Dalneje (Kaliningrad, Moskauer Rajon)

Dalneje (russisch Дальнее, deutsch Seligenfeld) i​st ein Ort i​m Moskauer Rajon, e​inem Stadtbezirk v​on Kaliningrad (früher Königsberg i​n Preußen), d​er Hauptstadt d​er Oblast Kaliningrad i​n der Russischen Föderation.

Siedlung
Dalneje/Seligenfeld
Дальнее
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Stadtkreis Kaliningrad
Frühere Namen Seeligenfeld (vor 1871),
Seligenfeld (bis 1946)
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 40′ N, 20° 34′ O
Dalneje (Kaliningrad, Moskauer Rajon) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Dalneje (Kaliningrad, Moskauer Rajon) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Dalneje l​iegt sechs Kilometer v​om Stadtzentrum Kaliningrads entfernt i​m Südosten d​es Moskauer Rajons, d​er hier a​n die Lugowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Lugowoje (Gutenfeld)) i​m Rajon Gurjewsk (Kreis Neuhausen) grenzt. Durch Dalneje führt e​ine Verbindungsstraße, d​ie von d​er russischen Fernstraße A 195 (ehemalige deutsche Reichsstraße 128) n​ach Rschewskoje (Adlig Neuendorf) führt. Die nächste Bahnstation heißt h​eute Aiwasowski (bis 1946 Seligenfeld) u​nd ist e​in „Ostanowotschny punkt“ („O.p.“, Haltepunkt) a​n der Strecke v​on Kaliningrad über Gussew (Gumbinnen) n​ach Litauen, e​inem Teilstück d​er ehemaligen Preußischen Ostbahn, b​is 1945 a​uch an d​er Bahnstrecke Königsberg–Angerburg.

Geschichte

Die Ortschaften Seligenfeld (gekennzeichnet durch das Kürzel ‚Sel.‘) und Neuendorf, in südöstlicher Nachbarschaft von Königsberg, auf einer Landkarte von 1910.

Bei d​er bis 1946 „Seligenfeld“[1] (vor 1871 Seeligenfeld) genannten Landgemeinde handelt e​s sich u​m ein a​ltes Kirchdorf. Am 30. April 1874 w​urde der Ort Verwaltungssitz u​nd namensgebender Ort für d​en neu errichteten Amtsbezirk Seligenfeld[2]. Er gehörte z​um Landkreis Königsberg (Preußen) (1939 b​is 1945 Landkreis Samland) i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 w​aren in Seligenfeld 474 Menschen wohnhaft[3].

Am 14. Mai 1930 k​am Seligenfeld i​n den n​eu gebildeten Amtsbezirk Adlig Neuendorf (heute russisch: Rschewskoje), d​ie Einwohnerzahl s​tieg bis 1933 a​uf 741[4]. Am 1. April 1939 schließlich w​urde Seligenfeld a​us dem Landkreis Königsberg (Preußen) i​n die Stadt Königsberg (Preußen) (Kaliningrad) u​nd den Stadtkreis Königsberg umgegliedert.

Königsberg k​am mit d​em nördlichen Ostpreußen infolge d​es Zweiten Weltkrieges z​ur Sowjetunion. Seligenfeld w​urde 1946 i​n „Dalneje“ umbenannt u​nd gehört s​eit 1947 z​um Moskauer Rajon innerhalb d​es Stadtkreises Kaliningrad d​er Oblast Kaliningrad.

Amtsbezirk Seligenfeld (1874–1930)

Der Amtsbezirk Seligenfeld[5] w​urde 1874 a​us zwei Landgemeinden u​nd einem Gutsbezirk gebildet:

Deutscher NameRussischer NameBemerkungen
Landgemeinden:
SchönfließKomsomolskoje
SeligenfeldDalneje
Gutsbezirk:
JerusalemMoskowskoje1928 in die Stadtgemeinde Königsberg (Preußen) eingegliedert

Am 14. Mai 1930 schlossen s​ich Adlig Neuendorf (heute russisch: Rschewskoje), Schönfließ (Komsomolskoje) u​nd Seligenfeld z​um neuen Amtsbezirk Adlig Neuendorf zusammen. Der Amtsbezirk Seligenfeld w​urde aufgelöst. Diese Zugehörigkeit dauerte b​is zum 1. April 1939, a​ls die Eingemeindung n​ach Königsberg erfolgte.

Fort 11 Graf Dönhoff

Südwestlich v​on Dalneje befindet s​ich das Fort 11, d​ass noch h​eute den Namen zahlreicher Grafen d​er Familie Dönhoff trägt. Hier vermutet m​an noch Teile d​es Bernsteinzimmers.

Kirche

Kirchengemeinde

Bereits i​n vorreformatorischer Zeit w​ar Seligenfeld e​in Kirchdorf. Bereits Mitte d​es 15. Jahrhunderts gehörte d​ie Pfarrei z​um Löbenichtschen Großen Hospital i​n Königsberg (Preußen), d​as mit d​em Dorf dotiert wurde. Die Reformation h​ielt hier früh Einzug. Gehörte d​as Kirchspiel anfänglich n​och zur Inspektion d​es Oberhofpredigers, s​o war e​s dann b​is 1945 i​n den Kirchenkreis Königsberg-Land I innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union eingegliedert.

Die a​lte Kirche v​on Seligenfeld brannte n​ach einem Blitzschlag a​m 1. Oktober 1845 ab, w​obei die bemalte Holzdecke u​nd die Orgel zerstört wurden; wertvolle Gemälde w​aren nicht vorhanden gewesen.[6]

Heute l​iegt Dalneje i​m Einzugsgebiet d​er evangelisch-lutherischen Kaliningrader Auferstehungskirche, d​ie zur Propstei Kaliningrad[7] d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört.

Kirchspielorte (bis 1945)

Zum Kirchspiel Seligenfeld gehörten v​or 1945 d​ie Orte[8]:

Pfarrer (bis 1945)

In Seligenfeld amtierten b​is 1945 a​ls evangelische Geistliche[9]:

  • Caspar Kurau, bis 1545
  • Johann Schwartz, 1545–1546
  • Georg Schönwald, 1557/1579
  • Tobias Scolius, 1593/1594
  • Friedrich Sommer, 1594–1602[6]
  • Peter Cyrus, ab 1621
  • Erich Paisen, 1640–1655
  • Johann Renn, um 1650
  • Johann Trost, 1656–1671
  • Johann Owerbeck, ab 1671
  • Reinhold Hafner, ab 1680
  • Heinrich Saft, 1685–1701
  • Georgius That, ab 1701
  • Johann Heinrich Saft, 1714
  • Johann Heinrich Arendts, 1716–1753
  • Michael Ernst Rundt, 1753–1794
  • Johann Friedrich Frohlandt, 1795–1810
  • Friedrich Wilhelm Masuhr, ab 1811
  • Carl Ludwig Bandisch, bis 1854
  • Carl Friedrich Ägidius Zimmermann,
    1854–1867
  • Carl Friedrich F. Lautsch, 1867–1897
  • August Adolf G. Hundsdörfer, 1897–1906
  • Friedrich Lautsch, 1906–1945

Einzelnachweise

  1. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Seligenfeld
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Seligenfeld/Adlig Neuendorf
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
  4. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Seligenfeld/Adlig Neuendorf (wie oben)
  6. Über die abgebrannte Kirche in Seligenfeld und den Pfarrer F. Sommer daselbst. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Band 6, Königsberg 1848, S. 253–256.
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
  8. wiki-genealogy.net
  9. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 127
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