Buniamshof
Der Buniamshof ist nach der Lohmühle Lübecks zweitgrößtes Stadion und Schleswig-Holsteins größtes Leichtathletik-Stadion. Aus diesem Grund finden auf dem Buniamshof auch regelmäßig regionale und nationale Leichtathletikmeisterschaften statt. Der Sportplatz verfügt als einziger in Schleswig-Holstein über eine Tartanbahn mit acht Rundbahnen, weshalb hier auch nationale und internationale Meisterschaften und Länderkämpfe stattfinden. Die Anlagen werden regelmäßig von den Vereinen LBV Phönix, MTV Lübeck und der Lübecker Turnerschaft als Trainings- und Wettkampfort genutzt. Seit 1990 tragen auch die American-Football-Spieler der Lübeck Cougars hier ihre Heimspiele in der 2. Bundesliga aus. Das Stadion hat insgesamt 8549 Plätze, davon überdachte 1134 Sitz- und 200 Stehplätze sowie 7415 nicht überdachte Stehplätze.
Buniamshof | ||
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Buniamshof 2021 | ||
Daten | ||
Ort | Lübeck Deutschland | |
Koordinaten | 53° 51′ 29,8″ N, 10° 40′ 52,8″ O | |
Eigentümer | Hansestadt Lübeck | |
Eröffnung | 1914 | |
Renovierungen | 2008 | |
Kapazität | 8549 Plätze | |
Heimspielbetrieb | ||
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Lage | ||
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Geschichte
Der Buniamshof ist benannt nach einer angrenzenden, zwischen 1614 und 1618 entstandenen Bastion der Lübecker Bastionärbefestigung (eigentlich Bonnies Hof), in der 1926 die benachbarte Freilichtbühne Lübeck angelegt wurde. Die städtebauliche Situation, die den Bau ermöglichte, war geprägt durch den Bau des Elbe-Lübeck-Kanals bis 1900 und die Verlegung des Lübecker Bahnhofs zum neuen Hauptbahnhof 1908. Zwischen den baumbestandenen Wallanlagen auf der Nord- und Ostseite sowie dem von einer Allee begleiteten alten Eisenbahndamm auf der Westseite öffnete sich ursprünglich eine versumpfte Wiese zwischen Lübecker Stadtgraben und Trave.
Der Buniamshof wurde 1910/11 von dem Gartenarchitekten Erwin Barth entworfen. Es war Barths letztes Werk in Lübeck. Die Planung des Platzes war Teil einer sozialorientierten Reformbewegung zur Nutzung öffentlicher Grünanlagen.[1] Er war einer der ersten kommunalen Sportplätze Deutschlands. Der Platz war ausschließlich für das organisierte Spiel geplant – im Gegensatz zu den sonst zu jener Zeit üblichen Spielwiesen.[2] Barth entwickelte die Sportanlage in Zusammenarbeit mit einem Turnlehrer. Die Anlage bestand ursprünglich aus vielen Sportplätzen für verschiedene Sportarten[3]: es gab zwei Fußballplätze (A), vier Schlagballplätze (B), zwei Faustballplätze (C), sechs Tennisplätze (D), fünf Sprungbahnen (E), einen Ringkampf-Platz (F), einen Turnplatz (G) mit Geräteschuppen (H), einen Platz zum Steinstoßen (I), alles umgeben von einer Laufbahn, die auch als Radfahrbahn (L) gedacht war. Auch ein Kinderspielplatz (K) war vorhanden. Durch Barths Weggang nach Berlin 1911 leitete sein Nachfolger Harry Maasz die Fertigstellung des Platzes. Die offizielle Einweihung erfolgte am 14. Juni 1914 beim 60-jährigen Stiftungsfest der Lübecker Turnerschaft von 1854[4], in der bis zur sogenannten Reinlichen Scheidung 1923 neben Turnen auch Ballsportarten betrieben wurden.
Die weiträumige Anlage bot auch Platz für außersportliche Veranstaltungen. So wurden beispielsweise die alljährlichen Feierlichkeiten anlässlich des Kaisergeburtstages während des Ersten Weltkriegs vom Burgfeld, auf dem nun das Barackenlazarett errichtet worden war, auf dem Buniamshof verlegt. Für die in diesem Weltkrieg Gefallenen der Lübecker Turnerschaft gestaltete Hans Schwegerle Anfang der 1920er Jahre das auf dem Buniamshof stehende Ehrenmal.
Am 13. September 1925 fanden auf dem Sportplatz Buniamshof die jährlichen Kampfspiele, Vorgänger der heutigen Bundesjugendspiele, der Lübecker Schulen statt. Die Veranstaltung, an der etwa 2000 Schülerinnen und Schüler aller Lübecker Schulen teilnahmen, sollte zeigen, wie Turnen und Sport Einzug in die Schulen gehalten hatte. Ganz besonders gefielen die Massenübungen der Knaben und Mädchen. In Säulen marschierten die einzelnen Abteilungen vor dem Podium auf, und unter den Klängen der Polizeikapelle wurden die gymnastischen Freiübungen ausgeführt.
Der lübeckische Verein für Luftfahrt[5] hatte im Ersten Weltkrieg seinen ersten Ballon „Lübeck“ für Kriegszwecke abgeben müssen und nicht wieder erhalten. Erst Jahre später wurde der Verein durch die „Reise-Brief-Lotterie“ in die Lage versetzt, einen neuen Ballon zu beschaffen. Nachdem Heinrich Kühne am 30. Mai 1926 auf dem Buniamshof die Taufrede hielt, vollzog Frau Möller, Gattin des zweiten Vorsitzenden des Vereins, die Taufe auf den Namen „Lübeck“ mittels flüssiger Luft. Als Teil der programmmäßigen Veranstaltungen der 700-Jahrfeier der Stadt hoben auch die Ballons der beiden anderen Hansestädte zu einer Zielfahrt mit Auto- und Motorradverfolgung ab.[6]
Da 1932 der Markt zur Abhaltung einer Veranstaltung im Wahlkampf zur Reichstagswahl November 1932 den Organisatoren der NSDAP zu klein war und der von der Stadt hierfür alternativ angebotene Buniamshof zu weit entfernt war, wurde diese dann in Bad Schwartau abgehalten.[7] Am 26. Mai 1933 war der Buniamshof Schauplatz der Lübecker Bücherverbrennung.[8]
1961 fand am Buniamshof die Parade zum zehnjährigen Bestehen des Bundesgrenzschutz und abends auf dem Feld ein Großer Zapfenstreich statt. 1971/72 baute die Lübecker Turnerschaft auf einem Teil des Geländes an der Possehlstraße eine neue Mehrzweckhalle mit Vereinsräumen und Gaststätte.
Im Jahr 2004 erhielt der Buniamshof eine neue Tartanbahn, 2008 erfolgte eine komplette Sanierung der großen Haupttribüne aus den 1960er Jahren. Durch Bewegungen im Untergrund war die Tribüne in den vergangenen Jahren abgesackt, außerdem drohte das Dach einzustürzen. Um die nötige Standsicherheit wiederherzustellen, wurde in einem aufwendigen Verfahren der Boden unter der Tribüne ausgetauscht. Die Tragkonstruktion des Tribünendaches bekam zudem eine Verstärkung. Das Dach erhielt eine neue Eindeckung. Um dem Stadion mehr Transparenz nach außen zu verleihen, erhielt die Fassade zur Possehlstraße eine neue Glasfront, die vorbeifahrenden Auto- und Fahrradfahrern einen Blick direkt auf den Stadionrasen ermöglicht. Zudem bauten die Handwerker neue Sitzbänke ein, führten umfangreiche Malerarbeiten am Regieturm durch und brachten die Fernmeldetechnik auf den neuesten Stand. Der Umbau dauerte insgesamt sieben Monate. Hierfür investierte die Stadt Lübeck insgesamt 1.283.000 Euro. Zusätzlich steuerten verschiedenen Stiftungen 160.000 Euro bei. Dabei wurde auch Wert auf eine behindertengerechte Gestaltung gelegt.
2009 fanden zuletzt überregionale Leichtathletikmeisterschaften auf dem Buniamshof statt. Die Norddeutschen Meisterschaften der A-Jugend und A-Schüler lockte zahlreiche junge Talente in das Leichtathletikstadion.
Im Jahr 2021 wurde das Stadion Fußball-Regionalliga-tauglich umgebaut. Die Stadt hatte dem 1. FC Phönix den Buniamshof als Ausweichspielstätte für eine Übergangszeit angeboten, um dem Verein den Aufstieg in die Regionalliga Nord zu ermöglichen. Das alte Phönix-Stadion, ein ehemaliger Flugplatz an der Travemünder Allee, genügte den Anforderungen der Liga nicht und musste umgebaut werden. Für rund 90.000 Euro wurde am Buniamshof daher ein eingezäunter Gäste-Fan-Bereich mit 300 Plätzen geschaffen. Die Hansestadt trug 80.000 Euro der kosten, Phönix 10.000 Euro.[9]
Veranstaltungen
- Landesmeisterschaften Leichtathletik
- Norddeutsche Meisterschaften Leichtathletik
- Deutsche Meisterschaften Leichtathletik
- Länderkämpfe Junioren Leichtathletik
- Bundesligaspiele der Lübeck Cougars
- Landessportfest für Menschen mit Behinderung
- Senatsstaffeltag der Lübecker Schulen
Weblinks
- Grundriss und Ansicht des Sportplatzes beim Architekturmuseum der Universitätsbibliothek Berlin
Anmerkungen
- Adrian von Buttlar, Margita Marion Meyer: Historische Gärten in Schleswig-Holstein. Neumünster: Boyens 1996, S. 432
- Dieter Radicke: Erwin Barth. Gärten, Parks, Friedhöfe: Katalog zur Ausstellung. Berlin: Universitätsbibliothek, Technische Universität Berlin 1980 ISBN 9783798307421, S. 77
- Siehe den Plan
- Buniamshof, in: Antjekathrin Graßmann: Lübeck-Lexikon, Lübeck: Schmidt-Römhild 2006, S. 64
- Lübecker Verein für Luftfahrt e.V.
- Wilhelm Dahms: Taufe des Ballon Lübeck und Ballon-Zielfahrt. In: Vaterstädtische Blätter. Jahrgang 1925/26, Nr. 18, Ausgabe vom 6. Juni 1926, S. 75.
- Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. (= Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Reihe B Band 14), Verlag Schmidt-Römhild, 1986, ISBN 3-7950-0452-7
- Als auch in Lübeck Bücher „festlich“ vernichtet wurden, abgerufen am 11. August 2013
- Buniamshof wird für 90 000 Euro umgebaut: Stadion im April fertig. Lübecker Nachrichten, 10. März 2021, abgerufen am 7. April 2021.