CIPRA
Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA – französisch für Commission Internationale pour la Protection des Alpes – ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit über 100 Organisationen im gesamten Alpenraum. Sie setzt sich für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen ein.
Internationale Alpenschutzkommission Commission Internationale pour la Protection des Alpes (CIPRA) | |
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Rechtsform | nichtstaatliche Dachorganisation |
Gründung | 1952 |
Sitz | Schaan, Liechtenstein |
Schwerpunkt | Alpenkonvention (intl. Abk.) |
Aktionsraum | Alpenraum/Alpenanrainerstaaten |
Mitglieder | > 100 Organisationen |
Website | cipra.org |
Die Internationale Alpenschutzkommission und die Alpenkonvention werden oft verwechselt, und tatsächlich sind beide eng miteinander verbunden. Seit ihrer Gründung 1952 hat die CIPRA eine Konvention für die Alpen gefordert und die Entstehung und Umsetzung in den 1990er Jahren kritisch begleitet. Sie ist als Beobachterorganisation in die Gremien der Alpenkonvention eingebunden.
Ziele und Tätigkeiten
Die CIPRA verfolgt eine Doppelstrategie: Einerseits eine Entwicklung von oben mit der Alpenkonvention, anderseits eine Entwicklung von unten mit Projekten, Initiativen und Netzwerken. Das Gemeindenetzwerk «Allianz in den Alpen», der Verein «Alpenstadt des Jahres» und der Verein «Via Alpina» sind wichtige Partner für diese Aufgabe. Die Vermittlung von Informationen zum Alpenraum ist eine der wichtigsten Aufgaben der CIPRA. Dazu dienen die Website, das Themenheft SzeneAlpen, der Newsletter alpMedia sowie zahlreiche weitere Publikationen und Veranstaltungen. Die CIPRA hat ihre Wurzeln im Naturschutz. Darüber hinaus legt sie einen Schwerpunkt auf soziale, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Themen wie Ressourcenmanagement, Energie und Mobilität, Partizipation, Gender- oder Suffizienzfragen. Sie betreut und setzt Projekte zu folgenden Schwerpunktthemen um, immer mit Bezug zum Alpenraum: Natur und Mensch, Soziale Innovation, Wirtschaft im Wandel und Alpenpolitik.
Organisation
Ländervertretungen
Die CIPRA hat sieben nationale Vertretungen und eine regionale Vertretung, und zwar in Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Österreich, der Schweiz, Slowenien und Südtirol. Diese sind eigenständige Organisationen und fungieren als Schnittstellen zu den Mitgliedern und der nationalen Politik. Der Niederländische Umweltgruppe für die Alpen (Nederlands Milieugroep Alpen) ist förderndes Mitglied. Die Geschäftsstelle von CIPRA International befindet sich in Liechtenstein.
Mitgliedsorganisationen
Rund 100 Organisationen und Institutionen sind unter dem Dach der CIPRA. Dazu gehören vor allem andere Umweltorganisationen und Institute, aber im Falle von Österreich auch alle neun Bundesländer, in Frankreich Naturparks und in Slowenien Einzelmitglieder.[1]
Delegiertenversammlung
Oberstes Gremium der CIPRA ist die Delegiertenversammlung. In ihr haben alle nationalen Vertretungen je sechs Stimmen, die regionale Vertretung Südtirol zwei. Das fördernde Mitglied (Nederlandse Milieugroep Alpen) nimmt mit beratender Stimme teil. Die Delegiertenversammlung tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen.
Präsidium
Ein etwas schlankeres Gremium ist das Präsidium. In ihm hat jede nationale Vertretung zwei Stimmen, die regionale Vertretung der CIPRA Südtirol eine. Auch das Präsidium tagt jährlich. Bereits zur Tradition ist es geworden, dass vor der Präsidiumssitzung die Geschäftsführer der nationalen und regionalen CIPRA-Vertretungen zusammenkommen. Präsidentin der CIPRA ist derzeit (seit November 2014) Katharina Conradin aus der Schweiz, Vizepräsidenten sind Christian Baumgartner aus Österreich, Serena Arduino aus Italien, Miro Kristan aus Slowenien und Schatzmeister Hugo Quaderer aus Liechtenstein. Kaspar Schuler ist Geschäftsführer von CIPRA International, Barbara Wülser ist stellvertretende Geschäftsführerin.
Jugendbeirat
Der Jugendbeirat ist ein Beratungsorgan der Gremien, Geschäftsleitung und Geschäftsstelle von CIPRA International. Er wurde von der CIPRA Delegiertenversammlung in Bozen im Oktober 2013 ins Leben gerufen.
Geschichte
Die Internationale Alpenschutzkommission wurde am 5. Mai 1952 in Rottach-Egern, Deutschland, gegründet. Die Idee zur Gründung wurde in der Weltnaturschutzunion (IUCN) geboren. Unmittelbarer Auslöser waren geplante Grossprojekte im Nationalpark Gran Paradiso, Italien. Die CIPRA hatte von Anfang an eine sehr enge Bindung an die IUCN. Erster Präsident der IUCN war Charles Jean Bernard, der 1952 auch zum ersten Präsidenten der CIPRA gewählt wurde. Als Sekretär stand ihm bei der CIPRA Wolfgang E. Burhenne zur Seite, der ebenfalls in der IUCN tätig war. Noch im Jahre 1952 trat die CIPRA als Mitglied der IUCN bei. Trotzdem blieb die CIPRA eine selbständige Organisation, für die ein eigenes Reglement ausgearbeitet wurde.
Die Tätigkeit der CIPRA konzentrierte sich lange Zeit darauf, jährlich eine Sitzung abzuhalten. Zu den behandelten Themen wurden Resolutionen verfasst, auch konnten bereits erste Erfolge erzielt werden, z. B. konnte ein geplanter Kraftwerksbau im Val di Genova abgewehrt, die Krimmler Wasserfälle konnten erhalten werden.
Das CIPRA-Gremium war damals eine großteils homogene Gruppe von Naturwissenschaftlern. Manche arbeiteten nicht nur in der CIPRA, sondern auch in der IUCN zusammen. Die Kontakte wurden daher auf verschiedenen Ebenen gepflegt, unter anderem auch über einen regen Briefverkehr. Auch gab es bis um 1970 kaum einen personellen Wechsel, wodurch eine kontinuierliche Tätigkeit gesichert war und die freundschaftlichen Beziehungen gestärkt wurden.
Ende der 1960er Jahre zeichnete sich eine Krise ab. Nachdem 1973 sogar die Jahrestagung ausfiel, wurde im Herbst 1974 am Rande einer IUCN-Konferenz in Trient zum Thema «Die Zukunft der Alpen» beschlossen, die CIPRA auf eine breitere Basis von Trägerorganisationen mit einem mehrköpfigen Präsidium an der Spitze zu stellen. In jedem Land sollte eine CIPRA-Vertretung aufgebaut werden.
Österreich war das erste Land, das ein «nationales Komitee» gründete, und zwar am 4. April 1975. Im gleichen Jahr wurde intensiv über die Verkehrsprobleme im Alpenraum beraten, die Planung der «Alemagna»-Autobahn von Italien in Richtung österreichische Grenze wurde schon damals als Gefahr erkannt, der Kampf gegen diese Autobahn sollte zum – erfolgreichen – Dauerbrenner von CIPRA Österreich werden. Auch in den anderen Alpenländern bildeten sich zwischen 1975 und 1992 nationale Komitees.
In den 1980er Jahren positionierte sich die CIPRA neu. Sie setzte vermehrt auf Erfahrungs- und Informationsaustausch. 1990 wurde eine hauptamtlich geleitete Geschäftsstelle in Liechtenstein eingerichtet.
Seit ihrer Gründung wirkte die CIPRA darauf hin, der Alpenpolitik auf internationaler Ebene mehr Gewicht zu verleihen. Ein Meilenstein ist 1991 die Unterzeichnung der Alpenkonvention. Seither sitzt die CIPRA in deren Gremien als offizielle Beobachterin, liefert Ideen und Diskussionsgrundlagen zu aktuellen Themen und nimmt kritisch Stellung. Die allgemein gehaltene Rahmenkonvention, die inzwischen von allen Vertragsparteien ratifiziert wurde, wird durch so genannte Durchführungsprotokolle konkretisiert.
Themen und Trends
In den 1950er und 1960er Jahren kreisten die Debatten vor allem um den Natur- und Landschaftsschutz, den Fremdenverkehr sowie um das Thema Energie. In allen Bereichen ging es in erster Linie darum, bestimmte Bauvorhaben zu verhindern oder Gebiete unter Schutz zu stellen. Zudem wurde gerade auch im Tier- und Pflanzenschutz daran gearbeitet, einheitliche länderübergreifende Richtlinien zu erstellen. Dabei herrschte die Sichtweise vor, dass die Alpen in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben sollen. Ein besonderes Augenmerk wurde dem Schutz jener Gebiete geschenkt, die von wissenschaftlichem Interesse waren.
Im Zuge der Neuorientierung nach 1974 nahm die CIPRA hingegen eine ökologische Sichtweise ein, in der vor allem die Raum- und Landschaftsplanung an Bedeutung gewannen. Auch gab es zu diesem Zeitpunkt organisatorische Veränderungen, die sich auf die thematische Ausrichtung der CIPRA auswirkten. Auf den Jahresfachtagungen wurde nun anstelle von mehreren regionalen Projekten ein Generalthema in den Mittelpunkt gerückt, welches länderübergreifend behandelt wurde.
Dieser Aspekt wurde in den 1980er Jahren weiter ausgebaut. Das Thema sollte nun «brisant» sein, in Verbindung zum Tagungsort stehen und von überregionalem Interesse sein. Auch wurde zu diesem Zeitpunkt der Schritt zu einer ganzheitlichen Betrachtung von Natur- und Umweltschutz im Alpenraum vollzogen. Dies schlug sich in den Bemühungen um eine Alpenkonvention nieder. Nicht nur die zu schützende Landschaft war wichtig, sondern auch der dort lebende Mensch. Es fand daher eine Öffnung hin zu sozioökonomischen Themen statt.
Die Delegierten erörterten Fachfragen lange Zeit ausschließlich auf den jährlich stattfindenden Sitzungen, die ab dem Ende der sechziger Jahre «Tagungen» oder «Jahresfachtagungen» genannt wurden. Diese fanden abwechselnd in einem der beteiligten Länder statt. In der Regel erstreckten sie sich über zwei bis drei Tage und beinhalteten häufig auch Exkursionen in die nähere Umgebung des Tagungsortes. Heute werden auswärtige Referenten geladen, die Tagung ist öffentlich zugänglich. Die Jahresfachtagung war in früheren Jahrzehnten das Ereignis des Jahres, da sich die Tätigkeit der CIPRA darauf konzentrierte. Seit den 1990er Jahren hat sich das Tätigkeitsfeld der CIPRA stark erweitert. Immer noch ist die Jahresfachtagung aber ein wichtiger Treffpunkt, wo ein fachlicher Austausch zwischen Vertretern aus verschiedenen Ländern stattfindet.
Sprachen
Bei der Gründung im Jahr 1952 wurden Deutsch und Französisch als «Amtssprachen» festgelegt. Diese Beschränkung auf eine Zweisprachigkeit – obwohl auch italienische und slowenische Vertreter bei der CIPRA waren – wurde von einigen Mitgliedern als Mangel gewertet. Ende der 1980er Jahre fand unter Präsident Mario F. Broggi eine Öffnung statt. Die Kontakte zum italienischen und slowenischen Raum wurden intensiviert. Mit der Errichtung einer hauptamtlich geführten Geschäftsstelle war auch die Garantie verbunden, dass die Kontakte gepflegt werden konnten. Dies führte dazu, dass Italienisch 1990 und Slowenisch 1992 als offizielle CIPRA-Sprachen anerkannt wurden. Heute kommuniziert die CIPRA konsequent auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Slowenisch sowie teils auf Englisch.
Partner
Die CIPRA arbeitet mit einem internationalen Netzwerk von Organisationen, Institutionen und Privatpersonen, deren Ziele darin liegen, das ökologische Gleichgewicht, wirtschaftliche Stabilität und sozialen Fortschritt in den Bergregionen weltweit in Einklang zu bringen.
Netzwerke
- Alpenstadt des Jahres[2] ist ein Verein, in dem sich die Alpenstädte, die den Titel „Alpenstadt des Jahres“ verliehen bekommen haben, zusammengeschlossen haben. Dieser Titel zeichnet für besonderes Engagement bei der Umsetzung der Alpenkonvention aus. Seit 1997 wird er von einer internationalen Jury vergeben. Alpenstadt des Jahres kann jede Stadt im Geltungsbereich der Alpenkonvention werden, die Bereitschaft zeigt, die Alpenkonvention in die Praxis umzusetzen. Die CIPRA ist seit der Gründung in der Jury vertreten und betreut seit 2003 die Geschäftsstelle des Vereins.
- Das Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“[3] ist ein Zusammenschluss von rund 300 Gemeinden und Gemeindeverbänden, die sich gemeinsam dafür einsetzen, die Alpen als zukunftsfähigen Lebensraum zu gestalten. Die CIPRA war 1997 an der Gründung des Gemeindenetzwerks beteiligt und nahm zwischen 2000 und 2014 einen Teil der Sekretariatsaufgaben und das Projektmanagement für das Netzwerk wahr.
- Zentralasiatische Bergdorfallianz ist ein Gemeindenetzwerk in Zentralasien, das im Juni 2003 nach dem Vorbild des Gemeindenetzwerks „Allianz in den Alpen“ gegründet worden ist. In diesem zentralasiatischen Gemeindenetzwerk geht es wie bei der Schwesterorganisation in den Alpen um nachhaltige Entwicklung in Berggemeinden und um den Erfahrungsaustausch, insbesondere im Bereich Energie, wie zum Beispiel dem Bau von Öfen und der Isolierung von Häusern.
- Die Via Alpina[4] ist ein grenzüberschreitender Wanderweg von Triest/I nach Monaco. Die insgesamt fünf Weitwanderwege sind Begegnungsorte, Erfahrungswege der alpinen Lebens- und Naturräume und physische Verbindung zwischen allen acht Alpenländern. Der Verein wurde im Jahr 2000 von einem Zusammenschluss alpiner Vereine und Gebietskörperschaften unter der Leitung des französischen Vereins «Grande Traversée des Alpes» ins Leben gerufen. 2014 hat CIPRA International die Koordination übernommen, um das Angebot weiter zu pflegen und zusätzlich mit den Themen der nachhaltigen Entwicklung anzureichern.
Auszeichnungen
- 1995 – Umweltpreis in Gold der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer Arge Alp
- 1998 – Gold Star der European Federation of the Associations of Tourism Journalists FEDAJT
- 1998 – TUI Internationale Umwelt Auszeichnung der Touristik Union International TUI
- 2001 – Grosser Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz der Binding Stiftung, Schaan
- 2002 – Alp Web Award des Club Alpino Italiano
- 2012 – Nachhaltigkeitspreis der Königlichen Nederlandse Klim- en Bergsport Vereniging.[5]
- 2014 – Mobilitätspreis des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) für die Pilotregion Alpenrheintal des Projekts Alpstar[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Webseite der CIPRA zu ihren Mitgliedsorganisationen
- Alpenstadt des Jahres
- Website von Allianz in den Alpen
- Webseite der CIPRA zum Netzwerk der Via Alpina
- Königlich Niederländische Kletter- und Bergsportvereinigung (NKBV)
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.