Colonne Vendôme

Die mitten auf der Place Vendôme in Paris stehende Colonne Vendôme ist eine Siegessäule, die 1806 bis 1810 errichtet wurde.

Colonne Vendôme

Geschichte

Detail des Reliefs
Napoleon, Statue von Augustin-Alexandre Dumont

Die Place Vendôme wurde unter Ludwig XIV. von Jules Hardouin-Mansart angelegt und erhielt in der Mitte ein Reiterstandbild Ludwigs XIV., das während der Französischen Revolution zerstört wurde.

Vorgängerstatue

Nachdem die Place Vendôme durch Dekret vom 12. September 1685 vom Bauunternehmer Jean Masneuf freigelegt worden war, wurde in der Platzmitte am 13. August 1699 ein von François Girardon gestaltetes, 7 m hohes Reiterdenkmal mit König Ludwig XIV. auf einem 10 m hohen Sockel errichtet, das am 7. August 1792 während der Französischen Revolution zerstört wurde. Masneuf führte auch zwischen 1699 und dem 1. Oktober 1701 die von Mansart geplante Randbebauung des Platzes aus, für die zunächst lediglich Fassadenkulissen vorgesehen waren.[1]

Sturz der Colonne Vendôme
Rekonstruktion der Säule 1873

Seit 1799 hat der Platz seinen heutigen Namen, Place Vendôme. Am 1. Oktober 1803 unterzeichnete Napoleon Bonaparte ein Dekret zur Errichtung einer neuen Säule auf dem Platz. Vorbild war diesmal die Trajanssäule in Rom. Die Grundsteinlegung der 44,3 m hohen Säule mit Napoleon als Imperator erfolgte am 25. August 1806. Die Triumphsäule wurde aus 133 (und nicht wie oft zu lesen 1.200)[2] russischen und österreichischen Kanonen gegossen, die aus Napoleons Sieg in der Schlacht bei Austerlitz 1805 gegen die Armeen Österreichs und des russischen Zarenreichs stammten. Die Säule hat einen Durchmesser von 3,65 m und verursachte Baukosten in Höhe von 1,5 Mio. Livres, ihre Einweihung als „Colonne de la Grande Armée“ fand am 15. August 1810 statt. 1814 wurde die Statue Napoleons auf der Spitze der Säule demontiert und eingeschmolzen, um hieraus ein Reiterstandbild Heinrichs IV. auf dem Pont Neuf zu errichten. Am 1. März 1833 wurde auf dem Place Vendôme die Säule mit einem neuen Standbild Napoléons I. wieder eingeweiht.

Die Säule wurde am 16. Mai 1871 während der Pariser Kommune abgebaut, wofür der Maler Gustave Courbet, der sich als Mitglied der Kommune für die Versetzung der Säule vor das Hôtel des Invalides ausgesprochen hatte, verantwortlich gemacht wurde. Der zu seiner Zeit bereits bekannte und politisch aktive Maler Courbet, der in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Säule wohnte, forderte wiederholt die Entfernung der Colonne Vendôme aus politischen wie aus ästhetischen Gründen.[3] Während der Pariser Kommune entsprachen die Kommunarden dem Wunsch Courbets aus politischen Gründen und trugen Courbet die Leitung der Arbeiten für den Abriss der Säule auf.[3] An der Säule wurde ein Holzgerüst angebracht, die Säule in mehrere Segmente zersägt und der Platz vor der Säule, auf den die Überreste fallen sollen, mit Stroh bzw. Mist ausgelegt.[3] Am 16. Mai 1871[4] wurde die Colonne Vendôme mit Hilfe von Seilen und einer Winde vor vielen Schaulustigen umgerissen, nachdem zuvor zwei Mal das Seil gerissen war.[3][5] Die Bronzeplatten der Säule wurden aufbewahrt. Nach dem Ende der Kommune beschloss 1873 der Präsident der neu geschaffenen Republik, Patrice de Mac-Mahon, die Colonne Vendôme auf Kosten von Gustave Courbet wieder errichten zu lassen. Zum Zeitpunkt seines Todes 1877 hatte der Maler die enorme Summe noch nicht abbezahlt.

Statuen von Napoléon

Die erste Statue Napoléons wurde von dem Bildhauer Antoine-Denis Chaudet (1763–1810) geschaffen. 1814 wurde sie entfernt und 1818 eingeschmolzen. Unter der Julimonarchie wurde 1833 Charles Émile Seurre beauftragt, eine neue Statue herzustellen, welche Napoléon als „petit caporal“ darstellt. Diese Statue befindet sich heute im Cour d’honneur des Hôtel des Invalides. Napoleon III. ließ diese zweite Statue durch eine Kopie der ersten ersetzen. Diese Nachbildung wurde von Augustin-Alexandre Dumont geschaffen.

Beschreibung

Die Säule ist 44,3 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 3,60 Meter. Sie steht auf einem Sockel und wird von einer Statue Napoleons bekrönt. Als Vorbild diente die Trajanssäule in Rom.

Der Säulenschaft besteht aus 98 Steintrommeln, die mit einem bronzenen Relief verkleidet sind. Das Relief stellt Schlachtenszenen und Trophäen dar. Dieses Band, das sich um die Säule windet, besteht aus 425 bronzenen Platten und ist 280 Meter lang. Es wurde von Pierre Bergeret gezeichnet und von mehreren Künstlern ausgeführt: Jean Joseph Foucou, Louis Boizot, François Joseph Bosio, Lorenzo Bartolini, Claude Ramey, François Rude, Edme Gaulle, Clodion, Ruxthiel u. a. Im Innern der Säule führt eine Treppe zur Plattform, auf der die Statue Napoleons als „Caesar imperator“ steht.

Die Säulenbasis besteht aus Porphyr, der in Algajola auf Korsika gewonnen wurde. Die lateinische Inschrift lautet:

NEAPOLIO IMP AVG
MONVMENTVM BELLI GERMANICI
ANNO MDCCCV
TRIMESTRI SPATIO DVCTV SVO PROFLIGATI
EX AERE CAPTO
GLORIAE EXERCITVS MAXIMI DICAVIT

Zu Deutsch etwa:
Napoleon Imperator Augustus (erhabener Kaiser),
widmete dieses Denkmal des Kriegs in Deutschland im Jahre 1805,
vollendet in drei Monaten unter seiner Führung,
gemacht aus vom Feind erbeuteter Bronze,
dem Ruhm der Grande Armée (Großen Armee).

Lage

Die nächsten Stationen der Métro sind Madeleine (Linie 8, 12 und 14), Opéra (Linie 3, 7 und 8) und Tuileries (Linie 1). Die Säule gehört seit dem 31. März 1992 zu den Baudenkmälern (historischen Monumenten). Sie steht auf der Place Vendôme, die zwischen der Pariser Oper und der Rue de Rivoli bzw. Rue Saint-Honoré liegt.

Literatur

Commons: Colonne Vendôme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jacques-Antoine Dulaure, Jules Léonard Belin: Histoire physique, civile et morale de Paris. Band 3, 1839, S. 207; Textarchiv – Internet Archive
  2. Paris Sights, 2010, o. S.
  3. Paul d’Abrest: Courbet und die Vendôme-Säule. In: Die Gartenlaube. Heft 9, 1878, S. 148–150, hier S. 148 (Volltext [Wikisource]).
  4. In der Quelle Courbet und die Vendôme-Säule (Gartenlaube) wird vom 15. Mai 1871 gesprochen.
  5. Reinhard Alings: Monument und Nation. Das Bild vom Nationalstaat im Medium Denkmal - zum Verhältnis von Nation und Staat im deutschen Kaiserreich 1871-1918. de Gruyter, Berlin 1996, S. 65.

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