Brechsträucher
Die Brechsträucher (Psychotria) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Sie ist pantropisch verbreitet und enthält 800 bis 1830 Arten.
Brechsträucher | ||||||||||||
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Psychotria vogeliana | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Psychotria | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Die Psychotria-Arten wachsen als Sträucher, kleine Bäume oder Lianen und selten auch als krautige Pflanzen. Ihre Rinde ist braun oder grau und blättert nicht ab. Die Laubblätter stehen gegenständig, sind ungeteilt, ganzrandig oder gesägt und gefiedert geädert. Wenn Haare vorhanden sind, sind diese einfach gebaut. Nebenblätter sind vorhanden und können mit der Sprossachse verwachsen sein. Stelz- oder Brettwurzeln, Stacheln oder Exsudation kommen nicht vor.
Es werden seiten- oder endstände, köpfchen, einfache oder zusammengesetzte zymöse Blütenstände gebildet. Die zwittrigen, vier- oder sechszähligen Blüten weisen einem Durchmesser von 0,5 bis 3 Zentimeter eine doppelte Blütenhülle (Perianth) auf. Kelch und sind vorhanden und jeweils. Die vier oder sechs Kronblätter sind glockig oder röhrenförmig verwachsen und auf der Innenseite behaart. Die vier bis sechs Staubblätter sind mit den Kronblättern verwachsen. Zwei oder selten vier Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen, mit getrennten Narben.
Die von den Kelchblättern gekrönte, fleischige Steinfrucht enthält ein oder zwei, selten vier Kerne (Samen).
Symbiosen
Einige Psychotria-Arten beherbergen symbiontische Bakterien in den Blättern, mit deren Hilfe sie Stickstoff fixieren können. Als Symbionten in den Blattknöllchen (englisch leaf nodules) nachgewiesen sind verschiedene Spezies der Bakteriangattung Burkholderia, etwa bei P. umbellata[1] oder bei P. kirkii (dort Candidatus Burkholderia kirkii).[2] P. nervosa ist dagegen natürlicherweise Burkholderia-frei und bei P. umbellata konnten künstlich Burkholderia-freie Pflanzen erzeugt werden.[1]
Systematik
Die Erstveröffentlichung des Gattungsnamens Psychotria erfolgte 1759 durch Carl von Linné in Systema naturae, 929, 1364. Der botanische Name Psychotria leitet sich von den griechischen Wörtern psyche für das Leben, Seele und trophein für ernähren ab. Synonyme für Psychotria L. sind: Antherura Lour., Aucubaephyllum Ahlb., Callicocca Schreb., Calycodendron A.C.Sm., Camptopus Hook. f., Cephaelis Sw., Chesnea Scop., Delpechia Montrouz., Douarrea Montrouz., Dychotria Raf., Eumachia DC., Eumorphanthus A.C.Sm., Eurhotia Neck. nom. inval., Furcatella Baum.-Bod. nom. inval., Galvania Vand., Gamotopea Bremek., Grumilea Gaertn., Mapouria Aubl., Megalopus K.Schum., Myrstiphylla Raf., Myrstiphyllum P.Browne, Naletonia Bremek., Nettlera Raf., Petagomoa Bremek., Pleureia Raf., Polyozus Lour., Psychotrophum P.Browne, Stellix Noronha, Straussia A.Gray, Suteria DC., Tapogomea Aubl., Trevirania Heynh., Uragoga Baill. [3][4]. Entsprechend der Auffassung welche Gattung noch eigenständig oder in Psychotria eingegliedert sind schwanken die Artenzahlen.
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Nicht mehr zu Psychotria gestellt werden:[4]
- Psychotria elata (Sw.) Hammel → Palicourea elata (Sw.) Borhidi
- Psychotria poeppigiana Müll. Arg. → Palicourea tomentosa (Aubl.) Borhidi
Nutzung
P. viridis wird als halluzinogene Droge genutzt.[8]
Das Homogenat der Blätter von P. insularum wird in der traditionellen Medizin Samoas als „Matalafi“ zur Behandlung von Entzündungen im Zusammenhang mit Fieber, Schwellungen, Wunden/Hautinfektionen, Elefantiasis, Erbrechen, Atemwegsinfektionen, Unterleibsschmerzen, sonstigen Körperschmerzen etc. Eine Studie ergab 2021, dass die entzündungshemmenden Eigenschaften ähnlich denen von Ibuprofen sein könnten. Als wirksame Komponenten wurden die Substanzen Rutin und Nicotiflorin (Kaempferol-3-O-Rutinosid[9]) identifiziert, die Eisenchelate bilden (vgl. Chelat-Therapie).[10]
Quellen
- Psychotria bei DELTA Tree and Shrub Genera of Borneo.(engl.)
- Psychotria bei Flora of Western Australia. (engl.)
Einzelnachweise
- Arne Sinnesael, Olivier Leroux, Steven B. Janssens, Erik Smets, Bart Panis, Brecht Verstraete: Is the bacterial leaf nodule symbiosis obligate for Psychotria umbellata? The development of a Burkholderia-free host plant. In: PLOS ONE, 16. Juli 2019, doi:10.1371/journal.pone.0219863, PMID 31310638
- Aurelien L. Carlier, Leo Eberl: The eroded genome of a Psychotria leaf symbiont: hypotheses about lifestyle and interactions with its plant host. In: Environ Microbiol, Band 14, Nr. 10, 14. Oktober 2012, S. 2757–2769, doi:10.1111/j.1462-2920.2012.02763.x, PMID 22548823, Epub 2. Mai 2012
- Psychotria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Psychotria. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 10. Februar 2015.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Psychotria. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 10. Februar 2015.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Psychotria. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 10. Februar 2015.
- Tao Chen, Charlotte M. Taylor: Psychotria, S. 294 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 19 - Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 28. Februar 2011. ISBN 978-1-935641-04-9
- Psychotria viridis, auf: Psychotropicon vom 1. September 2011
- Nicotiflorin, auf: PubChem: CID 5318767
- Samoan Medicinal Plant May Be as Effective as Ibuprofen, Study Says, auf: sci-news vom 2. November 2021
Weblinks
- Steckbrief des Botanischen Gartens Tübingen.
- Field Museum Rapid Color Guide. (PDF-Datei; 355 kB)