Burkhardsfelden

Burkhardsfelden ist ein Ortsteil der Gemeinde Reiskirchen im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Burkhardsfelden
Gemeinde Reiskirchen
Höhe: 223 m ü. NHN
Fläche: 7,29 km²[1]
Einwohner: 985 (30. Jun. 2019)[1]
Bevölkerungsdichte: 135 Einwohner/km²
Postleitzahl: 35447
Vorwahl: 06408
Burkhardsfelden
Burkhardsfelden

Geografische Lage

Der Ort liegt südwestlich des Hauptortes im Busecker Tal in Oberhessen. Westlich verläuft die Bundesautobahn 5, durch den Ort führt die Landesstraße 3129.

Geschichte

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Burkhardsfelden unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]

  • Burchardesuelt (1150) [Fälschung Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1336]
  • Burchardesuelden, in (1210) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 7]
  • Burchardesuelde, in villa (1210) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 7]
  • burcartsueelde, in (1248/1249) [Baur, Güterverzeichnis Mainz, S. 564]
  • Borkardesuelde (1275) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 147]
  • Buorcarsvelde, de (1281) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, Nr. 395]

Chronik

Die älteste bekannte und gesicherte schriftliche Erwähnung von Burkhardsfelden erfolgte unter dem Namen Burchardesuelden im Jahr 1210 in einer Urkunde des Klosters Arnsburg.[2] Die Kirche in Burkhardsfelden wird als Kapelle schon 1238 erwähnt.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über das Busecker Tal:

„Busecker Thal (L. Bez. Giessen) Landstrich. Das Busecker Thal besteht aus 9 Orten: Altenbuseck, Großenbuseck, Albach, Beuern, Bersrod, Burkhardsfelden, Oppenrod, Reißkirchen und Rödchen, die zusammen 5675 Einwohner haben. – Die Vierer und Ganerben von Buseck kamen 1332 unter landgräfliche Gerichtsbarkeit. Sie haben aber niemals als Landsassen, sondern als unmittelbare Reichssassen angesehen seyn wollen. Im Jahr 1547 entstanden darüber große Streitigkeiten, und in dem 1576 erfolgten Vergleich erkannten zwar die Einwohner die landesfürstliche Hoheit des Landgrafen an, aber von dem Landgrafen wurde die Gerichtsbarkeit der von Buseck als ein unbestrittenes kaiserliches Lehen anerkannt. Neue Steitigkeiten veranlaßten 1706 den kaiserlichen Reichshofrath, den Vergleich aufzuheben, und das Busecker Thal für ein unmittelbares kaiserliches Lehen zu erklären, die Andersgesinnten mit 50 Mark löthigen Geldes als Strafe zu belegen, und die Aufrechthaltung dieses Beschlusses mehreren benachbarten Reichsständen zu übertragen. Hierauf wandte sich der Landgraf an die Reichsversammlung zu Regensburg, worauf 1725 dem Hause Hessen-Darmstadt die Geichtsbarkeit, nebst der Lehensherrlichkeit, als eine beständige kaiserliche Commission aufgetragen, und der Vergleich von 1576 bestätigt wurde. Im Jahr 1827 hat die Freiherrliche Familie von Buseck die ihr zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit im Busecker Thal an den Staat abgetreten.“[3]

Burkhardsfelden Alte Schule mit Dorfplatz
Burkhardsfelden Altes Backhaus

sowie über Burkhardsfelden:

„Burkhardsfelden (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 2 St von Giessen und gehört dem Freiherrn von Buseck, hat 93 Häuser und 599 Einw., die bis auf 2 Kath. und 38 Juden evangelisch sind. Im Jahr 1811 wurde in der Nähe ein Seeadler (aquila ossifraga) geschossen. – Der Ort kommt 1150 vor, zu welcher Zeit ein Graf von Kleeberg seine dasige Leibeigene dem Kloster Schiffenberg schenkte. Im 15. Jahrhundert gehörte Burkhardsfelden zur Winneröder Kirche. Die Freiherrliche Familie von Buseck hat 1827 die ihr zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat abgetreten.“[4]

Gebietsreform

Zum 1. April 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Burkhardsfelden im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Reiskirchen eingegliedert.[5] Für Burkhardsfelden wurde wie für die übrigen Ortsteile Reiskirchens ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Burkhardsfelden lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7][8]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Burkhardsfelden das „Patrimonialgericht der Freiherren zu Buseck“ in Großen-Buseck zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Aber erst ab 1827 wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit durch das „Landgericht Gießen“ im Namen der Freiherren ausgeübt. Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13]

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[14] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen des Amtsgerichts Gießen, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerzahlen

 1577:29 Hausgesesse[2]
 1630:4 zweispännige, 20 einspännige Ackerleute, 3 Witwen, 17 Vormundschaften[2]
 1669:178 Seelen[2]
 1742:ein Geistlicher/ Beamter, 61 Untertanen, 12 Junge Mannschaften, 2 Beisassen/ Juden[2]
 1800:386 Einwohner[9]
 1806:383 Einwohner, 72 Häuser[11]
 1829:599 Einwohner, 93 Häuser[4]
 1867:539 Einwohner, 101 Häuser[15]
Burkhardsfelden: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2018
Jahr  Einwohner
1800
 
386
1806
 
383
1829
 
599
1834
 
593
1840
 
661
1846
 
699
1852
 
710
1858
 
692
1864
 
533
1871
 
569
1875
 
567
1885
 
543
1895
 
624
1905
 
718
1910
 
750
1925
 
674
1939
 
725
1946
 
1.011
1950
 
982
1956
 
914
1961
 
904
1967
 
968
1970
 
?
1980
 
?
1990
 
?
2004
 
1.071
2011
 
984
2012
 
1.033
2015
 
1.015
2018
 
1.004
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; nach 1980: Gemeinde Reiskirchen (HW+NW-Sitze) im Haushaltsplan Vorbericht[16]; Zensus 2011[17]

Religionszugehörigkeit

 1829:559 evangelische (= 77,10 %), 2 katholische (= 0,28 %), 38 jüdische (= 5,24 %) Einwohner[4]
 1961:503 evangelische (= 55,64 %), 69 katholische (= 7,63 %) Einwohner[2]

Erwerbstätigkeit

 1961:Erwerbspersonen: 142 Land- und Forstwirtschaft, 256 Prod. Gewerbe, 65 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 43 Dienstleistungen und Sonstiges.[2]

Literatur

Commons: Burkhardsfelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Haushaltsplan 2020. (PDF; 12 MB) In: Webauftritt. Gemeinde Reiskirchen, S. 14 (Vorbemerkungen), abgerufen im August 2020.
  2. Burkhardsfelden, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 28. September 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 2. Juni 2018.
  3. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 46 (Online bei google books).
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 46 (Online bei google books).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 364.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 143 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Reiskirchen, abgerufen im August 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  9. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 182 (Online in der HathiTrust digital library).
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
  11. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 221 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  14. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  15. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 18 (Online bei google books).
  16. Haushaltspläne der Gemeinde Reiskirchen. Vorbericht: Statistische Angaben. Abgerufen im Februar 2020.
  17. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 48;.
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