Dorfkirche Altkünkendorf
Die evangelische Dorfkirche Altkünkendorf ist eine Feldsteinkirche in Altkünkendorf, einem Ortsteil der Stadt Angermünde im Landkreis Uckermark im Land Brandenburg. Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Uckermark der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Lage
Die Kreisstraße 7346 führt als Altkünkendorfer Straße von Osten kommend in westlicher Richtung durch den Ort. Westlich des Dorfangers zweigt sie nach Süden hin ab. Die Kirche steht nordöstlich dieser Kreuzung auf einem Grundstück, das nach Norden hin ansteigt und mit einer Mauer aus unbehauenen und nicht lagig geschichteten Feldsteinen eingefriedet ist.
Geschichte
Altkünkendorf wurde 1287 erstmals urkundlich erwähnt. Der Förderverein der Dorfkirche gibt an, dass der Chor vermutlich zu dieser Zeit schon bestand. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum (BLDAM) gibt als Baudatum die Zeit „um 1300“ an. In der Mitte des 13. Jahrhunderts entstand nach Vermutungen des Fördervereins das Langhaus mit einem querrechteckigen Westturm, der vermutlich ein einfaches Satteldach trug. Um 1527 gab es noch keinen Hinweis auf einen Sakralbau, die Quellen berichteten erst um 1600 von einem Ausbau einer Kirche. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Bauwerk massiv beschädigt und der Ort fiel wüst. In den kommenden Jahrhunderten wechselte des Kirchenpatronat häufig. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Ort im Besitz des Rittergutsbesitzers von Rohr. Er ließ von 1850 bis 1860 einen gotisierenden Umbau vornehmen. Dabei entstand auch der 34 Meter hohe Kirchturm, der vollständig aus Mauersteinen errichtet wurde. Die Fenster im Kirchenschiff und Chor wurden vergrößert und mit einer dreifachen Verblendung aus Mauersteinen eingefasst. Das Bauwerk erhielt eine neue Kirchenausstattung, im Jahr 1856 baute Friedrich Wilhelm Kaltschmidt eine Orgel ein. Im Jahr 1908 wurden ausweislich der Wetterfahne weitere Arbeiten durchgeführt, die bislang jedoch noch nicht dokumentiert werden konnten.
Im Zweiten Weltkrieg blieb das Bauwerk weitgehend unbeschädigt. Dennoch fehlten in den folgenden Jahrzehnten die finanziellen Mittel, um eine in den 1950er Jahren begonnene Sanierung fortzuführen. In den Jahren 1987 und 1988 war das Bauwerk annähernd baufällig geworden, wurde aber 1988 dennoch unter Denkmalschutz gestellt.
Nach der Wende gründete sich im Jahr 1995 ein Förderverein, der sich seit dieser Zeit für das Bauwerk einsetzt. Von 1999 bis 2001 wurde die Kirche umfassend saniert; 2003 die Orgel. Dabei wurde die ursprüngliche Fassung des Bauwerks aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt und für die künftige neue Nutzung der Gemeinde mit einer Teeküche und einer Toilettenanlage versehen. Der Kirchturm ist seit 2019 als Aussichtsplattform nutzbar. Dem voraus gingen Proteste von Anwohnern, die sich in ihrer Privatsphäre gestört sahen.[1]
Der ausgesprochen schlichte Altar ist, so der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, wohl kaum im Zuge der Umgestaltung in das Bauwerk gelangt. Offen ist aber, seit wann er dort steht. Selbst das Inventar der Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde aus dem Jahr 1934 lieferte hierzu keine Erkenntnisse. Der Förderverein setzte sich daher für einen repräsentativen Altar ein und schrieb einen Wettbewerb unter dem Motto „Gottes Schöpfung bewahren“ aus. Bis August 2021 konnten Entwürfe eingereicht werden, damit anschließend ein neuer Altar angeschafft werden kann.[2] Die Jury entschied sich Ende 2021 für einen Entwurf der Münchner Künstlerin Sabine Straub, die sich für Stampflehm, Erde, Kiesel und Sand als Material entschied. Damit knüpfe sie, so die Jury, an die „unmittelbare Umgebung des Kirchenraums“[3] an. Die Planungen sehen vor, den Entwurf bis Herbst 2022 umzusetzen. Die Kosten belaufen sich auf rund 25.000 Euro, davon sollen 15.000 Euro aus Fördermitteln stammen.
Baubeschreibung
Das Bauwerk entstand im Kern aus Feldsteinen, die sorgfältig behauen und lagig geschichtet wurden. Bei den An- und Umbauten kam meist Mauerstein zum Einsatz. Der polygonale Chor ist stark eingezogen und besitzt einen Fünfachtelschluss, wobei die Nord- und Südseite stark verkürzt sind. Er erstand aus ebenfalls sorgfältig behauenen und lagig geschichteten Feldsteinen und besitzt an der Ost- sowie an der Nordost- und Südostseite je ein großes, spitzbogenförmiges und in Mauerstein eingefasstes Fenster mit einem zweiteiligen Maßwerkfenster mit Nonnenköpfen und einem darüberliegenden Ochsenauge. Die Ecken des Chors sind mit zweistufigen Strebepfeilern versehen, die aus Mauerstein errichtet wurden. An der Südwand ist eine schmale Pforte; am Übergang zum Dach ist ein nach unten geöffneter Fries.
Das Kirchenschiff hat einen rechteckigen Grundriss. Die Ostwand ist geschlossen, im mit Fialen verzierten Giebel sind zwei kleine, gekuppelte Spitzbogenfenster, darüber am Dachfirst ein kleines Kreuz. An der Nordseite befinden sich vier große und ebenfalls spitzbogenförmige Fenster, die in einem dreifach getreppten Gewände verbaut wurden. Die Südwand ist identisch aufgebaut.
Der querrechteckige Kirchturm nimmt die volle Breite des Schiffs auf. Er kann von Westen her durch einen kleinen Vorbau betreten werden. Dieser wurde aus Mauersteinen erstellt und ist mit zwei kleinen Säulen verziert, die in Fialen übergehen. Im Westen ist ein nach unten geöffneter Fries, der ein spitzbogenförmiges Portal einrahmt, in dem eine rechteckige Tür verbaut wurde. Die Ecken des Westturm wurden mit je einem breiten, ebenfalls zweifach getreppten Strebepfeiler stabilisiert. An der Westwand ist oberhalb des Vorbaus eine gestaffelte Dreifenstergruppe. In diesem Bereich wurden unbehauene Feldsteine genutzt, die nicht lagig geschichtet wurden. Die Nord- und Südseite des Kirchturms wird von einem quergestellten Anbau dominiert, der im unteren Bereich je ein weiteres Spitzbogenfenster aufweist. Oberhalb ist ein turmartiger Aufbau mit einer weiteren Dreifenstergruppe nach Norden bzw. Süden. Oberhalb des quergestellten Satteldachs erhebt sich der achteckige Turmschaft. Er wurde aus Mauersteinen errichtet und hat an jeder Seite zunächst eine kleine spitzbogenförmige Klangarkade. Darüber ist wahlweise eine kreisförmige Blende bzw. in den Himmelsrichtungen eine Turmuhr. Oberhalb ist eine kleine Aussichtsplattform, die durch spitzbogenförmige Öffnungen betreten werden kann. Der Turm schließt mit einem geknickten Turmhelm mit Turmkugel und Wetterfahne ab.
Ausstattung
Die Kirchenausstattung wie die hölzerne Kanzel und das Gestühl stammt mehrheitlich aus dem Umbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die dreifüßige Fünte ist älter und wurde in der königlichen Eisengießerei zu Beginn des 19. Jahrhunderts hergestellt. Der Altar besteht aus einem schlichten und modernen Holztisch mit einem Kruzifix, zwei Kerzen und zwei Vasen.
Auf einer Empore im Westturm steht die Kaltschmidt-Orgel von 1856, die 2003 saniert wurde. Im Turm hängt eine Glocke mit einem Durchmesser von 86 cm, die Joachim Knuppel im Jahr 1596 goss.
Südöstlich des Bauwerks steht ein Grabstein, der an den 1881 verstorbenen Altkünkendorfer Bildhauer C. F. Müller erinnert. Der am 22. Mai 1815 geborene Künstler plante eine Beteiligung an einer Weltausstellung in Paris. Nachdem er seinen Plan nicht realisieren konnte, wurde er „gemütskrank“[4] und verstarb.
Literatur
- Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09130259 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Willkommen in der Dorfkirche, Webseite des Fördervereins der Dorfkirche Altkünkendorf, abgerufen am 3. November 2020.
- Dorfkirche in Altkünkendorf, Webseite uckermark-kirchen.de, abgerufen am 3. November 2020.
- Kirchturmbesteigung, Webseite zeigt die Besteigung des Kirchturms, abgerufen am 11. Dezember 2020.
Einzelnachweise
- Jeanette Bederke: Der Streit um den Kirchturm. In: Schweriner Volkszeitung, 13. Oktober 2007, abgerufen am 3. November 2020.
- Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Ein neuer Altar für die Dorfkirche Altkünkendorf (UM), Infobrief 02 / 21 – 1. Februar 2021, S. 3.
- Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Neuer Altar für die Dorfkirche Altkünkendorf (UM), Infobrief 11 / 21 – 1. November 2021, S. 4 und 5.
- Altkünkendorf – Ortsansichten, Webseite uckermark-region.de, abgerufen am 3. November 2020.