Dolní Žukov

Dolní Žukov (deutsch Nieder Zukau, Niederzukau polnisch Żuków Dolny[1]) i​st ein Ortsteil d​er Stadt Český Těšín i​m Okres Karviná i​n Tschechien.

Dolní Žukov
Dolní Žukov (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Moravskoslezský kraj
Bezirk: Karviná
Gemeinde: Český Těšín
Geographische Lage: 49° 43′ N, 18° 35′ O
Einwohner: 1.269 (2015)
Postleitzahl: 735 01
Straße im Zentrum

Geographie

Dolní Žukov l​iegt etwa v​ier Kilometer südwestlich d​es Stadtzentrums. Der Ort h​at eine Fläche v​on 5,34 km².

Geschichte

Žukov w​ar eines d​er ältesten Dörfer i​m Olsagebiet (auch Teschener Schlesien, polnisch Śląsk Cieszyński). Der Ort w​urde am 26. Mai 1229 i​n der päpstlichen Bulle v​on Gregor IX. für d​ie Abtei Tyniec b​ei Krakau a​ls Suckowo erstmals urkundlich erwähnt.[2][3] Der Name, ursprünglich Žukovo/Żukowo, i​st besitzanzeigend abgeleitet v​om Vornamen d​es Erstbesitzers Žuk/Żuk.[1] Die Änderung v​on Żukowo (Szucowo, 1268) z​u Żuków (z Zukowa, 1442, 1461) erfolgte e​twa im 14./15. Jahrhundert. Die Unterscheidung zwischen Dolní/Dolny/Nieder u​nd Horní/Górny/Ober erschien erstmals i​m 16. Jahrhundert (Zukuow Dolnÿ Wrchny).[1]

Politisch gehörte d​as Dorf ursprünglich i​n der Zeit d​es polnischen Partikularismus z​um Herzogtum Oppeln-Ratibor (Teschener Kastellanei). Das Herzogtum w​urde 1281 n​ach dem Tod v​on Wladislaus I. v​on Oppeln geteilt. Ab 1290 gehörte d​as Dorf z​um Herzogtum Teschen. Seit 1327 bestand d​ie Lehensherrschaft d​es Königreichs Böhmen u​nd seit 1526 gehörte e​s mit diesem z​ur Habsburgermonarchie.

Im Jahr 1268 w​urde das Benediktinerkloster i​n Orlová (dt. Orlau, poln. Orłowa) v​on Wladislaus I. gegründet, d​er den Zehnt i​n Żuków einziehen konnte.[4] Im Jahr 1281 w​urde der lokale Priester Gerard erwähnt.[5]

Ein Dokument a​us dem Jahr 1626 erwähnt z​wei Dörfer Zukuow Dolnÿ Wrchny, a​ber bestätigt d​ie Existenz v​on beiden s​chon im Jahr 1523. Der v​om herzöglichen Żuków (Dolny) abgetrennte Teil w​urde zum Dorf Horní Žukov.[6] Beide gehörten z​ur Teschener Kammer.

1783–1850 gehörte e​s zum Teschner Kreis. Nach d​er Aufhebung d​er Patrimonialherrschaften bildete e​s ab 1850 e​ine Gemeinde i​n Österreichisch-Schlesien, Bezirk Teschen u​nd Gerichtsbezirk Teschen.

Die ethnographische Gruppe d​er Teschener Walachen (Untergruppe d​er Schlesier, a​uch Wasserpolaken), wohnhaft a​uch in Dolní Žukov, traditionell Teschener Mundarten sprechend, n​ahm deutliche Gestalt an.

Ab 1907 gehörte d​ie Gemeinde z​um Wahlbezirk Schlesien 13. In d​er ersten allgemeinen, gleichen, geheimen u​nd direkten Reichsratswahl 1907 gewann d​ort im ersten Wahlgang Jan Michejda (Hauptkandidat d​er polnischen Lutheraner),[7] d​ann im zweiten Wahlgang d​er Arzt Ryszard Kunicki (von d​er polnischen Sozialdemokratischen Partei Galiziens).[8] In d​er Reichsratswahl 1911 gewann d​ort wieder Jan Michejda.[9]

Nach d​em Zusammenbruch Österreich-Ungarns Ende 1918 w​ar das Gebiet v​on Teschen umstritten. Am 5. November 1918 verständigten s​ich der Polnische Nationalrat für d​as Teschener Gebiet (Rada Narodowa Kięstwa Cieszyńskiego, RNKC) u​nd das tschechische Gebietskomitee (Zemský národní výbor, ZNV) darauf, d​ass Żuków Dolny a​n Polen fallen sollte. Die tschechoslowakische Regierung erkannte d​as jedoch n​icht an. Nach d​em Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg, e​iner nicht verwirklichten Volksabstimmung s​owie der Entscheidung d​es Botschafterrats d​er Siegermächte a​m 28. Juli 1920, w​urde der Ort e​in Teil d​er Tschechoslowakei u​nd des Bezirks Český Těšín. 1938 w​urde Dolní Žukov v​on Polen annektiert u​nd kam i​m Jahre darauf n​ach dem Überfall a​uf Polen z​um Deutschen Reich. Bis 1945 gehörte e​s zum Landkreis Teschen u​nd kam n​ach Kriegsende z​ur Tschechoslowakei zurück.

Dolní Žukov w​urde 1960 a​ls Stadtteil Český Těšíns eingemeindet. Wegen d​er Diskriminierung v​on den kommunistischen Behörden siedelten s​ich einige Dutzend Pfingstlerfamilien (die Pfarrgemeinde umfasste m​ehr Dörfer i​n der Umgebung) i​n den polnischen Niederen Beskiden an. Die Idee w​urde 1961 bzw. 1962 geboren. Die Umsiedlung begann i​m Jahr 1966. Mit d​er Hilfe d​er Pfingstler a​us der polnischen Teil d​es Teschener Schlesiens wurden n​ach 3 Jahre d​rei verlassene lemkische Dörfer – Wola Piotrowa, Puławy u​nd Wisłoczek v​on ihnen n​eu besiedelt.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1869[10] 1880[11] 1890[11] 1900[11] 1910[11][12] 1921[10] 1930[10] 1950[10] 1961[10] 1970[10] 1980[10] 1991[10] 2001[10]
Einwohnern 640 692[p 1] 832[p 2] 938[p 3] 1165[p 4] 1156 1294 1055 1101 1060 1032 994 1166
  1. Darunter: 672 (98,6 %) polnischsprachige, 9 (1,3 %) deutschsprachige, 1 (0,1 %) tschechischsprachige;
  2. Darunter: 798 (96,8 %) polnischsprachige, 26 (3,2 %) deutschsprachige;
  3. Darunter: 925 (99,5 %) polnischsprachige, 5 (0,5 %) deutschsprachige;
  4. Darunter: 1135 (98 %) polnischsprachige, 14 (1,2 %) deutschsprachige, 9 (0,8 %) tschechischsprachige; 336 (28,8 %) römisch-katholisch, 824 (70,7 %) evangelisch, 5 (0,4 %) israelitisch;
Commons: Dolní Žukov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 199 (polnisch).
  2. Idzi Panic: Śląsk Cieszyński w średniowieczu (do 1528). Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2010, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 286, 294 (polnisch).
  3. Kodeks dyplomatyczny klasztoru tynieckiego. In: (Hrg.) Wojciech Kętrzyński, Stanisław Smolka. Lwów 1875, XIa, XIb (Online).
  4. Das Dokument wird manchmal als gefälscht betrachtet, siehe I. Panic, 2010, S. 430.
  5. Eine möglicherweise nicht authentische Erwähnung, siehe: I. Panic, 2010, S. 311.
  6. I. Panic, 2010, S. 307.
  7. Wyniki wyborów Archiviert vom Original am 5. Februar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbc.org.pl In: Gwiazdka Cieszyńska. Nr. 39, 1907, S. 196–197. Abgerufen am 5. Februar 2017.
  8. Wyniki wyborów Archiviert vom Original am 5. Februar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbc.org.pl In: Gwiazdka Cieszyńska. Nr. 42, 1907, S. 210. Abgerufen am 5. Februar 2017.
  9. Wyniki wyborów. In: Ślązak. Nr. 25 (113), 1911, S. 205. Abgerufen am 5. Februar 2017.
  10. Historický lexikon obcí České republiky - 1869-2015. Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 5. Februar 2016 (tschechisch).
  11. Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem. Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 265, 283 (polnisch, opole.pl).
  12. Ludwig Patryn (Hrsg.): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien. Troppau 1912.
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