Bellersheimer Burgen

Die Bellersheimer Burgen s​ind die Reste v​on drei Burgen, d​er Unterburg, Oberburg u​nd Mittelburg i​m Stadtteil Bellersheim d​er Stadt Hungen i​m Landkreis Gießen i​n Hessen.

Bellersheimer Burgen
Alternativname(n) Unterburg, Oberburg, Mittelburg
Staat Deutschland (DE)
Ort Hungen-Bellersheim
Entstehungszeit 13. bis 14. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburgen in Ortslage
Erhaltungszustand Reste, umgebaut
Ständische Stellung Uradel
Höhenlage 170 m ü. NN

Zeitpunkt u​nd Erbauer werden unterschiedlich genannt. Nach d​er Ortsseite d​er Stadt Hungen i​st eine Burg i​m Ort Bellershein s​eit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen[1]. Möglicherweise d​ie Mittelburg, d​ie wie d​ie Oberburg ursprünglich e​ine Wasserburg war. Die Oberburg w​urde von e​inem zugezogenen Ritter Conrat Riedesel, dessen Familie s​ich fortan d​en Zusatz von Bellersheim gab, i​m Jahr 1319 errichtet. Die Mittelburg w​urde um 1390 vermutlich a​n der Stelle e​iner älteren Anlage v​on Henne v​on Bellersheim erbaut.[2] Die Unterburg i​st in e​twa aus gleichem Zeitraum d​es 14. Jahrhunderts einzuordnen.

Nach anderen Aussagen, wurden d​ie drei Burgen i​m 13. b​is 14. Jahrhundert v​on den Herren von Bellersheim erbaut. Sie w​aren ein i​n der Wetterau w​eit verbreitetes, begütertes Uradels-Geschlecht u​nd Vasallen v​on Arnsburg-Münzenberg. Urkundlich bezeugt w​urde 769 e​in Nantherus v​on Baldratesheim m​it einer Schenkung a​n das Kloster Lorsch.

1588 wurden a​lle Bellersheimer Burgen a​n Quirin v​on Riedesel verkauft.

Oberburg

Eingang zur Oberburg

Die 1452 erwähnte Oberburg i​st die größte d​er Burgen, urkundlich erstmals z​u Beginn d​es 14. Jahrhunderts, u​nd war e​ine Wasserburg m​it Wassergraben u​nd Zugbrücke, d​eren Gelände h​eute noch z​um Teil v​on einer h​ohen Mauer umgeben ist.

1588 kaufte Quirin v​on Riedesel a​lle drei Bellersheimer Burgen. Sein datiertes Wappen i​st noch i​n der Scheune d​er Oberburg eingebaut. Später w​urde der Hof verpachtet, b​is die Gemeinde d​en Hof übernahm. 1873 tauschte d​ie Gemeinde d​en Besitz v​on Oberburg u​nd Mittelburg. Neuer Besitzer w​ar Fürst Solms-Braunfels. Dieser verpachtete d​ie Burg a​ls Hof. Im 19. Jahrhundert w​urde der Wassergraben verschüttet u​nd zum Garten umgestaltet. Das Wohnhaus w​urde vom n​euen Besitzer Conrad Carl weiter ausgebaut u​nd 1944 d​urch einen Bombenangriff zerstört, w​obei das Pächterehepaar Kammer getötet wurde. Seit d​em Neuaufbau d​es Wohnhauses, n​ur noch d​ie Wegseite z​eigt im Unterbau Burgformen, w​ird der Hof b​is heute landwirtschaftlich genutzt. Die Sandsteintore u​nd Pfeiler d​er großen Scheunen zeigen d​as Riedeselwappen m​it der Jahreszahl 1607.

Mittelburg

Die Reste der Mittelburg

Die zentral gelegene Mittelburg, eine 1380 bis 1390 von Henne von Bellersheim im gotischen Stil erbaute Wasserburg mit zwei Wohnhäusern und einer großen Scheune, war von einem Wassergraben mit Zugbrücke umgeben. Im Burghof befand sich ein Ziehbrunnen mit steinernem Überbau und der Jahreszahl 1515. Die Grundmauern und Keller der Gebäude finden sich heute noch im Gartenbereich. Nach der Familie Riedesel kam die Burg 1783 an den Fürst zu Solms-Braunfels. 1873 tauschte die Gemeinde die Gebäude der Oberburg gegen die Mittelburg und nutzte fortan die Mittelburg nach Einrichtung von Schulräumen und Lehrerwohnung als Schule bis 1962. Das zweite Wohnhaus wurde in dieser Zeit abgerissen und der Burggraben zugeschüttet, um die Straße nach Bettenhausen bauen zu können. Mit der Fertigstellung einer neuen Schule 1962 wurde die Mittelburg als Wohngebäude verkauft. Von der Burg ist heute nur noch das Steinhaus (Riedeselsches Wappen von 1590 über der Eingangstür), als ehemaliges Haupthaus mit einem Treppenturm erhalten.

Unterburg

Hofeingang zur ehemaligen Unterburg in Bellersheim. Links Burgmauer mit Schießscharte und Erklärungstafel, rechts das nach einem Brand im 19. Jahrhundert wiederaufgebaute Herrenhaus (Haupthaus: Münzenberger Straße 3)

Die Unterburg hatte mehrfache Besitzerwechsel: Nach dem Aussterben der Familie Riedesel, deren Wappen mit der Jahreszahl 1599 aus dem Torbogen der Scheune noch erhalten ist, folgte ein Herr von Waldeck. Später kaufte Graf Christoph Martin von Degenfeld-Schonburg die Unterburg[3]. Zwischen 1631 und 1755 waren bei der Mittelrheinischen Reichsritterschaft Prozesse anhängig, in der sich die Schonburgs (auch Schomburg) gegen Forderungen der ehemaligen Pächter der Riedeselschen Güter (Unterburg mit Zubehör in Muschenheim und Oberbessingen) der von Hattstein als Erben der Gall von Gallenstein wehrten. Margarete von Groerodt geborene Riedesel von Bellersheim und ihr Sohn Wolff hatten ihr Hofgut Unterburg mit Zubehör am 30. März 1631 an den Rittmeister Cosmo Gall von Gallenstein und seine Frau Catharina Dorothea, geb. Knobloch von Hatzbach verpachtet, die eine Kaution von 1500fl. stellen mussten.[4] Von der Gemeinde Bellersheim kaufte 1833 Urias Hahn die im 13. Jahrhundert erbaute Burg, von der nur noch Scheunen und Ställe vorhanden waren, mit dem dazugehörigen Land. Auf den noch erhaltenen Gewölbekellern mit der Jahreszahl 1593 baute er das Wohnhaus wieder auf. Bis heute ist die Unterburg in Familienbesitz, umgeben von einer vollständig erhaltenen hohen Mauer mit eingebauten Schießscharten.

Literatur

  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 300f.
  • Herbert Engel, Willi Heuchler: Hungen und seine Stadtteile in alten Ansichten, Selbstverlag, hungen 1986 (Bilder zu den Burgen)
Commons: Oberburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Mittelburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Unterburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Webseite der Stadt Hungen: Bellersheim
  2. Burgenlexikon: Bellersheim (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burgenlexikon.eu
  3. Die Lebensdaten nach Bellersheimer Burgen mit einer wechselvollen Geschichte (Memento des Originals vom 8. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.giessener-allgemeine.de (Gießener Allgemeine, Artikel vom 12. Oktober 2010) sind eindeutig auf Christoph Martin von Degenfeld-Schonburg zu beziehen.
  4. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Akten Mittelrheinische Reichsritterschaft, HStAD Best. F 1 Nr. 99/3
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