Der Kahn der fröhlichen Leute
Der Kahn der fröhlichen Leute ist eine DEFA-Komödie[2] von Hans Heinrich nach der gleichnamigen literarischen Vorlage von Jochen Klepper aus dem Jahr 1932.
Film | |
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Originaltitel | Der Kahn der fröhlichen Leute |
Produktionsland | DDR |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1950 |
Länge | 91 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12[1] |
Stab | |
Regie | Hans Heinrich |
Drehbuch | Richard Nicolas Hans Heinrich Adolf Hannemann |
Produktion | DEFA |
Musik | Hans Horst Siebert |
Kamera | Fritz Lehmann |
Schnitt | Lilian Seng |
Besetzung | |
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Handlung
Marianne Butenschön pflegt die Grabstelle ihrer Eltern. Ihr Vater ist jetzt schon fast ein halbes Jahr tot und sie hat von ihm den nun schon etwas älteren Motorkahn „Eintracht“ geerbt. Die Hilfe des Maschinisten Michel Staude, der auf dem Schlepper „Sturmvogel“ arbeitet und der sie hier zum wiederholten Mal anspricht, lehnt sie wie immer ab. Eine Gruppe von Binnenschiffern, die vom Frühschoppen kommt, gibt ihr den Rat, das Schiff endlich aufzugeben. Selbst das Angebot des Schiffers Zinke, ihr den Kahn abzukaufen, lehnt sie ab. Sie will auf jeden Fall wieder als Eigentümerin mit ihm auf Fahrt gehen. Mehrere Anträge auf eine Ausnahmegenehmigung werden abgelehnt, da Marianne erst 20 Jahre alt und somit noch minderjährig ist. Deshalb hat sie ihren Onkel August aus Hamburg zu sich gebeten, der die Vormundschaft übernimmt und der auch die erforderlichen Patente besitzt.
Doch so einfach ist es nicht, denn Onkel August ist bisher nur auf Segelschiffen gefahren und hat von Motoren keine Ahnung. Im Ort lernt er aber den Maschinisten Michel kennen, den er sofort mit Einverständnisses seines Schiffseigners Otto Woitasch anheuert, da dessen Schlepper im Moment in der Werft liegt. Nur Marianne ist mit der Entscheidung nicht ganz einverstanden, sieht jedoch keine andere Möglichkeit, wieder auf Fahrt gehen zu können. Auf der Tour zum ersten Hafen, in dem sie Fracht laden können, gehen aus Versehen die bereits geschälten Kartoffeln über Bord, so dass Marianne und Michel zum Einkaufen an Land gehen. Als Marianne eine Ankündigung zum Tanz liest, möchte sie sofort dorthin, wovon sie aber erst Michel überzeugen muss. Während sich dieser erst einmal am Tresen um die Getränke kümmert, fordert einer der drei Musiker die junge Frau zum Tanz auf, was Michel verärgert. Dann tanzen die beiden aber doch noch zusammen und es wird ein schöner Abend. Erst als Michel auf dem Heimweg versucht sie zu küssen, bekommt er dafür eine Ohrfeige, was für ihn Grund genug ist, den Kahn wieder zu verlassen.
Am nächsten Morgen kommt das Musiker-Trio, auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit nach Hamburg, an der „Eintracht“ vorbei und da Hans behauptet von Motoren Ahnung zu haben, sind sie an Bord willkommen und durch Zufall bekommen sie den Motor auch zum Laufen. Kurz vor einer Brücke läuft die „Eintracht“ auf eine Sandbank und ist manövrierunfähig. Doch sie haben Glück, denn in dem Augenblick kommt der „Sturmvogel“ vorbei und kann helfen. Auch den ausgefallenen Motor kann der an Bord geholte Michel wieder reparieren, nachdem Hans auf diesem Gebiet versagt hat. Nun versuchen sich die drei Musiker auf anderen Gebieten nützlich zu machen, helfen in der Küche, waschen die Wäsche und geben dem alten Kahn einen neuen Farbanstrich.
Im Hafen angekommen versucht Marianne eine Ladung für ihr Schiff zu bekommen. Da vor ihr bereits der Schiffer Zinke den gleichen Wunsch hatte, er jedoch seine Beziehungen spielen lassen konnte, da er unter Tarif fährt, bleibt für sie nichts mehr übrig. Doch sie sie kämpft um die Ladung, bekommt sie und das sogar zum Tarif. Zinke versucht noch die anderen Schiffer aufzuhetzen, die jedoch nach Aufklärung des Vorgangs, auf Mariannes Seite sind. Die Musiker wollen Zinke deshalb verprügeln und finden ihn in der nächsten Kneipe. Michel nutzt die Gelegenheit, auch Hans zu Boden zu schicken. Das endet nun in einer großen Kneipenschlägerei, bis die Polizei einschreitet. Die Musiker setzen sich an die Instrumente und alle Besucher tun so, als ob nichts gewesen wäre, nur Zinke und seinen Sohn nehmen die Polizisten als Streitverursacher mit. Der Kneipenbesitzer engagiert das Trio sofort, als er merkt, wie sehr die Gäste deren Musik mögen. Hans und Michel vertragen sich, da der Musiker von Bord geht und nicht wirklich etwas von Marianne wollte. Michel geht wieder auf die „Eintracht“, ist es doch nicht zu übersehen, dass er und Marianne sich lieben.
Produktion und Veröffentlichung
Der Film kam in einer Zeit in die Kinos, in denen die DEFA einem politischen Umbruch unterlag. Im Oktober 1949 wurde die DDR offiziell begründet. Damit übernahm die SED auch Einfluss auf die DEFA. Auf einer Tagung der DEFA-Kommission im Februar 1950 wurden Filme gefordert, „die aktuelle politische Prozesse nicht nur schlechthin widerspiegeln, sondern im Sinne der Partei auch in sie eingreifen ...“. Während die Komödie noch nach alter Tradition entstand, wurde im gleichen Jahr auch der Film "Der Auftrag Höglers" als antiwestlicher Agitationsfilm in die Kinos gebracht.[3]
Hans Heinrich, der seit Kriegsende bei der DEFA beschäftigt war, drehte mit Der Kahn der fröhlichen Leute seinen ersten Kinofilm als Regisseur.
Der Schwarzweißfilm Der Kahn der fröhlichen Leute entstand im Atelier Berlin-Johannisthal. Die Außenaufnahmen erfolgten bei Aken an der Elbe, auf einem Elbkahn und in der Umgebung von Schloss Marquardt.[4] Der Film hatte am 17. Februar 1950 im Berliner Kino Babylon sowie im DEFA-Kino in der Berliner Kastanienallee Premiere. Die Erstausstrahlung im Deutschen Fernsehfunk erfolgte am 23. Mai 1953. Die Erstaufführung in der Bundesrepublik erfolgte am 17. Dezember 1950.
Der auch als Fluss-"Roadmovie" bezeichnete Film[5] war mit mehr als 4 Millionen Kinobesuchern ein Publikumserfolg.[6]
Kritik
In der Kritik der Neuen Zeit[7] legt sich der Autor fest:
„Leicht, unterhaltend, problemlos sein, ein paar lebensnahe, ungekünstelte Menschen darstellen, das will dieser neue DEFA-Film. Als Vorbild diente ihm das sowjetische Filmlustspiel. Gewiß, man soll aus Vorbildern lernen — soll man sie aber auch zu kopieren versuchen? Was dort von urwüchsiger Komik sein kann, wirkt hier gestellt und naiv. Man tat des Guten zu viel …“
Das Lexikon des internationalen Films schreibt, dass der Film eine musikalische Familien- und Liebeskomödie im Milieu der Elbschiffer, gewürzt mit einer Prise Emanzipationsthematik ist, der gute Unterhaltung bietet.[8]
Literatur
- Frank-Burkhard Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 304 bis 305.
Weblinks
- Der Kahn der fröhlichen Leute in der Internet Movie Database (englisch)
- Der Kahn der fröhlichen Leute bei filmportal.de
- Der Kahn der fröhlichen Leute bei der DEFA-Stiftung
Einzelnachweise
- Der Kahn der fröhlichen Leute Filmdaten auf flimmerkiste.net. Abgerufen am 2. Februar 2018.
- Beleg DEFA Film
- Medienwissenschaft, hrsg. von Joachim-Felix Leonhard; Verlag de Gruyter, Teilband 2 (2001), S. 1238; ISBN 3-11-016326-8
- Alfred Bauer: Deutscher Spielfilm Almanach. Band 2: 1946–1955, S. 124
- Der Kahn der fröhlichen Leute. In: TV Spielfilm. Abgerufen am 1. Februar 2018.
- Die erfolgreichsten DDR-Filme auf insidekino.de, aufgerufen am 1. Februar 2018
- Neue Zeit vom 21. Februar 1950, S. 4
- Der Kahn der fröhlichen Leute. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 6. Februar 2018.