Curt Treitschke

Curt Erwin Franz Gustav Treitschke (* 8. Mai 1872 i​n Annaberg; † 20. Januar 1946 i​n Dresden) w​ar ein deutscher Truppen- u​nd Generalstabsoffizier. Bekannt w​urde Treitschke a​ls Pionier d​er Militärkartografie.

Leben

Militärkarriere

Nach d​em Abitur a​n der Kreuzschule i​n Dresden t​rat Treitschke 1892 a​ls Portepeefähnrich i​n das 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 d​er Sächsischen Armee i​n Zittau ein. Als Sekondeleutnant u​nd Adjutant w​urde er 1897 i​n das 13. Infanterie-Regiment Nr. 178 übernommen u​nd trat anschließend 1899 a​ls Oberleutnant b​ei der Militär-Intendantur d​es XII. (I. Königlich Sächsisches) Armee-Korps i​n Dresden seinen Dienst an. Er l​egte 1901 a​n der TH Dresden d​ie Prüfung für d​en höheren Militärverwaltungsdienst ab. Seine spätere Tätigkeit a​ls Kartograph leitete e​in Besuch d​er Preußischen Kriegsakademie i​m Wintersemester 1901/1902 i​n Berlin ein. Ausbildungsschwerpunkte w​aren Geographie u​nd Vermessungskunde. Nach Studienreisen i​n einige Länder Europas, Asiens, u​nd des Orients arbeitete Treitschke a​ls Generalstabsoffizier i​n mehreren Generalstäben, u. a. i​m sächsischen Generalstab, w​o ihm 1914 d​ie Leitung d​er topographischen Arbeiten d​er Landesaufnahme Sachsen a​ls Vermessungsdirigent übertragen wurde.

Erster Weltkrieg

An d​er Westfront d​es Ersten Weltkriegs w​urde Treitschke 1915 Major i​m Generalstab b​eim Oberkommando d​er 2. Armee, Leiter Vermessungsabteilung 12. In dieser Zeit h​atte er s​ich bereits m​it Reliefdarstellungen i​n topographischen Karten auseinandergesetzt, d​ie Felszeichnungen a​ls Besonderheit i​m Kartenbild enthielt. Im Juni 1916 übernahm e​r die Neuorganisation d​es Vermessungswesens i​n den Hauptquartieren d​er Generalfeldmarschälle Hindenburg a​n der Ostfront u​nd 1917 Mackensen i​n Rumänien. Mit d​em um d​ie Herausbildung d​er Kartographie a​ls eigenständiger Wissenschaft verdienten Geographen Max Eckert verfasste e​r eine Denkschrift u​nd wurde d​amit zum Mitschöpfer d​es deutschen Kriegsvermessungswesens. Während Generalfeldmarschall Mackensen s​ich bei Kriegsende i​n Internierungshaft begab, übernahm Treitschke i​m November 1918 i​n Rumänien d​as Infanterie-Regiment Nr. 375 d​er 89. Infanterie-Division a​us dessen Generalstab u​nd führte es, verstärkt d​urch verschiedene Divisions- u​nd andere Truppenteile, d​urch das inzwischen verfeindete Rumänien u​nd Ungarn zurück n​ach Deutschland. In Hinblick a​uf die Durchführung d​er Organisation, o​hne Kriegshandlungen u​nd Vermeidung v​on Kriegsgefangennahme t​rotz Entwaffnung, w​ar diese v​on Mackensen genannte „Marschgruppe Treitschke“ e​ine mit h​ohem Respekt u​nd Anerkennung bezeichnete militärische Leistung.

Nach seiner Rückkehr w​urde er Vorstand d​er Abteilung für Landesaufnahme i​m sächsischen Generalstab. Am 30. September 1919 a​us dem Militärdienst entlassen, leitete e​r die n​un in d​ie zivile Sächsische Landesaufnahme umgewandelte Dienststelle n​och bis z​u ihrer Eingliederung i​n das n​eu geschaffene Reichsamt für Landesaufnahme a​m 11. Juli 1921.

Nach dem Krieg

Nach Kriegsende brachte e​r seine umfassenden Erfahrungen a​uf dem kartographischen Gebiet i​n seiner sächsischen Heimat ein. Begleitend hierzu schrieb Treitschke a​ls 50-Jähriger s​eine Dissertation, d​ie er a​ls Student b​ei der Universität Leipzig vorlegte. Inhalt w​ar der kartographische Ausdruck u​nter Berücksichtigung d​er Formen d​es Elbsandsteingebirges. Die Arbeiten wurden m​it Auszeichnung benotet. Im Sammelband Beiträge z​ur Deutschen Kartographie wurden v​on ihm u. a. Karten d​er Sächsischen Schweiz m​it ihren wilden Zerklüftungen u​nd den eigenartigen morphologischen Verhältnissen s​ehr kenntnisreich dargestellt. In Fachkreisen (Albrecht Penck/Karl Peuker) g​ab es hierzu anerkennende Würdigungen.

Treitschke t​rat in d​ie Reichswehr n​icht ein. Mit Hans v​on Seeckt (1866–1936) Generaloberst u​nd Chef d​er Heeresleitung d​er Reichswehr, bestanden verwandtschaftliche Bindungen. Er w​urde Direktor d​es Sächsischen Landesmilchausschusses. Finanzielle Gründe zwangen i​hn dazu, d​iese fachfremde Anstellung z​u übernehmen. Eine ausführliche Schilderung dieser Zeit i​st in d​em Aufsatz v​on Manfred Kobuch u​nd Marianne Stams: Curt Treitschke, e​in vergessener sächsischer Militärkartograph. Abschnitt 9 Direktor d​es Sächsischen Landesmilchausschusses beschrieben.

Im Jahre 1935 w​urde Curt Treitschke i​n die 9. Abteilung d​es Generalstabs d​es Heeres a​ls Referent für Ausbildung eingestellt. Ab 1936 w​ar er nebenamtlich a​ls Lehrer i​n Kartenkunde u​nd Luft-Geografie a​n den Luftkriegsschulen Berlin-Gatow u​nd Werder (Havel) d​er im Aufbau befindlichen Luftwaffe tätig. Grundlage für s​eine Lehrtätigkeiten w​ar ein v​on ihm veröffentlichtes Buch Kartenkunde u​nter besonderer Berücksichtigung d​er Belange d​er Luftwaffe, d​as in v​ier Auflagen erschien. 1938 t​rat er a​ls Angestellter i​n die Gruppe „Kartenwesen“ d​er 7. Abteilung d​es Generalstabs d​er Luftwaffe ein. Dort übernahm e​r innerhalb d​es Luftwaffenführungsstabes d​as neu geschaffene Referat 5 „Ausbildung i​n Luftgeographie u​nd Kartenwesen“. 1939 w​urde er a​ls Offizier reaktiviert. Zum 50. Jahrestag seines Eintritts a​ls Offizier w​urde er z​um Oberst befördert. Sein Austritt a​us der Wehrmacht erfolgte n​ach Vollendung seines 70. Geburtstages i​m Jahre 1942. Danach führte e​r seine Lehrtätigkeit a​n den Luftkriegsschulen a​ls Angestellter n​och bis 1944 weiter.

Curt Treitschke s​tarb im Januar 1946 a​n den Folgen e​ines auf i​hn zwei Jahre z​uvor in Tschenstochau (heute Polen) verübten Attentats. Er w​urde auf d​em Trinitatisfriedhof i​n Dresden beerdigt.

Veröffentlichungen

  • Die Landesaufnahmen Sachsens von 1780–1921. In: Beiträge zur deutschen Kartographie. hg. v. Hans Praesent, Leipzig 1921, S. 47–60.
  • Kartographischer Ausdruck für tektonische und morphologische Verhältnisse mit besonderer Berücksichtigung der Formen des Elbsandsteingebirges. Univ., Diss., Leipzig 1923.
  • Anleitung für die Lehrkräfte für Kartenkunde auf den Kriegsschulen, hrsg. v. Heeresvermessungsstelle des Reichskriegsministeriums, Berlin 1936
  • Der Rückmarsch aus Rumänien. Baensch Stiftung. Dresden 1938.
  • Deutschösterreich, das Land, seine Geschichte seine Wirtschaft. Bernard & Graefe. Berlin 1938.
  • Kartenkunde unter besonderer Berücksichtigung der Belange der Luftwaffe. Bernard & Graefe, Berlin. 1. Aufl. 1940, 2. Aufl. 1941, 3. Aufl. 1942, 4. Aufl. 1942.
  • Kriegführung und Karte. In: Petermanns Geographische Mitteilungen. 87 (1941), S. 225.
  • Die Karte als Waffe. In: Reichsoffizierblatt Nr. 12-13. 1941, S. 268f.
  • Die Fliegerkarte. In: Reichsoffizierblatt Nr. 28. 1941, S. 537.
  • Griechenland. Scherl. Berlin 1941.
  • 5 Jahre Sächsischer Landesausschuß zur Förderung des Milchverbrauchs Sächsischer Landesmilchausschuss. 1931.

Literatur

  • Manfred Kobuch, Marianne Stams: Curt Treitschke, ein vergessener sächsischer Militärkartograph. Kartographische Nachrichten (Nr. 6, Erscheinungsdatum: 10. Dezember 2009)
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