Dan Rather
Daniel Irvin Rather Jr. (* 31. Oktober 1931 in Wharton, Wharton County, Texas) ist ein US-amerikanischer Journalist. Er war von 1981 bis 2005 Nachrichtensprecher der CBS-Abendnachrichten. Danach arbeitete er für die CBS-Sendung 60 Minutes. Mitte 2006 verließ Rather CBS.
Biografie
Ausbildungsjahre
Rather wurde 1931 als Sohn von Daniel Irvin Rather Sr. und Byrl Veda Rather, geborene Page, geboren. Nachdem er die High School absolviert hatte, erlangte er 1953 den Bachelor im Journalismus an der Sam Houston State University. Dort war er auch Herausgeber der Schulzeitung The Houstonian. Anschließend begann er ein Studium am South Texas College of Law, an dem er seit 1990 einen Ehrentitel besitzt.
Karrierestart
Im Jahre 1950 übernahm Rather seinen ersten Job als Reporter für Associated Press in Huntsville, Texas. Anschließend arbeitete er unter anderem für United Press International, mehrere Radiostationen und den Houston Chronicle. 1959 begann mit seinem Wechsel zu KTRK-TV seine Fernsehkarriere. Er ging zu KHOU-TV, um dort Leiter der Nachrichtenabteilung zu werden.
1961 berichtete Rather live aus Galveston, Texas, wie der Hurrikan Carla auf die Küste traf. CBS war begeistert von ihm und nahm ihn 1962 unter Vertrag.
CBS News
Rather war der erste Reporter, der vom Tod John F. Kennedys berichtete. Seine Berichterstattung auch in den folgenden Jahren führte zu großer Aufmerksamkeit seitens des Managements bei CBS. 1964 wurde er daher zum Korrespondenten im Weißen Haus. Kurze Zeit später wurde er zusätzlich Moderator der Sonntagabendnachrichten auf CBS. Durch seine harten Nachforschungen und konsequente Berichterstattung in der Watergate-Affäre wurde er berühmt.
Er wurde Chefkorrespondent bei CBS News Special Reports und Mitarbeiter der CBS-Sendung 60 Minutes. Der Erfolg bei diesen Aufgaben ließ ihn zum Kandidaten als Nachfolger von Walter Cronkite als Hauptanchorman und Chefredakteur der CBS Evening News werden. Am 9. März 1981 übernahm er diese Position. Mit den Worten „That’s part of our world tonight“ beendete er fast 20 Jahre lang seine Sendung. 1993 bis 1995 wurde Rather Connie Chung als Co-Anchor an die Seite gesetzt. Am 9. März 2005 leitete er die Sendung zum letzten Mal.
2003 führte er ein Aufsehen erregendes TV-Interview mit Saddam Hussein, in dem er mit ihm über die vermuteten Massenvernichtungswaffen im Irak und den drohenden Krieg der USA sprach.
Für kurze Zeit arbeitete er wieder als Korrespondent für 60 Minutes, war aber hauptsächlich auf Tour durch die USA. Im Juni 2006 wurde bekannt, dass CBS News Rathers Vertrag nicht mehr verlängert und Rather nach 44 Jahren CBS verlässt. Später war er als Produzent für den Internetfernsehkanal HDNet tätig und moderierte eine wöchentliche Sendung.
Bush-Kontroverse und Rücktritt
Während des Wahlkampfes zur Präsidentschaftswahl 2004 präsentierte Rather in der Sendung 60 Minutes Dokumente, die belegen sollten, dass Präsident George W. Bush sich der Einberufung zum Militärdienst im Vietnamkrieg entzogen hatte, indem er mithilfe von Manipulationen durch einflussreiche Freunde seinen Dienst stattdessen bei der Nationalgarde von Texas absolvierte. Die Dokumente, die eine ungebührliche Einflussnahme beweisen sollten, erwiesen sich jedoch als Fälschungen. Rather, der schon zuvor als (links-)liberal galt, wurde vorgeworfen, das politische Klima vor der Wahl auf ungebührliche Weise gegen Bush beeinflussen zu wollen. CBS gestand erst zwei Wochen nach der Sendung ein, man sei „in die Irre geführt“ worden, Rather erklärte, er habe „im guten Glauben“ gehandelt. Die Kontroverse beschleunigte Rathers Ausscheiden als CBS-Nachrichtensprecher. Seine letzte Evening-News-Sendung moderierte er am 9. März 2005.[1] Im Jahr 2007 klagte Rather gegen seinen früheren Sender auf 70 Millionen Dollar Schadenersatz; er sei für Fehler des Senders zum „Sündenbock“ gemacht worden. Die Klage wurde 2009 abgewiesen.[2]
Soziale Medien
Für sechs Monate war Rather 2018 für das Online-Nachrichtenportal TYT-Network (The Young Turks) im Rahmen einer wöchentlichen Show "The News with Dan Rather" tätig. In den etwa halbstündigen YouTube-Videos präsentiert Rather seine Sichtweise zu aktuellen politischen und sozialen Themen.[3]
Mit 85 Jahren wurde er 2017 in den sozialen Medien aktiv, um die Informationspolitik Donald Trumps kritisch zu hinterfragen. Seine Facebook-Gemeinde zählt über 2,5 Millionen Anhänger.[4]
Autor
2017 veröffentlichte er zusammen mit dem Dokumentarproduzenten Elliot Kirschner das Buch What Unites Us: Reflections on Patriotism, das in die Bestsellerlisten aufstieg.
Trivia
- In der US-Fernsehserie Cougar Town wird Rather von der Hauptperson Jules Cobb (gespielt von Courteney Cox) erwähnt, als sie von ihrer Freundin Laurie Keller (gespielt von Busy Philipps) gefragt wird, mit wem sie gerne einmal Sex hätte.[5]
- Rather wurde 1986 auf dem Nachhauseweg von einem Unbekannten angegriffen, der ihn immer wieder anbrüllte "Kenneth, what's the frequency?" ("Kenneth, wie ist die Frequenz?"). Dieser Vorfall führte zu blühenden Spekulationen über die Bedeutung dieses Satzes, bis hin zu Spionagegeschichten, und inspirierte Michael Stipe zu dem R.E.M.-Song "What's the Frequency, Kenneth?". Erst Jahre später stellte sich heraus, dass der psychisch verwirrte Täter, William Tager – der inzwischen einen Fernseh-Angestellten ermordet hatte – glaubte, dass ihm über Fernsehwellen Signale in seinen Kopf gesandt würden.
- Die Umstände von Rathers Rücktritt im Rahmen der Bush-Kontroverse wurden 2015 im Film Der Moment der Wahrheit verarbeitet. Robert Redford spielte die Rolle von Dan Rather.
Weblinks
- Dan Rather in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Dan Rather: TV-Legende stolpert über Bush-BerichtSpiegel online, 24. November 2004, abgerufen am 21. August 2019
- Dan Rather loses $70 million lawsuit against CBS Reuters, 29. September 2009, abgerufen am 21. August 2019
- The News With Dan Rather | TYT Network. Abgerufen am 3. April 2018 (amerikanisches Englisch).
- Facebook-Auftritt von Dan Rather
- TV Recap: “Cougar Town,” ‘A Woman in Love (It’s Not Me)’ (Memento vom 10. September 2010 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 2. August 2010