Dellbrück (Köln)
Dellbrück (Kölsch Dellbröck) ist ein rechtsrheinischer Stadtteil von Köln im Stadtbezirk Mülheim.
Lage
Dellbrück grenzt im Osten an Bergisch Gladbach, im Süden an Brück, im Westen an Merheim, Holweide und Höhenhaus und im Norden an Dünnwald.
Geschichte
Die Vorzeit
Die früheste Besiedlung von Dellbrück ist für die Hallstattzeit zwischen 1000 und 500 v. Chr. durch Ausgrabungen belegt, wobei der Schwerpunkt auf der Mittleren und Späthallstattzeit ab 800 bis in die Frühlatènezeit (um 450 v. Chr.) liegt. Das Gräberfeld auf der Iddelsfelder Hardt (südlich des Thurner Hofs bis zum Ostfriedhof (Köln)) war eins der größten und am besten erhaltenen im Gebiet zwischen Sieg und Wupper. Weitere Hügelgräber lagen entlang des Mauspfads[1] sowie am Pilzweg. Aus der gleichen Zeit hat man in der weiteren Umgebung Rennöfen gefunden, in denen die Hallstattleute den Raseneisenstein zu Eisen verhüttet hatten.[2]
Geschichte seit dem Mittelalter
Der Ortsteil Thurn wurde bereits im Jahre 1322 als Sitz der Familie „vamme Thurne“ (=vom Turm) urkundlich erwähnt, 1413 das Gut Mielenforst als Rittersitz. Politisch gehörte der heutige Stadtteil Köln-Dellbrück seit dem Mittelalter zum Amt Porz im Herzogtum Berg.
Der Ort Dellbrück entstand aus den ursprünglichen Ortsteilen (Alt)-Dellbrück, Hagedorn, Strunden und Thurn, die durch Verwaltungsreform seit dem 27. Januar 1814 zum Kreis Mülheim gehörten.[3] Am 23. Juni 1905 wurde die Gemeinde Thurn-Strunden auf Druck des Regierungspräsidenten von der Bürgermeisterei Merheim in Dellbrück umbenannt.[4] Die alte Bezeichnung Thurn-Strunden ist aber bis heute präsent. So wird im Liegenschaftskataster für den Bereich der ehemaligen Gemeinde ebenso noch die Gemarkungsbezeichnung „Thurn-Strunden“ verwandt, wie parallel hierzu das Amtsgericht Köln das Grundbuch unter diesem Namen führt. Dellbrück wurde als Teil der Bürgermeisterei Merheim zum 1. April 1914 nach Köln eingemeindet.[5]
Mühlen an der Strunde
Von den zahlreichen Mühlen an der Strunde, die deren Wasserkraft nutzten, lagen vier in Dellbrück, und zwar die Strunder Mühle, die Hardtmühle, die Thurner Mühle und die Gräfenmühle.
Bergbau
Am östlichen Rand von Köln-Dellbrück wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Bergbau auf Raseneisenstein betrieben. Zu erwähnen sind die Bergwerke Grube Emma, Grube Franconia und Grube Hohenzollern.[6]
Regionale 2010
Als Projekt der Regionale 2010 „RegioGrün“ war die Strunde als „Kultur- und Landschaftsachse“ mit einer durchgehenden Wegeverbindung aufgewertet worden. Dabei soll der Bachlauf der Strunde zwischen der Hardthofstrasse und dem Grafenmühlenweg verlegt werden, so dass die historischen Mühlenstandorte Hardtmühle, Thurner Mühle und Gräfenmühle nicht mehr an der Strunde liegen sollen. Diese Planung ist jedoch örtlich umstritten.[7]
Märchensiedlung
Zum Teil auf Dellbrücker Gebiet (der andere Teil ist in Köln-Holweide) liegt die Märchensiedlung. Sie entstand zwischen 1922 und 1929 im Zuge der rechtsrheinischen Stadterweiterung südlich der Bergisch Gladbacher Straße. Architekten waren Manfred Faber (1879–1944, deportiert und ermordet im KZ Auschwitz) und Wilhelm Riphahn. Die gesamte Siedlung besteht aus 181 Einfamilienhäusern, die auf den früheren Ländereien des mittelalterlichen Rittergutes Iddelsfeld entstanden und für den Mietkauf durch seine Mieter gedacht waren. Der Name findet sich in Straßennamen wie Märchenstraße oder Aschenbrödelweg wieder, soll aber auch die wohnreformerische Idee vom „Wohnen wie im Märchen“ ausdrücken.[8] Mit der Siedlung wurden Ideale der aus England kommenden Gartenstadtbewegung umgesetzt, deren Ziel es war, für Arbeiterfamilien ausreichenden Wohnraum zu schaffen mit einem Garten, in dem die Familien Gemüse anbauen und Kleintiere halten konnten.[9] Die Häuser in der Märchensiedlung stehen fast ausnahmslos unter Denkmalschutz. (Siehe auch: Liste der Baudenkmäler im Kölner Stadtteil Dellbrück und Liste der Baudenkmäler im Kölner Stadtteil Holweide).
Bekannte Dellbrücker
In Dellbrück lebten bzw. leben zeitweise oder dauerhaft:
- Paul von Andreae (1850–1922), Gutsbesitzer
- Jürgen Becker (* 1932), Schriftsteller
- Elke Mascha Blankenburg (1943–2013), Chorleiterin
- Heribert Blens (* 1936), Jurist, Politiker
- Will Dohm (1897–1948), Schauspieler
- Bernard Droog (1921–2009), Schauspieler
- Wolfgang Fahrian (* 1941), Fußballer
- Dieter Flimm (1939–2002), Architekt, Bühnenbildner
- Jürgen Flimm (* 1941), Regisseur
- Wilhelm Geißler (1895–1977), Künstler
- Jürgen Hans Grümmer (1935–2008), Künstler
- Willi Hölzgen (* 1963), Fußballspieler
- Joseph Höntgesberg (1922–2019), Bildhauer
- August Hoff (1892–1971), Kunsthistoriker
- Wilhelm Kierdorf (* 1938), Altphilologe, Professor
- Heinz Kühn (1912–1992), Politiker
- Marianne Kühn (1914–2005), Politikerin, Sammlerin und Galeristin
- Wolf Maahn (* 1955), Singer-Songwriter, Schauspieler, Produzent
- Klaus Osterloh (* 1952), Musiker
- Peter Paffenholz (1900–1959), Künstler und Politiker
- Franz Ronig (1927–2019), Theologe, Konservator
- Theodor Seidenfaden (1886–1979), Schriftsteller, Pädagoge
- Eberhard Werdin (1911–1991), Komponist
Bevölkerungsstatistik
Struktur der Bevölkerung von Köln-Dellbrück (2019)[10]:
- Durchschnittsalter der Bevölkerung: 44,8 Jahre (Kölner Durchschnitt: 42,0 Jahre)
- Ausländeranteil: 10,8 % (Kölner Durchschnitt: 19,4 %)
- Arbeitslosenquote: 5,8 % (Kölner Durchschnitt: 7,6 %)
Sehenswertes
Weltliches
- Thurner Hof
- Gut Mielenforst
- Straßenbahn-Museum Thielenbruch
- Strundener Mühle
- Naturschutzgebiet Thielenbruch und Thurner Wald
- Naturschutzgebiet Dellbrücker Heide
- RadioMuseum Köln
- Naherholungsgebiet Höhenfelder See
- Germanische Hügelgräber am Pilzweg
- Einkaufsstraße Dellbrücker Hauptstraße
- Thielenbrucher Wald
- Denkmalgeschütztes Wohnhaus mit dem Brauhaus „Em Höttche“, Gierather Str. 10[11][12]
- Denkmalgeschütztes Wohnhaus mit der Gaststätte „Zur alten Post“, Bergisch Gladbacher Str. 1124[13]
In Dellbrück befindet sich eines der beiden Kölner Tierheime.[14] Ein Teil des Tierheims ist in einem denkmalgeschützten Gebäude, einem ehemaligen Jagdhaus, an der Iddelsfelder Hardt untergebracht.[15]
Geistliches
- Kath. St.-Joseph-Kirche, Dellbrücker Hauptstr. 50 (u. a. Altar, Kruzifix und Leuchter von Joseph Jaekel).
- Kath. St.-Norbert-Kirche, Kopischstr. 4–6; 1938–1940 von Karl Band errichtet (Wandgemälde von Hermann Gottfried, Altar und Ambo von Klaus Balke), Keramik-Kreuzweg von Franz Crone.
- Heim der Weißen Schwestern für Afrika, Thielenbrucher Allee 29
- Evang. Christuskirche, Bergisch Gladbacher Str. 848
- Evang. Pauluskirche, Thurner Str. 105a
- Die Christengemeinschaft – Gemeinde Köln-Ost, Hauswiesenweg 1–3[16]
- Neuapostolische Kirche, Dellbrücker Mauspfad 266
- Ostfriedhof (mit Hügelgräbern aus der Hallstattzeit)
- Kath. Friedhof an der Thurner Straße
Sport
In den 1950er Jahren war der 1957 im SC Viktoria Köln aufgegangene Verein Preußen Dellbrück ein ernst zu nehmender Lokalrivale des 1. FC Köln und spielte in der damals höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga West. Er erreichte 1950 das Halbfinale der deutschen Meisterschaft. Sein berühmtester Spieler war Fritz Herkenrath, der auch das Tor der deutschen Fußballnationalmannschaft hütete.[17] Dellbrück verfügt in dem SV Adler Dellbrück über einen Amateursportverein, dessen bekanntester ehemaliger Spieler Gökhan Töre ist, der anschließend bei FC Chelsea und dem Hamburger SV unter Vertrag stand.
Der TV Dellbrück 1895, ein Sportverein mit 13 verschiedenen Abteilungen, hat rund 2200 Mitglieder. Er betreibt an vereinseigenen Sportstätten eine Sporthalle, einen Sportplatz, neun Tennisplätze und ein Clubheim.[18] Ebenfalls in Dellbrück ansässig ist der Reitverein Kornspringer, dessen Stallungen sich im denkmalgeschützten Thurner Hof befinden. Dort erhalten 35 Pferde ein artgerechtes Zuhause und reitsportliche Rahmenbedingungen für Spring- und Dressurreiten, aber auch für das reine Freizeitreiten. Der Reitverein Kornspringer wurde im Jahre 1952 gegründet und zählt mit rund 230 aktiven Mitgliedern aller Altersschichten zu einem der größeren Reitvereine im Kreisverband Köln.[19] 2011 konnten die Kornspringer unter der Leitung des Ersten Vorsitzenden Karl-Heinz Heckmann den Köln-Cup zum ersten Mal seit dessen Einführung im Jahr 1994 für sich entscheiden.[20]
Karneval
Die größte Karnevalsgesellschaft ist die KG Uhu, deren Tanzcorps das „Boore Schnäuzer Ballett“ (Boore = Bauern) ist. Die Besonderheit dieses Tanzcorps ist, dass das Tanzmariechen von einem Mann verkörpert wird, der in der Regel größer und kräftiger ist als sein Tanzoffizier. Die Mitglieder tragen alle einen „Schnäuzer“ (= Schnauzbart), Dreispitz, Brille und Gehrock anstelle der im Kölner Karneval üblichen Uniform sowie „Paraplü“ (= Schirm) anstatt „Knabüs“ (= Holzgewehr, von „Knallbüchse“). Begleitet wird das Corps von einem gestreiften „Pääd“ (= Pferd), einer Tier-Parodie, in dem zwei Mitglieder des Balletts stecken. Damit persifliert dieses Tanzcorps wiederum die anderen Kölner Karnevalsgesellschaften. 1974 und 1999 stellte die KG das Kölner Dreigestirn.[21]
Kultur
Seit 1948 ist in Dellbrück der Heimatverein Ahl Kohgasser aktiv, genannt nach der „Kuhgasse“, die heute Von-Quadt-Straße heißt. Der Verein setzte sich z. B. für die Erhaltung des Thurner Hofs sowie die Sicherung eines Hügelgräberfeldes aus der Hallstattzeit ein. Er organisiert Ausstellungen zur Geschichte von Dellbrück und gibt Publikationen heraus.[22]
Im Bürgertreff 1006 werden Kurse angeboten, zudem ist dort der Dellbrücker Theaterclub Klapperkasten beheimatet.[23]
Verkehr
Dellbrück ist per Straße über die B 506 zu erreichen. Eine Anbindung an die S-Bahn Köln bietet die Linie S11 am Bahnhof Köln-Dellbrück. Außerdem durchquert die Stadtbahn Köln mit den Linien 3 und 18 den Stadtteil in Ost-West-Richtung (mit Anbindung nach Deutz und ins Zentrum).
Literatur
- Johannes Alipas: St. Norbert Köln-Dellbrück 1049 – 1965. Köln-Dellbrück 1965.
- Johann Bendel: Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein. Geschichte und Beschreibung, Sagen und Erzählungen. Köln-Mülheim 1925. 2. u. 3. Auflage, Scriba Verlag, Köln 1973, ISBN 3-921232-05-8.
- Hermann-Josef Kreutz: Vom Werden und Wollen unserer Pfarrgemeinde. Beiträge zur Orts- und Kirchengeschichte Dellbrücks. Köln-Dellbrück 1948.
- Hans Michels: Die Gründerzeit Dellbrücks 1900 – 1914. Solingen 1997.
- Hubert Odenthal: Ein Dellbrücker erinnert sich.... Köln-Dellbrück 1976.
- Heimatverein Köln-Dellbrück e.V. „Ahl Kohgasser“: Die Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit. Band 1, Schildgen 1973.
- Heimatverein Köln-Dellbrück e.V. „Ahl Kohgasser“: Die Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit. Band 2, Schildgen 1975.
- Heimatverein Köln-Dellbrück e.V. „Ahl Kohgasser“: Die Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit. Band 3, Köln-Weiden 1977.
- Heimatverein Köln-Dellbrück e.V. „Ahl Kohgasser“: Dellbrück, von ländlicher Idylle zum Vorort von Köln. 2. überarbeitete Auflage, Köln-Weiden 1985.
Weblinks
Einzelnachweise
- Carl Rademacher: Vor- und Frühgeschichte des Stadtgebietes Köln. Köln 1926. S. 20 ff.
- Herbert Stahl: Die Geschichte der Erzgruben in: Das Erbe des Erzes, Band 3, Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. Bergisch Gladbach, 2006. ISBN 3-932326-49-0. S. 32.
- Bürgerbuch der Bürgermeisterei Merheim, Sammlung der bestehenden Ortsstatute, Orts- und Kreis-Polizeiverordnungen usw., Holweide 1910, S. X.
- Hans Michels, Die Gründerzeit Dellbrücks 1900 – 1914, Solingen 1997, S. 116.
- Hans Michels, Die Gründerzeit Dellbrücks 1900 – 1914, Solingen 1997, S. 361–362.
- Herbert Stahl, (Herausgeber): Das Erbe des Erzes, Band 5, Neue Nachrichten und Geschichten zum Erzrevier Bensberg, Bergisch Gladbach 2014, ISBN 978-3-00-044826-3, S. 15 f.
- industrie-kultur.Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte, 6. Sep 2010 (Memento des Originals vom 21. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- bilderbuch-koeln.de (Memento vom 18. Januar 2016 im Internet Archive)
- holweide-bv.de (Memento des Originals vom 30. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Kölner Stadtteilinformationen. Abgerufen am 2. März 2021.
- Liste der Baudenkmäler im Kölner Stadtteil Dellbrück, Denkmal Nr. 2459.
- Bernd Imgrund: Em Höttche – Ein Gartenlokal am Ende der Stadt. In: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss. Emons 2012, ISBN 978-3-89705-838-5; S. 58–59.
- Liste der Baudenkmäler im Kölner Stadtteil Dellbrück, Denkmal Nr. 3049.
- tierheim-dellbrueck.de
- Liste der Baudenkmäler im Kölner Stadtteil Dellbrück, Denkmal Nr. 666.
- Homepage Christengemeinschaft Köln-Ost
- Spieler des S.C. Preußen Dellbrück (Memento des Originals vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- tv-dellbrueck.de
- kornspringer.com
- pferdesport-koeln.de (Köln-Cup) (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Mit dem Köln-Cup werden die in der Turniersaison erfolgreichsten Reitvereine im Kreisverband Köln ausgezeichnet. Die Platzierungen Kölner Reiter bei den Kölner Turnieren werden nach einem Punktesystem den Vereinen der Reiter gutgeschrieben. Gewinner des Köln-Cups ist der Verein mit der höchsten Gesamtpunktzahl am Saisonende.
- kguhu.de
- Website des Heimatvereins
- buergertreff1006.de