Czettritz

Czettritz (auch Czetteras, Zettritz, Zedritz, Zedritz v​on Kinsberg; tschechisch Četrycové / Cetrycové, a​uch Četrys z Kariše u​nd Četrys z Kinšperka) i​st der Name e​ines ursprünglich schlesischen Adelsgeschlechts, dessen Mitgliedern böhmische u​nd preußische Standeserhebungen zuteilwurden.

Wappen derer von Czettritz

Geschichte

Die Herren v​on Czettritz w​aren eines d​er angesehensten u​nd ältesten schlesischen Adelsgeschlechter. Ein Dietz Czettritz i​st bereits i​m Jahr 1230 nachgewiesen. Urkundlich erscheint d​ie Familie erstmals 1243 m​it Merboto d​e Czetteras i​n Freiburg i​m Herzogtum Schlesien,[1] dessen Bruder Peczco/Betsche d​ie benachbarte Zeisburg besaß.[2] Die ununterbrochene Stammreihe beginnt 1368 m​it Hermann v​on Czettritz, Burggraf v​on Nimptsch. Ein Familienzweig nannte s​ich „Czettritz v​on Kynsberg“ (Četrys z Kinšperka) n​ach der Kynsburg. Eine weitere Linie nannte s​ich „Czettritz v​on Neuhaus(ß)“ n​ach der Burg Neuhaus u​nd der Schatzlarer Familienzweig w​urde als „Czettritz v​on Karisch“ (Četrycové z Karyše) bezeichnet.

Besitzungen

Die Czettritz erwarben zahlreiche Besitzungen i​m Herzogtum Schweidnitz, w​o sie i​m 16. Jahrhundert mehrere Ortschaften i​m Waldenburger Bergland gründeten. In i​hrem Besitz w​aren zeitweise u. a. Adelsbach, Dittmannsdorf, Fröhlichsdorf, Fürstenstein, Gaablau, Gottesberg, Hausdorf, Jannowitz, Konradswaldau m​it der Burg Conradswalde, Kreppelhof, d​ie Herrschaft Kynau m​it der Kynsburg, Liebersdorf, Schwarzwaldau, Reußendorf, Seitendorf u​nd die Zeisburg s​owie der Burgbezirk Neuhaus m​it der Stadt Waldenburg u​nd Oberwaldenburg. In d​er benachbarten Grafschaft Glatz w​aren sie i​n der Herrschaft Oberwernersdorf begütert.

1558–1561 gehörte i​hnen auch d​as oberschlesische Gleiwitz. In Mähren gehörten d​em Familienzweig Czettritz v​on Kynsberg u. a. Grätz i​m Herzogtum Troppau s​owie Kunewald u​nd Zauchtel i​m Kuhländchen. Die beiden letztgenannten Orte entwickelten s​ich während i​hrer Herrschaft z​u einem Mittelpunkt d​er deutschsprachigen Brüderbewegung, d​ie von Johann Balthasar v​on Czettritz unterstützt wurde. Er errichtete 1604–1614 i​n Zauchtel d​ie Dreifaltigkeitskirche, d​ie zu d​en größten protestantischen Gemeindehäusern zählte. In Ostböhmen w​ar u. a. Schatzlar i​m Besitz d​er Czettritz.

Wappen

Wappen aus der Szlachta

Das Stammwappen z​eigt in v​on Rot u​nd Silber gespaltenem Schild e​inen vorwärts gekehrten Büffelkopf gewechselter Farben. Auf d​em Helm m​it rot-silbernen Decken z​wei aufwärts geschrägte Schwerter m​it goldenen Griffen, d​as rechte blank, d​as linke i​n roter Scheide.[3]

Bekannte Familienmitglieder

  • Hermann von Czettritz war 1238 Rat des Herzogs Heinrich von Breslau.
  • 1242 war Peczco von Czettritz im Besitz der Zeisburg, die in diesem Jahr erstmals erwähnt wurde.
  • Hermann von Czettritz war 1312 Burggraf von Nimptsch; 1369 dessen gleichnamiger Sohn, der zudem Hofmeister der Herzoginwitwe Agnes war.
  • Dessen gleichnamiger Sohn Hermann von Czettritz d. J. (Heřman z Cetryc;† 1454) verheiratete sich vor 1430 mit einer Tochter des königlichen Rates und früheren Landeshauptmanns der böhmischen Erbfürstentümer Schweidnitz-Jauer und Breslau, Jan von Chotěmice[4]. Mit ihm besaß er ab 1430 gemeinsam Burg und Herrschaft Fürstenstein. 1437 erwarb er Schwarzwaldau; außerdem waren Konradswaldau, die Burg Vogelgesang sowie Burg und Herrschaft Neuhaus in seinem Besitz. Da er ein Sympathisant der Hussiten war, wurde seine Burg Vogelgesang 1437 von einem Breslauer Söldnerheer teilweise zerstört.
  • 1531 erhielten Friedrich und Georg von Czettritz den böhmischen Herrenstand.
  • Ulrich von Czettritz kämpfte 1526 an der Seite des böhmischen Königs Ludwig II. in der Schlacht von Mohács.
  • Friedrich Czettritz von Kynsberg (Četrys von Kinšperg) erwarb 1535 die Herrschaft Grätz bei Troppau als Pfandbesitz. Ihm folgten die Söhne Friedrich und Adam, der von seinen Söhnen Georg und Friedrich beerbt wurde. Der letztere erwarb 1569 die Herrschaft Stettin. Nach seinem Tod 1572 folgten ihm die Söhne Georg Ulrich und Johann Balthasar.
  • Sigismund von Czettritz erwirkte 1545 vom böhmischen König Ferdinand I. für die Stadt Waldenburg mehrere Handwerksrechte sowie das Brauprivileg.
  • Johann Balthasar von Czettritz erwarb 1584 die Herrschaft Kunewald mit Zauchtel im Prerauer Kreis. Er war am Böhmischen Ständeaufstand beteiligt, starb jedoch 1621 ohne Nachkommen. Sein Besitz gelangte an seine Schwester Judith, die mit Moritz von Redern verheiratet war.
  • Hans von Czettritz ist für das Jahr 1589 als Burggraf von Liegnitz belegt.
  • Hermann von Czettritz (Hermann Cetryc von Karyš)[5], ein Schwiegersohn des Bergbauunternehmers Christoph von Gendorf, erwarb 1599 die Herrschaft Schatzlar in Nordostböhmen.
  • Diprand von Czettritz errichtete 1606–1628 die Burg Neuhaus.
  • Friedrich von Czettritz, Erbherr von Oberwernersdorf, beteiligte sich am böhmischen Ständeaufstand, weshalb sein Gut 1625 vom Kaiser konfisziert wurde.
  • Abraham von Czettritz, Ober-Steuereinnehmer der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, wurde 1725 in den böhmischen Freiherrenstand erhoben.
  • Georg Oswald von Czettritz (1728–1796), preußischer General der Kavallerie, Ritter des Ordens Pour le Mérite[6].
  • 1786 wurden die Freiherren Karl Abraham Oswald Czettritz von Neuhaus auf Schwarzwaldau und Heinrich Siegmund Czettritz von Neuhaus auf Berghof in Schlesien in den preußischen Grafenstand erhoben. Mit dem letzteren erlosch 1835 der gräfliche Zweig im Mannesstamm. Dessen Tochter Elisabeth (1782–1864) war mit dem Grafen Friedrich von Hardenberg verheiratet.
  • Karl von Czettritz, Landrat des Kreises Jauer, wurde 1840 in den preußischen Freiherrenstand aufgenommen.
  • Ernst Heinrich von Czettritz und Neuhaus (1713–1782), preußischer Generalleutnant, Ritter des Ordens Pour le Mérite
  • Emil von Czettritz und Neuhaus (1801–1887), preußischer Generalleutnant
  • Karl Heinrich von Czettritz und Neuhaus (1773–1865), preußischer Generalmajor
  • Emanuel Ernst Albrecht von Czettritz (1729–1798), preußischer Generalmajor, Ritter des Ordens Pour le Mérite
  • Holm von Czettritz (1939–2017), deutscher Werbegrafiker, Illustrator und Maler

Literatur

  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 545 (Zedritz von Karisch) sowie S. 168f., 306 und 679 (Zedritz von Kinsberg).
  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 112, 125, 145, 205, 250, 258, 367, 341, 490, 552, 555, 558, 578, 583.
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, S. 395–396, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408.
  • Czettritz, die Grafen, Freiherren und Herren von. In: Neues preussisches Adelslexicon. Leipzig 1839, S. 388f. Digitalisat
  • J. Siebmacher's großes Wappenbuch. (Nachdruck) Band 17: Die Wappen des schlesischen Adels. Neustadt an der Aisch 1977, S. 12.
  • J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch. Band 6, 8. Abteilung, Teil 2: Der abgestorbene Adel des preußischen Provinz Schlesien und der Oberlausitz. S. 20.
  • Siebmacher's Wappenbuch. (Nachdruck) Band IV/10 (1899): Der mährische Adel. Neustadt an der Aisch 1979, ISBN 3-87947-031-6, S. 22
  • Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 1, 1896, Verlag von W. T. Bruer, S. 436ff.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1867. Siebzehnter Jahrgang, S. 150ff.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1869. Neunzehnter Jahrgang, S. 135ff.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1871. Ein und zwanzigster Jahrgang, S. 104ff.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1873. Drei und zwanzigster Jahrgang, S. 102ff.

Einzelnachweise

  1. C. Grünhagen, Schlesische Regesten Nr. 591b
  2. Schreibweise Czetteras nach Johann Friedrich Ernst Würffel: Erste vollständige Chronik der Stadt Freiburg i. Schl. nach den Original-Quellen bearbeitet, Freiburg i. Schlesien, ca. 1938, S. 6.
  3. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Limburg (Lahn) 1974, S. 395
  4. Schreibweise nach Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, S. 545.
  5. Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld: Czettritz, Georg Oswald Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 676.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.