Cesàrolith
Cesàrolith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung PbMn34+O6(OH)2[1] und ist damit chemisch gesehen ein Blei-Mangan-Hydroxid.
Cesàrolith | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Cesarolith |
Chemische Formel | PbMn4+3O6(OH)2[1][2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.FG.10 07.06.01.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | nicht definiert |
Gitterparameter | a = 2,81 Å; c = 20,39 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 1[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4,5[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,29[3] |
Spaltbarkeit | gut[4] |
Farbe | stahlgrau[3] |
Strichfarbe | grauschwarz[4] |
Transparenz | undurchsichtig (opak)[3] |
Glanz | matt bis halbmetallisch[3] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | gut löslich in Salzsäure[5] |
Cesàrolith kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und findet sich meist in Form brüchiger, nieriger Krusten oder koksähnlicher Massen von matter, stahlgrauer Farbe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Cesàrolith in der „Sidi Amor ben Salem Mine“ bei Tajerouine im tunesischen Gouvernement Kef und 1920 beschrieben durch Henri Jean François Buttgenbach (1874–1964)[6] und C. Gillet, die das Mineral nach dem belgischen Professor der Mineralogie und Kristallographie an der Universität Lüttich Giuseppe Raimondo Pio Cesàro (1849–1939)[3] benannten.
Klassifikation
In der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Cesàrolith noch nicht eingeordnet. Im Register der letztmals 1982 herausgegebenen Literatur Mineralogische Tabellen (8. Auflage) von Karl Hugo Strunz und Christel Tennyson wird allerdings darauf hingewiesen, dass Cesarolith (Buttgenbach & Gillet 1920) nach Burkart-Baumann, Ottemann und Nicolini (1967) ein selbstständiges PbMn-Mineral sein soll.[7]
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/D.08-80. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit [dem Stoffmengen]Verhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 & Verwandte)“, wo Cesàrolith zusammen mit Coronadit, Ferrihollandit, Henrymeyerit, Hollandit, Manjiroit, Mannardit, Kryptomelan, Priderit, Redledgeit und Strontiomelan die „Kryptomelan-Gruppe“ mit der System-Nr. IV/D.08 bildet.[4]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Cesàrolith ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Hydroxidionen und/oder Kristallwasser sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit OH, ohne H2O; unklassifiziert“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.FG.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Cesàrolith in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 07.06.01 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit der Formel A(B)4X9“ zu finden.
Kristallstruktur
Cesàrolith kristallisiert in hexagonaler Symmetrie, wobei die Raumgruppe bisher allerdings nicht bekannt ist. Die Gitterparameter lauten a = 2,81 Å und c = 20,39 Å bei einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Cesàrolith bildet sich in Hohlräumen von Galenit und ist entsprechend mit diesem vergesellschaftet, aber auch mit Coronadit
Als seltene Mineralbildung ist Cesàrolith nur von wenigen Fundorten bekannt, wobei weltweit bisher rund 30 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2021).[9] Seine Typlokalität „Sidi Amor ben Salem Mine“ ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Tunesien.
In Deutschland kennt man das Mineral bisher nur aus der Grube Clara bei Oberwolfach im Schwarzwald (Baden-Württemberg) und der Grube Friedericke bei Siegen (Nordrhein-Westfalen).
In Österreich fand sich Cesàrolith bisher in einer antiken Eisenerz- und Blei-Silber-Lagerstätte in der Umgebung von Waitschach in Kärnten,[10], im Schacht Neuschurf des Bergbaureviers Schwarzleo (Leogang) im Salzburger Land und im Bergbau Arzberg bei Steinhaus am Semmering in der Steiermark.
Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist der Mont Chemin in der Gemeinde Martigny im Kanton Wallis.
Weitere Fundorte sind unter anderem die Lagerstätte Kechikaya im Madan-Erzfeld in Bulgarien, die „La Sanguinéde Mine“ bei Saint-Laurent-le-Minier, Le Kaymar und Germs-sur-Oussouet (Okzitanien) in Frankreich, Krupka (deutsch Graupen) in Tschechien, die Bleimine bei Szabadbattyán im ungarischen Komitat Fejér, Roughton Gill und Cranmore in England sowie Talybont und Pontrhydygroes in Wales im Vereinigten Königreich sowie Bisbee (Arizona) in den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]
Siehe auch
Literatur
- H. Buttgenbach, C. Gillet: La cesàrolite (nouvelle espèce minérale). In: Annales de la Société Géologique de Belgique. Band 43, 1920, S. 239–241 (französisch, rruff.info [PDF; 114 kB; abgerufen am 28. Juni 2021]).
- William F. Foshag: New minerals. In: American Mineralogist. Band 5, Nr. 12, 1920, S. 211 (englisch, minsocam.org [PDF; 157 kB; abgerufen am 28. Juni 2021] Übersicht Band 5 des American Mineralogist von 1920).
- A. D. Wadsley: Synthesis of some hydrated manganese minerals. In: American Mineralogist. Band 35, Nr. 7–8, 1950, S. 485–499 (englisch, minsocam.org [PDF; 966 kB; abgerufen am 28. Juni 2021] Übersicht Band 35 des American Mineralogist von 1950).
- I. Burkart-Baumann, J. Ottemann, P. Nicolini: Mineralogische Untersuchungen an Jordanit, Semseyit und Cesarolith von drei tunesischen Blei-Zink-Lagerstätten. In: Chemie der Erde. Band 26, 1967, S. 256–270.
Weblinks
- Cesàrolith. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 28. Juni 2021.
- Cesàrolite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
- David Barthelmy: Cesarolite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 241 (englisch).
- Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2021. (PDF; 3,5 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2021, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
- Cesàrolite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 69 kB; abgerufen am 28. Juni 2021]).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- Cesàrolith. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 28. Juni 2021.
- J. Mélon: Memorial of Henri Buttgenbach. In: The American Mineralogist. Band 53, 1968, S. 536–544 (minsocam.org [PDF; 6,0 MB; abgerufen am 28. Juni 2021]).
- Karl Hugo Strunz, Christel Tennyson: Mineralogische Tabellen. 3. Auflage. Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig KG, Leipzig 1982, S. 515.
- Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
- Localities for Cesàrolite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
- Fundort Waitschach, Guttaring, Sankt Veit an der Glan District, Carinthia, Austria. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
- Fundortliste für Cesàrolith beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 28. Juni 2021.