Basil Goulandris
Basil Goulandris (auch Vassilis, Βασίλειος Γουλανδρής; * 6. September 1913 in Andros (Griechenland); † 27. April 1994 in Athen) war ein griechischer Reeder und Kunstsammler.[1]
Leben
Goulandris Vater bediente mit seinen Schiffen den Fährbetrieb in der Ägäis. Der Betrieb der von seinen fünf Söhnen 1939 gegründeten Reederei kam nach der italienischen und deutschen Besetzung Griechenlands im Jahr 1941 zum Erliegen, die auf dem Atlantik befindlichen Schiffe der Reederei wurden für die Versorgung Großbritanniens eingesetzt. Durch deutsche U-Boote verlor die Reederei die Schiffe Violando N. Goulandris, Frangoula B. Goulandris und George J. Goulandris.[2] Die Reederei nahm nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen jähen Aufschwung, als Goulandris von der weltweiten Tonnage-Knappheit im Koreakrieg profitierte. Basil, der in Griechenland und in der Schweiz studiert hatte, übernahm 1950 nach dem Tod des Bruders John die Führung in dem Familienunternehmen, das seinen Sitz in New York City genommen hatte. Goulandris schuf eines der griechisch kontrollierten Schifffahrtsimperien. Seine um die Greek Line gruppierten Unternehmen konnte er mit wechselndem Erfolg durch die Schifffahrtskonjunkturen führen. In Spitzenzeiten besaß die Reederei-Gruppe 70 Schiffe, die von Griechenland aus im Transatlantikverkehr eingesetzt wurden oder auch in der Australienauswanderung. Mit der allmählichen Verdrängung der Passagierschifffahrt durch Fluglinien verlegte sich die Greek Line zunehmend auf Kreuzfahrten. Die Gesellschaft geriet in den 1970er Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten und ging 1975 in Liquidation. Goulandris hatte in der Zwischenzeit ein weiteres Standbein im Banken- und Finanzsektor gefunden. Goulandris pflegte zu den jeweiligen Regierungen in Griechenland gute Beziehungen, auch zu der von 1968 bis 1974 herrschenden Griechischen Militärdiktatur. Noch im Ersten Golfkrieg 1992 konnte Goulandris von einer Tonnage-Überlassung an den Iran profitieren.[3] Goulandris war Mitglied im Verwaltungsrat des American Bureau of Shipping.
Basil Goulandris war mit Elisa Karadontis (1917–2000) verheiratet, das Paar war kinderlos. Nach der Schiffskatastrophe des Kreuzfahrtschiffs Lakonia im Jahr 1963 übersiedelte Goulandris 1965 in die Schweiz. Im hohen Alter erkrankte er an Parkinson, was ihn seit Ende der 1980er Jahre in seinen Handlungen schwer beeinträchtigte. In Frankreich wurde er 1981 zum Ritter der französischen Ehrenlegion, 1986 zum Offizier und außerdem 1983 zum Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres ernannt. In Griechenland erhielt er 1956 den Orden Georgs I. sowie andere Auszeichnungen.[4]
Kunstsammlung
Goulandris kaufte 1957 für einen damaligen Rekordpreis von 297.000 Dollar ein Stillleben mit Äpfeln des Malers Paul Gauguin.
Die „Vasilis und Eliza Goulandris Stiftung“ und das „Museum für moderne Kunst“ auf Andros wurden 1979 gegründet. Goulandris' seit 1978 öffentlich gezeigte Kykladensammlung ist seit 1986 Bestandteil des Museums für kykladische Kunst in Athen, wo ein von der Goulandris-Stiftung geplanter Museumsbau des Architekten Ieoh Ming Pei 1996 an dem antiken Baugrund scheiterte. Seine in der Schweiz befindlichen Bilder hingen im Winter in seinem Chalet in Gstaad, im Sommer in einer Villa in Lausanne oder sie waren eingelagert. In der Sammlung befinden sich Gemälde und Plastiken von Francis Bacon, Balthus, Pierre Bonnard, Georges Braque, Paul Cézanne, Edgar Degas, Max Ernst, Alberto Giacometti, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Fernand Léger, Joan Miró, Richard Lin, Claude Monet, Jackson Pollock, Auguste Rodin und Henri de Toulouse-Lautrec.
Das Goulandris-Museum für zeitgenössische Kunst wurde 2019 in Athen eröffnet.
Trotz der ungeklärten Eigentumsverhältnisse unter den Erben Goulandris' kam es bereits zu Abverkäufen aus dem Sammlungsbestand.
Weblinks
- Basil P. Goulandris, Kurzbiografie bei der Vasilis und Eliza Goulandris Stiftung
- Stefan Koldehoff: Da war Kunst für eine geschätzte halbe Milliarde Dollar, in: FAZ, 26. Februar 2013
Einzelnachweise
- Michael Moschos: Obituary: Basil Goulandris, in: The Independent, 6. Mai 1994
- Violando N. Goulandris, siehe U48, auch bei uboat.net; Frangoula B. Goulandris, siehe U26, auch bei uboat.net; George J. Goulandris, siehe U66, auch bei uboat.net;
- Basil Goulandris, Kurzbiografie bei switzerland is yours
- Auszeichnungen in der Kurzbiografie bei der Vasilis und Eliza Goulandris Stiftung