Denpasar
Denpasar (übersetzt etwa ‚Zentralmarkt‘, während der niederländischen Kolonialherrschaft auch Den Pasar) ist eine Stadt im Süden der indonesischen Insel Bali. Die größte Stadt der Insel ist gleichzeitig die Hauptstadt der Provinz Bali.
Denpasar | |||
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Koordinaten | 8° 39′ S, 115° 13′ O | ||
Symbole | |||
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Wahlspruch „PHURADIPA BHARA BHAVANA – die Hauptstadt unterstützt das Land (sanskr.)“ | |||
Basisdaten | |||
Staat | Indonesien | ||
Geographische Einheit |
Nusa Tenggara | ||
Provinz | Bali | ||
Fläche | 124 km² | ||
Einwohner | 652.239 (2021) | ||
Dichte | 5.260,8 Ew./km² | ||
Gründung | 27.02.1788 | ||
Website | www.denpasarkota.go.id | ||
Gajah Mada Straße, Denpasar Barat |
Die Bevölkerungsexplosion der Stadt ist bemerkenswert. Im Jahr 2000 hatte die Stadt 387.477 Einwohner,[1] die sich durch Zuzug sowohl aus Bali als auch von anderen Inseln und Eigenvermehrung 2010 auf 637.701 vermehrt hatten.[2]
Im Zentrum der Stadt liegt der Puputan-Platz. Er erinnert namentlich und mit einem Denkmal an den rituellen Massenselbstmord (Puputan) im Jahr 1906. Der regierende König I Gusti Ngurah Made Agung leistete nebst seinem Hofstaat, der in Sanur gelandeten und auf die Stadt zumarschierenden niederländischen Militärmacht Widerstand, obwohl die Sinnlosigkeit, eine moderne Armee mit ein paar Flinten und dem Kris anzugreifen, dem König durchaus bewusst war. Das niederländische Gewehrfeuer und die Artillerie töteten fast den gesamten Hofstaat und die Armee und vollzogen damit die Prophezeiung, die der König bei seinen Lontar-Studien selbst gefunden hatte.
Bis zu diesem Zeitpunkt lag hier das Zentrum des Königreichs Badung. Die Kolonialisierung der Region beendete die Regentschaft, und die Stadt erhielt einen neuen Namen. Als Handelszentrum hieß sie fortan Denpasar. Der beim Puputan 1906 zerstörte Reichstempel Pura Jagatnatha aus dem Jahr 1432 wurde 1908 zum Teil wiederaufgebaut. Im Jahr 2011 wurde eine umfangreiche Wiederherstellung nach alten Vorlagen abgeschlossen.
Denpasar ist seit dem 27. Februar 1992 vom übrigen Badung als Stadtkreis getrennt. Der Landkreis (Kabupaten) Badung grenzt nördlich/südwestlich an. Östlich liegt der Landkreis Gianyar. Zu Denpasar gehört der traditionelle Badeort Sanur, der bei den Balinesen für rituelle Reinigungen und Schlusszeremonien von Totenverbrennungen (Ngaben) in hohem Ansehen steht. Dort findet sich am Strand der Tempel Barunas, des Gottes des Meeres.
Außerdem gehört die Schildkröteninsel Serangan mit ihrer Schildkrötenstation und dem wichtigen Tempel Pura Sakenan zu Denpasar. Der Verzehr von Schildkrötenfleisch gehörte vor der Unterschutzstellung der Tiere zu praktisch allen wichtigen Zeremonien in Bali.
Geographie
Administrative Gliederung
Administrativ unterteilt sich Denpasar in 4 Distrikte (Kecamatan) mit 53 Dörfern, davon 27 Desa und 26 Kelurahan.
Kecamatan | Größe
[km²] |
Einwohner
[2001][3] |
Anzahl
Kelurahan |
Anzahl
Desa |
Liste der Kelurahan/Desa | |
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Denpasar Barat | 23,72 | 187.891 | 3 | 8 | Kelurahan | Dauh Puri, Padang Sambian, Pemecutan |
Desa | Dauh Puri Kangin, Dauh Puri Kauh, Dauh Puri Klod, Padang Sambian Kajang, Padang Sambian Klod, Pemecutan Klod, Tegal Harum, Tegal Kerta | |||||
Denpasar Selatan | 26,16 | 178.864 | 6 | 4 | Kelurahan | Panjer, Pedungang, Renon, Sanur, Serangan, Sesetan |
Desa | Pemogan, Sanur Kaja, Sanur Kauh, Sidakarya | |||||
Denpasar Timur | 51,44 | 119.348 | 4 | 7 | Kelurahan | Dangin Puri, Kesiman, Penatih, Sumerta |
Desa | Dangin Puri Klod, Kesiman Kertalangu, Kesiman Petilan, Penatih Dangin Puri, Sumerta Kaja, Sumerta Kauh, Smerta Kelod | |||||
Denpasar Utara | 27,33 | 166.136 | 3 | 8 | Kelurahan | Peguyangan, Tonja, Ubung |
Desa | Dangin Puri Kaja, Dangin Puri Kangin, Dangin Puri Kauh, Dauh Puri Kaja, Peguyangan Kaja, Peguyangan Kangin, Pemecutan Kaja, Ubung Kaja |
Klima
Denpasar | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Denpasar
Quelle: wetterkontor.de |
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerung in der Agglomeration Denpasar wuchs von 34.000 im Jahre 1950 auf 924.000 im Jahre 2017 an. Bis 2035 werden 1,3 Millionen Einwohner erwartet.
Jahr | Einwohnerzahl[4] |
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1950 | 34.000 |
1960 | 54.000 |
1970 | 83.000 |
1980 | 131.000 |
1990 | 206.000 |
2000 | 533.000 |
2010 | 792.000 |
2017 | 924.000 |
Verkehr
Das Straßensystem ist hierarchisch stark gegliedert. Es existieren einige Magistralen, z. B. die Jalan Gatot Subroto im Norden und Osten oder die Jalan Gajah Mada (der Name wechselt mehrfach im Verlauf) im Zentrum. Weiterhin ist Denpasar schachbrettartig mit Straßen erschlossen, nur die Flüsse, insbes. der Badung erzwingen einige Abweichungen von diesem Muster. Die Flusstäler sind aufgrund des erosionsanfälligen Gesteins meist tief eingeschnitten, und Brückenhöhen von über 10 m eher die Regel als die Ausnahme.
Über dieses Straßensystem erreichbar sind aber nur ca. 40 % der Wohnbebauung. Die restlichen ca. 60 % werden über einspurige (z. T. nur 2 m breite) Gassen (id. Gang) bedient, die von diesen ausgehen. Sie können im Gegensatz zu vielen Hauptstraßen in beiden Fahrtrichtungen benutzt werden. Diese Gassen erschließen die Quadrate fischgrätartig. Sie sind meist auf gesamter Länge nicht miteinander verbunden.
Die Magistralen sind häufig vier- oder mehrspurige Einbahnstraßen mit erhöhtem Mittelstreifen aus der Zeit des Gegenverkehrs, was immer wieder für Staus an den wenigen Wechselmöglichkeiten sorgt.
Typisch für die Stadt (wie für ganz Bali) ist die bis an die Grundstücksgrenze gezogene Bebauung. Entweder, besonders im Zentrum oder den islamischen Vierteln wie z. B. Kampung jawa, der Gebäudekörper selbst oder die Grundstücksmauer (in besseren Vierteln mit größeren Grundstücken aber auch um öffentliche Gebäude) begrenzen den öffentlichen Straßenraum ganz physisch, so dass der Verkehrsraum klar beschränkt ist. An Straßen und Magistralen sind Bürgersteige (meist beidseitig) vorhanden und durch ca. 30 cm hohe, abwechselnd schwarze und weiße Bordsteine vor Befahren geschützt.
Denpasar ist der Verkehrsknotenpunkt in Bali. Die Stadt erstickt im Dauerstau und öffentlicher Nahverkehr existiert nur in Form von Bemos, Taxis und Überlandbussen, die in Denpasar drei Hauptterminals bedienen.
Geregelter ÖPNV oder schienengebundene Verkehrssysteme existieren nicht und hat es auch noch nie gegeben. Die erste öffentliche Buslinie Balis im Sinne eines ÖPNV, die Trans Sarbagita (ganztägig 15-Min.-Verkehr) Korridor 2 verkehrt seit dem 18. August 2011[5] und tangiert Denpasar nur im Südosten. Seit dem Sommer 2012 verkehrt eine zweite Linie vom Zentrum zum Flughafen. Erschließungslinien mit Kleinbussen werden ebenfalls betrieben. Die Nutzerzahlen haben sich dadurch verdoppelt, von einer Netzwirkung oder gar Entlastung der Straßen kann aber keine Rede sein.[6][7] Dazu fehlt es an Grundlagen wie z. B. einer Durchtarifierung oder gesicherten Anschlüssen. Vielmehr werden von den Schaffnern im Bus nur Einzelfahrscheine verkauft.
Der Flughafen Denpasar befindet sich etwa 12 Kilometer und etwa 30 Minuten südlich der Innenstadt auf der Landenge nach Nusa Dua bei Tuban in Badung.
Bildung
Die Stadt verfügt über eine Vielzahl an Schulen. Neben allgemeinbildenden Schulen finden sich hier die Kunsthochschule (ISI)[8] und die Tanzhochschule Balis (ASTI) am Taman Werdhi Budaya, einem parkähnlichen Kunstcenter, in dem jährlich im Juni ein einmonatiges Fest mit allem, was die bildenden Künste Balis bieten, stattfindet.
Die Udayana-Universität hat ihren Sitz in der Stadt. Der Campus befindet sich zum größten Teil aber auf Nusa Dua.
Die Universitas Mahasaraswati Denpasar liegt mit sechs Fakultäten vollständig in der Innenstadt von Denpasar. Neben Lehrerausbildung bietet die Universität auch Jura, VWL, Ingenieurstudiengänge, Agronomie und Zahnmedizin.
Eine weitere Hochschule ist die Universitas Pendidikan Nasional (UNDIKNAS).[9]
Wirtschaft
Neben ihrer Rolle als Verwaltungszentrum ist die Stadt seit jeher vor allem ein Handelsplatz, wie es der Name besagt. Denpasar hat neben den drei großen, traditionellen Märkten Sanglah, Kreneng und Badung auch viele spezialisierte Einkaufsstraßen in denen sich zum Beispiel Stoffhändler, Juweliere, Mandarinenhändler oder Steinehändler konzentrieren. Außerdem gibt es ca. ein Dutzend Shopping-Center und Malls.
Mit 6,2 Millionen internationalen Besuchern lag Denpasar 2017 auf Platz 32 der meistbesuchten Städte weltweit.[10]
Architektur und Sehenswürdigkeiten
Als Mittelpunkt Denpasars gilt der quadratische Platz Taman Puputan, in dessen Mitte sich eine ausgedehnte Grünanlage mit einem Denkmal befindet. Es erinnert an die Schlacht der Herrscher Balis gegen die Niederländer, die 1906 stattfand und mit dem rituellen Selbstmord (Puputan) des Herrscherhauses von Badung endete.[11] Gegenüber der Nordwestecke des Platzes erhebt sich das aus roten Ziegeln erbaute Rathaus von Denpasar an einem runden Platz, auf dem ein Brunnen mit einer monumentalen, weithin sichtbaren Statue des Gottes der vier Himmelsrichtungen, Batara Guru, mit vier Gesichtern und acht Armen errichtet wurde.
An der Ostseite des Taman Puputan wurde 1910 das Museum Negeri Propinsi Bali, das bedeutendste Museum Balis, in einem typisch balinesischen Stil erbaut. Es wurde 1917 bei einem Erdbeben zerstört, in den 1920er Jahren wieder aufgebaut und zeitweise als Lagerhaus genutzt, und erst seit 1932 dient es wieder als Museum.[12] Das Museumsgelände besteht aus drei größeren Pavillons und wird durch Grünflächen aufgelockert. Mehrere Türme können bestiegen werden und bieten einen eindrucksvollen Rundblick über die Gesamtanlage.
Unweit des Museums befindet sich der bedeutendste Tempel Denpasars, der 1953 erbaute und dem obersten Hindugott Sanghyang Widi geweihte Pura Jagatnatha.[13] Sein Schrein, dessen Wände mit Darstellungen aus den indischen Epen Mahabharata und Ramayana verziert sind, besteht aus weißen Korallen. Der Schrein wurde auf einem Sockel errichtet, der die Form einer Schildkröte und zweier Kriechtiere hat, die Drachen oder Schlangen ähneln – hier wird auf einen auf Bali noch heute weit verbreiteten Mythos Bezug genommen, der von der Erschaffung der Welt handelt.[14]
In der Nähe des Taman Puputan erhebt sich in der Straße Jalan Kepundung die römisch-katholische St. Josephskirche (Gereja Sang Yoseph), die 1936 im hinduistischen Stil erbaut wurde und nur durch das weiße Kreuz auf der Turmspitze als Kirche zu erkennen ist.[15]
Im Südosten der Stadt wurde in einem weiteren Park ein Denkmal für den Unabhängigkeitskampf der Balinesen gegen die Niederländer errichtet: Das Monumen Perjuangan Rakyat Bali ist ein mehrstöckiges Bauwerk mit Ausstellungsräumen, das einen eindrucksvollen Rundblick über einen Teil der Stadt bietet.[16] Viel besucht wird ebenfalls das Kulturzentrum Taman Werdi Budaya Art Center mit Ausstellungsräumen und einer Freilichtbühne.
Der ehemalige Königspalast von Denpasar, Puri Pemecutan, brannte 1906 bei der Einnahme Denpasars durch die Niederländer ab und wurde anschließend in einem relativ schlichten Stil wieder aufgebaut.[17]
Die Tempelanlage Pura Maospahit wurde im 14. Jahrhundert erbaut und bei dem Erdbeben von 1917 stark beschädigt.[18] An einigen der wiederaufgebauten Gebäude sieht man noch heute die Spuren der Beschädigungen. In der Anlage sind die massiven Statuen von Garuda und dem mythischen Riesen „Batara Bayu“ besonders eindrucksvoll.
Söhne und Töchter der Stadt
- Maria Natalia Londa (* 1990), Leichtathletin
- Joey Alexander (* 2003), Jazzpianist
Städtepartnerschaften
- Palembang, Indonesien
- Veracruz, Mexiko
- Gran Canaria, Spanien
- Phuket, Thailand
- Haikou, Volksrepublik China
Weblinks
- Offizielle Website von Denpasar (indonesisch)
Einzelnachweise
- Offizielle Volkszählung (Memento des Originals vom 29. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Offizielle Volkszählung. (PDF, 134 kB) 4. Juni 2012, S. 6, abgerufen am 15. November 2014 (indonesisch).
- Visualisasi Data Kependudukan. Abgerufen am 25. November 2021.
- World Urbanization Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 23. Juli 2018.
- Gianyar – Nusa Dua bus system has empty seats. In: Jakarta Post. 25. August 2011.
- Trans Sarbagita buses claimed to ease traffic (Memento des Originals vom 25. Mai 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Jakarta Post. 19. März 2013.
- Sarbagita takes occasional route change to avoid traffic jams (Memento des Originals vom 19. Januar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Jakarta Post. 7. Januar 2013.
- isi-dps.ac.id
- Webseite der Undiknas.
- Euromonitor Resources Page. Abgerufen am 10. Juli 2018.
- Elke Homburg: Indonesien. S. 66. München 1996.
- Birgit Borowski: Bali and Lombok. S. 131. Ostfildern 2013.
- Birgit Borowski: Bali and Lombok. S. 133. Ostfildern 2013.
- Baedekers Reiseführer: Asien: Ostasien, Südasien. S. 434 Ostfildern 1986.
- keuskupandenpasar.org (Memento des Originals vom 1. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Stefan Loose: Indonesien von Sumatra bis Sulawesi. S. 271. Ostfildern 2013.
- Birgit Borowski: Bali and Lombok. S. 137. Ostfildern 2013.
- Birgit Borowski: Bali and Lombok. S. 134. Ostfildern 2013.