Brauner Veilchenohrkolibri
Der Braune Veilchenohrkolibri oder Braun-Veilchenohrkolibri (Colibri delphinae), auch Telesillakolibri genannt, ist eine Art der Kolibris (Trochilidae). Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst Teile von Belize, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, auf Trinidad, Venezuela, Guyana, Suriname und Brasilien. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
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Brauner Veilchenohrkolibri | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Colibri delphinae | ||||||||||
(Lesson, RP, 1839) |
Merkmale
Der Braune Veilchenohrkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 11 bis 12 cm bei einem Gewicht der Männchen von 5,5 bis 8 g und der Weibchen von 6,1 g. Beide Geschlechter ähneln sich in der Gefiederfärbung, doch ist das Männchen in allen Ausmaßen deutlich größer, außer in der Schnabellänge. Ausgewachsene Braune Veilchenohrkolibris sind hauptsächlich gräulich braun, mit schöngefärbtem Grün am Rücken. Die Oberschwanzdecken sind dunkel, mit breiten zimtfarbenen Säumen. Den bronzegrünen Schwanz ziert ein grünlich schwarzes subterminales Band mit engen ockerfarbenen bis gräulichen Flecken. Ein violetter Fleck erstreckt sich von unterhalb des Auges bis über die Ohrdecken. Zügel und Ohrstrich sind gelbbraun bis weiß. Das Zentrum des Halses glitzert grün bis blau an den unteren Säumen. Der Schnabel ist schwarz, die Beine dunkelgrau. Jungvögeln unterscheiden sich von adulten durch zimtfarbene breite bzw. gelbbraune bis stumpf rötlich braune Säume an den meisten Rückenfedern. Außerdem ist der blauviolette Ohrfleck zu großen Teilen bis sogar vollständig durch eine dunkel graue Färbung ersetzt.[1]
Verhalten und Ernährung
Den Nektar beziehen die Vögel von unterschiedlichen Blüten, meist aber von kurzen Blumenkronen. Dies beinhaltet auch Bäume der Gattung Inga, Korallenbäume, Calliandra, Clusia und Warscewiczia, Epiphyten der Familie Marcgraviaceae, Kürbisgewächse der Gattung Gurania sowie Büsche der Gattung Cephaelis und Stachytarpheta. Meist befinden sich die Blüten in den mittleren Straten bis hoch in die Baumkronen. Gelegentlich besuchen sie auch sehr niedrig gelegene Blüten. Sie sind extrem territorial und dominieren vor allem andere kleinere Kolibriarten. Regelmäßig jagen sie kleinere Insekten, in dem sie von ihren Sitzplätzen aufbrechen. Oft schwirren auf Höhen der Baumwipfel und stürzen sich zur Jagd auf Insekten herab. Jagen sie an Flussströmen, so verlagert sich die Schwirrflughöhe und das Herabstürzens deutlich nach unten.[1]
Lautäußerungen
Der Gesang besteht typischerweise aus vier bis sieben lauten zweisilbigen tschit oder jit oder auch weicheren p'tip Lauten. Das Ganze dauert dann ca. zwei Sekunden. Diese Laute äußern sie unentwegt über einen langen Zeitraum. Flüssiges Geschnatter und glucksende Tönen gehören ebenfalls zu ihrem Repertoire.[1]
Fortpflanzung
Ihre Brutsaison ist in der späten Regen- und frühen Trockenzeit von November bis Mai in Costa Rica, von Dezember bis Januar im östlichen Venezuela, im November, April und Juni in Kolumbien. In Venezuela kann das Lek sogar bis in den April aufrechterhalten bleiben. Die Leks befinden sich in den Baumkronen an denen man in Intervallen drei bis acht Männchen in Höhen um die 30 bis 60 Meter Höhen antreffen kann. Diese Treffen können aber aus mehreren Dutzend Brauner Veilchenohrkolibris bestehen, die allerdings schnatternd über ein relativ großes Gebiet verteilt sind. Das kleine kelchförmige Nest wird aus Laub gebaut und an Zweigen oder kleinerem Gebüsch unter Bambus befestigt. Meist findet man es in Trinidad in ein bis zwei Meter über dem Boden.[1]
Verbreitung und Lebensraum
Der Braune Veilchenohrkolibri bewohnt die Baumkronen und Grenzen von feuchten Wäldern, hohe Sekundärvegetation, halboffenes Habitat wie Kaffeeplantagen und buschige Lichtungen. Meist sind sie hoch in den Bäumen unterwegs, verirren sich aber oft in Buschhöhe sowie Waldlücken und Lichtungen. Er bevorzugt hügelige Gegenden und niedrigere Bergregionen, doch saisonal trifft man ihn gelegentlich in den Tiefebenen. In Costa Rica stammen die meisten Berichte aus Höhen zwischen 100 und 1600 Meter, in Kolumbien in Höhen zwischen 100 und 2800 Meter, in Venezuela in Höhen zwischen 300 und 2000 Meter, in Ecuador in Höhen zwischen 1000 und 1800 Meter und in Peru in Höhen zwischen 700 und 1700 Meter.[1]
Migration
In den meisten Verbreitungsgebieten brüten sie in Höhen über 500 bis 900 Metern und wandern nach unten nach der Brutsaison. In Venezuela schwanke die Zahlen dramatisch unabhängig vom Monat oder Jahr mit teils hunderten von Männchen in der Sierra de Lema im Osten Bolívars in der Zeit von Dezember bis März.[1]
Unterarten
Die Art gilt als monotypisch.[2] Colibri delphinae greenwalti Ruschi, 1962[3] wird heute als Synonym für die Nominatform betrachtet.
Etymologie und Forschungsgeschichte
René Primevère Lesson beschrieb den Braunen Veilchenohrkolibri unter dem Namen Ornismya Delphinae. Den genauen Fundort kannte Lesson nicht.[4] Erst später wurde er der von Johann Baptist von Spix 1824 neu geschaffenen Gattung Colibri zugeschlagen, die dieser u. a. für den Amethystohrkolibri (Colibri serrirostris (Vieillot, 1816)) (Sym: Colibri crispus) einführte.[5] Dieser Name ist das spanische Wort für Kolibri und stammt wohl ursprünglich aus der Karibik.[6] Wem »delphinae« gewidmet ist, erschließt sich aus der Originalbeschreibung nicht. Da Lesson, in seinem Werk Musée Anaïs, ou choix de vues des monuments historiques de la Saintonge et de l'Aunis. Germaine de Staël im Zusammenhang mit seiner Tochter Anaïs erwähnt könnte der Name durch Delphine d'Albémar, der Heldin des Briefromans Delphine inspiriert sein.[7][A 1] »Greenewalti« ehrt Crawford Hallock Greenewalt, Sr. (1902–1993).[3]
Literatur
- Frank Garfield Stiles III, Guy M. Kirwan, Eduardo de Juana: Brown Violet-ear (Colibri delphinae). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona (englisch, hbw.com).
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- René Primevère Lesson: Oiseaux inédits. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 2, 1839, S. 43–45 (biodiversitylibrary.org).
- René Primevère Lesson: Musée Anaïs, ou choix de vues des monuments historiques de la Saintonge et de l'Aunis. Imprimerie de Henry Loustau Et Cie, Rochefort 1847 (books.google.de).
- Johann Baptist von Spix: Avium species novae, quas in itinere annis MDCCCXVII–MDCCCXX per Brasiliam jussu et auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae Regis Augustissini suscepto colleoit et descripsit. Band 1. Impensis editores, München 1824 (biodiversitylibrary).
- Augusto Ruschi: Um novo representante de Colibri (Trochilidae, Aves) da região de Andaraí no Estado da Bahia. In: Boletim do Museu de Biologia Mello Leitão. Nr. 32, 1962, S. 1–7 (boletim.sambio.org.br [PDF; 325 kB]).
Weblinks
- Colibri delphinae in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2018.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2016. Abgerufen am 20. September 2018.
- Factsheet auf BirdLife International
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Brown Violet-ear (Colibri delphinae) in der Internet Bird Collection
- Brauner Veilchenohrkolibri (Colibri delphinae) bei Avibase; abgerufen am 20. September 2018.
- Colibri delphinae im Integrated Taxonomic Information System (ITIS). Abgerufen am 2018-09-20.
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Brown Violet-ear (Colibri delphinae)
- Brauner Veilchenohrkolibri (Colibri delphinae) in der Encyclopedia of Life. Abgerufen am 8. Dezember 2021 (englisch).
Einzelnachweise
- Frank Garfield Stiles III u. a.
- IOC World Bird List Hummingbirds
- Augusto Ruschi, S. 2.
- René Primevère Lesson (1839), S. 44.
- Johann Baptist von Spix, S. 80
- James A. Jobling S. 113
- René Primevère Lesson (1847), S. VIII.
Anmerkungen
- Für diese These könnte folgende Argumente sprechen. 1) Lesson beschrieb den Orangeatzel (Mino anais), seiner Tochter gewidmet, im gleichen Artikel wie den Braunen Veilchenohrkolibri. 2) Germaine de Staël wird ausdrücklich im Zusammenhang Charles Henri Frédéric Dumont de Sainte Croix, dem Vater von Lessons zweiter Frau Clémence Marie und Großvater von Anaïs in Musée Anaïs erwähnt. 3) Lesson hatte auch in anderen Kolibrinamen einen Hang zur Literatur. So ist z. B. Amazilia eine Heldin aus einem Roman von Jean-François Marmontel gewidmet.