Bahnhof Flughafen BER – Terminal 1-2
Der Bahnhof Flughafen BER – Terminal 1-2, ursprünglich als Bahnhof Flughafen Berlin Brandenburg erbaut, ist der in der brandenburgischen Gemeinde Schönefeld gelegene unterirdische Flughafenbahnhof des Flughafens Berlin Brandenburg. Die Station besitzt sechs Bahnsteiggleise, von denen vier dem Fern- und Regionalverkehr dienen. Sie gehören zum bahnbetrieblich eigenständigen Bahnhof Berlin Flughafen BER. Die S-Bahn Berlin bedient den Bahnhof Berlin Flughafen BER (S-Bahn), zu dem zwei Bahnsteiggleise gehören.
Flughafen BER – Terminal 1-2 | |
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Bahnsteige mit IC, RB und S-Bahn-Zug | |
Daten | |
Bauform | Tunnelbahnhof |
Bahnsteiggleise | 4 (Fernbahn) 2 (S-Bahn) |
Abkürzung | BFBI (Fernbahn) BFBB (S-Bahn) |
Preisklasse | 2 |
Eröffnung | 30. Oktober 2011 (betrieblich) 26. Oktober 2020 (S-Bahn-Verkehr) 31. Oktober 2020 (Fern- und Regionalverkehr) |
Webadresse | sbahn.berlin |
Profil auf Bahnhof.de | Flughafen-BER-Terminal-1-2-5655594 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Schönefeld |
Land | Brandenburg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 22′ 0″ N, 13° 30′ 12″ O |
Schienenoberkante | 34 m ü. NHN |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Brandenburg |
Der Bahnhof und die anschließenden Strecken wurden zum ursprünglich geplanten und vertraglich vereinbarten Einweihungstermin des Flughafens am 30. Oktober 2011 betrieblich fertiggestellt.[1] Aufgrund der Verzögerungen beim Bau des Flughafens begann die öffentliche Nutzung erst Ende Oktober 2020.
Lage
Der Bahnhof liegt direkt unterhalb des Flughafenterminals an den Bahnstrecken Glasower Damm Ost–Bohnsdorf Süd (Fernbahn) und Grünauer Kreuz–Flughafen Berlin Flughafen BER (S-Bahn) und besitzt sechs Bahnsteiggleise. Von den drei Mittelbahnsteigen dienen zwei der Regional- und Fernbahn (405 Meter Länge, Durchgangsbetrieb) und einer der S-Bahn (152,5 Meter Länge, Betrieb als Kopfbahnhof von Westen).[2] Dabei führt die Strecke westlich vom Berliner Außenring her an den Flughafen heran, taucht zwischen den beiden Startbahnen in den Untergrund ab und unterquert den sogenannten Midfield-Bereich mit Terminal und Bahnhof. Die Fernbahngleise setzen sich weiter Richtung Osten fort. Nach dem Wiederauftauchen schließt sich eine Kehranlage an. Die Gleise verlaufen dann südlich der früheren Flughafenanschlussstrecke bis zur Görlitzer Bahn und binden in Höhe Bohnsdorf/Grünau in diese ein. Dadurch ist ein Verkehrsanschluss sowohl von Westen, von der Anhalter und Dresdener Bahn her, als auch von Osten, von Königs Wusterhausen sowie von Berlin über die Görlitzer Bahn gewährleistet.
Geschichte
Die Konzept- und Vorplanungsphase lief vor 1997. Von 1997 bis 2004 folgte die Entwurfsplanung und Planfeststellung. 2005 und 2006 folgten Vertragsverhandlungen zwischen Bund, den Bundesländern Brandenburg und Berlin, der Flughafengesellschaft und der Deutsche Bahn. Die Projektumsetzung durch die DB begann am 5. September 2006.[1]
Der Bau des Bahnhofs begann im Februar 2007.[3] Die Bundesregierung rechnete 2007 mit 10,6 Millionen Bahnreisenden pro Jahr, davon 1,8 Millionen bei der S-Bahn.[4] Rund die Hälfte der erwarteten rund 27 Millionen Fluggäste pro Jahr würden damit mit der Bahn an- bzw. abreisen.[5]
Die Tunnel- und Trogbauwerke wurden größtenteils im Schutz einer Grundwasserabsenkung als Stahlbetonkonstruktionen (Weiße Wanne) in Ortbetonbauweise errichtet.[6] Am 25. Juni 2009 wurde Richtfest gefeiert. Der fertiggestellte Rohbau wurde zum 30. März 2010 an die Deutsche Bahn für den weiteren Ausbau übergeben.[3] Der Bahnhof ist seit dem 7. Juni 2011 elektrisch befahrbar.[7]
Der Rohbau der Schienenanbindung (Tunnel und Bahnhof) wurde im Auftrag der Deutschen Bahn durch die Flughafengesellschaft auf Basis eines vereinbarten Festbetrags in Höhe von 285 Millionen Euro realisiert. Kritiker bemängelten bei Baubeginn, dass die tatsächlichen Kosten deutlich niedriger liegen könnten.[8] Dieser Kostenrahmen wurde trotz ergänzender Anforderungen zur Entrauchung eingehalten.[3] In den Bahnhof und dessen Anbindung wurden insgesamt rund 636 Millionen Euro investiert.[5]
Der Bahnhof und seine Anbindungsstrecken wurden am 30. Oktober 2011 in Betrieb genommen. Das Eisenbahnbundesamt gab am 2. Juni 2012 den Tunnel für Zugfahrten ohne Personenverkehr frei. Die S-Bahn Berlin führte bis Juli 2014 Streckenkenntnis-Ausbildungsfahrten durch und stellte diese wieder ein, nachdem kein Eröffnungstermin absehbar war.[9] Die „Antischimmelpilz“-Entlüftungsfahrten wurden weiter durchgeführt.[10] 2020 wurden vor Aufnahme des Personenverkehrs die Brandmeldeanlagen von Terminal und Bahnhof abgenommen.[3] Am 25. Oktober 2020 wurde der Bahnhof einige Tage vor Eröffnung des Flughafens eingeweiht, am 26. Oktober begann der öffentliche S-Bahn-Verkehr. Seit 31. Oktober 2020 wird der Bahnhof auch vom Regionalverkehr und einer IC-Linie bedient, die zuvor den alten Schönefelder Bahnhof anfuhr.
Anlagen
Strecken
Zur Anbindung des Bahnhofs an das übrige Netz wurden 18,5 Kilometer Strecken für den Fern- bzw. Regionalverkehr sowie 8,6 Kilometer für die S-Bahn errichtet.[5] Für den Fern- und Regionalverkehr entstand die Bahnstrecke Glasower Damm Ost–Bohnsdorf Süd. Die zweigleisige Neubaustrecke zweigt östlich der Kreuzung mit der Dresdener Bahn vom Berliner Außenring ab. Richtung Osten führt sie zum Flughafen und weiter zur Görlitzer Bahn, wo eingleisige Verbindungen sowohl Richtung Berlin als auch stadtauswärts entstanden. Der Bau der direkten Verbindung in die Berliner Innenstadt über die Dresdener Bahn verzögert sich. Die Strecke soll einschließlich einer Verbindungskurve zum Flughafen Mitte der 2020er Jahre in Betrieb gehen.
Für den S-Bahn-Verkehr wurde die Strecke zum alten Flughafenbahnhof Schönefeld verlängert. Sie führt im Norden und Westen um das Flughafenareal und erreicht den Flughafenbahnhof parallel zu den Fernbahngleisen vom Außenring. Beide Strecken unterqueren westlich des Bahnhofs das Flugfeld, um den unterirdischen Bahnhof Flughafen BER–Terminal 1-2 zu erreichen.
Gleise und Bahnsteige
Im Bahnhof befinden sich drei Bahnsteige, zwei für die Fern- und Regionalzüge mit zwei Inselbahnsteigen und den Gleisen 1 und 2 bzw. 3 und 4. Nördlich daran schließt sich der S-Bahnsteig mit den Gleisen 5 und 6 an. Betrieblich sind die Fern- und S-Bahn-Station zwei unabhängige Bahnhöfe. Während die Fernbahnstrecke weiter nach Osten führt und im Osten des Bahnhofs wieder die Erdoberfläche erreicht, enden die Gleise der S-Bahn im Bahnsteigbereich. Die S-Bahn-Züge wenden am Bahnsteig, östlich der Bahnsteige gibt es ein bereits oberirdisch liegendes Aufstellgleis für Regionalzüge.
Die Bahnsteige besitzen jeweils drei Zu- und Abgänge in das direkt über dem Bahnhof liegende Terminalgebäude bzw. auf der Ostseite zur Airport-City. Im Erdgeschoss des Terminalgebäudes befindet sich neben einigen Versorgungseinrichtungen das Reisezentrum. Von den Bahnsteigen führen Fahrtreppen in das Terminal, abwärtsführende Fahrtreppen zu den Bahnsteigen wurden nicht eingeplant.[11]
Anbindung
Der Flughafen-Express (FEX) verbindet den Flughafen in 29 Minuten via Ostkreuz und Gesundbrunnen alle 30 Minuten mit dem Berliner Hauptbahnhof. Zudem verbinden die Züge der Linien RE 7 und RB 14 die Bahnhöfe der Berliner Stadtbahn ebenfalls etwa alle 30 Minuten mit dem Flughafen. Außerdem verkehrt stündlich die RB 22 zwischen Potsdam, dem Flughafen und Königs Wusterhausen.[12] Hinzu kommt eine Intercity-Linie (IC 17) zwischen Dresden, dem Flughafen, Berlin und Rostock bzw. Warnemünde, die alle zwei Stunden verkehrt. Des Weiteren wird der Flughafen durch zwei S-Bahn-Linien angefahren. Die Reisezeit mit der S-Bahn beträgt 38 Minuten vom Südkreuz und 78 Minuten von Spandau.[5]
Linie | Fahrtverlauf | Takt |
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IC 17 | Dresden – Elsterwerda – Flughafen BER – Terminal 1-2 – Berlin Hbf – Neustrelitz – Rostock – Warnemünde | 120 min |
FEX | Flughafen BER – Terminal 1-2 – Berlin Ostkreuz – Berlin Gesundbrunnen – Berlin Hbf | 2 mal pro Stunde |
RE 7 | Wünsdorf-Waldstadt – Zossen – Blankenfelde – Flughafen BER – Terminal 1-2 – Berliner Stadtbahn – Bad Belzig – Dessau | 60 min |
RB 14 | Flughafen BER – Terminal 1-2 – Berliner Stadtbahn – Nauen | 60 min |
RB 22 | Königs Wusterhausen – Flughafen BER – Terminal 1-2 – Saarmund – Golm – Potsdam Hbf – Potsdam Griebnitzsee | 60 min |
Südkreuz – Tempelhof – Hermannstraße – Neukölln – Köllnische Heide – Baumschulenweg – Schöneweide – Johannisthal C Adlershof – Altglienicke – Grünbergallee – Flughafen BER – Terminal 5 (Schönefeld) – Waßmannsdorf – Flughafen BER – Terminal 1-2 | 20 min | |
Spandau – Stresow – Pichelsberg – Olympiastadion – Heerstraße – Messe Süd – Westkreuz – Charlottenburg – Savignyplatz – Zoologischer Garten – Tiergarten – Bellevue – Hauptbahnhof – Friedrichstraße – Hackescher Markt – Alexanderplatz – Jannowitzbrücke – Ostbahnhof – Warschauer Straße – Treptower Park – Plänterwald – Baumschulenweg – Schöneweide – Johannisthal – Adlershof – Altglienicke – Grünbergallee – Flughafen BER – Terminal 5 (Schönefeld) – Waßmannsdorf – Flughafen BER – Terminal 1-2 | 20 min | |
Stand: 12. Dezember 2021 |
Planungen aus der Zeit der ursprünglichen Flughafeneröffnung um 2011 zufolge sollte es insgesamt sechs Fernzugpaare nach bzw. von Hannover, Hamburg, Münster, Amsterdam, Krakau und dem Ruhrgebiet geben.[13]
Planung für 2022
Im Rahmen der Neuordnung der Regionalverkehrslinien in und um Berlin zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 tritt die zweite Betriebsstufe in Kraft. Aufgrund fehlender Wendemöglichkeiten für Züge, die den Flughafenbahnhof aus Richtung Osten anfahren, müssen zwei Linien in dieser Betriebsphase wieder den alten Regionalbahnhof Schönefeld, nun Flughafen BER – Terminal 5 (Schönefeld) genannt, anfahren. Der Flughafenexpress wird in dieser Zeit alle 30 Minuten alternierend weiter nach Wünsdorf-Waldstadt und Ludwigsfelde verlängert.[12]
Planung für 2025
Mit Fertigstellung der Ferngleise der Dresdener Bahn voraussichtlich im Jahr 2025 startet die dritte Betriebsstufe. Von da an wird der Flughafenexpress mit verkürzter Fahrtzeit von rund 20 Minuten alle 15 Minuten zwischen dem Flughafen und dem Hauptbahnhof via Südkreuz und Potsdamer Platz pendeln. Die zuvor am Terminal 5 endenden Linien aus Oranienburg und Eberswalde werden dann zum Hauptterminal geführt und weiter nach Wünsdorf-Waldstadt und Ludwigsfelde verkehren.[12] Die direkte S-Bahn-Verbindung vom Flughafen auf den Südring (Linie S45) soll dann durch eine Linie zum Ostring (Linie S85) ersetzt werden[14]
Siehe auch
Literatur
- Bernd Kuhlmann: Auf Schienen zum Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter, 38. Jg., Heft 6 (November/Dezember 2011), S. 172–178.
Weblinks
Einzelnachweise
- Peter Schulze: Bahnanbindung des Flughafens Berlin-Brandenburg – ein Projektrückblick. In: Elektrische Bahnen. Nr. 11, November 2021, ISSN 0013-5437, S. 450–457.
- DB ProjektBau GmbH (Hrsg.): Infrastrukturprojekte 2010. Bauen bei der Deutschen Bahn. Eurailpress-Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-7771-0414-0, S. 14–26.
- Drucksache 17/11071. (PDF; 29 kB) Abgeordnetenhaus Berlin, 27. Oktober 2012, abgerufen am 14. November 2012.
- Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Peter Hettlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Drucksache 16/7104 (PDF; 67 kB). In: Drucksache 16/7371, 29. November 2007.
- Wir waren ja pünktlich fertig… In: DB Welt. Nr. 12, Dezember 2017, S. 14 f.
- Entwurfsarchitekten BDS Bechtloff.Steffen.Architekten BDA vormals BDS Bechtloff.Derfler.Steffen.Architekten BDA
- Eisenbahn-Magazin 8/2011, S. 16.
- Bahnhof könnte Steuerzahler 100 Millionen Euro zu viel kosten. Spiegel online, 24. Februar 2007
- Berliner Verkehrsblätter Nr. 8/14, S. 156
- Berliner Verkehrsblätter Nr. 4/13, S. 67
- Berliner Zeitung: BER: Rolltreppen zum Bahnsteig fehlen. Abgerufen am 30. Oktober 2020 (deutsch).
- ÖPNV-Anbindung an den neuen Flughafen Berlin Brandenburg. Pressemeldung des VBB. 6. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2016.
- Abschnitt Verkehrsanbindung im Flughafenhandbuch (PDF; 3,1 MB)
- Nahverkehrsplan 2019-2023. S. 277, abgerufen am 8. November 2020: „Anstelle der direkten S-Bahn-Verbindung vom Flughafen auf den Südring (Linie S45) soll die zweite Zuggruppe der S-Bahn vom Flughafen auf den Ostring (Linie S85) geführt werden.“