pfeifen wurden gereinigt, ein Elektroproblem beseitigt und ein Schwellwerk eingebaut. Die Arbeiten führte der Eberswalder Orgelbauer Julian Sander aus.[9][10]
Geschichte
Das Kirchengebäude ersetzte die erste Dorfkirche aus dem Jahr 1663, die im Auftrag des Großen Kurfürsten errichtet worden war. Sie war nach mehr als 200 Jahren baufällig und die Sitzplätze reichten für den stetigen Zuzug neuer Einwohner bei weitem nicht mehr aus.[5]
So lieferte der Königliche Bauinspektor und Professor am Königlichen Gewerbeinstitut zu Berlin, Julius Manger, Baupläne für einen Kirchenneubau, die sich an Projekten des Königlichen Baumeisters Friedrich August Stüler orientierten. Als Baumaterial wählte Manger Ziegelsteine aus der einheimischen Ziegelei aus, die er als „berühm-lichst bekanntes Fabrikat Birkenwerder Ziegeleien“ bezeichnete. Von den insgesamt verbauten 287.250 gewöhnlichen Ziegeln kamen 5000 Blendziegel aus Hermsdorf. Die Baukosten werden im Kirchenarchiv mit 14065 Talern, 17 Silbergroschen und 10 Pfennigen angegeben, die aus dem Kirchenbaufonds stammen, einen Zuschuss des Königs gab es nicht. Doch dieser forderte über seinen Hofbaumeister Stüler bauliche Änderungen, u. a. für die Vorhalle und den Turm.[5]
Bei den Hilfsarbeiten mussten einheimische Bauern Hand- und Spanndienste leisten, so dass der Sakralbau innerhalb von zwei Jahren fertig gestellt werden konnte. Superintendent Kümmel berichtete von einer Abschiedsfeier in der alten Kirche, einer Prozession zur neuen Kirche und dem Einweihungsgottesdienst. Neben dem König nahmen an diesem Fest der Baumeister Manger, hochrangige Vertreter der evangelischen Kirche (ohne den Bischof), Vertreter der Ortsverwaltung, Kirchenchöre und das Oranienburger Musikkorps teil. Die Weihefeier endete mit dem Läuten der neuen Kirchenglocken und schließlich mit einem Festessen.
Eine Orgel gab es vorerst nicht, weil die Eingesessenen den Einbau eines solchen Instrumentes abgelehnt hatten, obwohl entsprechende Gemeindemittel vorhanden waren. Diese Haltung hatte Manger in einem Schreiben vom 3. Januar 1850 an den Hof kritisiert; dort hieß es weiter: „Nicht einmal ein Paar Altarleuchter wurden beigesteuert. Selbst die Zahlung der Wagenmiete von 20 Groschen für den zur Feier angereisten Superintendenten verweigerten sie.“[5]
Im Jahr 1880 ließ die Gemeinde an der Ostseite der Apsis eine Sakristei anbauen. Fünfzig Jahre später erfolgte eine Erweiterung um symmetrische Anbauten an der Nord- und Südseite der Apsis, wobei deren ursprüngliche Fensteröffnungen vermauert wurden.
Einige Jahre nach der Wende, 1998 und 1999 konnten umfangreiche Renovierungen vorgenommen werden, bei denen unter anderem das Dach erneuert, ein barrierefreier Zugang geschaffen, der Innenraum mit einer Elektroanlage ausgestattet und der Altarraum erneuert wurden.[1]
Seelsorge und Veranstaltungen (Auswahl)
- Pfarrer
- (?) bis 2012: Dirk Kroll[11]
- 2013, März bis 2020, Oktober: Philip Kiril Prinz von Preußen[12][13]
- seit 2020, Oktober: Volker Dithmar[14]
Außerhalb der kirchlichen Nutzung dient das Gotteshaus auch für Kulturveranstaltungen, vor allem Konzerte.
Die Kirchengemeinde unterhält unter anderem eine Christenlehregruppe, einen Seniorenkreis, einen Gesprächskreis für trauernde Menschen, einen Kirchen- und einen Kinderchor.[15]
Im Pfarrgarten finden gelegentlich Kulturveranstaltungen unter dem Motto Sommerabend an der Scheune statt, beispielsweise im August 2021 traten die Cool Tigers auf[15] oder im September 2021 erfolgt ein Auftritt der Musikschule Hohen Neuendorf.[16]
Literatur
- J. Manger: Kostenanschlag zur Erbauung einer Kirche im Dorf Birkenwerder. Hülfsbuch zur Anfertigung von Bauanträgen. Verlag Traugott Bautz, Berlin 1858. Aufgeführt in: Bibliographie zur Kirchengeschichte in Berlin-Brandenburg.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09165246 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Website der Kirchengemeinde
Einzelnachweise
- Die Kirche zu Birkenwerder. birkenwerde.de; abgerufen am 16. September 2021.
- Birkenwerder auf der Website des Kirchenkreises Berlin Nord-Ost, abgerufen am 16. September 2021.
- Innenansicht II der Kirche Birkenwerder, abgerufen am 16. September 2021.
- Ansicht des Altarbereiches, abgerufen am 16. September 2021.
- Siegfried Herfert: Unsere Geschichte/Die Sitzplatzordnung in der Kirche von Birkenwerder, abgerufen am 15. September 2021.
- Kommentar: Der Aufsatz des Gemeindemitglieds Herfert stellt dar, dass es im 21. Jahrhundert keine Empore mehr gäbe, auf einer privaten Homepage (orgel-verzeichnis.de) ist jedoch ein solcher Einbau zu sehen.
- Gedächtnistafel I in der Kirche Birkenwerder, Gedächtnistafel II in der Kirche Birkenwerder und Gedächtnistafel III in der Kirche Birkenwerder, abgerufen am 15. September 2021.
- Orgelbeschrieb, abgerufen am 15. September 2021.
- Hochdruck für den reinen Klang – die Orgel in Birkenwerder. In: MOZ, 26. Juni 2012; abgerufen am 14. September 2021.
- Gemeindebrief Aug./Sept. 21: Frischer Wind in der Orgel, S. 12.
- Pfarrer Dirk Kroll aus Birkenwerder/Wir sind nicht unfehlbar in Süddeutsche Zeitung, 2010, abgerufen am 16. September 2021.
- Jürgen Liebezeit: Erneut Wirbel um Pfarrer in Birkenwerder. moz.de, 14. August 2020; abgerufen am 16. September 2021.
- Jürgen Liebezeit: Pfarrer von Preußen verlässt Birkenwerder. auf www.moz.de, 22. September 2020; abgerufen am 16. September 2021.
- Kirche Birkenwerder im Kirchenkreis Berlin-Nordost, abgerufen am 16. September 2021.
- Gemeindebrief August/September 2021.
- Kultur in Kirchen – Birkenwerder, abgerufen am 16. September 2021.