Balkhausen (Seeheim-Jugenheim)
Balkhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Seeheim-Jugenheim im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Balkhausen Gemeinde Seeheim-Jugenheim | |
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Höhe: | 260 m ü. NHN |
Fläche: | 4,55 km²[1] |
Einwohner: | 612 (31. Dez. 2017)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 135 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Jugenheim a. d. Bergstraße |
Postleitzahl: | 64342 |
Vorwahl: | 06257 |
Geographische Lage
Balkhausen liegt im Vorderen Odenwald in Südhessen in der Einsenkung zwischen dem Melibokus-Massiv im Westen und dem Felsberg-Massiv im Osten. Die Gemarkung umfasst das Quellgebiet des Quaddelbachs (tw. auch Quattelbach bezeichnet), der in nördliche Richtung talabwärts nach Jugenheim führt, wo er sich mit dem Stettbach zum Landbach vereinigt. Die südliche Gemarkungsgrenze folgt dem Rücken, der die beiden Bergmassive mit einer Sattelhöhe von rund 285 Meter verbindet. Der südliche Ortsrand liegt wenige Hundert Meter von diesem Übergang zum Mühltal entfernt, durch das man am Mühlbach entlang nach Süden über Hochstädten nach Auerbach gelangt, das als Stadtteil von Bensheim an der Bergstraße und am Ostrand der Oberrheinischen Tiefebene liegt. Dem Quaddelbach talaufwärts nach Osten folgend, kommt man entweder zum Felsenmeer oder über die Kuralpe am Staffeler Kreuz hinab nach Staffel und weiter nach Modautal.
Östlich des Ortes Richtung Schmal-Beerbach liegt die Siedlung Quattelbach, die als Weiler 1377 zum ersten Mal urkundlich wurde und schon immer Teil der Balkhäuser Gemarkung war.
Geschichte
Die erste bis heute bekannte Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1357. Es handelt sich um eine Urkunde, die auf der Burg Bickenbach (heute Schloss Alsbach) über den dortigen Burgfrieden verfasst wurde. Hierin werden auch Ländereien in Balkhusen erwähnt[3]. In späteren Dokumenten wird Balkhausen unter den Ortsnamen Balkhusen (1357), Blaghuß (1380–1388), Walkhosen und Balkhusen (1415), Balkhusen (1451), Balckhusen (1496) und Balckhausen (1553) erwähnt.[1]
Die Balkhäuser Kirche wird Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt. Sie war immer Filialkirche von Jugenheim. 1571 wird Balkhausen durch das Amt Auerbach und 1621 vom Amt Seeheim-Tannenberg verwaltet.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Balkhausen völlig ausgestorben erst 1648 findet sich wieder ein Bewohner in den Chroniken, zugezogen aus der Umgebung. Erst im Jahr 1660 gab es wieder 27 Einwohner.
Im 18. Jahrhundert festigt sich die Struktur des Ortes; man baut entlang der natürlichen Linie des Bachlaufes, dem Quaddelbach. So entsteht langsam ein sogenanntes Waldhufendorf.
1714 verkaufte die Grafschaft Erbach, die 500 Jahre über das Odenwaldgebiet herrschte, aus Geldnot Balkhausen als Zubehör des Amtes Seeheim-Tannenberg an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Dort und in den Nachfolgestaaten verblieb es bis heute.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Balkhausen:
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Balkhausen am 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Jugenheim a. d. Bergstraße eingegliedert. Am 31. Dezember 1977 wurden dann kraft Landesgesetz die Gemeinden Seeheim und Jugenheim zur neuen Gemeinde Seeheim zusammengeschlossen.[5] Seit dem 1. Januar 1978 trägt die Gemeinde den amtlichen Namen Seeheim-Jugenheim.[6][7] Für den Ortsteil Balkhausen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Balkhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]
- vor 1714: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Erbach (1571: Amt Auerbach, 621 und 1714: Amt Seeheim-Tannenberg)
- ab 1714: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Kauf), Obergrafschaft Katzenelnbogen, Amt Seeheim-Tannenberg
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Seeheim-Tannenberg
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Amt Seeheim[11]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Seeheim
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Bensheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Zwingenberg) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- ab 1867: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Darmstadt (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- am 31. Dezember 1971 zur Gemeinde Seeheim
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg (in dem die Landkreise Dieburg und Darmstadt im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen)
Gerichte
Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:[1]
- 1380–1388: Die Herren von Bickenbach
- dann die Schecken von Erbach
- 1484: Zentgericht Jugenheim
- ab 1821: Landgericht Zwingenberg
- ab 1879: Amtsgericht Zwingenberg
- ab 1934: Amtsgericht Bensheim
- ab 1968: Amtsgericht Darmstadt
Einwohnerentwicklung
• 1629: | Hausgesesse[1] | 9
• 1791: | 130 Einwohner[12] |
• 1800: | 150 Einwohner[13] |
• 1806: | 171 Einwohner, 27 Häuser[11] |
• 1829: | 274 Einwohner, 37 Häuser[4] |
• 1867: | 302 Einwohner, 46 Häuser[14] |
Balkhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 130 | |||
1800 | 150 | |||
1806 | 171 | |||
1829 | 274 | |||
1834 | 285 | |||
1840 | 297 | |||
1846 | 337 | |||
1852 | 311 | |||
1858 | 298 | |||
1864 | 313 | |||
1871 | 294 | |||
1875 | 309 | |||
1885 | 336 | |||
1895 | 313 | |||
1905 | 287 | |||
1910 | 276 | |||
1925 | 297 | |||
1939 | 265 | |||
1946 | 409 | |||
1950 | 412 | |||
1956 | 346 | |||
1961 | 389 | |||
1967 | 465 | |||
1970 | 474 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 633 | |||
2017 | 610 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[15] |
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 273 lutheranische (= 99,64 %) und ein katholischer (= 0,36 %) Einwohner[4] |
• 1961: | 320 evangelische (= 82,26 %), 63 katholische (= 16,20 %) Einwohner[1] |
Politik
Für Balkhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Balkhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm drei Mitglieder der CDU, ein Mitglied der SPD und ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen an. Ortsvorsteher ist Martin Bersch (CDU).[16]
Vereine
In Balkhausen gibt es die folgenden Vereine und Interessengruppen: Bläserchor Balkhausen (ehemals Posaunenchor), Balkhäuser Carneval Club (BCC), Freiwillige Feuerwehr Balkhausen (FFB), Heimat- und Verschönerungsverein Balkhausen (HVB – ehemals Verkehrs- und Verschönerungsverein), Balkhäuser Kerwemädcher und -borsch, Landfrauenverein Balkhausen, Sportclub Balkhausen (SCB).
Freizeit
Der Rentnerweg ist ein beliebter Kurzwanderweg, vor allem für ältere Menschen. Er ist knapp drei Kilometer lang, liegt südwestlich vom Ortsteilskern und verläuft, fast kreisförmig, von der Roesener-Brücke bis zur Landstraße 3103. Am Wegesrand stehen neun Holzbänke (zum Teil mit Tischen), die reizvolle Blicke in die Landschaft des vorderen Odenwalds erlauben.
Literatur
- zsgest. von Ludwig Helfrich: Balkhausen im Odenwald – Im Wandel der Zeit. Geiger-Verlag, Horb am Neckar – 1995 ISBN 3-89570-037-1.
- Hans Buchmann: Burgen und Schlösser an der Bergstraße. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0592-2.
- Hans Buchmann: Jugenheim, Balkhausen und der Heiligenberg. Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim an der Bergstraße 1863 e.V., Seeheim-Jugenheim 1978.
Weblinks
- Geschichte der Ortsteile. In: Webauftritt. Seeheim-Jugenheim
- Balkhausen. Ortsgeschichte, Infos. In: www.balkhausen.net. Private Website
- Balkhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Quattelbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Balkhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Daten des Einwohnermeldeamts Seeheim-Jugenheim, Information der Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, 20. September 2018
- Urkunde: HStAD Bestand A 1 Nr. 21/2 In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 9 (Online bei google books).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 382.
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 243.
- Hauptsatzung. (PDF; 53 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
- Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 127 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 132 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 12 (Online bei google books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Ortsbeirat Balkhausen. In: Webauftritt. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im November 2019.
- Darmstädter Echo, Samstag, 12. September 2015, S. 21
- Darmstädter Echo, Mittwoch, 12. Oktober 2016, S. 21