DATEV
Die DATEV eG ist ein Softwarehaus und IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, aber auch für deren Mandanten, wie mittelständische Unternehmen, Kommunen, Vereine und Institutionen. Der Schwerpunkt liegt im Steuerberatermarkt.
DATEV eG | |
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Rechtsform | eingetragene Genossenschaft |
Gründung | 1966 |
Sitz | Nürnberg |
Leitung | Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender Nicolas Hofmann, Aufsichtsratsvorsitzender[1] |
Mitarbeiterzahl | 8.125[2] |
Umsatz | 1,156 Mrd. Euro[2] |
Branche | Informationstechnik, Unternehmensberatung |
Website | www.datev.de |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Rechtliches
Das Unternehmen ist eine eingetragene Genossenschaft. Mitglieder können nur Angehörige der steuerberatenden, wirtschaftsprüfenden und rechtsberatenden Berufe werden.[3] Der grundsätzliche Unternehmenszweck ist die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder.
Geschichte
Die DATEV wurde am 14. Februar 1966 von 65 Steuerbevollmächtigten im Kammerbezirk Nürnberg gegründet, um die Buchführung ihrer Mandanten mit Hilfe der EDV zu erledigen.[4] Ihr ursprünglicher Name lautete DATEV Datenverarbeitungsorganisation der Steuerbevollmächtigten für die Angehörigen des steuerberatenden Berufes in der Bundesrepublik Deutschland, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht.[5] Initiatoren waren Heinz Sebiger und Joachim Mattheus. Ende der 1960er Jahre wurde von der DATEV die erste BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) in Deutschland als sogenannte DATEV-Standard-BWA Nr. 1 eingeführt.
Hintergrund für die Gründung waren die damals neuen Einsatzmöglichkeiten der EDV, die Arbeitskräfteknappheit und die für 1968 bevorstehende Einführung der Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug (umgangssprachlich: Mehrwertsteuer). Zunächst waren die Dienstleistungen der DATEV vollständig rechenzentrumsbasiert, sie umfassten Eingabe der Daten in Datenerfassungsgeräten vor Ort, Versand der Lochstreifen per Post zum Rechenzentrum (zunächst von IBM, dann seit 1969 eigenes Rechenzentrum) und Rücksendung der Auswertungen per Post an die Kanzlei. Seit 1974 besteht die Möglichkeit, die Daten per DFÜ in das Rechenzentrum zu übertragen. Der Rückversand der Auswertungen (Buchhaltungsauswertungen, Lohnabrechnungen, Steuererklärungen oder Bilanzen) blieb zunächst postalisch, weil auch zumeist noch die Papierform vorgeschrieben war. Ab 1985 wurde mit der sukzessiven Umstellung der Programme auf die sog. „Im-Haus-Verarbeitung“ in der Kanzlei begonnen, jedoch waren die ersten Anwendungen zur kompletten Im-Haus-Verarbeitung ohne Nutzung des Rechenzentrums erst 1989 verfügbar.
1998 stellte die DATEV die Software von MS-DOS auf Microsoft Windows um. Eine ursprünglich in Richtung OS/2 von IBM vorgesehene Portierung wurde aufgrund ausbleibenden Erfolgs dieses Betriebssystems nicht weiter verfolgt.
Seit 1998 erweiterte die DATEV ihre Geschäftsfelder auf Software und IT-Dienstleistungen sowie Consulting und Schulungen. Die "Im-Haus"-Verarbeitung der Daten durch die Mitglieder nahm zu. In Reaktion auf die aktuellen Rückkehrtendenzen zur Nutzung zentral vorgehaltener Ressourcen ("Cloud Computing") wurde Frühjahr 2011 ein zusätzlicher Rechenzentrumsstandort in Betrieb genommen. DATEV unterstützt heute netzbasierte Lösungen, Vor-Ort-Software und Hybridmodelle.
Geschäftsfelder
Lösungen für das Rechnungswesen und Finanzbuchführung: Die Finanzbuchführungen von rund 2,5 Millionen der meist mittelständischen deutschen Unternehmen werden vom Steuerberater oder im Unternehmen selbst mit DATEV-Software erstellt.[6] Dementsprechend steht DATEV auch als Synonym für einen deutschen Standard EDV-gestützter Buchführung.
Lösungen für die Personalwirtschaft, insbesondere Lohn- und Gehaltsabrechnung: Im Jahr 2018 wurden monatlich rund 13 Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen mit DATEV-Software erstellt. Davon werden etwa 80 Prozent im Nürnberger DATEV-Rechen-, Druck- und Logistikzentrum erstellt, schätzungsweise 20 Prozent werden über PC-Programme der DATEV direkt vor Ort in Unternehmen und Kanzleien erzeugt.
Lösungen für Steuererklärungen
Datendistribution und Informationsbereitstellung: Weitgehend automatisiert werden über das DATEV-Rechenzentrum Informationen zwischen mittelständischen Unternehmen und deren Steuerberatern sowie rund 200 Institutionen in Deutschland ausgetauscht – darunter Finanzverwaltungen, Sozialversicherungsträger, Krankenkassen, Banken, Berufsgenossenschaften oder statistische Ämter. Damit unterstützt DATEV mittelständische Unternehmen bei den im Rahmen verschiedener E-Government-Projekte zunehmend elektronisch zu erledigenden Meldepflichten. In Datenbanken stehen den DATEV-Mitgliedern mehr als 530.000 Dokumente zu den Themen Steuer-, Zivil-, Handels- und Gesellschaftsrecht im Volltext zur Verfügung.
Sicherheitsdienstleistungen: Ein zentrales Element der DATEV-Unternehmenskultur macht seit jeher der Bereich Datenschutz und -sicherheit aus. Ursprung dieses Schwerpunktes ist die berufliche Verschwiegenheitspflicht, der die Mitgliedsberufsgruppen der DATEV unterliegen. Auf Basis des einschlägigen Know-how entwickelte die Genossenschaft auch eine Reihe von Sicherheitsdienstleistungen, die vom Schutz des Internet-Zugangs sowie von Rechnern und Netzwerken über die Datensicherung und Möglichkeiten zur sicheren Nutzung mobiler Arbeitsmittel bis hin zu differenzierten Beratungsleistungen und dem physischen Schutz von Geschäftsräumen reichen. So können Anwender beispielsweise einen Managed Security Service nutzen, bei dem über die kanzlei- bzw. unternehmenseigenen Kommunikationseinrichtungen (DSL) eine ausschließliche Einwahl per VPN-Tunnel ins DATEV-Rechenzentrum erfolgt. DATEVnet-Nutzer werden über eine zentrale Sicherheitszone bei DATEV ins Internet geleitet. Darin befinden sich gestaffelte und redundant ausgelegte Schutz-Systeme, wie zum Beispiel Virenscanner oder Firewall-Systeme, die permanent von Sicherheits-Spezialisten überwacht und aktualisiert werden. Ebenso bietet die DATEV gesicherten E-Mail-Verkehr mit kaskadiertem, zentralem Virenscan und verschlüsselten Mails. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal ist der so genannte Reverse-Scan, für den Kopien aller E-Mails, die den DATEVnet-Anwendern zugestellt wurden, über den Zeitraum von zwölf Stunden in einem zentralen Speicherpuffer permanent mit den stetig aktualisierten Schutzmechanismen überprüft werden. So können auch Viren, Trojaner oder Keylogger schnell entdeckt werden, die es geschafft haben sollten, sich in der kurzen Zeit ins System zu schleichen, bevor ihr Auftauchen bekannt wurde. Zur Komplettierung des Schutzgürtels wurde DATEVnet mit dem Web-Radar incl. Reverse-Scan eingeführt. Der Web-Radar ist ein mehrstufiges Sicherungskonzept mit statischen und dynamischen Schutzfiltern. Es werden als besonderes Sicherheitsservice alle Seitenaufrufe der vergangenen 24 Stunden auf Web-Adressen geprüft, die auf einen Schädlingsbefall hinweisen.
Consulting: Das Consulting der DATEV berät Kanzleien und in Kooperation mit deren Steuerberatern auch Unternehmen in strategischen und organisatorischen Fragen ebenso wie zum Einsatz von Informationstechnologie sowie zu Sicherheit und Datenschutz.[7]
Software für die Wirtschaftsprüfung: Wirtschaftsprüfer unterstützt DATEV speziell mit Lösungen rund um die Abschlussprüfung. Neben Produkten für die Abschlussprüfung mit Arbeitspapieren, Checklisten und Vorlagen für Prüfungsberichte gibt es Angebote für die Qualitätskontrolle und -sicherung sowie für die digitale Datenanalyse.
Lösungen für Rechtsanwälte: Seit 1998 engagiert sich DATEV im Rechtsanwaltsmarkt. Kern des spezifischen Angebots ist das Kanzleisystem Anwalt classic pro.[8]
Software für Kommunen und kommunale Betriebe: Die Verwaltungen setzen verstärkt auf betriebswirtschaftliche Steuerungskonzepte. Gemeinsam mit dem steuerlichen Berater liefert DATEV speziell auf die kommunalen Belange abgestimmte Beratung sowie ein Software-System rund um das Finanzwesen.
Schulungen und Weiterbildungen
Druck- und Logistikzentrum
Strategische Ausrichtung
Seit Anfang 2000 gab es interne Auseinandersetzungen unter den Genossenschaftsmitgliedern über die strategische Ausrichtung, was das Anbieten der DATEV-Software auch für Personen, die nicht Berufsträger sind, angeht (Stichwort „Mandantendirektgeschäft“). Mit der Gründung der „IDA“ (Interessengemeinschaft der DATEV Anwender e.V.) bildete sich ein genossenschaftsorientierter Gegenpol innerhalb der Mitglieder. Es trat das Spannungsverhältnis „genossenschaftliche Verpflichtung“ (d. h. die Genossenschaft soll nur das tun, was den Genossen direkt nutzt) und „wirtschaftlicher Erfolg“ (jede sinnvolle Umsatzausweitung ist prinzipiell gut) zutage. Die Auseinandersetzung scheint seit der außerordentlichen Vertreterversammlung vom 18. Februar 2005 beendet. Mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung der IDA wurde die Satzung mit einer Mehrheit von 86,5 % geändert, um das nun sog. „mitgliedsgebundene Mandantengeschäft“ zu ermöglichen. Erforderlich ist aber stets die vorherige Einwilligung des Beraters, die auch zurückgezogen werden kann.
Seit dem Jahr 2000 ist DATEV auch im Ausland aktiv. Das internationale Engagement umfasst derzeit die Länder Tschechien, die Slowakei, Österreich, Italien, Polen, Spanien und Ungarn.
Mit einer Satzungsänderung im Jahr 2018 ist es der DATEV auch möglich, mit sonstigen Nichtmitgliedern direkte Geschäftsbeziehungen aufzubauen, wenn es dem Hauptzweck dient.
Produkte
Das Leistungsspektrum der DATEV umfasst vor allem die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern sowie Organisation und Planung. Es reicht von mehr als 200 PC-Programmen über Cloud-Dienste wie Online-Anwendungen, Datenverarbeitung und -archivierung im Rechenzentrum bis hin zu Outsourcingleistungen sowie Sicherheitsdienstleistungen. Abgerundet wird das Angebot durch Beratungsleistungen und Angebote zur Wissensvermittlung in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern.
Plattformen
DATEV ist Microsoft-Windows-Software. Für Apple-Nutzer existieren Emulatoren, die die Programme auf Mac-Rechnern lauffähig machen. Die Datenhaltung erfolgt über den Microsoft SQL Server. Die meisten Programme waren neben der Unterstützung der Microsoft Office-Formate auch mit Schnittstellen zu OpenOffice ausgestattet, 2017 wurde die Unterstützung von OpenOffice aufgrund einer zu geringen Nachfrage eingestellt.[9] Die DATEV-Programme zur Lohn- und Gehaltsabrechnung verfügen darüber hinaus über abgenommene Schnittstellen zu den ERP-Systemen SAP Business One, SAP Business ByDesign und Microsoft Dynamics NAV.
Sponsoring
Die DATEV ist Sponsor des Challenge Triathlon Roth. Der Vertrag wurde verlängert, die DATEV wird ab 2022 weitere 3 Jahre als Titelsponsor auftreten.[10]
Unternehmensbeteiligungen
- DATEV IT Dienstleistungs- und Service GmbH, Nürnberg, Deutschland[11]
- DATEV.at GmbH, Wien, Österreich[11]
- DATEV.it S.p.A., Assago, Italien[11]
- DATEV.pl sp. z o.o., Warschau, Polen[11]
- DATEV.cz s.r.o. / Brünn, Tschechien[11]
- Datev Beteiligungen GmbH, Nürnberg, Deutschland[11]
- DATEV KOINOS s.r.l., Mailand, Italien[11]
- TeleLex GmbH i. L., Nürnberg, Deutschland[11]
- adorsys GmbH & Co. KG, Nürnberg, Deutschland[11]
- adorsys Verwaltungs GmbH, Nürnberg, Deutschland[11]
Kennzahlen
(jeweils 31. Dezember, Quelle: DATEV)
2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | |
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Umsatz | 885,2 Mio. Euro | 928,3 Mio. Euro[12] | 978 Mio. Euro[12] | 1,034 Mrd. Euro | 1,100 Mrd. Euro |
Kunden | 215.927 | 236.340 | 262.075 | 301.334 | 349.978 |
Mitglieder | 40.501 | 40.559[12] | 40.555[12] | 40.303 | 40.174 |
Mitarbeiter | 6.839 | 7.005[12] | 7.292[12] | 7.606 | 7.927 |
Lohn- und Gehaltsabrechnungen | rund 11,5 Mio. pro Monat | rund 12 Mio. pro Monat | rund 12,5 Mio. pro Monat | rund 13 Mio. pro Monat | rund 13,5 Mio. pro Monat |
Kritik
Die DATEV ist durch Ihre Quasi-Monopolstellung immer wieder in Kritik geraten. Im Bereich der Vollmachtsdatenbank hat das Bundeskartellamt im Jahr 2019 nach Beschwerden von Softwareanbietern dafür gesorgt, dass künftig allen Anbietern für Steuerkanzlei-Software der Zugriff auf diese Vollmachtsdatenbanken ermöglicht wurde.[13][14] Auch die Zulassung und Zertifizierung von Partnern, deren Produkte und Schnittstellen, gerade im Bereich von Dokumentenmanagement-Systemen (DMS) sowie die Preisgestaltung wird kritisch gesehen. Auch hier wird von einem Verhalten wie bei Monopolisten gesprochen.[15][16]
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschäftsbericht 2019. DATEV e. G., S. 35, abgerufen am 17. November 2020.
- das Unternehmen. DATEV, abgerufen am 12. März 2020.
- Mitglied bei DATEV. DATEV. Abgerufen am 26. Februar 2010.
- Chronologischer Überblick 1966 bis 1976. DATEV. Abgerufen am 26. Februar 2010.
- Gemeinsames Registerportal der Länder. Abgerufen am 26. Februar 2010.
- Elmar Goldstein: Schnelleinstieg in die DATEV-Buchführung. 9. Auflage, Haufe Verlag, 2011, ISBN 978-3-648-00291-9.
- Übersicht der Consulting-Angebote der DATEV für Steuerberater. Abgerufen am 26. Februar 2010.
- DATEV: Anwalt classic. Abgerufen am 29. Oktober 2020.
- Apache OpenOffice und die DATEV-Programme. DATEV, 16. Mai 2017, abgerufen am 21. Oktober 2018.
- Datev bleibt Titelsponsor des Challenge Roth. Vertrag um weitere drei Jahre verlängert. In: nordbayern.de. Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. KG, 8. Februar 2021, abgerufen am 16. Mai 2021.
- Geschäftsbericht 2019. DATEV e. G., S. 36, abgerufen am 17. November 2020.
- …was Sie über DATEV wissen sollten
- Künftig mehr Wettbewerb auf dem Markt für Software für Steuerberater. In: bundeskartellamt.de. 4. Dezember 2019. Abgerufen am 19. November 2021.
- Daniel Lehmann: [https://www.juve-steuermarkt.de/verfahren/steuersoftware-wolters-kluwer-bezwingt-datev-mit-hermanns-wagner-brueck/ Steuersoftware Wolters Kluwer bezwingt Datev mit Hermanns Wagner Brück]. In: juve-steuermarkt.de. 5. Dezember 2019. Abgerufen am 19. November 2021.
- Ulrich Kampffmeyer: DMS: Krieg auf dem DATEV-Marktplatz?. In: project-consult.de. 27. Januar 2021. Abgerufen am 19. November 2021.
- Ulrich Kampffmeyer: Ethik oder Monetik? Immer wieder Ärger mit DATEV. In: content-corner.de. 1. August 2015. Abgerufen am 19. November 2021.