Cademario
Cademario ist eine politische Gemeinde in der Region Malcantone im Kreis Agno im Bezirk Lugano des Kantons Tessin in der Schweiz. Der Name dürfte sich von Casa de Mario (Haus von Mario) ableiten.
Cademario | |
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![]() Wappen von Cademario | |
Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
Bezirk: | Bezirk Lugano |
Kreis: | Kreis Agno |
BFS-Nr.: | 5161 |
Postleitzahl: | 6936 |
Koordinaten: | 712622 / 97646 |
Höhe: | 792 m ü. M. |
Höhenbereich: | 353–974 m ü. M.[1] |
Fläche: | 3,96 km²[2] |
Einwohner: | 761 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 192 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 19,1 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.cademario.ch |
![]() Cademario, links oben das Kurhaus Cademario, links oben das Kurhaus | |
Lage der Gemeinde | |
![]() Karte von Cademario |
Geographie
Cademario liegt im oberen Malcantone auf der westlichen Seite des Vedeggiotals. Der höchste Punkt liegt auf einer Höhe von 974 Metern bei der Alpe Agra, der tiefste Punkt auf 374 Metern oberhalb Bioggio. Rund 16 Prozent der Landfläche Cademarios werden landwirtschaftlich genutzt, knapp 80 Prozent sind bewaldet. Das Klima ist aufgrund der besonnten und windgeschützten Lage mild, fast mediterran.
Die Nachbargemeinden sind im Norden Alto Malcantone, im Osten und Süden Bioggio und im Westen Aranno.
Geschichte
Das Gebiet um Cademario war bereits während der Eisenzeit besiedelt, wie ein 1939–1940 in La Forcora (zwischen Cademario und Aranno) ausgegrabenes Gräberfeld mit Brandbestattungen beweist. 1163 wird das Dorf erstmals als Cademerio erwähnt, 1335 als Cadelmario Superiore, um es von Cadelmario Inferiore zu unterscheiden, dem heutigen Bosco Luganese, das sich 1783 abtrennte. Zu Cademario gehören die Weiler Renera und Bogno. Früher gehört auch das Dorf Bioggio im Tal zur Gemeinde. Um 1000 besass der Bischof von Como in Cademario Güter und Rechte, die später zumindest teilweise an die Benediktinerabtei Sant’Abbondio in Como übergingen, deren Abt in Cademario ein Haus besass. musste in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts dem Herzog von Mailand 44 Soldaten stellen[5]
Ortsbürgergemeinde
Ehemalige Ortsbürgerfamilien sind Braga, De Mozo, De Tessia, Fontana (di Cademario), Gilardi, Indemini, Idempne, Lepori (De Leporibus), Magnoli, Orlando, Pomina, Rosso (del Rosso), Rubeo (del Rubeo), Rossi, Sarbore (del Sarbore) und Speranza.
Lebende Ortsbürgerfamilien
- Alberti (De Alberti), Bernardazzi, Carletta, De Vittori (Devittori, Vittori), Fontana (di Bosco Luganese), Jermini, Monti (Monte, Montinus), Moriggia, Panzera, Pianca (Planca, Piancha, Pyancha), Righetti, Vanetta.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||
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Jahr | 1599 | 1696 | 1801 | 1900 | 1950 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000[6] | 2005 | 2010 | 2014 | 2020 | |
Einwohner | 500 | 370 | 331 | 347 | 422 | 435 | 451 | 474 | 610 | 674 | 718 | 745 | 761 |
Wirtschaft
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Schon seit Jahrhunderten werden die Hänge vom Dorf bis nach Bioggio hinunter mit Reben bebaut. Die Rebberge bedeckten 1990 noch eine Fläche von 600 Aren und trugen 22'000 Rebstöcke. Manche Rebberge mussten in den letzten Jahrzehnten den zahlreichen Zweitwohnsitze weichen, die sich heute weit den Hang hinunterziehen. Von der einst bewirtschafteten Alpe Agra im Wald oberhalb des Dorfes ist nur der Name geblieben, alle Gebäude sind verschwunden. Cademario war wegen der einzigartigen und von Nordwind geschützten Aussichtslage, des milden Klimas und der ganztägigen Besonnung in den 1910er-Jahren eines der ersten Dörfer des Luganese, das für den Tourismus entdeckt wurde.
Sehenswürdigkeiten
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- Alte Pfarrkirche Sankt Ambrosius (Sant’Ambrogio vecchio) und Friedhof: Die romanische Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert und wurde wahrscheinlich auf den Grundmauern einer älteren Kirche im 13. Jahrhundert erbaut. Im 14. Jahrhundert wurde sie mit einem Seitenschiff ergänzt und mit Fresken ausgeschmückt, von denen sich Reste erhalten haben. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche ein weiteres Mal erweitert. Ihre Achse wurde dabei nach Norden gedreht, ein rechteckiger Chor wurde angebaut sowie das Bodenniveau angehoben. Das letzte Mal renoviert wurde die Kirche 2004. Sie ist im Kulturgüterschutz-Inventar der Schweiz gelistet[7][8] und Friedhof
- Fresken in Sant’Ambrogio vecchio
- Fresko der Kreuzigung
- Fresko Sant’Ambrogio
- Fresko der Sant’Agata
- Pfarrkirche Sant’Ambrogio (ehemalige Santa Maria del Popolo)[7][9] Sie entstand im frühen 17. Jahrhundert, später wurde sie vergrössert und 1833 neu geweiht.
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- Kurhaus Cademario, Architekten: Arnoldo Ziegler, Achille Galli. 1914 errichtete der Naturheilarzt Adolf Keller auf einer Höhe von 850 Metern inmitten eines 10'000 m² grossen Parks hoch oberhalb des Dorfes das Kurhaus Cademario, das damals höchstgelegene Kurhaus des Kantons.[7] Keller setzte auf die Methoden des Naturheilers Arnold Rikli (1823–1906). Fleisch und Alkohol waren untersagt, dafür gab es vegetarische Diätkost, Kräutertee und Sonnenbäder, streng nach Geschlechtern getrennte Frischluft-Gymnastik und Barfuss-Spaziergänge zu allen Jahres- und Tageszeiten sowie Bäder im ungeheizten Freiluft-Schwimmbad, dem ersten des Kantons[10] Zum Kurhaus gehört eine von Keller angelegte Parkanlage mit der bedeutendsten Kakteensammlung des Kantons Tessin. 1917 wurde das Kurhaus zusammen mit dem Kurhaus Monte Bré zur Kuranstalten A. G. vereinigt. Die ärztliche Leitung hatte Keller, die wirtschaftliche Max Pfenning. In den Jahren 1924/25 wurde das Kurhaus durch den Anbau des Westflügels erweitert. Keller betrieb das Kurhaus bis zu seinem Tod 1969. Noch zwei Generationen wurde das Haus von der Familie Keller geleitet. In den 1980er und 1990er Jahren wurde ein modernes, der Öffentlichkeit zugängliches Wellnesszentrum gebaut. 2006 kam es in den Besitz der Hotelgruppe Tessal SA. Für gut 30 Millionen Franken wurde es während vier Jahren zu einem luxuriösen Wellness-Hotel umgebaut. Die Gebäudehülle ist nach wie vor denkmalgeschützt. Der unterste Teil der terrassenartig oberhalb des Kurhauses von Keller angelegten Gartenanlage mit Blumen und Kräutern musste Rasenflächen weichen. Erhalten hat sich die Aussichtsterrasse im obersten Teil und das Gewächshaus mit Kellers Kakteensammlung[7] neue Baute (1924/1925), Architekt: Otto Heidemann[11]
- Die Nekropole im Ortsteil Forcora ist im Kulturgüterschutz-Inventar der Schweiz gelistet[7][12]
- Naturreservat Alpe Agra, eingetragen im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung[13]
- Schalenstein im Ortsteil Quadrella (800 m ü. M.)[14]
Sport
Die Associazione Sportiva Cademario[15] (Abk. AS Cademario, Cademario oder im Dialekt "Canvée") ist ein im Jahre 1925 gegründeter Fussballverein. Er spielt derzeit (2017) in der 3. Liga der Federazione Ticinese di Calcio[16] Cademario wurde fünf Mal Meister der ehemaligen Malcantonesischen Liga in den Saisons 1944/45, 1945/46, 1953/54 und 1954/55 und 1958/59.
Persönlichkeiten
Literatur
- Franco Binda: Il mistero delle incisioni, Armando Dadò editore, Locarno 2013, ISBN 978-88-8281-353-6.
- Virgilio Chiesa: Cademario. In: Lineamenti storici del Malcantone. Tipografia Gaggini-Bizzozero, Lugano 1961.
- Bernardino Croci Maspoli: Cademario. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. November 2004.
- Paolo Norsa: L’antico Comune di Cademario. Tipografia Rezzonico-Pedrini, Lugano 1945.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 395–397.
- Fabrizio Panzera und andere: I cento anni del Kurhaus di Cademario. in «Arte&Storia», 14. Jahrgang, Nummer 63, Edizioni Ticino Management, Hrsg.: Giorgio Mollisi, Lugano November 2014.
- Giovanni Maria Staffieri: Cademario. In: Malcantone. Testimonianze culturali nei comuni malcantonesi. Lugano-Agno 1985, S. 89, 90–93, 95.
- Celestino Trezzini: Cademario In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2, Brusino – Caux, Attinger, Neuenburg 1924, S. 468–469 (Digitalisat), (abgerufen am 11. Juli 2017).
Weblinks
- Cademario auf der Plattform ETHorama
- Webauftritt der Gemeinde Cademario
- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Cademario (italienisch)
- Cademario: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Cademario auf elexikon.ch
- 15. April 1494 Verkauf, Carta vendicionis (italienisch) auf ti.ch/archivio-pergamene (abgerufen am 22. Januar 2017).
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Cademario auf biblio.unibe.ch/digibern/hist_bibliog_lexikon_schweiz (abgerufen am 11. Juli 2017).
- Bernardino Croci Maspoli: Cademario. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Februar 2005.
- Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 395–397.
- Alte Pfarrkirche Sankt Ambrosius
- Pfarrkirche Sant’Ambrogio (ehemalige Santa Maria del Popolo)
- Kurhaus Cademario
- Fabrizio Panzera u. a.: I cento anni del Kurhaus di Cademario. Una tradizione che continua Edizioni Ticino Management, anno 14, numero 63, Lugano novembre 2014
- Nekropole bei Forcora
- Decreto di protezione dello Stagno Agra
- Franco Binda: Il mistero delle incisioni, Armando Dadò editore, Locarno 2013, S. 48–49.
- Associazione Sportiva Cademario (italienisch) auf ascademario.ch
- Federazione ticinese di calcio - Federazione ticinese di calcio. Abgerufen am 20. Januar 2017 (italienisch).