Deutsche Fußballmeisterschaft 1909/10

Die achte Deutsche Fußballmeisterschaft wurde vom 10. April bis zum 15. Mai 1910 ausgetragen. Die Meisterschaft sicherte sich bei seiner zweiten Finalteilnahme der Karlsruher FV im Finale in Köln mit einem 1:0 n. V. gegen Holstein Kiel.

Deutsche Fußballmeisterschaft 1909/10
MeisterKarlsruher FV
Mannschaften9
Spiele8
Tore28   3,5 pro Spiel)
TorschützenkönigDeutsches Reich Willi Zincke (5 Tore)
Deutsche Meisterschaft 1908/09

In diesem Jahr nahmen neun Mannschaften teil. Phönix Karlsruhe startete als Titelverteidiger und scheiterte im Halbfinale am Lokalrivalen Karlsruher FV.

Teilnehmer

In Berlin war in dieser Saison der Meister vom Verband Berliner Ballspielvereine automatisch für die deutsche Fußballmeisterschaft qualifiziert. Die Meister der Verbände Märkischer Fußball-Bund, Verband Berliner Athletik-Vereine und Berliner Ballspiel-Bund spielten den zweiten Berliner Teilnehmer aus. Nachdem der Berliner Sport-Club (VBAV) gegen den 1. FC Borussia Tempelhof (BBB) mit 7:1 gewann, besiegte der TuFC Tasmania Rixdorf (MFB) den Sport-Club im Finale mit 4:1 und qualifizierte sich somit als zweite Berliner Mannschaft für die deutsche Fußballmeisterschaft 1909/10.

VereinQualifiziert als
SV Prussia-Samland KönigsbergMeister des Baltischen Rasensport-Verbandes
VfR 1897 BreslauMeister des Südostdeutschen Fußball-Verbandes
Berliner FC PreussenMeister des Verbandes Berliner Ballspielvereine
TuFC Tasmania RixdorfMeister des Märkischen Fußball-Bundes
VfB LeipzigMeister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine
FV Holstein KielMeister des Norddeutschen Fußball-Verbandes
Duisburger SpVMeister des Westdeutschen Spiel-Verbandes
Karlsruher FVMeister des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine
FC Phönix KarlsruheTitelverteidiger

Ausscheidungsrunde

Datum Ergebnis

!Stadion

10. April 1910 SV Prussia-Samland Königsberg 1:5 (0:3) TuFC Tasmania Rixdorf

|Königsberg, Walter-Simon-Platz

Die beiden spielschwächsten Verbände bestritten vor dem Viertelfinale eine Qualifikation. Dieses Spiel wurde von Rixdorf klar gewonnen. Bekannte Torschützen sind Kapitän Kurt Meye und Detlef Pevestorff zum Zwischenstand von 2:0. Das einzige Tor für Königsberg erzielte Max Friedrich mit dem Treffer zum 1:3 in der 48. Minute.

Viertelfinale

Datum Ergebnis

!Stadion

17. April 1910 FV Holstein Kiel 4:1 (2:1) Berliner FC Preussen

|Hamburg, Sportplatz Hoheluft

17. April 1910 Duisburger SpV 0:1 (0:1) Karlsruher FV

|Mönchengladbach, Kampfbahn Am Alten Wasserturm

17. April 1910 VfB Leipzig 1:2 (1:1) FC Phönix Karlsruhe

|Leipzig, Wackerstadion Debrahof

17. April 1910 TuFC Tasmania Rixdorf 2:1 (2:0) VfR 1897 Breslau

|Berlin-Tempelhof, Germania-Platz

Die Berliner gingen durch ein Tor von Walter Sorkale in der 26. Minute in Führung. Bereits drei Minuten später traf Willi Zincke zum Ausgleich, die Führung für Kiel gelang Willi Fick in der 41. Minute. In der 80. Minute wechselte der verletzte Verteidiger Max Schmidt ins Tor der Berliner, der eigentliche Torwart wurde zum Feldspieler. Danach trafen Willi Zincke in der 84. Minute und Carl Lafferenz fünf Minuten später zum endgültigen Sieg für die Kieler. Deren Verteidiger Karl Rempka war auch Präsident des Vereins.

Das Spiel zwischen dem westdeutschen und dem süddeutschen Meister gewann der Karlsruher FV durch ein Tor in der 35. Minute von Fritz Förderer. Entscheidend für den Sieg war das starke Innentrio um Fritz Förderer, Gottfried Fuchs und Julius Hirsch.

Nach 25 Minuten schied der Karlsruher Mittelstürmer Hermann Leibold mit einer Beinfraktur aus. Leipzig ging durch Karl Uhle nach einer halben Stunde in Führung, beim Rettungsversuch von Robert Neumaier landete der Ball hinter der Torlinie. Fünf Minuten später erzielte Otto Reiser den Ausgleich für Phönix. In Unterzahl spielend gewann Phönix dieses Spiel noch mit 2:1 durch einen Handelfmeter von Emil Oberle in der 84. Minute.[1]

Die Rixdorfer führten zur Halbzeit bereits mit 2:0 durch Tore von Detlef Pevestorff und Hanisch. In der zweiten Hälfte gelang Breslau nur noch das 2:1 durch Herbert Mahn. So rettete Rixdorf den Sieg über die Zeit.

Halbfinale

Datum Ergebnis

!Stadion

1. Mai 1910 Karlsruher FV 2:1 (2:0) FC Phönix Karlsruhe

|Karlsruhe, KFV-Platz an der Telegrafenkaserne

1. Mai 1910 FV Holstein Kiel 6:0 (2:0) TuFC Tasmania Rixdorf

|Hamburg, Sportplatz Hoheluft

Im Halbfinale kam es zum Karlsruher Stadtderby vor 6.000 bis 8.000 Zuschauern auf dem legendären KFV-Platz. Nach etwa 15 Minuten erlitt der KFV-Stürmer Wilhelm Trump eine Sehnenzerrung und konnte nicht mehr weiterspielen. Der KFV ging bis zur Halbzeit durch Max Breunig per Elfmeter und Hans Ruzek mit 2:0 in Führung, ehe Phönix durch ihren Kapitän Arthur Beier in der 65. Minute noch der Anschlusstreffer gelang.[2] Deren linker Läufer Emil Firnrohr schied etwa 20 Minuten vor dem Ende mit einer Verletzung am Meniskus aus. Der älteste erhaltene deutsche Fußballfilm zeigt einige Flanken und Spielszenen dieses Spiels.[3]

Im zweiten Halbfinale gab es einen klaren Sieg. Die Kieler führten bereits nach 20 Minuten mit 2:0, ehe sie in der zweiten Halbzeit noch weitere vier Tore schossen. Willi Zincke erzielte drei Treffer, Hans Dehning zwei und Willi Fick traf einmal.

Finale

Paarung Karlsruher FV FV Holstein Kiel
Ergebnis 1:0 n. V.
Datum 15. Mai 1910
Stadion Weidenpescher Park, Köln
Zuschauer 5.000
Schiedsrichter Max Grafe (Leipzig)
Tore 1:0 Breunig (114., Elfmeter)
Karlsruher FV Adolf DellKurt Hüber, Ernst HollsteinHans Ruzek (C), Max Breunig, Max SchwarzeFritz Tscherter, Fritz Förderer, Gottfried Fuchs, Julius Hirsch, Hermann Bosch
Cheftrainer: William Townley
FV Holstein Kiel Rudolf FrieseAlfred Werner, Karl RempkaPaul Lenhardt, Georg Krogmann, Hans ReeseHelmut Bork, Hans Dehning, Willi Zincke (C), Willi Fick, Carl Lafferenz
Cheftrainer: -

Spielbericht

Gegen den übermächtigen Karlsruher Angriff boten die Kieler eine sehr gute Abwehr. Max Breunig verschoss in der ersten Halbzeit einen Handelfmeter für den KFV, der durch den Kieler Alfred Werner verursacht wurde. So blieb es bis zur 90. Minute beim 0:0. Es war das erste Finale in der Geschichte der deutschen Meisterschaft das in die Verlängerung ging. In dieser gab es in der 114. Minute abermals einen Elfmeter, Julius Hirsch war nach Ansicht des Schiedsrichters regelwidrig gestoppt worden. Der nun wieder von Max Breunig geschossene Elfmeter wurde vom guten Kieler Torwart Rudolf Friese noch berührt, führte aber zum 1:0 Endstand. Die Eckball-Bilanz betrug 12:2 für den KFV.

Zitat von Holstein-Präsident Karl Möller:

„Ungefähr 4.000 Zuschauer waren anwesend, als unsere Erste durch eine Seitentür die Arena betrat. Unsere Schlachtenbummler konnten zu ihrem großen Leidwesen nicht die Mannschaft durch die Seitentür, die nur für die Kämpfer bestimmt war, begleiten, sondern mussten beim Haupteingang 1,10 Mark pro Mann entrichten. Die erste Enttäuschung!“

Die Meistermannschaft des Karlsruher FV

Meistermannschaft des Karlsruher FV

Nachfolgend ist die Meistermannschaft mit Einsätzen und Toren der Spieler angegeben.

Karlsruher FV

Torschützenliste

Hinzu kommen drei unbekannte Torschützen von Tasmania Rixdorf.

SpielerVereinSpieleTore
1.Deutsches Reich Willi ZinckeFV Holstein Kiel35
2.Deutsches Reich Max BreunigKarlsruher FV32
Deutsches Reich Hans DehningFV Holstein Kiel32
Deutsches Reich Willi FickFV Holstein Kiel32
5.Deutsches Reich Detlef PevestorffTuFC Tasmania Rixdorf42
6.Deutsches Reich Max FriedrichSV Prussia-Samland Königsberg11
Deutsches Reich Herbert MahnVfR Breslau11
Deutsches Reich Walter SorkaleBerliner FC Preussen11
Deutsches Reich Karl UhleVfB Leipzig11
10.Deutsches Reich Arthur BeierFC Phönix Karlsruhe21
Deutsches Reich Emil OberleFC Phönix Karlsruhe21
Deutsches Reich Otto ReiserFC Phönix Karlsruhe21
13.Deutsches Reich Fritz FördererKarlsruher FV31
Deutsches Reich HanischTuFC Tasmania Rixdorf31
Deutsches Reich Carl LafferenzFV Holstein Kiel31
Deutsches Reich Kurt MeyeTuFC Tasmania Rixdorf31
Deutsches Reich Hans RuzekKarlsruher FV31

Literatur

  • Geschichte des deutschen Fußballsports. Band III der Schriftenreihe des Deutschen Fußball-Bundes. Carl Koppehel, Verlag Wilhelm Limpert, Frankfurt 1954, 4. erweiterte Auflage ohne Jahresangabe.
  • Deutsche Meisterschaft (1903-1923), IFFHS-Magazin Libero Nr. 36. International Federation of Football History & Statistics, Wiesbaden, II. Quartal 2002.
  • Das Goldene Buch des Deutschen Fußballs. Hardy Grüne, Dietrich Schulze-Marmeling, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2015.
  • Karlsruher Fußballverein e.V. (Hrsg., 2016), Ein Stück deutscher Fußballgeschichte – 125 Jahre Karlsruher Fußballverein, Karlsruhe, 2016.

Einzelnachweise

  1. Thomas Alexander Staisch: Die Deutschmeister. 1909 – eine vergessene Meisterschaft. Die Geschichte des Karlsruher FC Phönix 1894. BadnerBuch-Verlag, Rastatt 2014, S. 133f.
  2. Thomas Alexander Staisch: Die Deutschmeister. 1909 – eine vergessene Meisterschaft. Die Geschichte des Karlsruher FC Phönix 1894. BadnerBuch-Verlag, Rastatt 2014, S. 82f.
  3. youtube.com
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